Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2019

Ein großer Lesespaß

Tardigrada / WIedervereinigungen
0

Das Buch beginnt mit Attentaten, die bei dem Ein oder Anderen sicherlich Erinnerungen wachrufen werden. Ein Bombenattentat in Bologna im August 1980, ein antisemitischer Anschlag auf eine Pariser Synagoge ...

Das Buch beginnt mit Attentaten, die bei dem Ein oder Anderen sicherlich Erinnerungen wachrufen werden. Ein Bombenattentat in Bologna im August 1980, ein antisemitischer Anschlag auf eine Pariser Synagoge im Oktober 1980 und was uns ganz sicher im kollektiven Gedächnis geblieben ist, das Bombenattentat am Haupteingang des Münchener Oktoberfestes im September 1980.

Sollte all das von einem kranken Hirn gezielt geplant worden sein, um unseren Staat zu destabilisieren? Nun, laut diesem spannenden Krimi, 3. Teil der Triologie mit dem interessanten Namen "Tardigrada" ist das so. Mir gefällt es immer sehr wenn sich die Realität mit der Fantasie eines Autors mischt und fantasievoll ist dieses Buch auf jeden Fall. Schon anhand des Covers erahnt man ein bizarres Szenario und wird nicht enttäuscht.

Während die DDR ihrem Ende entgegengeht, plant der in der Schweiz lebende, alte und zunehmend kranke Anwalt Mehringer rechte Kräfte zu bündeln, um gegen den Staat vorzugehen. Er bedient sich dabei eines Stasifunktionärs, der sich wiederum mit einem Skinhead der rechten Szene zusammentut. Die Münchener Familie Rubinstein gerät zwischen die Fronten. Involviert sind nicht nur der deutsche Verfassungsschutz sondern auch der israelische Mossad.

Auch wenn man wie ich die ersten beiden Bände nicht kennt, kann man dem Buch gut folgen. Der Lesespaß ist aber sicherlich noch größer, wenn man zunächst die Vorgängerbücher gelesen hat. Der Schreibstil des Autors ist angenehm, die Spannung bleibt konstant erhalten.

Das Cover trifft jetzt nicht ganz meinen Geschmack, passt aber absolut zum Inhalt. Kleinere grammatikalische Fehler sind in der jetzigen Auflage auch noch vorhanden. Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde kennenlernen und hatte großen Spaß beim Lesen. Sicherlich werde ich mir die anderen beiden Bücher auch noch auf die Wunschliste setzen.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Nicht überzeugend

Was wäre ich ohne dich?
1

In jungen Jahren lernen sich der Franzose Martin, der nach seinem Abschluss an der Sorbonne in den USA seine Englischkenntnisse verbessern will und die Studentin Gabrielle in San Fransisco kennen und lieben. ...

In jungen Jahren lernen sich der Franzose Martin, der nach seinem Abschluss an der Sorbonne in den USA seine Englischkenntnisse verbessern will und die Studentin Gabrielle in San Fransisco kennen und lieben. Einen Sommer lang sind sie glücklich, doch dann muß Martin zurück nach Europa, wo er eine Karriere bei der Polizei beginnt. Die Beziehung zerbricht, obwohl beide davon überzeugt sind die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Vom Drogendezernat hat Martin inzwischen zum OCBC, der französischen Zentralstelle zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kunstgegenständen gewechselt und ist einem Meisterdieb auf der Spur, dessen Verfolgung ihn erneut nach Kalifornien verschlägt, in die Stadt in der er mit Gabrielle so glücklich war.

Dieser Roman des französischen Autors Guillaume Musso ist schon 2009 in Frankreich erschienen. Die Übersetzung kam aber erst 2018 in den deutschen Handel. Erschienen ist das Buch im Piperverlag. Für mich war es das erste Buch, dass ich von Musso gelesen habe und es hat mich leider nicht überzeugt. Dieses Buch scheint zunächst ein ganz normaler Liebesroman zu sein, hat aber auch Elemente eines Krimis und eines Mysteryromans. Es ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Protagonist Martin war mir jetzt auch nicht wirklich sympathisch und ich konnte seine Handlungen auch nicht immer nachvollziehen. Auch als erwachsener Mann hat er sich oft trotzig und kindisch verhalten, fand ich.

