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Veröffentlicht am 22.06.2022

Langsam erzählter aber trotzdem spannender Politkrimi

Endstation Venedig
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Inhalt:
Noch vor der Morgendämmerung wird Brunetti zur Leiche eines jungen Mannes gerufen. Schnell wird klar, dass dieser dem amerikanischen Militär angehörige Mann in Machenschaften verwickelt war, die ...

Inhalt:
Noch vor der Morgendämmerung wird Brunetti zur Leiche eines jungen Mannes gerufen. Schnell wird klar, dass dieser dem amerikanischen Militär angehörige Mann in Machenschaften verwickelt war, die weit grösser sind, als der als Raubüberfall getarnte Mord vermuten lässt. Mehrere scheinbar zusammenhangslose Verbrechen und Menschen in wichtigen Positionen, welche im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen, halten Brunetti in Atem.

Meine Meinung:
Erst gerade habe ich mich mit "Venezianisches Finale" nach Venedig gelesen und habe mich nun auch mit "Endstation Venedig" in die charmante Stadt, den kauzigen Brunetti und zahlreiche kulinarische Entdeckungsreisen verliebt. Das Buch war mir trotz anhaltender Spannung insgesamt ein wenig zu langsam erzählt und wirkte ziemlich konstruiert. Vor allem die spezielle Rolle des amerikanischen Militärs und des Militärstützpunkts Vicenza schien das Venedig-Idyll ein wenig zu stören. Das war aber natürlich auch die Absicht der Autorin, schliesslich ist so ein Mord (oder mehrere) kein Spass und es darf auch einmal ungemütlich, gesellschaftskritisch und politisch werden.
Sehr gut gefallen hat mir aber wieder, wie Brunetti mit seinem oberflächlichen und nur an seine wichtigen Beziehungen denkenden Chef Patta umgeht. Leons Schreibstil ist diesbezüglich äusserst humorvoll.

Meine Empfehlung:
Ein wenig langsam erzählt und ein wenig konstruiert wirkt dieses Buch zwar schon und das Venedig-Flair kam für meinen Geschmack fast ein wenig zu kurz. Dafür ist es Donna Leon gelungen, einen Politkrimi auf insgesamt sehr spannende und immer mal wieder humorvolle Art zu erzählen und dabei auch mehr Details aus dem Familienleben der Brunettis einfliessen zu lassen, was mir sehr gefallen hat. Natürlich empfehle ich auch diesen Band und die Reihe sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Krimi mit Längen aber einer um so einnehmenderen Protagonistin

Die Uhrmacherin – Im Sturm der Zeit
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Inhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag verlässt Sarah ihr Elternhaus und beginnt in Grenchen ein neues Leben als Hauslehrerin der angesehenen Familie Schneider. Als das Dienstmädchen der Familie ...

Inhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag verlässt Sarah ihr Elternhaus und beginnt in Grenchen ein neues Leben als Hauslehrerin der angesehenen Familie Schneider. Als das Dienstmädchen der Familie Schneider zu Tode kommt, glaubt Sarah nicht an einen Unfall und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Es kommt zu weiteren Todesfällen und Personen in Sarahs nächstem Umfeld geraten unter Verdacht. Ihre Ermittlungen führen sie in ein Bordell in der Region und lassen sowohl einige Vertreter der Oberschicht als auch der regionalen Polizei um ihre Posten zittern.

Titel und Klappentext:
Zuerst möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei Martina für dieses Buch bedanken. Sie hat es mir ganz überraschend geschenkt und ich habe mich riesig darüber gefreut. Martinas Rezension findet ihr hier:
https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2022/01/die-uhrmacherin-claudia-dahinden.html

Weil ich Martinas Rezension bereits kannte, war mir vor dem Lesen bewusst, dass der Inhalt des Buches nur sehr wenig mit dem Titel und Klappentext zu tun hat. Ich möchte dies aber hier noch einmal erwähnen. Wer sich nämlich vor allem für den Ort Grenchen und das Handwerk der Uhrmacherei interessiert, ist mit diesem Buch nicht richtig beraten. Wer aber einen historischen Krimi mit ein wenig Lokalkolorit lesen möchte, könnte mit diesem Buch sehr glücklich werden.

