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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2024

Es bleibt spannend

Der Siegelarmreif
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Nach dem die Arbeiter:innen der Mine befreit wurden, und der Erbe des Siegelarmreifs zum Träger wurde, gibt es neue Hoffnung unter den Rebellen, doch ein Zusammenstoß mit der tristorischen Armee zeigt, ...

Nach dem die Arbeiter:innen der Mine befreit wurden, und der Erbe des Siegelarmreifs zum Träger wurde, gibt es neue Hoffnung unter den Rebellen, doch ein Zusammenstoß mit der tristorischen Armee zeigt, dass man nicht nur noch viel zu schwach ist, zwei der Rebellenführer landen auch in den Händen der Feinde. Und das beeinflusst viel mehr, als zunächst gedacht.

Der zweite Band setzt direkt am ersten an und wartet mit manch Unerwartetem auf. Die Entwicklung manch eines Charakters hat mich überrascht, was aber nicht bedeutet, dass sie unlogisch ist. Weiterhin stehen die sieben Protagonist:innen und die beiden Antagonist:innen des ersten Bandes im Mittelpunkt, wobei mancher in den Hintergrund rückt, was der Geschichte geschuldet ist.

Marlene von Hagen erzählt wieder bildhaft und packend aus verschiedenen Perspektiven, alle Hauptcharaktere außer einem werden dabei bedacht. Bei den beiden, die dem Feind in die Hände fallen, gibt es die umfassendsten Entwicklungen, aber nicht nur sie müssen das eine oder andere verkraften. Es gibt aber nicht nur negatives, so findet Norells Hyppogrypha Stysforia zu ihrem Herrn zurück und wir Leser:innen erfahren ein bisschen mehr über diese interessanten Tiere.

Auf General Kreyns Entwicklung war ich sehr gespannt, ich hatte bereits in Band 1 den Eindruck, als stecke mehr hinter ihm, und wurde nicht enttäuscht, allerdings überrascht von der Richtung der Entwicklung. Noch ist diese nicht abgeschlossen, es bleibt also spannend.

Meine sonstigen Einschätzungen haben sich gefestigt, ich bin aber auch in froher Erwartung weiterer Überraschungen, auch, weil es hier einige Andeutungen der Fänngerinnen gibt. Fänngerinnen sind mit den Nornen der nordischen Mythologie vergleichbar, und spielten bereits im Vorgängerband eine Rolle. Das Ende kam in meinen Augen viel zu schnell, und jetzt heißt es warten auf den Abschlussband der Trilogie. Ich denke, die Autorin wird noch die eine oder andere Überraschung in petto haben.

„Der Träger“ ist ein spannender zweiter Band, der mit mancher Überraschung aufwartet und mich ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt. Band 1 sollte man unbedingt zuerst gelesen haben.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Berührendes Prequel

Sturm über Berlin
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„Sturm über Berlin“ ist ein Kurzgeschichten-Prequel zur Leo-Wechsler-Reihe. Wir treffen Leo Wechsler im Januar 1919, er ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Der erste Weltkrieg ist beendet, ...

„Sturm über Berlin“ ist ein Kurzgeschichten-Prequel zur Leo-Wechsler-Reihe. Wir treffen Leo Wechsler im Januar 1919, er ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Der erste Weltkrieg ist beendet, doch die Nachwehen noch nicht. Es gibt Demonstrationen und Straßenschlachten zwischen einzelnen Gruppen. Leo zeigt schon hier sein gutes Herz, und so wird er verletzt, als er sich einmischt.

Wir lernen auch Leos Frau Dorothea kennen, in der Reihe ist er bereits Witwer, hier erleben wir mit, wie er seine Frau verliert. Das ist herzzerreißend, und vielleicht hätte man Dorothea ein bisschen mehr Zeit geben können, ich hätte gerne eine tiefere Verbindung zu ihre aufgebaut. Dennoch finde ich es schön, dass diese Lücke in Leos Geschichte geschlossen wurde.

Man könnte die Kurzgeschichte auch lesen, ohne die Reihe zu kennen, aber natürlich ist es berührender, wenn man sie kennt. Leo Wechsler-Fans sollten sowieso zugreifen, zumal das Ebook – zumindest derzeit – kostenlos angeboten wird.

Ein berührendes Prequel der Leo-Wechsler-Reihe, das eine Lücke in der Geschichte des Protagonisten schließt. Fans der Reihe sollten unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 18.03.2024

Interessant und unvorhersehbar

Der Twyford-Code
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Steven Smith findet 1983 als Jugendlicher ein Buch von Edith Twyford, das er an seine Lehrerin Miss Trout, die ihn und vier andere Kinder, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, zusätzlich unterrichtet, ...

