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SaintGermain

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Veröffentlicht am 26.04.2019

Der Staat und Heckler

Tanja oder Die Unplanbarkeit des Daseins
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Heckler - um die 50 - arbeitet als Beamter im Funkwesen bei der Post der BRD. Als er die junge Sekretärin Tanja einstellt, beginnen seine Probleme. Sämtliche Karrierepläne kann er über den Haufen werfen, ...

Heckler - um die 50 - arbeitet als Beamter im Funkwesen bei der Post der BRD. Als er die junge Sekretärin Tanja einstellt, beginnen seine Probleme. Sämtliche Karrierepläne kann er über den Haufen werfen, und er fühlt sich verfolgt und gemobbt.
Das Cover des Buches ist zwar relativ einfach gemacht, hat mich aber neugierig auf das Buch gemacht. Ebenso ging es mir beim Klappentext, der eigentlich nichts aussagt, da er aus Berthold Brechts „Dreigroschenoper“ stammt.
Der Autor schreibt in seiner Kurzbiographie am Ende des Buches, dass er realitätsnahe Romane ohne billige Thriller-Effekte schreiben möchte. Ich finde, dass jeder gute Roman (ausgenommen sind natürlich Sachbücher) zumindest eines von 3 Merkmalen erfüllen sollte. Diese sind Humor, Spannung und/oder Emotionen (die sie beim Leser auslösen).
1. Humor: Mitunter sind zwar einige Witze eingebaut, die aber nicht wirklich lustig und/oder altbacken sind.
2. Thrill bedeutet auf Deutsch Spannung – darauf möchte der Autor scheinbar verzichten und das ist im eigentlich sehr gut gelungen, denn Spannung erzeugt er in keiner Sekunde.
3. Emotionen: Es kommen im ganzen Buch sehr viele Charaktere vor, die meisten sogar ohne Vornamen. Dies auch bei Heckler selbst (bzw. wird er erst relativ am ende genannt); seine Frau und seine Tochter scheinen namenlos zu sein. Insgesamt wurde ich mit der Hauptperson Heckler nie warm; er war mir unsympathisch und ich konnte mich auch nicht die Bohne mit ihm identifizieren.
So hatte dieses Buch also keines der Merkmale, die ein gutes Buch haben sollte.
Heckler selbst erscheint mir stark psychotisch und paranoid. Letztendlich ist er nur ein einfacher Beamter und weshalb sollte der Staat (oder wer auch immer) ihn rund um die Welt verfolgen und Fallen stellen? Noch dazu schreibt er selbst, wie ihm manche Frauen gefallen und dass er vielleicht schwach werden könnte. Und wenn ihn dann schon Kinder „anbraten“, ist das alles sehr übertrieben. Vielleicht spielt aber auch der Alkohol mit, den der Hauptakteur scheinbar fast täglich zu sich nimmt (zumindest aber auf seinen Auslandsreisen, egal ob beruflich oder privat).In seinem Vorwort stellt der Autor die Frage, ob die beschriebenen Ereignisse wirklich völlig unvorstellbar sind – meine Antwort ist definitiv ja. Desgleichen gilt auch dafür: Warum sollte sich ein Mann, der knapp vor der Rente steht, für einen höheren Posten bewerben und genommen werden. Die Einarbeitungszeit würde ja bis zur Rente gehen.
Wenn über Heckler geschrieben steht, warum er Tanja nicht heiraten kann (was übrigens innerhalb von 5 Seiten 2x in demselben Wortlaut geschieht), kommt darin nie seine Frau vor. Scheinbar ist er nur mit ihr verheiratet um nicht alleine Urlaub zu machen oder ins Theater zu gehen. Liebe scheint hier nicht im Spiel zu sein.
Wenn es um den Funk geht wird es oft sehr technisch und langwierig. Auch reist Heckler viel – Arbeitsreisen und Urlaube mit seiner Frau. Diese Urlaube werden sehr genau beschrieben – fast wie ein Reisetagebuch.
Irgendwie schaffte es der Autor aber doch, dass ich das Buch nicht abgebrochen habe, sondern es zu Ende gelesen habe. Darum auch meine Bewertung des Buches.
Insgesamt blieb mir der Sinn des Buches allerdings verborgen und irgendwie musste ich an das Stück „Warten auf Godot“ denken.
Fazit: Fast 600 Seiten mit wenig Handlung, keinen Emotionen und noch weniger Spannung - fern von aller Realität 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.11.2018

