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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2017

Viel versprechender Reihenauftakt

Legenden des Krieges: Das blutige Schwert
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England 1346: Thomas Blackstone zieht als Bogenschütze mit den Truppen König Edwards gegen den französischen König.

Oft stammen die Protagonisten solcher Romane aus dem Adel, wenn sie auch oft verarmt ...

England 1346: Thomas Blackstone zieht als Bogenschütze mit den Truppen König Edwards gegen den französischen König.

Oft stammen die Protagonisten solcher Romane aus dem Adel, wenn sie auch oft verarmt oder nicht legitim sind, hier gibt es einmal einen, der aus den niederen Ständen kommt. Natürlich kommt auch dieser Roman nicht ohne Personal aus höheren Ständen aus, und Bogenschützen waren wertvoll, aber er zeigt eben auch die Zeit und vor allem den Krieg aus der Sicht einfacher Menschen. Das gefällt mir gut.

Mir bot der Roman viele Überraschungen, ich hatte einen ganz anderen Verlauf der Geschichte erwartet. So stehen letztlich nicht nur die Schlachten im Vordergrund, sondern es gibt ein recht breitgefächertes Szenario. Ein bisschen gestört hat es mich, als eine Frau unter all den Männern auftauchte (nicht schon wieder eine Liebesgeschichte, dachte ich), doch dieser Handlungsstrang passt sich gut ein und drängt nicht in den Vordergrund. Natürlich bleibt es auch nicht bei der einen Frau, jedoch sind Frauen naturgemäß bei diesem Thema eher am Rande zu finden.

Die Charaktere gefallen mir durchgehend gut, ich kann sie mir alle gut vorstellen und Schwarz-Weiß-Zeichnung wird weitgehend vermieden. Leider gibt es kein Personenregister, so dass man selbst herausfinden muss, welche Charaktere wohl historisch verbürgt und welche wahrscheinlich nur fiktiv sind. Das ist ein bisschen schade, auch wegen der Fülle an Personen, die kommen und gehen und oft nicht überleben, wäre ein solches Register sinnvoll gewesen. Auch ein Glossar habe ich vermisst, wobei es am Ende doch nicht so viel war, was ich hätte nachschlagen wollen. Dafür gibt es zwei nützliche Karten, eine zeigt den Weg der Engländer, die andere die Schlachtaufstellung bei Crécy, der Schlacht, die nicht nur für Thomas entscheidend war.

Der Autor arbeitet sehr gut heraus, was ein Krieger damals leisten musste, überhaupt fühle ich mich durch den Roman sehr gut in das Geschehen und die damalige Zeit versetzt, erzählt wird sehr plastisch und fesselnd, allerdings nicht ganz ohne Klischée, ich denke da z. B. an die Wildschweinjagd, die für mich keine Überraschungen bot. Im Anhang gibt es historische Anmerkungen des Autors, die ich sehr interessant finde.

Der Roman ist erste Band einer Reihe, im Original sind bereits 4 Bände erschienen, die auf Deutsch nach und nach veröffentlicht werden. Dennoch hat dieser Band ein Ende ohne Cliffhanger, so dass man ihn zufrieden aus der Hand legen kann. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter lesen, denn ich bin gespannt, wie es mit den Charakteren weitergeht.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich wurde gut unterhalten. Ich empfehle den Roman gerne weiter, vor allem an jene, die gut recherchierte Romane dieser Epoche mögen, und vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Herrlich abgedreht

Schampus, Küsschen, Räuberjagd
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Opernsängerin Pauline Miller hat ein Engagement bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. Gleichzeitig treibt dort ein Diamantendieb sein Unwesen. Pauline fühlt sich, aus gewichtigen Gründen, verpflichtet, ...

Opernsängerin Pauline Miller hat ein Engagement bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. Gleichzeitig treibt dort ein Diamantendieb sein Unwesen. Pauline fühlt sich, aus gewichtigen Gründen, verpflichtet, sich einzumischen und sorgt damit für viel Tohuwabohu.

