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Veröffentlicht am 11.07.2020

Geschichte wird lebendig

Unter Wölfen
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Nürnberg in der Hochzeit des Naziregimes. Mit klaren, kalten Worten beschreibt Alex Beer die Stimmung der Stadt, die Angst der Verfolgten und den Übermut der Machthabenden. Es ist 1942 in der fränkischen ...

Nürnberg in der Hochzeit des Naziregimes. Mit klaren, kalten Worten beschreibt Alex Beer die Stimmung der Stadt, die Angst der Verfolgten und den Übermut der Machthabenden. Es ist 1942 in der fränkischen Metropole und Beer nimmt den Leser mit in eine grauenvolle Zeit voll von Angst und irrwitzigen Regelungen – die man mal genauer lesen sollte. In Nebensätzen tauchen sie auf: Der Jude darf nicht vor 15 Uhr einkaufen, der Jude darf kein Radio hören, keine Zeitung lesen, der Jude darf nichts. Er wird als habgierig und listig beschrieben, mit kalten Augen, einem verräterischen Herz, ohne Moral. Ein Mahnmal, eine Erinnerung, die durch die Autorin lebendig wird. Schnell wird der Leser in die damalige Zeit hineingezogen und spürt die immense psychische Belastung, den Druck, die Beklemmung in jedem Handeln, die Angst vor der Willkür einer selbsternannten Macht. Als Rubinstein biblisch wie ein Schaf unter die Wölfe geschickt wird, stößt man ihn in ein eiskaltes Gewässer. Schwimm oder stirb, so mag Exfreundin Clara sich denken, die dem Protagonisten nicht ein Wort über die Mission verrät. Isaak kann sich nicht vorbereiten, muss nur mitspielen und hat Angst. Diese überträgt sich auf den Leser. Schafft es der Gesuchte sich zu verstellen, eine Rolle zu spielen, der er nicht gewachsen ist? Findet er immer zur richtigen Zeit einen Ausweg, eine Antwort, eine Ausflucht, um sich selbst zu retten? Als alles gut zu werden scheint, greift Beer noch einmal ein, natürlich kann es nicht gut gehen, kann es nicht mit so wenigen Problemen voranschreiten und der Plan des Widerstandes aufgehen. Nichts war einfach 1942 und Beer schönt gar nichts, faselt nicht, verkünstelt sich nicht in einer wildromantischen Liaison, sondern vermischt knallharte Fakten mit einer fiktiven Geschichte, die ohne Romantik auskommen muß. Alex Beer ist nicht umsonst mehrfach für ihre Romane ausgezeichnet worden. Sie hat eine klare Sprache, einen tollen Schreibstil und entführt den Leser in die Zeit des Naziregimes mit allen Schrecken und Hoffnungen. Die Autorin lässt Geschichte lebendig werden und gibt den Unterdrückten eine Stimme, die mahnend bis zu letzten Seite spricht.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Schön gestaltetes Städte-Entdecker-Buch

HOLIDAY Reisebuch: Die schönsten Wochenendtrips – 52 überraschende Städte für Entdecker
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Reisen, fremde Orte kennenlernen und bekannte Ziele wieder besuchen, Neues entdecken. Hier ist man genau richtig.

Von der großen weiten Welt habe ich schon so einiges gesehen und bin immer auf der Suche ...

Reisen, fremde Orte kennenlernen und bekannte Ziele wieder besuchen, Neues entdecken. Hier ist man genau richtig.

Von der großen weiten Welt habe ich schon so einiges gesehen und bin immer auf der Suche nach schönen Fleckchen, Sehenswertem. Dieses Städte-Entdecker-Buch ist genau richtig. Aufgegliedert in fünf europäische Regionen beginnend mit Deutschland, West-, Mittel- und Südost-, Nord- und Ost- sowie Südeuropa. Wenn ich grad mal Südeuropa herausgreife, kenne ich so einiges davon. Neben wunderschönen Fotos wird Sehenswertes in Anekdoten verpackt, die sehr unterhaltsam zu lesen sind. Welche Reisezeit günstig ist wird ebenso erwähnt wie Anreise, Übernachtungen... Ein Stadtplan darf natürlich auch nicht fehlen. Am Beispiel von Napoli geht es los mit Pizza Napolitana. Gaumen- und Augenschmaus, das Centro Storico als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind genauso beschrieben wie das la dolce vita… Ich komme ins Schwärmen, also höre ich besser auf. Es sind gezielt ausgewählte Sehenswürdigkeiten.

