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Veröffentlicht am 21.09.2023

Erst zum Ende hin spannend und tragisch

Die Suche
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Bundesermittler Aaron Falk besucht Freunde zu einer Taufe. Zeitgleich findet das alljährliche Weinfest der Ortschaft statt, auf dem im vergangenen Jahr Kim Gillespie verschwand. Die Ermittler gehen von ...

Bundesermittler Aaron Falk besucht Freunde zu einer Taufe. Zeitgleich findet das alljährliche Weinfest der Ortschaft statt, auf dem im vergangenen Jahr Kim Gillespie verschwand. Die Ermittler gehen von einem Suizid aus. Eine Leiche konnte jedoch nie gefunden werden. Kims ältere Tochter Zoe kann nicht glauben, dass ihre Mutter ihre Schwester, noch ein Baby, einfach allein gelassen und sich in den Tod gestürzt hat. So versucht Zoe, auf dem Fest erneut Zeugen zu finden und dadurch vielleicht auf neue Hinweise zu stoßen. Zudem findet auch Aaron Ungereimtheiten und geht der Sache ebenfalls nach.

Zitat Pos. 206:
"Es musste aufreibend sein, die Hoffnung so lange am Leben zu halten. Wie erfolgreich konnte ein Suchaufruf zwölf Monate nach dem Verschwinden einer Person schon sein? Ein guter Ausgang war jedenfalls nicht zu erwarten."

Der Schreibstil von Jane Harper ist flüssig und man findet schnell in die Story. Es gibt zahlreiche Protagonisten, die man erst sortieren muss, um zu überblicken, wer wer ist und wie was zusammenhängt. Diese Erklärungen und Zusammenhänge sind natürlich für die spätere Aufklärung nötig, wurden aber nach einiger Zeit etwas langatmig. Für meinen Geschmack verlief die Suche nach weiteren Hinweisen zu spannungslos, obwohl man da mehr hätte rausholen können. Erst ab etwa der Hälfte des Buches und einem Perspektivwechsel kommt Spannung in den Plot, der mit einer unerwarteten Wendung endet. Dieser Twist hat es zwar ganz schön in sich, kann aber nicht über vorige Defizite hinwegtrösten.

Fazit: Ein ziemlich langatmiges Prozedere, das unerwartet und ziemlich tragisch endet. Wer Zeit mitbringt und ausführliche Stories mag, die sich am Ende authentisch aufklären, ist mit diesem Thriller sicher gut beraten.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Zu viel Luft nach oben

Das Gästezimmer
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Wie wichtig ist euch der Schreibstil?
Mit ihm kann für mich alles kippen, denn er ist wichtig, um in die Geschichte reinzufinden. Wenn der Schreibstil also nicht überzeugt, dann kann der Plot noch so gut ...

Wie wichtig ist euch der Schreibstil?
Mit ihm kann für mich alles kippen, denn er ist wichtig, um in die Geschichte reinzufinden. Wenn der Schreibstil also nicht überzeugt, dann kann der Plot noch so gut sein, man wird mit dem Buch nicht wirklich warm.

Und leider war genau dies hier der Fall. Für mich total gewöhnungsbedürftig: die sogenannte Du-Perspektive. Sie hat mich herausgezogen, verwirrt und war einfach nur störend. Von der mangelnden Spannung dadurch mal abgesehen. Daher war ich mehr als einmal kurz davor abzubrechen.

Die Charaktere waren in Ordnung, aber mehr auch nicht. Ich konnte keinerlei Sympathie aufbauen. Vielleicht lag es an der gewählten Perspektive, aber Rachel beispielsweise wirkte langweilig und ein wenig zu sehr in den Hintergrund gerückt. Sie kam nicht authentisch rüber und hätte mehr ausgearbeitet werden können. Auch bei den Nebenprotagonisten gab es Schwächen. So wirkten sie stumpf, naiv und nicht unbedingt einprägsam. Schade. Ich habe die Bindung zu den einzelnen Charakteren vermisst, gerade zu unserer oben erwähnten Hauptprotagonistin.

Und innerhalb des geschichtlichen Werdegangs konnte man auch erkennen, dass alles nicht stimmig und gut genug ausgearbeitet wurde. Die Spannung ließ lange auf sich warten und kaum etwas konnte mich wirklich überraschen. Gegen Ende des Buches zog es ein wenig an, doch das war mir viel zu spät. Ich brauche nicht unbedingt Tempo und Adrenalin von der ersten Minute an, doch eine Spannungskurve sollte erkennbar sein - oder zumindest Höhen und Tiefen, sprich überraschende Szenen und auch ruhigere hin und wieder. Aber wenn man sich durch die Storyline kämpfen muss und dabei beinahe einschläft, dann wurde der Sinn und Zweck des Buches/Genres verfehlt.

