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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2022

Kurzweilig, emotional, unterhaltsam

Liebesperlen
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Inhalt:
"Liebesperlen", das sind neun Erzählungen voller flüchtiger Gefühle, Zärtlichkeit, Leidenschaft, Verlassenwerden, Glück und Liebe in all ihren Facetten. Manchmal süss, manchmal zartbitter, manchmal ...

Inhalt:
"Liebesperlen", das sind neun Erzählungen voller flüchtiger Gefühle, Zärtlichkeit, Leidenschaft, Verlassenwerden, Glück und Liebe in all ihren Facetten. Manchmal süss, manchmal zartbitter, manchmal tragisch.

Meine Meinung:
"Liebesperlen" habe ich mir vor zwei Wochen aus einem offenen Bücherschrank mitgenommen, weil mich "Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky sehr, sehr begeistert hat. Die neun kurzen Erzählungen haben mich wunderbar unterhalten, immer mal wieder zum Nachdenken angeregt und auch sehr berührt. Irgendwie ist es Leky gelungen, auf wenigen Seiten immer ganz neue Figuren und Szenen zu zaubern, die mich sofort in ihren Bann gezogen haben. Alle diese neun Ich-Erzählungen sind stets aus der Sicht einer einzigen Frau, die auf ihr Leben zurückblickt und am Ende in ihrer Kindheit ankommt, geschrieben. Die Kapitel sind aber nicht aufeinander aufbauend und höchstens lose zusammenhängend. Die Erzählerin wird manchmal mehr, manchmal weniger detailliert beschreiben, aber die anderen Figuren, Eltern, ein Bruder, ein Hund, ein Liebhaber oder auch ein Zahnarzt werden durch wenige Beschreibungen ganz fassbar und die teilweise ziemlich skurrilen, manchmal tragischen oder ein wenig ekelhaften Szenen wirken schwerelos und spontan skizziert.

Meine Empfehlung:
Natürlich transportieren diese neun Erzählungen kein "Was-man-von-hier-aus-sehen-kann-Gefühl", aber die kurzweiligen, unterhaltsamen, nachdenklich stimmenden und insgesamt sehr unterschiedlich aufgebauten Szenen sind mitten aus dem Leben gegriffen und lassen sich wunderbar zwischen und neben anderen Lektüren geniessen.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Anspruchsvoll und erschütternd

Unorthodox
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Inhalt:
Deborah wächst als chassidische Jüdin in Williamsburg auf. Dort erfährt sie am eigenen Leibe, wie sehr die strengen Gesetze der Satmar-Gemeinde - eine ultraorthodoxe Sekte - sie als junge Frau ...

Inhalt:
Deborah wächst als chassidische Jüdin in Williamsburg auf. Dort erfährt sie am eigenen Leibe, wie sehr die strengen Gesetze der Satmar-Gemeinde - eine ultraorthodoxe Sekte - sie als junge Frau einschränken und sie mit täglichen Geboten und vor allem Verboten an die Gemeinde und ihre Familie fesseln. Vom Aufwachsen bei ihren strenggläubigen Grosseltern, über die Zwangsheirat, bis hin zur Entdeckung einer ganz neuen Freiheit erzählt Deborah Feldman schonungslos ehrlich aus einer Parallelwelt, die für einige Menschen immer noch Alltag ist.

Meine Meinung:
Gemeinsam mit Jamie vom Blog Librovore habe ich dieses Buch gelesen und immer wieder besprochen und diskutiert und wir sind uns dabei nicht immer ganz einig geworden, waren beide aber entsetzt von Deborah Feldmans Schicksal, den strengen und vor allem frauenfeindlichen Sitten und Gebräuchen der ultraorthodoxen Satmar-Gemeinde und dem blinden Vertrauen, das die Mitglieder der Gemeinde ihren Rabbis entgegenbringen.
Ich habe die unterschiedlichen Kapitel jeweils förmlich inhaliert und der Glossar im Hintergrund sowie die Anmerkungen zur Übersetzung haben mich die ganze Geschichte und alle Zusammenhänge noch besser nachvollziehen lassen. Bewusst sind nämlich einzelne Wörter aus dem Jiddischen und Hebräischen aus Authentizitätsgründen nicht übersetzt worden, was ich persönlich als sehr passend empfunden habe. Auch habe ich mich in den vergangenen Jahren bereits mit einigen Dokumentationen, Reportagen, Artikeln und Büchern rund um das (orthodoxe) Judentum befasst, weshalb mir zum Glück nicht alles total fremd war.