Ein schön gestaltetes Reisebuch, wohlgemerkt kein Reiseführer - zum selber drin schmökern oder zum verschenken, das ich wärmstens empfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Exzellent erzählter Thriller

Der Behüter: Thriller
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Laura Kern wird zu einer Toten – abgelegt direkt vor den Mülltonnen eines Krankenhauses – gerufen. Nicht zum ersten Mal ist in der Notaufnahme eine Patientin weg, noch bevor ihre Daten erfasst sind. Diese ...

Laura Kern wird zu einer Toten – abgelegt direkt vor den Mülltonnen eines Krankenhauses – gerufen. Nicht zum ersten Mal ist in der Notaufnahme eine Patientin weg, noch bevor ihre Daten erfasst sind. Diese verschwundenen Frauen wurden von ihren Partnern misshandelt, wie Laura und ihr Kollege Max bald herausfinden. Als die nächste Patientin auf die gleiche Weise abhanden kommt ist klar, dass das LKA es mit einem Serienkiller zu tun hat. Ist dieser Unbekannte zu stoppen? Die Jagd beginnt.

Catherine Shepherd nahm mich mit in eine Welt, in der sich keiner wiederfinden möchte. Sie versteht es, den Leser sofort in den Bann der Geschichte zu ziehen. Verdächtige hatte ich bald parat, sympathische Figuren wie unsympathische. Teilweise machte ich mehrere „Behüter“ ausfindig, sehr verdächtig agierende Subjekte, aber dann hatte ich doch wieder meine Zweifel, eine Kleinigkeit passte einfach nicht. Catherine spielt ein perfides, arglistiges Spiel mit dem Leser. Aber genau so soll es sein, darum liest man solche Thriller. Sie haucht ihren Figuren Leben ein, jede hat ihren eigenen, glaubwürdigen Charakter. Nicht nachlassende Spannung von Anfang bis zum Ende. Von Laura, Max und Taylor wird für meinen Geschmack genau die richtige Dosis Privatleben eingestreut, auch das macht eine gut erzählte Geschichte aus.

Lesegenuss pur. Das Buch hat mich gefangen von der ersten Seite an und ich musste die Nacht durchlesen, es ging nicht anders. Eine klare Leseempfehlung von mir – 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Geschichtsunterricht vom Feinsten

Eine Liebe zwischen den Fronten
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„Eine Liebe zwischen den Fronten“ von Maria W. Peter ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman, der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 angesiedelt ist.

Madeleine und Paul – sie Französin, ...

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ von Maria W. Peter ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman, der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 angesiedelt ist.

Madeleine und Paul – sie Französin, er Deutscher – wollen in Berlin mit der Familie ihre Verlobung feiern, als jäh in die fröhliche Gesellschaft die Nachricht von nahen Krieg dringt. Paul als preußischer Militärarzt muss zu seinem Regiment nach Coblenz. Und überstürzt, weil unabdingbar, brechen Madeleine und ihr Vater auf nach Frankreich, nach Metz. Schon ist alles in Aufruhr, es ist der Beginn unruhiger Zeiten. Madeleine und Paul sind von jetzt an auf unterschiedlichen, auf feindlichen Seiten. Sie können sich noch nicht einmal schreiben ohne sich und den Anderen zu gefährden. Werden sie sich je wiedersehen?

Packender historischer Roman über das Schicksal dreier Familien, die der Deutsch-Französische Krieg auseinanderreißt. Mit vielen Schauplätzen in Deutschland, Lothringen & dem Elsass.
Zum 150. Gedenkjahr des Deutsch-Französischen Krieges.

Maria W. Peter ist ein Meisterwerk gelungen. Sie verbindet die sehr gut recherchierten geschichtlichen Fakten mit den Schicksalen der fiktiven Personen. Dadurch wird das Geschehen aufs Anschaulichste dargestellt, könnten doch all diese Szenen zigmal so geschehen sein. Man bekommt Einblick in den Lazarett-Alltag, die Arbeit der Militärärzte und vieler freiwilliger Helfer. Aus verschiedenen Blickwinkeln beschreibt sie den Kriegsalltag. Diesem umfangreichen Werk ging eine lange Recherche voraus. Ihre Quellen waren z. B. Briefe, Tagebücher, Erlebnisberichte. Sie studierte alte Skizzen, Zeichnungen, Gemälde, las Fachliteratur, reiste zu Originalschauplätzen, führte viele Gespräche mit Experten, um diese Zeit, diese Stimmung und das Leben im 19. Jahrhundert in vielen Facetten nachzuspüren und authentisch wiederzugeben.