"Lieben ist die Hoffnung, alles zu gewinnen und zugleich die Gefahr, alles zu verlieren, und manchmal auch das Risiko, weniger geliebt zu werden, als man selbst liebt." Das war der schönste Satz in diesem Buch und zugleich der Dreh und Angelpunkt der handelnden Personen des Romans.

Der Schreibstil des Autors war flüssig und gut zu lesen. Die Geschichte steuert auf einen scheinbaren Höhepunkt zu,um sich dann recht kurios und mystisch aufzulösen,. Anders kann ich es nicht beschreiben, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Ich würde wahrscheinlich noch einmal einen Roman von Musso zum Vergleich lesen wollen. So richtig empfehlen kann ich dieses Buch nicht. Gefallen haben mir die Landschaftsbeschreibungen, der Schauplatz San Fransisco, wunderschön.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Wunderbar einfühlsamer Roman über eine furchtbare Zeit

Jahre aus Seide
0

In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ...

In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ist der 1. Teil der auf 3 Bände ausgelegten Seidenstadt - Saga.

Aus Sicht von Ruth Meyer, ältester Tochter von Karl und Martha Meyer, erfährt der Leser von der glücklichen und behüteten Kindheit des aufgeweckten Mädchen und erlebt ihr Heranwachsen zum Backfisch, zur jungen Frau. Der Vater, der als Handelvertreter gut verdient, ermöglicht der Familie ein sorgenfreies und previligiertes Leben mit einem eigenen Haus und Personal.

Schleichend verändert sich das politische Klima in Deutschland, bis hin zur Machtergreifung Hitlers.Damit ändern sich auch nach und nach die Lebensumstände der Meyers und aller anderen Juden. Zunächst hatte die Familie immer noch darauf gehofft, dass die NSDAP und Hitler wieder von der Bildfläche verschwinden würden, ein Trugschluss, der die Familie viel zu spät die Pläne einer möglichen Auswanderung vorantreiben lässt.

Ulrike Renk ist ein berührender Roman gelungen, der wahre Begebenheiten mit fiktiven Elementen verknüpft. Mehr dazu erfährt man in einem sehr interessanten Nachwort.

Die Protagonistin Ruth war mir direkt sehr sympathisch. Dieses lebensfrohe, selbstbewusste Mädchen hatte das Herz am rechten Fleck und war ihrer Familie immer eine große Stütze. Auch die anderen Familienmitglieder, sowie Freunde und auch Personal der Meyers mochte ich sehr. Nun ja die Großmutter Emilie war ein bisschen schwierig und fand immer das Haar in der Suppe. Aber so eine Person gibt es wohl in jeder Familie. Mir hat sehr gefallen, das die Meyers ihr Personal immer auf Augenhöhe behandelt haben, so dass aus Mitarbeitern im Laufe der Jahre echte Freunde wurden.

Dieser Roman besticht durch seine leisen Töne. So richtig dramatisch wird es erst am Ende und wie ich vermute in den Folgebänden.Leider sind in der jetzigen Auflage einige grammatikalische Fehler zu finden. Das ist schade.

Ich mochte das Buch aber sehr und warte mit Ungeduld auf die Fortsetzung. Es war sehr spannend für mich mehr über dieses dunkle Kapitel aus meiner Geburtsstadt zu erfahren.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Wirklich witzig und klasse geschrieben

Es ist nur eine Phase, Hase
0

Komisches aus dem Alltagswahnsinn der Alterspubertiere von dem preisgekrönten Bestsellerduo Maxim Leo & Jochen Gutsch.
Pubertät ist schlimm. Klar. Aber nicht so schlimm wie Alterspubertät! Das Alterspubertier ...

Komisches aus dem Alltagswahnsinn der Alterspubertiere von dem preisgekrönten Bestsellerduo Maxim Leo & Jochen Gutsch.
Pubertät ist schlimm. Klar. Aber nicht so schlimm wie Alterspubertät! Das Alterspubertier ist ein angegrautes, bequemes, oft kurzsichtiges Wesen, das die Ruhe liebt, das Wandern, das Wort “früher” und bestuhlte Popkonzerte.