Erzählsprache:
Vor allem am Anfang der Geschichte war ich noch total gefangen in Deborahs Alltag in ihrer Welt und habe sie sehr gut nachvollziehen können. Der Schluss des Buches war mir aber ein wenig zu nüchtern und vor allem zu schnell erzählt. Da hätte ich mir noch mehr Hintergründe und Nahbarkeit gewünscht. Ich kann aber nachvollziehen, dass gerade die Kapitel rund um den Austritt aus der Gemeinde sich nicht so leicht haben schreiben lassen, weshalb ich diese eher distanzierte Erzählhaltung der Autorin durchaus verstehen kann, schliesslich hat sie beim Schreiben dieser Geschichte alle Erinnerungen noch einmal durchleben müssen.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch ist sehr anspruchsvoll und vor allem erschütternd. Ich empfinde es aber genau deshalb als um so wichtiger. Diese Geschichte, die zwar tief bewegt, die aber eine Erfolgsgeschichte ist, macht Mut und klärt auf, weshalb ich euch "Unorthodox" sehr herzlich empfehle.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Ein wenig träge erzählter aber gar nicht verstaubte Klassiker

Vor Rehen wird gewarnt
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Inhalt:
Angelina (Ann) Ambros hat als kleines Kind gelernt, ihre Mitmenschen um den Finger zu wickeln, zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen. Durch ihr unschuldiges und zerbrechliches Aussehen ...

Inhalt:
Angelina (Ann) Ambros hat als kleines Kind gelernt, ihre Mitmenschen um den Finger zu wickeln, zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen. Durch ihr unschuldiges und zerbrechliches Aussehen kommt sie immer damit davon, bis sie gemeinsam mit ihrer Stieftochter Joy eine Zugreise antritt, deren unvorhergesehener Ausgang sie ihr Leben als Tochter eines aufopfernden Vaters, als jüngere Schwester der liebevollen Schwester Maud, welcher sie schliesslich den Mann - einen damals berühmten Musikers - ausspannt und als Ehefrau und Mutter Revue passieren lässt.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir von der lieben Jamie vom Blog Librovore geschenkt worden und ich habe mich riesig über die schöne Ausgabe aus der Büchergilde gefreut. Jamie hat sich eher schwer getan mit dem Buch und ich konnte dies sehr gut nachvollziehen, hatte ich selber doch in der Mitte auch einen Durchhänger. Der Beginn hat mich nämlich gepackt und obwohl ich ein paar Seiten gebraucht habe, um mich auf die Sprache einzulassen, war ich ziemlich begeistert. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin ganz unterschiedliche historische Ereignisse und viele Figuren aber auch einiges an Gesellschaftsstudien und Gesellschaftskritik unterbringt.
In der Mitte war mir die Geschichte dann ein wenig zu langsam und ausschweifend erzählt, aber gegen Ende, als vor allem wieder aus der Perspektive von Angelinas Stieftochter Joy berichtet wird, kommt wieder viel Fahrt auf, was mir sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Vicki Baum, deren Lebensgeschichte mich tief berührt hat, erzählt in eher gemächlichem Tempo und beleuchtet die mittlere bis höheren Gesellschaftsschichten San Franciscos und Wiens. Ausserdem lässt sie Hinter die Fassaden einer Musikerfamilie und tief in den Musikeralltag der damaligen Zeit blicken (wenn man sich vorstellt, dass eine Stradivari damals um die 5'000 bis vielleicht ca. 30'000 Dollar gekostet hat...), was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Die verschiedenen Figuren werden sehr ausführlich beschrieben und Anns manipulative Art, die ihr viele Vorteile verschafft, aber auch ganze Leben zerstört, während sie sich natürlich nie einer Schuld bewusst ist, sondern stets noch die scheinbar geschädigte mimt, verbindet alle Ereignisse und Personen miteinander.

