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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2021

Spannend, aber noch ausbaufähig

Die Verlorenen
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Meine Meinung: „Die Verlorenen“ ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Simon Beckett. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und mitreißend zu lesen und schon der Anfang ist richtig spannend. ...

Meine Meinung: „Die Verlorenen“ ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Simon Beckett. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und mitreißend zu lesen und schon der Anfang ist richtig spannend.
Zwar flacht die Spannung dann wieder etwas ab, aber es bleibt eine konstant düstere und fesselnde Grundstimmung. In Rückblicken erfährt der Leser, was vor zehn Jahren passierte, als Theo, Jonah’s vierjähriger Sohn, verschwand. Gibt es wirklich eine Verbindung der beiden Fälle, so wie Jonah glaubt?
Leider konnte mich Jonah als Protagonist in diesem 1.Teil noch nicht ganz von sich überzeugen. Schon wieder ein Ermittler mit einer tragischen Vergangenheit. Seine Alleingänge fand ich oft sehr unrealistisch, vor allem da er eine schwere Knieverletzung hat. Unglaublich, was er alles aushält! Dass er Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit, einem Eliteteam der Metropolitan Police ist, ist in dieser Geschichte eher nebensächlich und leider gab es auch überhaupt keine Interaktion mit seinen beiden Kollegen, die am Anfang des Buches kurz vorgestellt werden. Die für den Fall zuständigen Polizisten Fletcher und Bennet werden sehr unsympathisch beschrieben.
Leider fand ich auch die Auflösung etwas zu konstruiert.

Fazit: Ein spannender, aber noch ausbaufähiger Auftakt einer neuen Reihe, den ich trotz einige Kritikpunkte gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 01.07.2021

Gelungener Auftakt

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Inhalt: 1893: In Wien wird ein junges Dienstmädchen ermordet aufgefunden - mit durchgeschnittener Kehle und brutal gepfählt. Leopold von Herzfeldt, dessen Dienst als neuer Polizeiagent bei der Polizeidirektion ...

Inhalt: 1893: In Wien wird ein junges Dienstmädchen ermordet aufgefunden - mit durchgeschnittener Kehle und brutal gepfählt. Leopold von Herzfeldt, dessen Dienst als neuer Polizeiagent bei der Polizeidirektion in Wien offiziell erst einen Tag später beginnt, kann es nicht lassen, sofort zum Tatort zu eilen. Dort macht er sich mit seiner Überheblichkeit und seinen modernen Ermittlungsmethoden sofort bei den neuen Kollegen unbeliebt.
Bald werden weitere Dienstmädchen auf dieselbe Weise ermordet und Leo sucht fachliche Unterstützung bei Augustin Rothmayer, der Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof ist. Bald führen die Spuren der Mordfälle in die höchsten und angesehensten Kreise Wiens…

Meine Meinung: „Das Buch des Totengräbers“ ist der Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe von Oliver Pötzsch, dessen Henkerstochter- und Faustus-Reihen ich mit Begeisterung gelesen habe.
Wieder ist es dem Autor gelungen, ganz besondere Charaktere zu erschaffen. Einer von ihnen ist der Totengräber Augustin Rothmayer. Er ist ein knurriger Kauz, gekleidet in einen langen schwarzen Mantel, den stets der Duft des Friedhofs und des Todes umweht. Doch kaum jemand weiß, dass Rothmayer hochgebildet ist, sich für klassische Musik interessiert und trotz seiner schroffen Art ein weiches Herz hat. Der Totengräber ist mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch und ich hätte gerne noch sehr viel mehr von ihm gelesen. Die Passagen mit ihm sind oft herrlich makaber und skurril (ich liebe ja sowas!). Er schreibt gerade ein ziemlich ungewöhnliches Buch: „Der erste Almanach für Totengräber“. Darin beschreibt er ebenso interessante wie eklige und makabre Details zum Thema Tod, die er in seiner langen Zeit als Totengräber beobachten konnte. Kurze Auszüge daraus finden sich zu Beginn vieler Kapitel.
Der junge Leopold von Herzfeldt ist neuer Polizeiagent in Wien. In seiner Heimatstadt hat er sich in Schwierigkeiten gebracht und musste Graz deswegen vorerst verlassen. Wegen seiner eleganten Kleidung, seinen modernen und oft eigenmächtigen Ermittlungsmethoden, sowie seiner hochdeutschen Aussprache - die in Wien überhaupt nicht gern gehört wird - wird er überall schnell als Piefke bezeichnet und ist bei seinen Kollegen nicht sehr beliebt. Zudem hat er jüdische Wurzeln, was besonders seinen direkten Vorgesetzten sehr stört. Der Antisemitismus dieser Zeit wird im Buch sehr deutlich.
Dann ist da noch die junge Telefonistin Julia, die Leo eifrig und mutig bei seinen Ermittlungen unterstützt. Und auch Professor Hofmann, der Leiter der Gerichtsmedizin, hat mir gut gefallen.
Der Schreibstil von Oliver Pötzsch ist wie gewohnt authentisch, detailliert und bildlich. Ich konnte mir Wien und den Zentralfriedhof im Jahr 1893 gut vorstellen und sah auch die Charaktere vor meinem inneren Auge. Gut gefallen hat mir die fast durchgehend düstere Atmosphäre. Die Morde sind zwar grausam, werden aber nicht reißerisch beschrieben. Interessant fand ich auch die neuen Ermittlungsmethoden mit denen Leo arbeitet, vor allem die Tatortfotografie.
Es geht um alten Aberglauben. Den Glauben an Vampire, Untote und Wiedergänger, aber auch um den Missbrauch von Kindern und jungen Frauen.
Leider fehlte mir insgesamt etwas Spannung.