brutale, vulgäre Hardcore-SF-Dystopie

Deep!Space!Dead!
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Referend Walker (Ref) ist in einer Rettungskapsel durch das All auf dem Weg zu vermeintlichen Rebellen, die er sein Leben lang als seine Feinde betrachtet hat. Er ist sich nicht sicher, ob er diesen Flug ...

Referend Walker (Ref) ist in einer Rettungskapsel durch das All auf dem Weg zu vermeintlichen Rebellen, die er sein Leben lang als seine Feinde betrachtet hat. Er ist sich nicht sicher, ob er diesen Flug überleben wird, noch ob diese Mission die richtige Entscheidung war. Dabei denkt er immer wieder an seine eigene Vergangenheit und sein Leben zurück.

Das Cover des Buches ist außergewöhnlich gemacht, passt auch sehr gut zum Buch, gefällt mir aber nicht wirklich. Der Klappentext hingegen hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht.

Zudem befindet sich auf dem Cover ein Elternschutz-Vermerk, den das Buch auch dringend notwendig hat , dazu aber später mehr. Gleich darüber ein weißer Strich/eine Unterbrechung, die keinen Sinn am Cover ergibt.

Ich las das Buch als E-Book. Hier viel erstmals auf, dass die Verlagsschrift nicht lesbar ist, da man trotz größter Schriftgrößeneinstellung eine Lupe benötigen wurde. Indem ich eine andere Schriftart wählte, löste sich das Problem allerdings.

Zudem gibt es in diesem Buch keine Kapiteleinteilung und auch nur wenige Absätze (zwischen den "Zeitsprüngen"), was die Lesbarkeit erschwerte. Dazu gesellten sich auch noch diverse Rechtschreib- und Grammatikfehler.

Das Buch beginnt mit einem guten Einstieg in einer fernen Gegenwart - das was der Klappentext ja besagt. Dort erinnert sich Ref an sein Leben zurück. Dies geschieht allerdings nicht chronologisch geordnet, sodass es für mich sehr schwierig war der Geschichte zu folgen.

Ref selbst, sowie auch die anderen Protagonisten waren mir eigentlich sehr unsympathisch. Ref selbst kommt ja aus einer unteren Schicht, daher passt natürlich die vulgäre Sprachweise und etwas Gewalt auch zu ihm, allerdings besteht das Buch für mich gefühlt aus 65% Gewalt- und Folterszenen und 30 % Sexszenen. Somit blieb natürlich meiner Meinung nach für die Handlung zu wenig Zeit. Immer wieder vertrödelt der Autor mit sogenanntem Füllmaterial - Szenen, die das Buch nicht benötigt und auch nicht weiterbringen.

Die Rahmenhandlung selbst (warum ich das Buch ja auch lesen wollte) ist eigentlich gut, auch wenn sie nciht gerade neu ist, aber die Umsetzung des Ganzen konnte mich nicht überzeugen.

Dazu kam dann ein Ende, das auch nicht wirklich überzeugen konnte und irgendwie nicht abgeschlossen wirkt.

Ein paar Mal war ich kurz davor das Buch abzubrechen, schaffte es dann aber doch durch das ganze Werk.

Für mich ist es in diesem Jahr Platz 1 meiner schlechtesten gelesenen Bücher.

Fazit: Hardcore-SF-Dystopie, die weniger durch Handlung als durch Gewalt und Sex besticht. 2 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 30.04.2017

definitiv kein Mainstream

In Blut und Liebe - Erzählungen
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In Blut geschrieben Herzensblut ist jedes Wort Gedankengut, das mit Liebe wurd gewählt, das mit Liebe uns erzählt. Von Gefahren und von Leid, Von dem was geht, von dem was bleibt. Erzählungen von Constantin ...