Meine Empfehlung:
Dem ein wenig trägen Schreibstil zum Trotz habe ich in "Vor Rehen wird gewarnt" eine unterhaltsame und gesellschaftskritische Geschichte entdecken dürfen, die mich auf Vicki Baums weiteres Werk neugierig gemacht hat. Deshalb empfehle ich das Buch den Geduldigen unter euch weiter, es wird sich am Ende lohnen.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Langsam erzählter aber trotzdem spannender Politkrimi

Endstation Venedig
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Inhalt:
Noch vor der Morgendämmerung wird Brunetti zur Leiche eines jungen Mannes gerufen. Schnell wird klar, dass dieser dem amerikanischen Militär angehörige Mann in Machenschaften verwickelt war, die ...

Inhalt:
Noch vor der Morgendämmerung wird Brunetti zur Leiche eines jungen Mannes gerufen. Schnell wird klar, dass dieser dem amerikanischen Militär angehörige Mann in Machenschaften verwickelt war, die weit grösser sind, als der als Raubüberfall getarnte Mord vermuten lässt. Mehrere scheinbar zusammenhangslose Verbrechen und Menschen in wichtigen Positionen, welche im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen, halten Brunetti in Atem.

Meine Meinung:
Erst gerade habe ich mich mit "Venezianisches Finale" nach Venedig gelesen und habe mich nun auch mit "Endstation Venedig" in die charmante Stadt, den kauzigen Brunetti und zahlreiche kulinarische Entdeckungsreisen verliebt. Das Buch war mir trotz anhaltender Spannung insgesamt ein wenig zu langsam erzählt und wirkte ziemlich konstruiert. Vor allem die spezielle Rolle des amerikanischen Militärs und des Militärstützpunkts Vicenza schien das Venedig-Idyll ein wenig zu stören. Das war aber natürlich auch die Absicht der Autorin, schliesslich ist so ein Mord (oder mehrere) kein Spass und es darf auch einmal ungemütlich, gesellschaftskritisch und politisch werden.
Sehr gut gefallen hat mir aber wieder, wie Brunetti mit seinem oberflächlichen und nur an seine wichtigen Beziehungen denkenden Chef Patta umgeht. Leons Schreibstil ist diesbezüglich äusserst humorvoll.

Meine Empfehlung:
Ein wenig langsam erzählt und ein wenig konstruiert wirkt dieses Buch zwar schon und das Venedig-Flair kam für meinen Geschmack fast ein wenig zu kurz. Dafür ist es Donna Leon gelungen, einen Politkrimi auf insgesamt sehr spannende und immer mal wieder humorvolle Art zu erzählen und dabei auch mehr Details aus dem Familienleben der Brunettis einfliessen zu lassen, was mir sehr gefallen hat. Natürlich empfehle ich auch diesen Band und die Reihe sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Krimi mit Längen aber einer um so einnehmenderen Protagonistin

Die Uhrmacherin – Im Sturm der Zeit
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Inhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag verlässt Sarah ihr Elternhaus und beginnt in Grenchen ein neues Leben als Hauslehrerin der angesehenen Familie Schneider. Als das Dienstmädchen der Familie ...

Inhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag verlässt Sarah ihr Elternhaus und beginnt in Grenchen ein neues Leben als Hauslehrerin der angesehenen Familie Schneider. Als das Dienstmädchen der Familie Schneider zu Tode kommt, glaubt Sarah nicht an einen Unfall und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Es kommt zu weiteren Todesfällen und Personen in Sarahs nächstem Umfeld geraten unter Verdacht. Ihre Ermittlungen führen sie in ein Bordell in der Region und lassen sowohl einige Vertreter der Oberschicht als auch der regionalen Polizei um ihre Posten zittern.