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Orte, in denen die Geschichte spielt sind mir zwar nicht sehr vertraut, aber natürlich kenne ich die Region trotzdem ein wenig. Sarah war mir von der ersten Seite an sehr sympathisch und ich habe mich über ihre neugierige Art gefreut und sie gerne durch die Ermittlungen begleitet. Nach knapp 200 Seiten ist das Buch aber ziemlich zäh geworden. Der eine Polizist rennt eigentlich nur zwischen einem Bordell und den Volksaufständen hin und her und die Ermittlungen gehen nicht mehr voran. Mir ist natürlich bewusst, dass dies in der normalen Ermittlungsarbeit genau so vorkommt, aber das möchte ich in einem Krimi einfach nicht lesen. Der soll gerne spannend sein und mich an die Geschichte fesseln. Ich war also nicht mehr sehr aufmerksam dabei, habe aber trotzdem weitergelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt.
Ich bin mit dem Aufkeimen einer sanften Romanze, sehr unvorhersehbaren Zusammenhängen und einer überraschenden Auflösung belohnt worden.
Neben der Länge hat mich aber die sehr starke Fixierung auf die Religion gestört. Natürlich hat mich die Abspaltung der Christkatholiken von den Katholiken interessiert, das meine ich mit meiner Kritik auch gar nicht, schliesslich sind das sehr wichtige Ereignisse dieser Zeit. Mich haben die permanenten Berufungen der Figuren auf ihre Gebete, ihren Gott, ihre Psalme usw. gestört. Anschliessend an die Lektüre habe ich gelesen, dass die Autorin selber auch sehr religiös ist, deshalb war mir schnell klar, weshalb die Figuren genau so und nicht anders gedacht und gehandelt haben. Religion wird aber im Buch irgendwie nicht als etwas individuelles, grundsätzlich positives, sondern irgendwie aufgesetzt und teilweise einschränkend dargestellt.
Wieder sehr gut gefallen haben mir die ausführlichen Verzeichnisse der historischen und fiktiven Figuren, der historischen Ereignisse, Begriffe des Uhrmacherhandwerks sowie der Glossar. Wer möchte, kann sich hier also durchaus noch mit den historischen und sprachlichen Hintergründe des Buches befassen, was mir persönlich immer sehr gut gefällt.

Meine Empfehlung:
Ich denke, dass dieses Buch mit einem anderen Titel und einem anderen Klappentext als leichter, unterhaltsamer historischer Krimi erscheinen könnte, der zwar noch Luft nach oben hat, aber auch mit einer einnehmenden Protagonistin und gründlicher Recherchearbeit zu überzeugen vermag.
Wer sich für das Uhrmacherhandwerk interessiert, wird vom Buch sicher eher enttäuscht werden und ich bin mir selber nicht sicher, ob ich die weiteren Bände lesen möchte. Ich werde wohl zuerst einmal ein paar Rezensionen abwarten Wer aber gerne historische Krimis liest und dabei auch ein paar Längen verkraften kann, wird dieses Buch mögen.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Gelungener Reihenauftakt mit Luft nach oben

Milchgeld
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Kluftinger und ich:
Vor bald fünf Jahren habe ich "Erntedank", Kluftingers zweiten Fall, gelesen und sehr, sehr gerne gemocht. So gerne, dass ich mich dazu entschieden habe, die Reihe nach und nach zu ...

Kluftinger und ich:
Vor bald fünf Jahren habe ich "Erntedank", Kluftingers zweiten Fall, gelesen und sehr, sehr gerne gemocht. So gerne, dass ich mich dazu entschieden habe, die Reihe nach und nach zu ergänzen und dann in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Seither sammle ich mir die Bücher aus Bücherschränken, Wühltischen und secondhand zusammen. Ganz alle Bücher habe ich noch nicht bei mir, aber genug, um schon einmal ganz vorne mit der Reihe zu beginnen. Ausserdem wollte ich unbedingt mit einem unterhaltsamen Krimi ins Jahr 2022 starten und das hat wunderbar geklappt.

Handlung:
Kluftinger soll den Mord an einem Lebensmitteldesigner aufklären und tappt komplett im Dunkeln. Verschiedene Spuren weisen auf ein Ereignis in der Vergangenheit hin, aber als bald eine zweite Leiche auftaucht, ist nichts mehr, wie es scheint und zwei ursprünglich scheinbar nicht zusammenhängende Verstrickungen müssen parallel zur Aufklärung gebracht werden.

