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Veröffentlicht am 18.04.2022

Solider Nordseekrimi

Nordwestnacht
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Inhalt: Der junge Polizeimeister Nils Scheffler unterstützt als Polizeiberater ein Filmteam, das in St. Peter Ording eine Folge der Krimireihe „Mörderischer Norden“ drehen will. Als großer Filmfan genießt ...

Inhalt: Der junge Polizeimeister Nils Scheffler unterstützt als Polizeiberater ein Filmteam, das in St. Peter Ording eine Folge der Krimireihe „Mörderischer Norden“ drehen will. Als großer Filmfan genießt er seine neue Aufgabe, lernt alle Teammitglieder kennen und verliebt sich in die 2. Hauptdarstellerin Julia. Dann wird die Leiche eines der Aufnahmeleiter gefunden - auf grausame Weise getötet - und Julia ist plötzlich spurlos verschwunden. Die Kommissare Hendrik Norberg und Anna Wagner beginnen zu ermitteln und auch Nils möchte unbedingt herausfinden, was mit Julia geschehen ist...

Meine Meinung: „Nord West Nacht“ ist bereits der dritte Fall für die Soko St. Peter Ording, lässt sich aber auch ohne Vorwissen problemlos lesen.
Der Schreibstil von Svea Jensen ist flüssig und sie erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Die drei Ermittler Hendrik, Anna und Nils, die mir schon aus den Vorgängerkrimis bekannt waren, mag ich inzwischen richtig gern und die Einblicke in deren Privatleben haben genau die richtige Länge und gefallen mir gut. Auch die Beschreibungen von St. Peter Ording und der Umgebung finde ich sehr gelungen, vor allem, weil ich schon häufiger dort Urlaub gemacht habe und mir alles sehr gut vorstellen konnte.
Die Ermittlungen kommen nach dem qualvollen Tod des jungen Aufnahmeleiters erst einmal nur langsam in Fahrt und laufen in verschiedene Richtungen. Außerdem kommt es zu Kompetenzrangeleien mit der Mordkommission Flensburg, über die sich besonders Hendrik ärgert. Ganz langsam steigert sich die Spannung und die Krimihandlung wird dynamischer.

Fazit: Ein unterhaltsamer und solider Nordsee-Krimi, der mir hauptsächlich wegen seiner sympathischen Protagonisten und des Nordseefeelings gefallen hat.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Ein unvergesslicher Sommer in der Toskana

Libellentage
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Inhalt: 1933: Die 17-jährige Bea hat Probleme sich den strengen Konventionen ihrer Eltern und der Zeit zu fügen. Ihr Interesse gilt eher den Naturwissenschaften und viel lieber sucht sie mit ganzem Körpereinsatz ...

Inhalt: 1933: Die 17-jährige Bea hat Probleme sich den strengen Konventionen ihrer Eltern und der Zeit zu fügen. Ihr Interesse gilt eher den Naturwissenschaften und viel lieber sucht sie mit ganzem Körpereinsatz Insekten, Frösche oder Pflanzen, als einen passenden respektablen Ehemann. Als sie sehr zum Ärger ihrer Eltern auf einer Dinnerparty wieder einmal einen Heiratskandidaten vergrault, schicken ihre Eltern sie zu ihrem Onkel in die Toskana. Doch was als Strafe gedacht war, entwickelt sich für Bea zu einem Sommer der Freiheit und sie entdeckt, was Liebe und Romantik ist. Doch der unbeschwerte Sommer endet viel zu früh…

Meine Meinung: Der Schreibstil von Laura Wood ist sehr locker, leicht und humorvoll und lässt sich schnell und angenehm lesen. Bea muss man einfach sofort mögen. Sie ist herrlich unkonventionell, gewitzt und wortgewandt. Sie sagt, was sie denkt und liebt die Natur. Ohne die Enge ihres Elternhauses blüht sie schnell auf und genießt ihre neue Freiheit. In der Villa ihres Onkels begegnet sie jungen Künstlern, mit denen sie sich schnell anfreundet. Mit dem Maler Ben verbindet sie bald mehr als Freundschaft.
Etwa die Hälfte des Buches habe ich mit Begeisterung gelesen und musste sehr oft über Bea schmunzeln, doch dann entwickelt sich die Handlung immer mehr zu einem Jugend-Liebesroman (Ich persönlich mag leider überhaupt keine Liebesromane, andere Leser*innen werden sicher total begeistert sein). Ich hatte andere Erwartungen an das Buch und mehr Tiefe erwartet, da es in der Vorkriegszeit spielt. Diese dunkle Zeit schwebt zwar immer wieder kurzzeitig über der Leichtigkeit des Buches, spielt aber - sicher auch aufgrund der Kürze des Romans (319 Seiten) - keine größere Rolle.
Beas plötzliche Rückkehr nach Hause und damit das Ende der unbeschwerten Zeit fand ich etwas zu abrupt und meiner Meinung nach hätte der Roman insgesamt noch einige Seiten vertragen können.