In Blut geschrieben Herzensblut ist jedes Wort Gedankengut, das mit Liebe wurd gewählt, das mit Liebe uns erzählt. Von Gefahren und von Leid, Von dem was geht, von dem was bleibt. Erzählungen von Constantin Dupien, dem Herausgeber der preisgekrönten "Mängelexemplar"-Reihe. Illustriert von Melanie Stoll und Julia Takagi, mit Einleitungen von Vincent Voss.

Zum Cover: Der Autor schreibt selbst in seiner Danksagung, dass das Cover eine perfekte Symbiose aus Detailreichtum und vielsagender Schlichtheit ist, Die Schlichtheit kann ich nachvollziehen, das Detailreichtum nicht. Ich finde das Cover zwar primär nicht schlecht gemacht, aber es ist neben der Schlichtheit für mich auch nicht zum Buch passend.

Das Buch selbst ist eine Kurzgeschichtensammlung des Autors, die jede Story durch eine Illustration von Melanie Stoll bzw. Julia Takaig und ein Vorwort von Vincent Voss einleitet. Dazu beinhaltet das Buch auch Gedichte von Merten Mederacke.

Die Geschichten sind verschiedenen Genres zuzuordnen - Horror, Dystopie, Krimi, Drama, Romance, und vieles mehr ist in diesem Buch enthalten.

Laut dem Vorwort von Carmen Weinand kümmert es den Autor nicht im geringsten ob seine Werke alltagstauglich sind oder nicht. Der Autor will also gar nicht dem "Mainstream" angehören - und das tut er definitiv nicht.

Mir selbst konnten nur 2 Geschichten gefallen: "Auge um Auge" verdient das Prädikat "absolut lesenswert"; ebenso konnte mich "Vergiss mich nicht" überzeugen. Alle anderen Geschichten konnten mich nicht wirklich erreichen, was teilweise sicher auch der Kürze der Geschichten verschuldet war. Aber auch dem Schreibstil - mit teilweise sehr langen Sätzen - war oft sehr schwierig zu folgen.

Fazit: Kurzgeschichten, die mich großteils nicht überzeugen konnten, dennoch blitzt in der einen oder anderen Geschichte das Potential des Autors auf.

1,5 Sterne

Veröffentlicht am 09.04.2017

Warten auf Godot

Fictional Reality
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Warten auf Godot (franz. Originaltitel: En attendant Godot) ist ein Theaterstück von Samuel Beckett.
Zwei Akte lang tritt das Stück statisch auf der Stelle. Um die „unheimliche Stille auf Abstand zu halten“, ...

Warten auf Godot (franz. Originaltitel: En attendant Godot) ist ein Theaterstück von Samuel Beckett.
Zwei Akte lang tritt das Stück statisch auf der Stelle. Um die „unheimliche Stille auf Abstand zu halten“, wird viel mit absurden Diskussionen über Belangloses gestritten und sich wieder versöhnt.

Dieses Buch hat vieles mit dem oben genannten Theaterstück gemein. Denn in beiden Stücken passiert nichts oder fast nichts.

Alexandras Familie kommt bei einem Unfall ums Leben, sie hat Erinnerungslücken und kleine mystische Erlebnisse und zieht zu ihrer Tante und lernt dort Liam zu kennen und lieben.

Soweit die Handlung. Was das folgt ist unspannendes Herumgetue ohne wirkliche Handlung. Ich war einige Male kurz davor das Buch abzubrechen, habe es aber fertig gelesen und wurde durch einen gut geschriebenen Schluss ein wenig versöhnt.

Der Anfang und das Ende des Buches sind sehr emotional geschrieben, dazwischen ist allerdings nichts Lesenswertes zu finden.