Fazit: Ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe, von der ich aber in den nächsten Bänden etwas mehr Spannung und vor allem mehr Zusammenarbeit mit dem Totengräber erwarte. Ich freue mich schon darauf.

Veröffentlicht am 22.06.2021

Ruhige und eindringliche Geschichte

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Inhalt: 1992, Lützow / Mecklenburg Vorpommern. Nach der Wende kehrt die Thriller Autorin Franzi zurück an die Ostsee, in das kleine Haus am Leuchturm, in dem sie als Kind einige Jahre gelebt hatte, ...



Inhalt: 1992, Lützow / Mecklenburg Vorpommern. Nach der Wende kehrt die Thriller Autorin Franzi zurück an die Ostsee, in das kleine Haus am Leuchturm, in dem sie als Kind einige Jahre gelebt hatte, als ihr Vater dort Leuchtturmwärter war. Hier hofft sie Ruhe und Inspiration für ihr neues Buch zu finden. Doch nachdem sie in ihrem ehemaligen Kinderzimmer unter einem losen Dielenbrett ein altes Tagebuch findet, beginnt sie zu lesen. Die Einträge von der jungen Else, die vor ihr hier gelebt hat, lassen Franzi nicht mehr los…

Meine Meinung: Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
1992, nur wenige Jahre nach der Wende, liest Franzi in Elses altem Tagebuch von deren Fluchtgedanken und Plänen. Sie ist fasziniert von Elses Geschichte und begibt sich auf Spurensuche. Während sie in der Vergangenheit forscht, findet sie auch Unterlagen, die ihren eigenen Vater betreffen und sie sehr verunsichern.
Im Jahr 1962, ein Jahr nach dem Bau der Mauer, ist Else 21 Jahre alt. Ihre eigentlich sehr lebenslustige Mutter hat sich vor neun Jahren das Leben genommen und seitdem hat sich auch ihr Vater sehr verändert. Zudem sieht sie das strenge Regime der DDR immer kritischer und fühlt sich immer unwohler. Zusammen mit ihrer besten Freundin Lulu und deren Freund Otto plant Else schließlich die Flucht über die Ostsee.
Kathleen Freitag beschreibt eindringlich die bedrückende Atmosphäre der damaligen Zeit in der DDR. Eine Zeit der Angst, der Überwachung, des Verrats und des gegenseitigen Misstrauens. Wie groß muss der Wunsch nach Freiheit sein, um die größten Strapazen in Kauf zu nehmen und das eigene Leben zu riskieren?
Der Roman beginnt eher ruhig, nimmt aber im Lauf der Geschichte an Dynamik und Spannung konstant zu. Ich habe sehr mit Else, Lulu und Otto mitgefiebert. Auch auf das Schicksal von Elses Mutter war ich sehr neugierig.

Fazit: Ein ruhig und einfühlsam erzählter Roman, der mich im Urlaub gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 31.05.2021

Solider Würzburg-Krimi

Zwölf Sünden
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Inhalt: Daniel Freund ist neu bei der Kriminalpolizei in Würzburg. Zusammen mit seiner Kollegin Oberkommissarin Viktoria Stahl untersucht er den mysteriösen Selbstmord eines Familienvaters, der sich direkt ...