Titel und Klappentext:
Zuerst möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei Martina für dieses Buch bedanken. Sie hat es mir ganz überraschend geschenkt und ich habe mich riesig darüber gefreut. Martinas Rezension findet ihr hier:
https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2022/01/die-uhrmacherin-claudia-dahinden.html

Weil ich Martinas Rezension bereits kannte, war mir vor dem Lesen bewusst, dass der Inhalt des Buches nur sehr wenig mit dem Titel und Klappentext zu tun hat. Ich möchte dies aber hier noch einmal erwähnen. Wer sich nämlich vor allem für den Ort Grenchen und das Handwerk der Uhrmacherei interessiert, ist mit diesem Buch nicht richtig beraten. Wer aber einen historischen Krimi mit ein wenig Lokalkolorit lesen möchte, könnte mit diesem Buch sehr glücklich werden.

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Orte, in denen die Geschichte spielt sind mir zwar nicht sehr vertraut, aber natürlich kenne ich die Region trotzdem ein wenig. Sarah war mir von der ersten Seite an sehr sympathisch und ich habe mich über ihre neugierige Art gefreut und sie gerne durch die Ermittlungen begleitet. Nach knapp 200 Seiten ist das Buch aber ziemlich zäh geworden. Der eine Polizist rennt eigentlich nur zwischen einem Bordell und den Volksaufständen hin und her und die Ermittlungen gehen nicht mehr voran. Mir ist natürlich bewusst, dass dies in der normalen Ermittlungsarbeit genau so vorkommt, aber das möchte ich in einem Krimi einfach nicht lesen. Der soll gerne spannend sein und mich an die Geschichte fesseln. Ich war also nicht mehr sehr aufmerksam dabei, habe aber trotzdem weitergelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt.
Ich bin mit dem Aufkeimen einer sanften Romanze, sehr unvorhersehbaren Zusammenhängen und einer überraschenden Auflösung belohnt worden.
Neben der Länge hat mich aber die sehr starke Fixierung auf die Religion gestört. Natürlich hat mich die Abspaltung der Christkatholiken von den Katholiken interessiert, das meine ich mit meiner Kritik auch gar nicht, schliesslich sind das sehr wichtige Ereignisse dieser Zeit. Mich haben die permanenten Berufungen der Figuren auf ihre Gebete, ihren Gott, ihre Psalme usw. gestört. Anschliessend an die Lektüre habe ich gelesen, dass die Autorin selber auch sehr religiös ist, deshalb war mir schnell klar, weshalb die Figuren genau so und nicht anders gedacht und gehandelt haben. Religion wird aber im Buch irgendwie nicht als etwas individuelles, grundsätzlich positives, sondern irgendwie aufgesetzt und teilweise einschränkend dargestellt.
Wieder sehr gut gefallen haben mir die ausführlichen Verzeichnisse der historischen und fiktiven Figuren, der historischen Ereignisse, Begriffe des Uhrmacherhandwerks sowie der Glossar. Wer möchte, kann sich hier also durchaus noch mit den historischen und sprachlichen Hintergründe des Buches befassen, was mir persönlich immer sehr gut gefällt.

Meine Empfehlung:
Ich denke, dass dieses Buch mit einem anderen Titel und einem anderen Klappentext als leichter, unterhaltsamer historischer Krimi erscheinen könnte, der zwar noch Luft nach oben hat, aber auch mit einer einnehmenden Protagonistin und gründlicher Recherchearbeit zu überzeugen vermag.
Wer sich für das Uhrmacherhandwerk interessiert, wird vom Buch sicher eher enttäuscht werden und ich bin mir selber nicht sicher, ob ich die weiteren Bände lesen möchte. Ich werde wohl zuerst einmal ein paar Rezensionen abwarten Wer aber gerne historische Krimis liest und dabei auch ein paar Längen verkraften kann, wird dieses Buch mögen.

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