Profilbild von Nati

Nati

Lesejury Star
offline

Nati ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nati über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2018

Berlin in der Nachkriegszeit

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
0

Der erste Band um die Thalheim Schwestern umfasst die Jahre 1945 – 1951, wobei der Prolog im Jahre 1932 spielt. Stolz präsentiert Friedrich Thalheim seiner Familie das neu gestaltete Kaufhaus Thalheim ...

Der erste Band um die Thalheim Schwestern umfasst die Jahre 1945 – 1951, wobei der Prolog im Jahre 1932 spielt. Stolz präsentiert Friedrich Thalheim seiner Familie das neu gestaltete Kaufhaus Thalheim & Weisgerber, für dessen Umbau er und Markus Weisgerber große finanzielle Risiken auf sich genommen haben. Doch im Jahr 1945 liegt das Kaufhaus in Schutt und Asche.
Familie Weisgerber hat Deutschland kurz vor dem Krieg verlassen. Friedrich Thalheim und sein Sohn Oskar sind vermisst. Die schöne Villa der Thalheims wurde von den Russen beschlagnahmt. Die Thalheim Schwestern Rike, Silvie und die Halbschwester Florentine sowie Claire, die zweite Frau von Friedrich Thalheim verlassen die Villa nur mit dem nötigsten und ihrem größten Schatz – zwei Nähmaschinen. Um größere Lebensmittelrationen zu bekommen, lassen sie sich als Trümmerfrauen registrieren. Rike bleibt nichts anderes übrig, als die Geschicke des Unternehmens zu übernehmen.
Als Leser begleiten wir die Familie Thalheim durch die ersten Jahre der Nachkriegszeit, erleben den Hunger, die Kälte sowie die Teilung von Berlin in vier Sektoren. Die Währungsreform tritt in den Westzonen Deutschlands und Berlins in Kraft und die Sowjetische Militäradministration sperrt alle Land- und Wasserwege zwischen Berlin und den westlichen Besatzungszonen, die Blockade hat begonnen, das Leben in Berlin wird nur durch die einzigartige Luftbrücke erhalten.
Geschickt hat Brigitte Riebe das Leben der Familie Thalheim mit den historischen Ereignissen in Berlin verwoben. Sie hat Erinnerungen an die Nachkriegszeit wieder aufleben lassen und sehr anschaulich geschildert, so dass man dankbar sein kann, heute zu leben. Sehr interessant und hilfreich, fand ich die Zeittafel am Ende des Buches.
Das Buch hat mich gefangen genommen und mir angenehme Lesestunden bereitet, so dass ich mich schon jetzt auf die Fortsetzung freue.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Fahrt durch eiskalte Dunkelheit

Lautlose Nacht
0

Die Physikerin Yasmin sowie ihre gehörlose Tochter Ruby fliegen nach Alaska, um den Ehemann, Vater und Naturfilmer Matt zu treffen. Doch am Flughafen werden sie nicht von Matt empfangen, sondern von der ...

Die Physikerin Yasmin sowie ihre gehörlose Tochter Ruby fliegen nach Alaska, um den Ehemann, Vater und Naturfilmer Matt zu treffen. Doch am Flughafen werden sie nicht von Matt empfangen, sondern von der Polizei. In dem kleinen Dorf Anaktue, in dem Matt gewohnt hatte, gab es eine verheerende Brandkatastrophe, die durch gewaltige Explosionen ausgelöst wurde. Niemand hat überlebt. Yasmin ist fest davon überzeugt, dass ihr Mann Matt noch lebt und die Argumente, die für den Tod sprechen, können sie nicht umstimmen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Ruby macht sich Yasmin auf die Suche nach ihrem Mann. Es wird eine lebensgefährliche Fahrt durch ewiges Eis, Dunkelheit und extremer Kälte.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Dadurch, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, konnte ich mich in die Protagonisten hinein fühlen. Den jeweiligen Wechsel konnte ich gut folgen und gleichzeitig wurde die Spannung erhöht. Ich fand es faszinierend wie die gehörlose Ruby sich ihrer Umwelt mitteilt und welche Gedanken sie hat. Auch die Beschreibung der Landschaft und der Tierwelt am Polarkreis fand ich interessant. Beim Lesen spürte ich die Dunkelheit und die Kälte, die sich in alle Winkel ausbreitete, dabei war ich froh, dass ich zu Hause vor den wärmenden Kamin saß.