Das Cover des Buches und der Titel (beides sehr gut gewählt) machten mich sehr neugierig, auch der Klappentext versprach Gutes; leider konnte der Inhalt das nicht halten.

Fazit: Buch mit sehr wenig Handlung, gar keiner Spannung und einem emotionalem Beginn und Ende.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Grausam (in mehrfacher Hinsicht)

Mein Gang durch die Hölle
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Koby erträgt viele Jahre lang, zuerst in Schule und Internat, dann in seinem Sportclub, Mobbing, Schläge, Misshandlungen, Missbrauch durch Mitschüler und einen Erzieher. Eines Tages bricht er unter seiner ...

Koby erträgt viele Jahre lang, zuerst in Schule und Internat, dann in seinem Sportclub, Mobbing, Schläge, Misshandlungen, Missbrauch durch Mitschüler und einen Erzieher. Eines Tages bricht er unter seiner ständigen Angst, vor allem der immer wiederkehrenden Todesangst vor dem Ertrinken und dem Eingesperrtsein, zusammen. Im Krankenhaus findet er endlich Mut, einen Teil seiner Leidensgeschichte zu erzählen. Als er feststellt, dass seine Eltern und die Ärzte ihm Glauben schenken, bricht er ein weiteres Mal zusammen. Übergroß ist seine Scham, und er stellt sich immer wieder die Frage, warum er das alles mit sich machen ließ. Doch sein Leidensweg ist noch nicht zu Ende …

Das Buch beschreibt (nach einer wahren Begebenheit) dias Martyrium eines jungen asiatisch aussehendem Buben.

Dasa Cover des Buches ist gut gemacht und absolut stimmig.

Ob die Geschichte wirklich so stattgefunden hat, kann ich natürlich nicht bezeugen. V.a. in den letzten Kapiteln klang die Geschichte für mich immer unglaubwürdiger (Elektroschocks in Auto eingebaut, Jungen im Chalet, keine Spuren, keine Beweise, Hecke bei Schule, ...). Einige Beweise müssten sich definitiv finden lassen. Zum anderen scheint Koby (lt. Buch) unter paranoiden Halluzinationen zu leiden und teilweise selbst zu glauben er habe einiges nur geträumt. Wenn Koby allerdings auch nur einen Bruchteil der in diesem Buch beschriebenen Qualen erleiden musste, erklärt dies seine Paranoia und muss weitererzählt werden.

Was mich an dem Buch aber etwas stört ist der Schreibstil. Es handelt sich bei dem Geschriebenen um Abläufe, die plötzlich von einem zum anderen Tag oder einer Uhrzeit wechseln. Man muss sich sehr konzentrieren, um mithalten zu können. Das hemmt den Lesefluss sehr. Außerdem gibt es viele Wiederholungen. Dies hätte man etwas besser zusammenfassen können. Zudem haben sich viele Fehler eingeschlichen, die unbedingt noch einmal überarbeitet werden müssten.

Auch fehlte mir eine Einleitung bzw. ein Prolog zur Einstimmung, sowie ein Epilog, wie es Koby jetzt ergeht. (Einiges durfte ich in eienr Leserunde mit der Autorin herausfinden.) Eine Einteilung in Kapitel wäre sicher auch von Vorteil gewesen.

Das Buch ist (durch die emotionale Bindung der Autorin zu Koby) relativ emotionslos geschrieben; teilweise erkennt man Hass auf die Täter bzw. die Rechtssprechung.

Einiges hätte ein guter Verlag sicher verbessern können, aber das Buch ist im R.G.Fischer-Verlag erschienen, der erwiesenermaßen ein reiner DKZ-Verlag ist.

Laut Autorin hat dieses Buch einen Sinn, wenn mindestens ein Mobbing-Fall deswegen nicht zustande kommt. Damit hat sie absolut recht. Außerdem war es das 1. Werk der Autorin.

Ich war einige Male dabei das Buch abzubrechen, war aber doch an Kobys Schicksal interessiert.

Fazit: Wichtiges Thema, jedoch schlechte Umsetzung