Inhalt: Daniel Freund ist neu bei der Kriminalpolizei in Würzburg. Zusammen mit seiner Kollegin Oberkommissarin Viktoria Stahl untersucht er den mysteriösen Selbstmord eines Familienvaters, der sich direkt vor seinen Augen von der Alten Mainbrücke gestürzt hat. Kurz darauf erhält Daniels Freundin Susanne, die als Journalistin bei einer Würzburger Tageszeitung arbeitet, eine anonyme Mail: Die selbst ernannten „Wächter“ bekennen sich dazu, den Mann in den Tod getrieben zu haben. Sie wollen für Gerechtigkeit sorgen und kündigen weitere Morde an. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

"Wenn der Staat versagt, übernehmen die Wächter"

Meine Meinung: „Die Zwölf Sünden“ ist der Auftakt zu einer neuen Würzburger Krimireihe von Kirsten Nähle mit dem Ermittlerduo Viktoria Stahl und Daniel Freund.
Der Schreibstil ist unkompliziert und lässt sich flüssig lesen und durch die häufigen Perspektivwechsel, sowie die kurzen Kapitel, kommt man schnell mit dem Lesen voran.
Daniel Freund ist der Sympathieträger dieser Reihe. Ich mochte ihn sofort, doch mit Viktoria hatte ich zuerst etwas Schwierigkeiten. Sie ist kompetent, aber auch sehr ehrgeizig in ihrem Job und würde viel lieber allein arbeiten als mit einem neuen Partner, was sie Daniel auch deutlich spüren lässt. Deshalb haben mir auch die kurzen Einblicke in das Privatleben von Daniel und Viktoria sehr gut gefallen, denn durch dieses Hintergrundwissen kann man beide besser verstehen und einschätzen. So wurde mir auch Viktoria mit der Zeit sympathischer.
Interessant fand ich auch die Rückblicke in die Vergangenheit der „Wächter“ und die Einblicke ihre Pläne und die Hintergründe der Taten. Schade war allerdings, dass ich schon sehr früh ahnen konnte, wer ein weiteres Mitglied der Wächter ist.
Die Handlungsorte in Würzburg werden sehr genau und atmosphärisch beschrieben, was für Würzburger und Würzburg-Kenner sicher toll zu lesen ist.

Fazit: Ein solider Kriminalroman mit einem durchgängig ansteigenden Spannungsbogen und interessanten Charakteren.

Veröffentlicht am 17.05.2021

Unterhaltsam und warmherzig

Sommerleuchten am See
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Inhalt: Nicht einmal ein Jahr nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Becca verliebt Jack sich in die Blumenhändlerin Flora und stellt sie schon bald seinen beiden Töchtern vor. Für die siebenjährige Molly ...

Inhalt: Nicht einmal ein Jahr nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Becca verliebt Jack sich in die Blumenhändlerin Flora und stellt sie schon bald seinen beiden Töchtern vor. Für die siebenjährige Molly und die siebzehnjährige Izzy ist das zunächst ein Schock. Vor allem Izzy tut sich schwer mit der neuen Frau im Leben der Familie und macht es Flora sehr schwer. Als alle im Sommer zusammen Ferien am malerischen See im Lake Distrikt machen - ausgerechnet bei Clare, Beccas bester Freundin - kommen mit Floras Hilfe endlich einige Geheimnisse ans Licht.

Meine Meinung: Der Schreibstil von Sarah Morgen ist wie gewohnt sehr lebendig, humorvoll und mitreißend zu lesen. Sie erzählt die Geschichte aus den wechselnden Perspektiven von Clare, Flora und Izzy. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Fokus nicht auf der Liebesgeschichte zwischen Flora und Jack liegt, sondern auf der schwierigen Beziehung zwischen Flora und Izzy. Deshalb hätte ich auch den Orginaltitel „Family for Beginners“ wesentlich passender gefunden, auch weil etwa die Hälfte der Handlung in New York spielt und erst später am See.
Die Charaktere werden sehr sympathisch beschrieben und die Frauen nehmen die wichtigsten Rollen ein. Flora mochte ich wegen ihrer natürlichen und verständnisvollen Art am liebsten, aber trotzdem gefielen mir Izzys Kapitel am besten und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Ich finde es sehr verständlich, dass eine Heranwachsende große Schwierigkeiten damit hat, eine fremde Frau in der neuen engen Familienkonstellation, die aus der Not und der Trauer entstanden ist, zu akzeptieren. Ein Ersatz für ihre Mutter und auch für sie, denn sie hat zum Teil Beccas Aufgaben übernommen. Leider ist Jack wenig aufmerksam und ziemlich unsensibel, was Izzys und auch Floras Gefühle angeht.
Der Weg bis zum Happy End hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen.

Fazit: Trotz des eher ernsten Themas ist „Sommerleuchten am See“ ein unterhaltsamer und warmherziger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.