Fazit: Für mich war das Buch leider kein gelungener Pageturner. Ein äußerst komischer Schreibstil, nur ein Hauch von Spannung und eher flache Charaktere sind Gründe, weswegen ich "Das Gästezimmer" nicht weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Potenzial nicht ausgeschöpft

Refugium
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Von Prologen kann man halten, was man möchte. Für die Einen ebnen sie den Weg des weiteren Verlaufs, für Andere sind sie eher sekundär. Ich würde sagen: Wenn mich ein Prolog catcht, ist das schon die halbe ...

Von Prologen kann man halten, was man möchte. Für die Einen ebnen sie den Weg des weiteren Verlaufs, für Andere sind sie eher sekundär. Ich würde sagen: Wenn mich ein Prolog catcht, ist das schon die halbe Miete. Der Auftakt in diesem Band ist stark. Er bietet Action, Nervenkitzel, versetzt den Leser direkt in eine angespannte Position. Nun liegt es am Autor oder der Autorin, die Spannung beizubehalten. Leider ist es in diesem Fall nicht gut gelungen.

Zwar hat Lindqvist ein Gespür für die richtigen Formulierungen, punktet mir Ausdruck und definitiv mit einer klug gewählten Figurenausarbeitung, jedoch ist letzteres auch der Knackpunkt. Der Autor hat den Fokus klar auf die Charaktere gelegt. Und zwar so sehr, dass alles andere fast schon nebensächlich wirkt. An einigen Stellen zog sich der Plot unnötig in die Länge, sodass man guter Dinge sein muss, um trotzdem weiterzulesen.

Hinzu kommt die Tatsache, dass wir es eher mit klassischen Elementen eines Krimis zu tun haben, nicht mit denen eines Thrillers. Wer sich jetzt freut, weil er gern die Ermittlungen mitverfolgt und Hintergründe serviert bekommt, sollte sich lieber etwas bremsen. Denn auch diese Aspekte werden nur bröckchenweise thematisiert. Da mich insbesondere politische, wirtschaftliche und unternehmerische Handlungen in Büchern nicht sonderlich interessieren, war es so, dass ich öfter Zeilen übersprungen habe. Das ist natürlich Geschmackssache und könnte dem einen oder anderen Leser durchaus bedeutend besser gefallen als mir. Für mich las sich die Story dadurch zu nüchtern und trocken. Hier und da hätte man ruhig kürzen und das Ganze auflockern können.

Bei Fehlern bin ich zwar im Allgemeinen recht kleinlich, ich finde jedoch, dass sich der Nachname einer Figur während des Verlaufs nicht ändern darf. Sicher, kann passieren. Ist trotzdem ärgerlich, wenn aus Julia Malmros plötzlich Julia Ribbing wird. Apropos Ribbing: Der Nachname gehört eigentlich Kim. Kim Ribbing. Für mich der coolste Charakter seit Längerem. Er ist faszinierend, ihn umgibt eine düstere Aura, man kann ihn nur schwer einschätzen. Und das macht ihn unglaublich interessant. Er ist niemand, der in der Masse untergeht, sondern sich ins Gedächtnis brennt.

Im Großen und Ganzen hat mich Lindqvist mit REFUGIUM etwas enttäuscht, muss ich gestehen. Vor allem wegen des aufreibenden Prologs. Ob ich dem zweiten Teil der Trilogie eine Chance geben werde, weiß ich noch nicht. Ich würde schon gern wissen, wie es weitergeht, wie sich Julia und Kim weiterentwickeln. Und ein klitzekleines bisschen hege ich die Hoffnung, dass der erste Teil dazu dient, eine solide Basis aufzubauen, damit es danach ordentlich kracht. Mal sehen!

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Potenzial nicht gänzlich ausgeschöpft

Sünde
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Das Mädchen Anna Owen wird bei dem Diebstahl eines Brotes erwischt und ins Gefängnis gesteckt. Täglich wird sie mit den anderen Insassinnen zum Richteherr geführt und geht ohne Bestrafung zurück in die ...

Das Mädchen Anna Owen wird bei dem Diebstahl eines Brotes erwischt und ins Gefängnis gesteckt. Täglich wird sie mit den anderen Insassinnen zum Richteherr geführt und geht ohne Bestrafung zurück in die Zelle. Bis sie eines Tages ihre Strafe erhält und zu einer Sündenesserin erklärt wird.