Fazit: Ein (fast) unbeschwerter und humorvoller Coming-of-Age- Roman mit einem tollen Schreibstil, einer absolut liebenswerten Protagonistin und italienischem Flair.

Veröffentlicht am 30.01.2022

Gelungener historischer Roman

Die Vertraute
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Inhalt: England 1612: Die Adelige Fleetwood Shuttleworth ist erst 17 Jahre alt, aber schon seit vier Jahren verheiratet. Zu ihrem großen Kummer hat sie schon drei Fehlgeburten erlitten. Jetzt ist sie ...


Inhalt: England 1612: Die Adelige Fleetwood Shuttleworth ist erst 17 Jahre alt, aber schon seit vier Jahren verheiratet. Zu ihrem großen Kummer hat sie schon drei Fehlgeburten erlitten. Jetzt ist sie wieder schwanger. Ihr Mann Richard, Herr über das Anwesen Gawthorpe Hall, hofft auf einen männlichen Erben. Doch Fleetwood befürchtet, diese Schwangerschaft nicht zu überleben. Als ihr zufällig die junge Hebamme Alice Gray begegnet, bittet Fleetwood sie um Hilfe. Sie glaubt fest daran, dass nur Alice ihr helfen kann. Doch gegen Alice werden schwerwiegende Vorwürfe erhoben…

Meine Meinung: Dieser fiktive Roman basiert auf historischen Fakten. Fleetwood, Alice und einige der anderen Charaktere gab es wirklich, ebenso wie die Hexenprozesse von Pendle, die zu den bekanntesten der englischen Geschichte gehören. Allerdings gibt es keine belegten Hinweise auf eine Bekanntschaft von Fleetwood und Alice.
Stacy Hall erzählt diese Geschichte aus der Ich-Perspektive von Fleetwood. Ihr Schreibstil ist bildhaft und lässt sich flüssig lesen. Sie beschreibt das Leben der einfachen Leute ebenso anschaulich wie das der reichen. Auch die Charaktere, die Gebäude und die Umgebung konnte ich mir gut vorstellen.
Fleetwood mochte ich sofort und war ganz auf ihrer Seite. Sie setzt sich über die Konventionen ihrer Zeit hinweg, ist vielleicht manchmal sogar etwas zu emanzipiert für diese Zeit. Sie ist willensstark, mutig und lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Um Alice zu helfen, nimmt sie einige gefährliche Strapazen auf sich.
Richard konnte ich nicht so gut einschätzen. Mal ist er liebevoll und besorgt um seine Frau, dann wieder lieblos und fällt ihr in den Rücken. Besonders sympathisch war er mir nicht.
Auch Alice, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und Fleetwood mit ihren Kräutern gegen einige Schwangerschaftsbeschwerden hilft, verhält sich manchmal merkwürdig und ich wusste lange Zeit nicht, ob ich ihr trauen sollte oder nicht.
Ich habe diesen Roman von Anfang an gerne gelesen, auch wenn die Handlung eine Weile braucht, um Tempo aufzunehmen. Das Ende hat mir, bis auf kleine Kritikpunkte (die ich jetzt nicht nennen kann ohne zu spoilern) gut gefallen.
Es lohnt sich auch, den Brief der Autorin und das Nachwort am Ende des Buches zu lesen.

Fazit: „Die Vertraute“ ist zwar kein Highlight für mich, aber ein gelungener historischer Roman mit einer winzigen Prise Mystery, der sich mit der Verfolgung und dem Prozess der Pendle-Hexen beschäftigt und aus der Sicht einer jungen unkonventionellen Adeligen erzählt wird.

Veröffentlicht am 18.01.2022

Frauenmorde in Hamburg

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Inhalt: Hamburg 1910: Anne Fitzpatrick ist eine der ersten Ärztinnen Deutschlands. Unfreiwillig kehrt sie Hals über Kopf nach 12 Jahren in London in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Sie engagiert sich ...

Inhalt: Hamburg 1910: Anne Fitzpatrick ist eine der ersten Ärztinnen Deutschlands. Unfreiwillig kehrt sie Hals über Kopf nach 12 Jahren in London in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Sie engagiert sich für Frauen in Notlagen und möchte im Hamburger Hafen ein neues Frauenhaus eröffnen. Doch bevor es dazu kommt, findet die junge Pastorentochter Helene in einem Boot am Quai eine Frauenleiche.
Kommissar Berthold, der bei einem tragischen Unfall seine Frau und seinen kleinen Sohn verloren hat, übernimmt die Ermittlungen. Und schon bald befürchtet er, dass noch weitere Frauen ermordet werden…