Steven Smith findet 1983 als Jugendlicher ein Buch von Edith Twyford, das er an seine Lehrerin Miss Trout, die ihn und vier andere Kinder, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, zusätzlich unterrichtet, weitergibt. Miss Trout macht mit der Gruppe eine Reise zu Twyfords ehemaligem Wohnhaus, danach verschwindet sie.

Steven gerät auf die schiefe Bahn, landet mehrmals im Gefängnis. 2019 wird er nach einem längeren Gefängnisaufenthalt entlassen, und möchte nun endlich das Geheimnis um Miss Trout lösen, die offenbar einen Code in Twyfords Romanen entdeckt hat. Ist sie womöglich deshalb verschwunden?

Steven nimmt seine Erkenntnisse als Audiodokumente mit dem Handy auf, deren Transkription den größten Teil des Romans ausmachen. Die Transkription wurde mit einer KI gemacht, die manche Worte nicht richtig erkennt, so wird z. B. aus Miss Trout „misstraut“, aus „so ne“ „Sonne“ usw. Das kann die Übersetzung aus dem Englischen nicht einfach gemacht haben, Chapeau an Stefanie Kremer, die den Roman übersetzt hat!

Das Lesen hat es mir allerdings nicht wesentlich erschwert. Zu Beginn wird mit ein paar Beispielen darauf hingewiesen, so dass man schon vorgewarnt ist. Ich hatte das richtige Lesen dieser Wort schnell im Griff, so dass mein Lesefluss nicht gestört wurde. Ein bisschen schwieriger ist Stevens nicht lineare Erzählweise, immer wieder schweift er in die Vergangenheit ab, aber auch daran gewöhnte ich mich schnell. Schnell habe ich auch begonnen mitzurätseln. Und auch Edith Twyford kam mir direkt irgendwie bekannt vor, was sich in der Danksagung der Autorin bestätigt hat. Diese sollte man daher übrigens lesen.

Das Miträtseln hat Spaß gemacht, und ich hatte auch die ein oder andere richtige Erkenntnis, die tatsächliche Auflösung allerdings ist ein große Überraschung, und ich wage zu behaupten, dass man darauf nicht hätte kommen können. Trotzdem ist sie nachvollziehbar.

Auch wenn ich den Roman gerne gelesen habe, hat er mich nicht ganz so gepackt, wie ich erhofft hatte, dafür ist er nicht spannend genug, auch wenn es den ein oder anderen Cliffhanger gibt.

Steven mochte ich sehr schnell, man merkt trotz seines kriminellen Hintergrundes, dass er Empathie und Mitgefühl besitzt. Er ist ganz klar der Hauptcharakter, nicht nur, weil er selbst in Ich-Form erzählt, sondern auch, weil alle anderen Charaktere tatsächlich nur Nebenrollen spielen, auch, wenn sie das eine oder andere wichtige beisteuern.

Janice Hallets Roman punktet mit seinem besonderen Erzählstil, einem interessanten Protagonisten, und einer Geschichte, die am Ende nicht vorhersehbar ist. Mir hat aber ein bisschen die Spannung gefehlt. Wer einmal etwas anderes lesen möchte, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Eine interessante Frau

Die Tochter meines Vaters
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Sigmund Freud, den Namen kennt wohl jeder, und die meisten wissen auch ein bisschen mehr über ihn. Aber Anna Freud? Sigmund Freuds jüngste Tochter trat nicht nur in die Fußstapfen ihres Vaters, sondern ...

Sigmund Freud, den Namen kennt wohl jeder, und die meisten wissen auch ein bisschen mehr über ihn. Aber Anna Freud? Sigmund Freuds jüngste Tochter trat nicht nur in die Fußstapfen ihres Vaters, sondern entwickelte seine Theorien auch weiter, zudem blieb sie ihm bis an sein Lebensende nicht nur räumlich sehr verbunden.

Romy Seidels Roman über Anna Freud mochte ich von Anfang an. Tatsächlich wusste ich nur wenig über sie, eigentlich nur, dass sie Freuds Tochter war, und selbst Psychoanalytikerin.Jetzt bin ich um einiges Wissen reicher, habe zudem viel gegoogelt, und, am wichtigsten, habe eine interessante Frau näher kennengelernt.

Anna Freud wurde 1895 geboren, war das sechste und jüngste Kind ihrer Eltern, lebte mit ihren Eltern in deren Wiener Wohnung und emigrierte 1938 mit ihnen nach London. Anna hatte ihre eigenen Räumlichkeiten, in denen sie sich ihr Praxiszimmer einrichtete. Auch Anna war Psychoanalytikerin, im Gegensatz zu ihrem Vater hat sie sich aber auf die Analyse von Kindern spezialisiert. Eigene Kinder hatte sie nicht, sie war auch nie verheiratet. Einsam war sie dennoch nicht, mehrere Jahrzehnte verband sie eine tiefe Freundschaft mit Dorothy Tiffany Burlingham, mit der sie auch lange zusammenlebte.