Ein zur Jahreszeit passender atmosphärisch dichter Roman, den ich sehr gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein Kriminalroman aus der Kaiserzeit

Tod am Nord-Ostseekanal
0

Kiel 1894 Überall im Kaiserreich baute man seit einiger Zeit Polizeieinheiten auf, um den immer dreister werdenden Verbrechern besser begegnen zu können. Hauke Sötje, ein schweigsamer Mann, arbeitet als ...

Kiel 1894 Überall im Kaiserreich baute man seit einiger Zeit Polizeieinheiten auf, um den immer dreister werdenden Verbrechern besser begegnen zu können. Hauke Sötje, ein schweigsamer Mann, arbeitet als Kriminalhilfssergeant und hofft auf eine Festanstellung. Es brodelt in der Arbeiterschaft, da die Arbeitsbedingungen erbärmlich sind. Bei einer Demonstration sieht Hauke wie ein Arbeiter sich aus der Menge löst und den Redner erschießt. Er verfolgt ihn, kann ihn sich genau ansehen, wird niedergeschlagen und mit Alkohol übergossen. Keiner glaubte den späteren Ausführungen von Hauke, denn alle glaubten, dass er betrunken gewesen sei. Ihm wird ein Dienstvergehen vorgeworfen.

Als die Leiche von dem Ingenieur Strasser in der Schleusenkammer von Brunsbüttel gefunden wird, erhält Hauke Sötje die Anweisung sich den Toten anzusehen und einen Unfall zu bescheinigen. Der Aufenthalt in Brunsbüttel dauert länger als geplant, denn einige Anzeichen deuten auf Mord. Hauke beginnt mit den Ermittlungen, sehr zum Missfallen des Bauunternehmers Jennings, der für diesen Bauabschnitt am Nord-Ostseekanal zu ständig ist.

Gleich zu Beginn haben mich die Karten der damaligen Zeit begeistert. Dadurch wird man gut ins Thema eingeführt und taucht schnell in die Vergangenheit ein. Man spürt regelrecht den Druck, unter denen die Arbeiter auf der größten Baustelle Europas leiden, das Wegrutschen der Erde und die nassen Böden, die die Arbeit erschweren. Dieses wurde sehr bildhaft beschrieben. Gekonnt hat Anja Marschall die spannende Kriminalgeschichte mit historischen Fakten verwoben, unterstrichen wurde dieses noch durch die Kapitelanfänge. Es waren Originalauszüge aus der Kieler Zeitung und der Kanalzeitung von 1894. Abgerundet wurde die Handlung durch einen angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Geschichte blieb für mich bis zum Ende spannend und bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Eine ganz besondere Frau

Das Novembermädchen
0

Schon in jungen Jahren wird klar, dass Lina Morgenstern einen eisernen Willen hat und sich für Benachteiligte einsetzt. Selbst aus gutem Hause stammend, gründet sie bereits mit 18 Jahren einen „Pfennigverein“, ...