Dieser Roman ist mein erster Tatjana-Kruse-Roman gewesen, aber ganz sicher nicht mein letzter. Ich habe mich ab der ersten Seite gut unterhalten gefühlt und viel geschmunzelt. Nicht nur der Fall an sich, auch das Figurenensemble ist herrlich skurril. Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich die Protagonistin selbst, sie ist eine der Buchfiguren, die ich gerne einmal in real kennen lernen würde. Pauline ist eine Diva, aber eine liebenswerte. Die Autorin lässt Pauline selbst in der ersten Person erzählen, so dass man als Leser mitten im Geschehen ist, aber auch nur das weiß, was Pauline weiß. Dafür kann man an ihren Gedanken und Emotionen hautnah teilnehmen, was eine guten Teil des Spaßes ausmacht.

Wer einmal anfängt, kann den Roman kaum noch aus der Hand legen, er hat echte Pageturner-Qualität, erzählt wird rasant, manchmal fast slapstickartig, und spannend und man will einfach wissen, was als nächstes geschieht. Ein bisschen gestört hat mich eine Erzählsequenz, die mir nicht ganz passend schien, vielleicht hätte man daraus sogar einen eigenen Roman machen können. Getrübt hat das mein Lesevergnügen aber kaum.

Tatjana Kruse erzählt sehr bildhaft und hat mein Kopfkino auf neue Höchstleistungen gebracht. Die Handlung ist, wie viele der Charaktere, herrlich abgedreht – so etwas muss man natürlich mögen, um Gefallen am Roman zu finden. Ich liebe so etwas! Man darf keinen ernsthaften Krimi erwarten, aber natürlich wird der Fall am Ende gelöst, und zwar zufriedenstellend.

Im Anhang gibt es noch ein Interview der besonderen Art, das die Lachmuskeln noch einmal beansprucht – ein schöner Bonus.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und ich freue mich darauf, die anderen Romane der Autorin lesen zu können. Und auch auf den nächsten Band mit Pauline darf man gespannt sein, denn da ist noch eine Frage offen … Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die Krimödien mögen.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Gelungenes Thrillerdebüt

Die Bestimmung des Bösen
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Kommissarin Alexis Hall wird zu einem Tatort gerufen: Zwei Leichen wurden gefunden, beide Frauen sind bereits länger tot. Alexis zieht ihre Freundin, die Biologin Karen, zu Rate, die anhand der aufgefundenen ...

Kommissarin Alexis Hall wird zu einem Tatort gerufen: Zwei Leichen wurden gefunden, beide Frauen sind bereits länger tot. Alexis zieht ihre Freundin, die Biologin Karen, zu Rate, die anhand der aufgefundenen Insekten aufschlussreiche Informationen beisteuern kann. Leider bleibt es nicht bei zwei Leichen, und schließlich wird der Fall für Alexis persönlicher als erwartet …

Von der ersten Seite an packte mich dieser Roman, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass der Roman noch mehr zum Pageturner wird. Nicht nur die Ermittler begleitet man als Leser, sondern auch verschiedene Opfer. Auch gibt es mehrere Rückblicke in die Vergangenheit, die dem Leser zusätzlich Informationen vermitteln, die das Mitraten beflügeln.

Sehr gut hat mir die Ausführlichkeit der Ermittlungen im wissenschaftlichen Bereich gefallen, z. B. bzgl. der Insekten. Vielleicht wird das nicht jedem Leser gefallen, denn manches ist schon etwas ekelig oder gar gruselig, jedoch handelt es sich hier schließlich um einen Thriller, da passt das schon. Ich persönlich finde zudem diese Ausführungen, die auch zeigen, dass die Autorin gut recherchiert hat, sehr interessant.