Besonders genüsslich widmen sich die beiden Autoren dem Thema “Körperlicher Verfall”.
Von der Prostata bis zum Kopfhaar, die ganzen Problemzonen des reiferen Mannes werden sehr humorvoll besprochen. Der Protagonist kann den Moment, an dem er zum Alterspubertier wurde auch ziemlich genau beschreiben, es war der Tag an dem er nicht mehr länger ignorieren konnte, dass er eine Lesebrille brauchte, irgendwann zwischen 40 und 50. Natürlich sind nicht nur Männer betroffen und so erfährt der interessierte Leser vom Protagonisten dessen Studien zur eigenen Ehefrau.

Besonders gelacht habe ich bei den köstlichen Beschreibungen älterer Herren, die noch keine Lust haben auf altersgerechte Sportarten wie z. B Nordic Walking oder Wandern. Man sieht sie direkt vor sich, wie sie sich mit den teuren hochmodernen Sportoutfits (denn Geld haben sie ja),in coolen Trendsportarten üben und natürlich scheitern.

Zugegeben in dem Buch “ Es ist nur eine Phase, Hase”, ein toller Titel übrigens, wird maßlos übertrieben. Aber dieses Buch macht Spaß und ist mit seinen 143 Seiten schnell gelesen. Für mich war es eine wunderbare Lektüre auf einer langweiligen Zugfahrt.
Und wer mal wieder herzhaft lachen möchte, dem sei dieses Buch von Herzen empfohlen.

Veröffentlicht am 14.12.2018

Bewegender biografischer Roman über die Zeit des 2. Weltkrieges

Hoffnungsschimmer in Trümmern
0

Pia Wunder hat ihren Großvater nie kennengelernt. Irgendwann hat sie ihren Mut zusammengenommen und ihre Großmutter und ihre Mutter zu deren Vergangenheit befragt. Daraus entstand eine bewegende, biografische ...

Pia Wunder hat ihren Großvater nie kennengelernt. Irgendwann hat sie ihren Mut zusammengenommen und ihre Großmutter und ihre Mutter zu deren Vergangenheit befragt. Daraus entstand eine bewegende, biografische Geschichte über eine Zeit, die in vielen Familien so tabuisiert ist, dass Nachfahren oft nur wenig erfahren über diese furchtbare Zeit. Dabei wäre es so wichtig viele Zeitzeugenberichte zu haben, damit sich die Geschichte nie mehr wiederholt.

Der Roman nimmt seinen Anfang 1942 in Posen, wo die unverheiratete Grete kurz vor der Niederkunft ihrer Tochter Ilse steht. Die Hochzeit war schon geplant, da kamen Grete und ihrem Liebsten Ludwig der Krieg dazwischen, und so musste sich Grete allein durchschlagen, wie so viele Frauen in dieser Zeit. Wunderbar einfühlsam berichtet die Autorin von der sicher schwersten Entscheidung in Grete's Leben, ihre kleine Tochter nach der Geburt in ein Waisenhaus geben zu müssen, um arbeiten gehen zu können. Die Alternative, die kleine Tochter bei den Eltern und der großen Schwester in Mark Brandenburg, wo es leider keine Arbeit für Grete gab, aufwachsen zu lassen, bedeutete eine weitere Trennung für Grete von ihrem geliebten Kind, war aber letztendlich die bessere Entscheidung.

Der Leser erfährt in der Folge über die dramatische Flucht ins Rheinland, über das Schicksal der Eltern und ihrer Schwestern, insbesondere das ihrer Zwillingsschwester Ida. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und flüssig, und ich habe oft mit Grete und der kleinen Ilse mitgefiebert. Man spürt in jeder Zeile die große Zuneigung der Autorin zu ihrer Großmutter und auch ihrer Mutter.

Was mich gewundert hat, ist das das Schicksal der Juden nur sehr zaghaft erwähnt wurde. Ich kann nicht beurteilen, ob die Menschen damals einfach die Augen verschlossen haben, weil sie gar nicht wissen wollten was dort geschehen ist oder ob es tatsächlich möglich ist das sie die ganze Wahrheit nicht kannten. Grete trifft auf ihrer Flucht einen Juden, der nach seiner Familie sucht. Die Beiden helfen sich so gut sie können, bevor sie sich wieder trennen um sich alleine weiter durchzuschlagen.

Ich kann das Buch auf jeden Fall von Herzen empfehlen. Einen kleinen Stern habe ich abgezogen, da mir zwischendurch einige wenige Rechtschreibfehler aufgefallen sind.

Ich bedanke mich für das Buch, das mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.