Schon in jungen Jahren wird klar, dass Lina Morgenstern einen eisernen Willen hat und sich für Benachteiligte einsetzt. Selbst aus gutem Hause stammend, gründet sie bereits mit 18 Jahren einen „Pfennigverein“, um armen Kindern die Möglichkeit zu geben, dass sie in den Besitz von Stiften und Papier kommen, um Schreiben zu lernen.
Als im Jahr 1866 der Preußisch-österreichische Krieg vor der Tür steht, wird Lina auf die vielen hungernden Menschen aufmerksam. Ihre Idee ist es Nahrungsmittel in großen Mengen einzukaufen und zu zubereiten, so dass viele Menschen wenigstens eine gesunde, warme Mahlzeit am Tag bekommen. Um diesen Gedanken wahr werden zu lassen, benötigt sie Unterstützer. Doch während die Herren noch reden, packt Lina an und legt den Grundstein für die erste Berliner Volksküche. Weitere Herausforderungen muss Lina meistern und oft genug werden ihr Steine in den Weg gelegt. Zum Glück steht ihr Ehemann Theodor voll hinter ihr, der sich zu Hause um die fünf Kinder kümmert.

In dem Buch „Das Novembermädchen“ durfte ich eine ganz besondere Frau kennenlernen - Lina Morgenstern, über deren Geschichte ich bisher nichts wusste. Aber sie engagierte sich nicht nur für die ersten Berliner Volksküchen, sondern setzte sich für Frauenrechte sowie auch für die Gründung der ersten Kinderschutzvereine, der Erziehungs- und Krankenpflegeschulen ein, um vorhandene soziale Missstände abzubauen. Geschickt hat Katrin Tempel historisch belegte Hintergründe mit fiktiven Inhalten verwoben, so dass man als Leserin in den Bann der Geschichte gezogen wurde.

Mich hat dieser historische Roman über das Leben und Wirken von Lina Morgenstern fasziniert. Es war mir eine Freude, diese ganz besondere Frau kennenzulernen. Deshalb von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Winterzauber in St. Peter-Ording

Dünenwinter und Lichterglanz
0

Alida Jacobsen geht es gut. Sie hat einen Traumjob als Wohnexpertin mit einer eigenen TV-Show und einen Lifestyle-Blog. Gerade bereitet sie sich mit viel Freude auf die Weihnachtshausdeko-Sendung vor, ...

Alida Jacobsen geht es gut. Sie hat einen Traumjob als Wohnexpertin mit einer eigenen TV-Show und einen Lifestyle-Blog. Gerade bereitet sie sich mit viel Freude auf die Weihnachtshausdeko-Sendung vor, als der Anruf ihrer Produktionsfirma ihr einen Schock versetzt. Ihre Show wird mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Doch damit nicht genug. Ein Anruf ihrer Eltern reicht sie, die ihr mitteilen, dass ihre Großmutter gestorben ist. In ihrer Verzweiflung schreibt sie einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann, an deren Erfüllung sie aber nicht glaubt.

Alida hilft ihren Eltern beim Ausräumen des Hauses ihrer Oma und entdeckt, versteckt in einer Schatulle, Liebesbriefe an ihre Oma und ein Foto aus dem Jahr 1949, auf dem ein unbekannter Mann mit Namen Hans sowie ihre Oma vor den Pfahlbauten von St. Peter-Ording zu sehen sind. Daneben liegt auch noch ein unvollendeter Brief, den ihre Oma zwei Tage vor ihrem Tod an Hans geschrieben hat. Alida macht sich auf den Weg nach St. Peter-Ording, um Hans zu finden und ihm den letzten Brief ihrer Oma zu übergeben. Gleichzeitig will sie sich von der beruflichen Misere ablenken. Doch der Küstenort bringt so manche Überraschung für sie.

Tanja Janz hat mit ihrem neuen vorweihnachtlichen Roman eine wunderbare Wohlfühlgeschichte geschrieben, die einen wie eine warme Decke umhüllt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Beschreibungen von St. Peter-Ording machen Lust auf einen Strandspaziergang am Meer oder einen Tee mit Kerzenlicht an einem trüben Wintertag. Die Charaktere sind liebevoll beschrieben, so dass man sie direkt vor Augen hat. Das Buch ist eine angenehme Lektüre, zwar mit wenig Tiefgang, bietet aber dem Leser die Möglichkeit für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen.

Ein leichtes vorweihnachtliches Buch mit viel Winterzauber.