Ebenso interessant ist Alexis Vergangenheit, diese wird erst nach und nach enthüllt. Alexis steht stark im Mittelpunkt, so dass die weiteren Charaktere neben ihr ein bisschen verblassen. Dennoch erfährt man auch einiges über sie, z. B. über ihren Partner Oliver oder ihre Freundin Karen. Da es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt, wird man die anderen Charaktere sicher nach und nach besser kennen lernen.

Was man nach und nach über die Tathergänge herausfindet, deutet auf einen sehr perfiden Täter, dessen Motivation zunächst viele Fragezeichen hinterlässt. Die Auflösung ist überraschend und gut gelungen. Schade ist nur, dass lose Fäden bleiben, da scheint unterwegs etwas verloren gegangen zu sein. Mich hat das schon ein bisschen gestört.

Insgesamt konnte mich der Roman aber sehr gut unterhalten, so dass ich gerne 4,5 Sterne vergeben. Julia Corbin, die bereits unter anderem Namen Romane veröffentlicht hat, ist ihr Thriller-Debüt sehr gut gelungen. Wer gerne spannende Thriller liest und ebenso gerne miträtselt, sollte zugreifen.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Interessanter Background

Silberne Geister
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Mexiko 1993: Montserrat ist ein großer Fan alter Filme, besonders solcher aus dem Horrorgenre. Als Tristan, Schauspieler ohne Job und Montserrats Freund seit Kindertagen, umzieht, stellt er fest, dass ...

Mexiko 1993: Montserrat ist ein großer Fan alter Filme, besonders solcher aus dem Horrorgenre. Als Tristan, Schauspieler ohne Job und Montserrats Freund seit Kindertagen, umzieht, stellt er fest, dass der ehemalige Regisseur Abel Urueta, dessen Filme Montserrat sehr mag, sein neuer Nachbar ist. Uruetas letzter Film wurde nie fertiggestellt, da der Autor und Produzent, der deutsche Okkultist Wilhelm Ewers ermordet worden war. Mit Hilfe von Montserrat, die als Soundeditorin arbeitet, und Tristan will er dies nun nachholen. Leider stellt sich das für alle Drei als lebensgefährlich heraus.

Ich brauchte kurz, um in die Geschichte zu kommen, doch dann hatte sie mich. Montserrat und Tristan waren mir sofort sympathisch. Montserrat hat es, in einem Männerberuf arbeitend, nicht leicht, besitzt aber auch einen starken Willen. Tristan, ehemaliger Soapdarsteller, von einem Unfall leicht körperlich, deutlich stärker psychisch gezeichnet, lässt sich eher treiben, vor allem von Frau zu Frau, und tut sich schwer, ein neues Engagement zu bekommen. Die Geschichte konzentriert sich im wesentlichen auf die beiden, andere Charaktere bleiben Nebenfiguren, einige sind aber für die Geschichte sehr wichtig. Ein wichtiger Charakter ist auch Wilhelm Ewers, dessen Geschichte man nach und nach erfährt. Er ist tot, hat aber viele Spuren hinterlassen.

Der Roman beginnt recht gemächlich und bleibt es auch lange Zeit. Ich habe ihn dennoch wirklich gerne gelesen, schon wegen des Backgrounds, der (mexikanischen) Filmgeschichte und des Okkultismus. Wilhelm Ewers ist dabei an einen realen Okkultisten angelehnt, genau wie Abel Urueta an eine realen Regisseur, wie die Autorin in ihrem Nachwort verrät. Viele der erwähnten Filme kennt man, hat sie vielleicht auch gesehen. Im Laufe der Geschichte wird es immer geheimnisvoller, mysteriöser, spannender, letzteres allerdings nie wirklich nervenzerfetzend. Der versprochene Horror blieb für mich im wesentlichen aus, was mich aber nicht weiter gestört hat. Ein bisschen gruselig wird es aber schon.

Besonders gut gefällt mir das Setting, Mexiko im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, das fühlt sich zusätzlich besonders und ein wenig exotisch an, und weckt gewisse Erinnerungen in mir, immerhin gehöre ich zur älteren Generation.