Eine Sündenesserin nimmt Sterbenden die Beichte ab. Für jede Sünde gibt es eine Speise, beginnend mit der Sünde der Geburt, dafür steht Brot. Nach dem Tode Desjenigen liegen die jeweiligen Speisen bereit und werden von der Sündenesserin gegessen.
Sie ist eine Aussätzige, die mit niemandem sprechen darf. Und das hat sie als Figur so verdammt faszinierend gemacht. Weil sie sich von der Masse abhebt und kein 08/15-Charakter ist, dem man in jedem zweiten Buch begegnet. Ich habe mich zuvor noch nie mit diesen Themen befasst, die die Autorin in ihrem Werk aufgegriffen hat. Oder habt ihr schon mal eine Sündenesserin getroffen? Eben.

Ab etwa der Mitte des Buches wurde es für mich zunehmend verwirrender. Anna, unsere Sündenesserin, gibt den Menschen Spitznamen, und es erscheinen immer mehr von ihnen, bis ich irgendwann kaum noch durchstieg. Dazu mischen sich die Intrigen am Hof mit Annas eigener Herkunft, deren Strang irgendwann im Sande verlief.

Die Sprache ist rauh und deftig, absolut der damaligen Zeit angemessen. Ansiedeln würde ich es, wenn man einen Vergleich möchte und anhand der Figuren urteilt, zur Zeit Elisabeths der Ersten. Hat mir gut gefallen, denn das habe ich bisher seltener gelesen.

Fazit: Ein solider, historischer Roman über einen der ungewöhnlichsten Berufe, der tatsächlich in England bis zum 19. Jahrhundert praktiziert wurde. Leider haben mich die Verwirrung am Königshof und die Vielzahl an Protagonisten etwas Lesespaß gekostet, sodass ich SÜNDE nur bedingt weiterempfehle. (Würde ich sündigen, würde ich drei von fünf Sünden begehen.)

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Langatmiger Start, dann ausgetüftelte Story

Der finstere See
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Jeremy verlor seine kleine Schwester schon, als er selbst noch ein Kind war. Seine Erinnerungen an diesen Vorfall sind allerdings lückenhaft. Doch plötzlich löst ein Ereignis Flashbacks aus. Als er dann ...

Jeremy verlor seine kleine Schwester schon, als er selbst noch ein Kind war. Seine Erinnerungen an diesen Vorfall sind allerdings lückenhaft. Doch plötzlich löst ein Ereignis Flashbacks aus. Als er dann auch noch für den Verkauf des geerbten Hauses zurück an den Platz des Geschehens muss, kommen die Erinnerungen Stück für Stück zurück, und die Anwohner sind über seine Anwesenheit nicht begeistert.

Es gibt Bücher, die von der ersten Seite an spannend sind und einen nicht loslassen. Und dann gibt es Bücher wie dieses, die sich ziehen wie Kaugummi. Viele Seiten lang erfährt der Leser, was Jeremy für ein unsympathischer Kerl ist, der sich glücklich schätzen sollte, dass seine Frau Sarah so viel Verständnis für seine Aussetzer hat. Seit dem Tod seiner Schwester leidet er offenbar unter psychischen Problemen, und seine Mutter war nicht gerade wohlsorgend damit, ihm bei der Trauerbewältigung zu helfen. Ganz im Gegenteil ließ sie wohl ihren Schmerz über den Verlust der Tochter an Jeremy aus.

Zitat Pos. 81:
"Niemals hätte er seiner Mutter diese Befriedigung gegönnt, denn in Wirklichkeit war nicht Sarah die Zielscheibe, das wusste er, sondern er. Der Subtext war laut und deutlich: Die Einzige, die ihn haben wollte, die Einzige, die er kriegen konnte, war eine dicke junge Frau, eine pummelige, dankbare Frau."

Bereits der Klappentext lässt erahnen, dass Jeremy irgendwie selbst am Tod seiner Schwester beteiligt ist. Durch einige Wendungen schafft es die Autorin dann etwa zur Hälfte des Buches, die Spannung zu steigern, und auch der Eindruck von Jeremy verändert sich noch einmal.

Das Ende war dann tatsächlich sehr überraschend und dramatisch - konnte aber die anfänglichen Längen nicht vollends wieder gutmachen.

Fazit: Ein langatmiger Anfang. Wer aber durchhält, wird mit einer ausgetüftelten und letztlich auch spannenden Crime-Story belohnt. Ich frage mich allerdings, wie man auf diesen Buchtitel gekommen ist, denn den finsteren See hat die Autorin nur ganz kurz nebenbei eingebracht. Schade!

© RO, Daniela

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