Meine Meinung:
Bereits die ersten paar Seiten waren sehr unterhaltsam und ich habe den kauzigen Kommisar Kluftinger noch einmal ganz neu kennengelernt. Vor allem die - sehr konservative - Rollenverteilung im Hause Kluftinger hat mich einige Male zum Schmunzeln gebracht und mich ein wenig an das Ehepaar Schäffer aus der TV-Krimireihe "Mord mit Aussicht" (aktuell auf Netflix zu finden) erinnert.
Der Anfang und der Schluss des Buches und vor allem die unerwartete Auflösung am Ende konnten mich restlos überzeugen. In der Mitte plätscherte die Geschichte ein wenig vor sich hin, blieb aber trotzdem unterhaltsam. Auch hat mich ein wenig gestört, dass die Seiten äusserst dicht und bis zum Rand bedruckt waren, was mich im Schneckentempo durch das Buch schleichen liess, was aber nichts mit dem Inhalt an sich zu tun hat.

Schreibstil:
Die leichte, mit Dialektwörtern gespickte Sprache, dürfte man in der heutigen Zeit als wohl nicht mehr ganz politisch korrekt betiteln, was Kluftinger gleich selber bemerkt, als ihm mitten in einer Dönerbude ein leidenschaftliches "kruzitürken" entfällt. Auch werden Frauen gerne als "Weiber" tituliert und die Rollenverteilung ist lächerlich konservativ, was aber auch am guten alten Klufti kein gutes Haar lässt, da er komplett unbeholfen ist, was sämtliche Tätigkeiten im Haushalt anbelangt. Dies wird besonders amüsant dargestellt, als seine Frau alleine nach Malle fliegt.
Insgesamt ist die Sprache aber sehr unterhaltsam und schreckt trotzdem nicht vor detaillierten Schilderungen der Leichen und des Tathergangs zurück und ich bin schon sehr gespannt, welche Entwicklung Kluftinger bis zum heutigen Zeitpunkt zurücklegt.

Meine Empfehlung:
Regionalkrimis sind nicht unbedingt mein liebstes Genre, aber mit Kluftinger habe ich einen Ermittler entdeckt, der zwar sein ländliches Leben geniesst, aber nicht sämtliche Stereotypen erfüllen muss und der seiner Arbeit kompetent nachgeht. Ausserdem ist auch dieser erste Band der Reihe sehr unterhaltsam geschrieben, aber trotzdem wird schnell die grosse Ernsthaftigkeit des Falles klar und ausserdem nehmen die Dialektwörter nicht überhand, sondern sind stimmig in den Sprachfluss integriert. Die Handlung hat einige Durchhänger und bezüglich Spannung besteht Luft nach oben, aber das gelingt bereits im zweiten Band viel besser, auf den könnt ihr euch richtig freuen. Von mir gibt es deshalb eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Der schwächste Band der Reihe, aber trotzdem einen Besuch in Budbury wert

Weihnachten mit Zimt und Happy End
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Meine Meinung:
Was habe ich lange auf diesen sechsten Teil der Reihe gewartet und ich habe mich riesig darüber gefreut, wieder zur Weihnachtszeit nach Budbury zu reisen und die weihnachtlichen Düfte, Geräusche, ...

Meine Meinung:
Was habe ich lange auf diesen sechsten Teil der Reihe gewartet und ich habe mich riesig darüber gefreut, wieder zur Weihnachtszeit nach Budbury zu reisen und die weihnachtlichen Düfte, Geräusche, den Trubel und die Lichterketten im Comfort Food Café zu erleben. Einmal mehr hat sich das Lesen dieses Buches angefühlt, wie ein Nachhausekommen und ausserdem habe ich endlich etwas über Katie und ihren Sohn Saul erfahren. Ausgerechnet Katie ist in den letzten Bänden nämlich ein wenig im Hintergrund geblieben, was sich nun geändert hat.
Leider aber ist der weihnachtliche Funke nicht ganz so sehr gesprungen, wie in "Weihnachten mit dir" oder auch "Schlittschuhglück und Mandelduft". Auch hat sich die Handlung ein wenig zäher entwickelt, als ich dies von den anderen Bänden kenne und ausserdem hat mich Katies Geschichte nicht so sehr berühren können, wie Lauras oder Zoes Schicksal.
Um so schöner fand ich aber die Mutter-Kind-Beziehung zwischen Katie und Saul beschrieben. Ich habe mit Katie mitgefiebert, die sich von ihrer traumatischen Kindheit und ihren immer streitenden Eltern und deren verkorksten Beziehung lösen möchte. Ausserdem hat mir sehr gut gefallen, wie Auburn und Katie in der Apotheke zusammenarbeiten und sich auch nach und nach miteinander anfreunden. Generell schaffen es in diesem Band Cherie und Laura aber auch die anderen uns bereits aus den Vorgängerbänden bekannten Figuren, die Handlung aktiv mitzugestalten und so den typischen Geist Budburys zu verströmen und Katies Geschichte wesentlich spannender zu machen.