Wer sich einen spannenden Horrorroman erhofft, könnte enttäuscht werden. Ich habe die Geschichte gerne gelesen, mochte die Protagonist:innen und den Background der Geschichte, war gespannt, wie sich alles auflöst, und wurde letztlich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Tief feministischer Roman

Mein Name ist Lilith
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Lilith ist die erste Frau Adams, die beiden wurden zunächst als ebenbürtig erschaffen. Lilith verehrt Asherah, Göttin und Gefährtin Gottes. Dieser Gott, der später der jüdisch/christliche sein wird, ist ...

Lilith ist die erste Frau Adams, die beiden wurden zunächst als ebenbürtig erschaffen. Lilith verehrt Asherah, Göttin und Gefährtin Gottes. Dieser Gott, der später der jüdisch/christliche sein wird, ist sehr herrisch, und da er gerne der einzige wäre, wird Asherah Edens verwiesen. Adam entwickelt sich zu einem sehr überheblichen Mann, und nachdem Lilith sich ihm nicht unterordnen möchte, wird auch sie verbannt und Eva geschaffen.

Lilith muss in den darauffolgenden Jahrhunderten mit ansehen, wie die Frauen unterworfen werden, keinen eigenen Willen mehr haben dürfen, nahezu als Sache behandelt werden. So macht sie sich auf die Suche nach Asherah, um dem Weiblichen wieder eine Stimme zu geben.

Lilith wandert durch die Jahrtausende, trifft auf viele Frauen, die eine Chance zu sein scheinen, Frauen wieder zu Ebenbürtigen zu machen, wie Noahs Frau Norea, Jezebel und Maria Magdalena, hier Maryam genannt. Wie wir heute wissen, sind Frau und Mann immer noch nicht gleichberechtigt, doch es hat sich schon einiges getan.

Lilith wird oft diffamiert, unter anderem als Dämonin verunglimpft. Nikki Marmery ist tief in viele Schriften eingetaucht, hat sich mit zahlreichen Mythologien beschäftigt und sehr viel recherchiert, wie man auch im Nachwort lesen kann. Sie hat eine Lilith erschaffen, die vielleicht nicht immer perfekt ist, aber für ihre Sache so gut einsteht, wie sie kann. Sie lässt Lilith selbst erzählen, beginnend im Garten Eden, endend in der heutigen Zeit. Der Erzählstil ist dabei den Zeiten und dem Sujet angepasst.

Ich hatte zunächst Probleme mit der Geschichte, kam recht lange nicht hinein, konnte keine Beziehung zu Lilith aufbauen. Das änderte sich bei etwa einem Drittel, mit dem Teil der Geschichte, der sich mit der Sintflut und dem Danach beschäftigt, ab da konnte ich den Roman kaum noch aus der Hand legen. Erst mit dem letzten Abschnitt, der heutigen Zeit, hat sich das wieder verschlechtert.

Über die Jahrtausende erlebt die Protagonistin nicht nur die „Weltgeschichte“, sondern auch eine sehr persönliche, sie liebt, wird Mutter, findet und verliert Menschen, die ihr etwas bedeuten. Sie selbst ist unsterblich.

Ich kenne die biblischen Geschichten und auch manche Mythologien jener Zeit relativ gut. Auch der historische Hintergrund interessiert mich, und auch er spielt seine Rolle im Roman. Nicht alles ist also fiktiv oder fantastisch. Im Anhang gibt es drei Karten, auf denen man Liliths Wege nachverfolgen kann.

„Mein Name ist Lilith“ hat mich nicht durchgehend gepackt, aber überwiegend. Lilith wird hier als eine Frau dargestellt, die für Frauen kämpft, aber nicht generell gegen Männer ist. Der Roman ist tief feministisch, seine Botschaft auch heute leider noch notwendig.

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