Der Roman startet 1922. Man lernt Anna als Mensch und als kompetente Psychoanalytikerin gut kenne, auch der Schatten ihres Vaters wird deutlich. Als Freud an Krebs erkrankt, wird Anna zusätzlich seine Pflegerin. Man erfährt so auch viel Privates über die Freuds, lernt auch Sigmund recht gut kennen. Der Roman wird nie zu theoretisch, über die Psychoanalyse kann man sich in genug anderen Werken schlau machen, allen voran die, die Sigmund und Anna selbst verfasst haben. Allerdings wird auch über verschiedene Sitzungen berichtet, die Anna mit ihren jungen Patienten abhält, und auch über andere ihrer Projekte, wie eine Schule in Hietzing und ein Kinderheim für Kriegswaisen, das sie in Großbritannien aufbaute.

Mir kam Anna Freud in diesem Roman sehr nahe. Ich hatte mir während des Lesens auch einige Fotos von ihr angesehen, so dass ich sie beim Lesen immer vor Augen hatte. Der Erzählstil ist leicht und lässt sich flott lesen, Annas Gedanken und Gefühle sind immer greifbar. Auch das Nachwort der Autorin ist lesenswert.

Romy Seidels Roman habe ich von Anfang an gerne gelesen. Er hat mir nicht nur eine interessante Frau näher gebracht, sondern auch ihre Familie und ihr privates und berufliches Umfeld. Anna Freud ist jemand, den man kennen sollte, dieser Roman bietet eine gute Grundlage dafür.

Veröffentlicht am 06.03.2024

Spannende Idee, unterhaltsam erzählt

Wir beide, irgendwann
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1996 bekommt Emma von ihrem Vater einen Computer geschenkt, als sie sich mit diesem im Internet einloggt, kann sie auf eine Seite zugreifen, die Facebook heißt, und auf der es ein Profil von ihr zu geben ...

1996 bekommt Emma von ihrem Vater einen Computer geschenkt, als sie sich mit diesem im Internet einloggt, kann sie auf eine Seite zugreifen, die Facebook heißt, und auf der es ein Profil von ihr zu geben scheint, ein Profil von 2011. Dort ist sie unglücklich verheiratet, und auch sonst scheint sie nicht das im Leben erreicht zu haben, was sie sich vorgestellt hat. Ganz anders bei Josh, mit dem sie seit ihrer Kindheit befreundet ist, auch von ihm findet sie ein Facebook-Profil, und er ist beruflich und privat sehr erfolgreich und glücklich.

Emma lässt ihre Entdeckung keine Ruhe. Nachdem sie nach ihrem offenbar zukünftigen Mann geforscht hat, ist ihr Profil plötzlich verändert, doch glücklich scheint sie immer noch nicht zu sein. Aber es scheint, als könne sie ihre Zukunft ändern, was sie nun auch fleißig tut, zum Ärger von Josh allerdings, dessen Zukunft sie gleich mitverändert. Die Freundschaft der beiden droht zu zerbrechen.

Ich hatte mir den Roman vor Jahren gekauft, weil ich neugierig war, wie sich das Ganze auflösen wird, endlich lag er nun auf meinem Bookseat, und hat mich angenehm überrascht. Ich wurde gut unterhalten, auch wenn mich Emmas Handeln zunehmend gestört hat. Doch Jay Asher und Carolyn Mackler haben es gut verstanden, den Roman in leichten Worten zu erzählen und einen schnell in die Geschichte zu ziehen. Neugierig war ich auch, was sich wohl alles verändern, und wie es am Ende des Romans aussehen würde. Dieses hätte ich mir ein bisschen anders gewünscht, gut gefällt mir aber, dass es offen bleibt.

Auch wenn ich nicht zur Zielgruppe gehöre, konnte ich mich übrigens gut in Emma und Josh hineinversetzen, aus deren Perspektive abwechselnd jeweils in Ich-Form erzählt wird. Man kann den Roman also auch gut lesen, wenn man schon älter ist, solange man sich vorstellen kann, wie es wohl gewesen wäre, wäre einem selbst das passiert. Josh ist mir sympathischer als Emma, deren Handeln ich zwar in gewisser Weise verstehen, aber nicht immer nachvollziehen kann. So habe ich mich schon manchmal gefragt, warum Emma nicht klar ist, dass sie ja nun weiß, welche Entscheidungen sie nicht treffen sollte, um dieses Leben, das sie 2011 vorfindet, einfach nicht wahr werden zu lassen. Sie hätte eigentlich gar nicht 1996 gezielt versuchen müssen, ihr Leben zu verändern. Dann wäre der Roman aber ein anderer geworden, und das wäre schade.

Ich habe den Roman gerne gelesen, ich mochte die Idee, und er hat mich gut unterhalten.

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