Schreibstil:
Obwohl der Titel natürlich ein Happy End verspricht, hält das Buch noch einiges an überraschenden Wendungen, kleinen Schreckmomenten und humorvollen Szenen bereit, bevor es dann endlich so weit ist. Diese Entwicklungen haben mir sehr gut gefallen und mich wunderbar unterhalten. Ein wenig gestört hat mich die doch sehr stereotype Sprache, welche Frauen als leicht zu beeindrucken darstellt, sobald ein muskelbepackter Mann auftaucht. Auch haben die ganzen Verstrickungen für eine eher langsame Erzählweise gesorgt, die dann gegen Ende doch ein wenig gar vorhersehbar war.

Meine Empfehlung:
Einmal mehr gelingt es Debbie Macomber, ein nicht ganz einfaches Thema in die tröstliche Szene von Budbury hineinzuschreiben. Wenn auch dieser Band der bisher schwächste Band der Reihe ist, so lohnt sich eine Reise ins Comfort Food Café auch dieses Mal, damit endlich in Erfahrung gebracht werden kann, welche Geheimnisse Katie seit Jahren mit sich herumschleppt und um den bereits bekannten Figuren, welche sich in diesem Band von ihrer besten Seite zeigen und die Handlung so positiv beeinflussen, einen erneuten Besuch abzustatten.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Ein wenig überladen, insgesamt sehr bewegend

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Meine Meinung:
Marica Bodrožićs Erzählung von ihrem Ankommen in Deutschland, das sie sehr eng mit der Sprache, dem Verstehen und Erlernen neuer Wörter verknüpft, hat mich fasziniert. Einerseits habe ich ...

Meine Meinung:
Marica Bodrožićs Erzählung von ihrem Ankommen in Deutschland, das sie sehr eng mit der Sprache, dem Verstehen und Erlernen neuer Wörter verknüpft, hat mich fasziniert. Einerseits habe ich stets nachvollziehen können, welche Links und Verbindungen sie zu ihrer Muttersprache macht, andererseits beeindruckt es, wie deutlich sie sich in ihrer neuen, zweiten Sprache, ausdrücken kann. Das Gefühl, zwischen zwei Sprachen gefangen zu sein und sich irgendwann auch in der eigenen, ersten Sprache nicht mehr wirklich zu Hause zu fühlen, kennt mein Mann ebenfalls, weshalb ich diese Seite von Bodrožićs Erzählung als Beobachterin mitfühlen konnte.
Und trotzdem waren mir einige Abschnitte ein wenig zu künstlich, hochtrabend und gewollt poetisch erzählt. Einzelne Sätze triefen vor Schönheit und treffen mitten ins Herz, andere Sätze stolpern über eine Anhäufung intellektueller und beschreibender Worte. So, wie vielleicht die Autorin anfangs auch gestolpert ist? Es ist nicht möglich, in der Deutschen Sprache so zu erzählen, wie es Bodrožić aus dem südslawischen Raum gewohnt ist. Deshalb hat sie eine ganz eigene Art gefunden, ihre nicht nur geografische, sondern auch linguistische Reise zu schildern und dies ist ihr hervorragend gelungen. Insgesamt wäre wohl aber weniger mehr gewesen. Ein Minimum an Schlichtheit hätte einigen Passagen sehr gut getan, auch wenn ich weiss, dass es sehr schwierig ist, ein eigenes Erleben und Empfinden in schlichtere Worte zu packen.

Meine Empfehlung:
Meiner kleinen Kritik zum Trotz habe ich Marica Bodrožić für mich entdecken können und ich bin sehr neugierig auf weitere nicht autobiografische Bücher, die vielleicht mit ein wenig mehr Distanz und geradlinigeren Sprachkonstrukten erzählen. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für dieses Buch.

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