Meine Meinung: Das Cover und den Titel des Buches finde ich etwas irreführend, denn Annes Arbeit als Hafenärztin spielt eigentlich eine kleinere Rolle, ich würde eher sagen, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt. Und gerade das hat mir gut gefallen! .
Hinter dem Pseudonym Henrike Engel steht eine bekannte Autorin, von der ich schon einige Bücher mit Begeisterung gelesen habe. Ihr bildhafter und flüssiger Schreibstil lässt sich schnell und angenehm lesen und sie beschreibt sehr lebendig die Atmosphäre und das Geschehen zu Anfang des letzten Jahrhunderts. Allerdings ist mir die für einen Unterhaltungsroman (auch für einen historischen) häufig die ungewöhnliche Wortwahl aufgefallen. Z.B.: Furor, Behuf, Prälinarien, Anwurf und Ähnliches. Zwar hat sich die Bedeutung der Worte jeweils aus dem Textzusammenhang erschlossen, ließen mich aber trotzdem immer wieder stutzen.
Das „alte“ Hamburg ist ein tolles Setting mit einer düsteren und manchmal sogar etwas unheimlichen Atmosphäre. Obwohl Henrike Engel alles sehr genau beschreibt, hätte ich mir einen Stadtplan im Buchumschlag gewünscht, um mir die jeweiligen Handlungsorte noch besser vorstellen zu können.
Die drei Protagonisten Anne, Berthold und Helene sind gut gewählt und werden authentisch beschrieben, besonders Helene mochte ich gerne. Die verwöhnte, aber auch couragierte Pastorentochter, die noch nicht viel vom realen Leben weiß, aber aus der Enge ihres Elternhauses ausbrechen möchte, durchläuft im Laufe der Geschichte eine große positive Entwicklung. Auch Berthold fand ich sehr sympathisch. Er trauert noch um seine Frau und seinen Sohn, zeigt Ehrgeiz in seinem Beruf, ist dabei aber sehr kollegial und menschlich. Anne wirkt dagegen etwas unnahbar. Sie hat ein Geheimnis, das leider auch am Ende des Buches noch nicht aufgeklärt ist. Das fand ich etwas schade.
In diesem Roman geht es neben den Morden auch um das Thema Frauenbewegung und Annes engagierte Arbeit für das Frauenhaus. Zudem wird der Unterschied zwischen den Gesellschaftsschichten sehr deutlich.
Auch wenn ich schon ab etwa der Hälfte des Buches erahnen konnte, wer hinter den Frauenmorden steckt, habe ich doch gern die Handlung weiterverfolgt.

Fazit: Ein gelungener Auftakt der Serie um die Ärztin Anne Fitzpatrick. Der zweite Teil „Die Hafenärztin. Ein Leben für das Lachen der Kinder.“ erscheint im Mai 2022 und ich freue mich schon zu lesen, wie es mit Anne, Helene und Berthold weitergeht.

Veröffentlicht am 12.01.2022

Voller Zauber und Magie

Die Hexe und der Winterzauber
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„Die Hexe und der Winterzauber“ ist der letzte Teil der Winternacht-Trilogie. Die Handlung schließt nahtlos an den 2. Teil an und ich würde jedem unbedingt empfehlen, die Reihenfolge der Bände einzuhalten.
Katherine ...

„Die Hexe und der Winterzauber“ ist der letzte Teil der Winternacht-Trilogie. Die Handlung schließt nahtlos an den 2. Teil an und ich würde jedem unbedingt empfehlen, die Reihenfolge der Bände einzuhalten.
Katherine Arden hat hier eine ganz besondere Welt erschaffen. Eine Welt voller Zauber und Magie, uralter russischer Mythen und Geisterwesen. Die Atmosphäre des Romans ist durchweg düster und durch den bildhaften Schreibstil der Autorin gelang es mir sehr gut, in diese Welt einzutauchen. Ich fühlte fast die klirrende Kälte, ebenso wie die drückende Hitze und sah die mystischen Wesen vor meinem inneren Auge lebendig werden. Die Handlung ist mal spannend und mal ruhig.
Wasja, obwohl noch keine zwanzig Jahre alt, ist erwachsen geworden. Sie ist zu einer starken, mutigen, aber auch sympathischen jungen Frau und Kämpferin geworden, die über ganz besondere Kräfte verfügt. Aber auch der Winterkönig, sein Zwillingsbruder und Wasjas Bruder Sascha sind wieder dabei, sowie auch viele andere schon bekannte Charaktere.
Dieser dritte Teil vereint die Mystik des ersten Teils und die spannende Handlung des zweiten Teils. Trotzdem hat mir der erste, ruhigere Teil (Der Bär und die Nachtigall), in dem Wasja noch ein Kind ist und ihre ersten Begegnungen mit den Geisterwesen hat, am besten gefallen.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Fantasyroman mit tollen Charakteren und einer ganz besonderen Atmosphäre. Wer die zwei anderen Teile der Winternacht-Trilogie mochte, dem wird auch dieses Buch gefallen.