Mit Madeleine nimmt sie den Leser mit auf ihren Weg zurück nach Frankreich, teilweise über Schleichwege mit Fluchthelfern. Hier und auch an etlichen anderen Stellen werden historisch verbürgte Personen in das Geschehen mit verwoben, die Hilfsbereitschaft der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten dargestellt. Dies sind immer wieder kleine Highlights inmitten der Schlachtfelder. Ein Satz, den Madeleine sagt, hat mich lange beschäftigt, hat er doch nicht nur in diesem Krieg Gültigkeit: „Wieso erlaubt man es den Kindern, in den Krieg zu ziehen?“ Paul als Militärarzt zeigt immer wieder seine grenzenlose Menschlichkeit ob der ganzen Widrigkeiten. Clement in seiner Rolle als Freischärler, als Kämpfer des Franc-Trieur-Regiments, ist ein sehr zerrissener Charakter auf der Suche nach einem besseren Leben. Und dann ist noch das algerische Geschwisterpaar Djamila und Karim. Er muss für die verhassten Franzosen in dem Krieg, sie dient als Hausmädchen bei den Telliers.

Man merkt, dass sie in dem, was sie berichtet, daheim ist. Dass ihr das Geschriebene vertraut ist. Gerade in Friedenszeiten denkt man nicht groß darüber nach, wie es den Bewohnern in einer Grenzregion ergehen mag. Noch dazu, wenn – wie hier – der Landstrich einmal deutsch, dann wiederum französisch ist. Den politisch Verantwortlichen geht und ging es noch nie um die Menschen. Es waren immer Machtansprüche.

Maria W. Peter schreibt mit einer Liebe zum Detail. Sie hat mich restlos begeistert, mich absolut mitgenommen mit jeder Zeile, jeder Figur und ihrer historischen Exaktheit, verpackt in einen fesselnden Roman. Ihr Nachwort ist nochmal ein ganz besonderes Glanzlicht. Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Juwel zu lesen. 5 Sterne, leider sind mehr nicht möglich. Danke Maria.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Grausame Spielchen, spannend in Szene gesetzt

Der Tod im Doppelpack
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Das Ermittlerteam um Gordon Rabe hat es mit einem Mörderpärchen zu tun, das grausam zuschlägt. Die Opfer, brutalst zugerichtet, verlangen ihm und seinen Leuten so einiges ab. Man spürt hier so richtig ...

Das Ermittlerteam um Gordon Rabe hat es mit einem Mörderpärchen zu tun, das grausam zuschlägt. Die Opfer, brutalst zugerichtet, verlangen ihm und seinen Leuten so einiges ab. Man spürt hier so richtig die Lust am töten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, kann dieses Paar doch jederzeit wieder zuschlagen.

Und damit nicht genug, auch Pablo Martinez (Gordon Rabes erster Fall) meldet sich wieder und bedroht Gordons Familie.

Die erste, aber bestimmt nicht meine letzte Begegnung mit H.C. Scherf. Er schreibt und beschreibt grausame, brutale, schockierende Szenen so geschickt, dass – obwohl man eigentlich wegschauen möchte – dran bleiben muss. Hier tun sich Abgründe auf, die ein normal denkender Mensch sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen könnte. Die Drogenszene mit deren finsteren Gestalten, die absolute Lust am Töten und das aus der Kindheit resultierende Böse. Das alles und noch viel mehr wird hier aufs anschaulichste geschildert. Aber auch die Ängste Gordons um sein autistisches Kind, um seine Noch-Ehefrau. Die Puzzlearbeit, das sich herantasten an die Täter ist kurzweilig, spannend, keinen Augenblick langweilig. Einfach so, wie ein gut geschriebener Thriller sein muss.

Ja, ich will Gordon weithin begleiten, werde seine weiteren Fälle inhalieren. Hier ist nichts langweilig, man muss einfach weiter. Ein Thrillerfan wird daran nicht vorbeikommen.

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