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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Spannende Novelle mit leicht mystischem Tough

Der Ghostwriter
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Der Amerikaner Herman Banks hat es geschafft: Vom armen Farmersjungen zum Multimillionär! Nachdem er kürzlich auch die Liebe seines Lebens gefunden hat, möchte er sich nun seinen allergrößten Jugendtraum ...

Der Amerikaner Herman Banks hat es geschafft: Vom armen Farmersjungen zum Multimillionär! Nachdem er kürzlich auch die Liebe seines Lebens gefunden hat, möchte er sich nun seinen allergrößten Jugendtraum erfüllen: Ein eigenes Buch schreiben. Den perfekten Roman! Kurzerhand kauft er sich das Anwesen eines seiner früheren Lieblingsschriftsteller, ein riesiges Wohnhaus nahe einem kleinen Ort Südwestenglands, und zieht mit seiner jungen Frau dort ein, um seine Worte auf der originalen Schreibmaschine seines dort verstorbenen Idols zu Papier zu bringen. Doch nicht nur der Umstand, dass seine von ihm arg vernachlässigte Frau ihn zuvor kurzweilig betrogen hat, sondern auch seine unerwartete Schreibblockade lassen seine Laune stetig sinken. Bis plötzlich eines Morgens frisch getippte Seiten Papier auf dem Schreibtisch liegen: Das erste Kapitel "seines" Romans! Doch gleichzeitig verschwinden Gegenstände aus dem Haus, mit jedem wie von Geisterhand erschienenem Kapitel sind es mehr. Und nicht nur das Haus verändert sich, sondern auch Herman Banks...

Wie es der Titel bereits verrät, handelt es sich bei Cecelia Aherns "Der Ghostwriter" um eine Novelle. Eine Art kurze Erzählung mit leicht mystischem Touch und, je nach Interpretation, auch einem moralischen Aspekt bzw. Symbolcharakter. Von dem leicht Mysteriösen, was sich auch in Aherns Romanen wiederfindet, mal abgesehen lässt sich dieses Werk somit nur schlecht mit ihren bisherigen Romanen vergleichen. Dazu ist eine Novelle einfach zu - anders. Daher verzichte ich auf einen, in meinen Augen ungerechten, Vergleich zu ihren sonstigen Romanen.

Die Novelle ist auf ihre Art spannend geschrieben. Ist man zuerst noch auf Seiten des erfolgreichen, von seiner Frau betrogenen Herman Banks, wird einem von Seite zu Seite klar, dass dieser sich in seiner eigenen Welt, seiner verschobenen Sicht der Dinge zu verrennen scheint. Und dennoch ist man als Leser fasziniert von den rätselhaften, fast schon grauenhaften Phänomenen, welche sich in dem Haus abspielen: Die verschwundenen Gegenstände sowie die des Nachts getippten Seiten des Romans. Und obwohl man weiß, dass es falsch ist, falsch sein MUSS, ist die Neugier stärker, was wohl passieren mag, wenn das Buch vollendet ist.

Somit handelt die Novelle vom gegenseitigen Geben und Nehmen, von Vertrauen, Stolz und Gier - sowie der Neugier (des Lesers). Ein schönes Lesevergnügen, welches ich gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wenn eine Utopie zur Dystopie mutiert

Der Flug des Zitronenfalters
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In nicht allzu ferner Zukunft: Rohstoffknappheit hat dazu geführt, dass die Bevölkerung umstrukturiert wurde und nur noch mit einem Mindestmaß an Technologie lebt. Autos gibt es nur noch für den Staatsschutz, ...

In nicht allzu ferner Zukunft: Rohstoffknappheit hat dazu geführt, dass die Bevölkerung umstrukturiert wurde und nur noch mit einem Mindestmaß an Technologie lebt. Autos gibt es nur noch für den Staatsschutz, große Städte gehören der Vergangenheit an. Die Menschen leben in einem friedlichen Miteinander, und mitten drin Redakteur Paul, dessen Vater gerne von den verbotenen, alten Zeiten erzählt. Durch seine Neugier an der Vergangenheit gerät Paul jedoch immer mehr an verbotenes Wissen, welches die von Paul Steinbeck geschaffene Utopie mehr und mehr zu einer Dystopie mutieren lässt und unseren Hauptprotagonisten zum Zitronenfalter, welcher durch seinen Flügelschlag unbeabsichtigt einen Orkan entfacht und die Welt verändern wird.
Auf sehr geschickte Art und Weise hat der Autor in diesem Roman das aktuelle Weltgeschehen mit möglichen Zukunftsszenarien kombiniert, um eine realistisch anmutende Zukunft zu erschaffen. Der Roman ist in sich stimmig aufgebaut und lässt sich angenehm lesen. Das Ende lässt genügend Fragen für eine (angekündigte) Fortsetzung offen.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Gelungene Verknüpfung von Historie und Fiktion

Das Shakespeare-Geheimnis
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Über das Mittelalter ranken sich viele Mythen, so auch über Shakespeare: Hat das schriftstellerische Talent all seine Werke selbst verfasst oder waren da auch andere Schreiberlinge am Werk? Wie z. B. Christopher ...

Über das Mittelalter ranken sich viele Mythen, so auch über Shakespeare: Hat das schriftstellerische Talent all seine Werke selbst verfasst oder waren da auch andere Schreiberlinge am Werk? Wie z. B. Christopher Marlowe, dem gern die ein oder andere Spionagetätigkeit im Auftrag "ihrer Majestät" nachgesagt wird und der auf mehr oder weniger mysteriöse Weise ums Leben kam.

Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, geht es in Christiane Linds Roman "Das Shakespeare-Geheimnis" in erster Linie um die junge Alice, welche vor ihrem brutalen Ehemann in das London des Jahres 1592 flüchtet und dort in Christopher Marlowes Schauspieltruppe als Mann verkleidet Zuflucht findet. Doch auch das Leben Marlowes kommt hierbei nicht zu kurz, und so beinhaltet der Roman eine gelungene Mischung aus Lug und Trug, Schauspielerei, Verschwörung, Gewalt - und Liebe. Und selbstverständlich wird zu guter Letzt auch besagtes Shakespeare-Geheimnis gekonnt gelüftet.

Neben der gekonnten Verknüpfung von Historie und Fiktion lebt der Roman vor allem auch von den liebevoll herausgearbeiteten, lebendigen Charakteren sowie einem angenehm flüssigen Schreibstil. Auch das Cover ist schön gestaltet und hat den Roman inhaltlich sehr gut getroffen. Ein Sternchen ziehe ich ab, da mir während des Lesens einige Punkte zu offen blieben. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf den Lesespaß, welchen dieser Roman dem Leser bereiten kann.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Eine kleine Zeitreise in die Goldenen Zwanziger

Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte
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Das Buch ist wirklich wunderschön gestaltet: Schmal, das Cover in leichtem Sepia-Stich und, passend zu den Goldenen Zwanzigern, mit teils goldenem Titel und goldfarbenem Lesebändchen. Hochwertig, zu schade, ...

Das Buch ist wirklich wunderschön gestaltet: Schmal, das Cover in leichtem Sepia-Stich und, passend zu den Goldenen Zwanzigern, mit teils goldenem Titel und goldfarbenem Lesebändchen. Hochwertig, zu schade, um im Bücherregal zu verschwinden.
Beschrieben wird das Leben der Bohéme an der Côte d’Azur der 1920er, insbesondere im Jahr 1926. Dort trafen sich auf dem Cap d'Antibes rund um die Sommerresidenz von Sara und Gerald Murphy, der Villa America, europäische und amerikanische Künstler wie Pablo Picasso, Ernest Hemingway, Dorothy Parker - und eben F. Scott Fitzgerald. Dieser hat kürzlich seinen Roman "Der große Gatsby" veröffentlicht, die Story läuft erfolgreich im New Yorker Theater und über die Filmrechte wird ebenfalls verhandelt. Diesen Sommer des Jahres 1926 möchte er nun nutzen, um seinen nächsten Bestseller zu verfassen, den er plant, am Ende der Sommersaison mit nach Amerika zu nehmen. Doch es kommt alles anders als geplant.
Aufwendig recherchiert schildert Emily Walton, wie die Amerikaner zu Beginn der 1920er die Côte d’Azur für sich entdeckt haben und zu einer Urlaubsgegend werden ließen. Sara und Gerald Murphy genießen mit ihren Kindern und ihren Künstlerfreunden das dortige Leben. Der Dollarkurs steht gut, das Leben ist für die Amerikaner an der azurblauen Küste erschwinglich. Nach und nach passen sich auch Gastronomie und Hotellerie den neuen Gästen an. Doch 1926 steht F. Scott Fitzgerald, stets für jeden Streich zu haben, längst nicht mehr so sehr im Mittelpunkt, wie er es sich wünscht. Missmutig verfällt er immer mehr dem Alkohol, sein Verhalten wird von Tag zu Tag exzentrischer, so dass er unter starkem Alkoholeinfluss sogar beinahe einen Kellner zersägt, wie es der Titel des Buches bereits verrät.
Das Buch liest sich wie eine kurze historische Zeitreise und endet mit dem Jahr 1926. In einem Epilog schildert Emily Walton dem Leser anschließend den weiteren Lebenslauf der Hauptprotagonisten anhand entsprechend wichtiger Ereignisse. Das Buch steckt voller Wissen und Recherchen, erkennbar an selbst kleinen im Buch beschriebenen Details. Durch die verschieden Sprünge von Person zu Person liest sich das Buch leider nicht immer flüssig und es fehlt eine Art Höhepunkt, auf welchen ich beim Lesen gewartet und gehofft hatte. Daher bekommt Emily Walton für ihr Buch von mir 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Die Geschichte einer liebenswerten Serienmörderin

Die Prinzessin von Arborio
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Die Italienerin Elisabetta Zorzi, von allen nur 'Zorzi' genannt, ist eine erfolgreiche, junge Frau. Sie führt ein hochklassiges Restaurant in Wien, die 'Cantinetta Zorzi', ist intelligent, kultiviert, ...

Die Italienerin Elisabetta Zorzi, von allen nur 'Zorzi' genannt, ist eine erfolgreiche, junge Frau. Sie führt ein hochklassiges Restaurant in Wien, die 'Cantinetta Zorzi', ist intelligent, kultiviert, gutaussehend und wird von den Männern umgarnt. Jedoch umgibt sie ein dunkles Geheimnis: Wird sie ihrer Männer überdrüssig, bringt sie diese um, statt sich von ihnen zu trennen. Die ersten Male kam sie unbemerkt damit davon, beim dritten Mord jedoch begeht sie einen kleinen, aber feinen Fehler, durch den sie die Polizei letztendlich überführen kann.
Dies umfasst inhaltlich ca. die erste Hälfte des Buches. Doch damit hört die Story noch lange nicht auf. Der Kriminalpsychologe Arnold Körber interessiert sich für diese außergewöhnliche Frau, bringt so nach und nach die Beweggründe Zorzis an Licht - und verfällt ihr letztendlich auch. Die Liebe zu einer mehrfachen Mörderin, kann dies gutgehen? Doch auch Zorzi ist nicht auf den Kopf gefallen und weiß Körbers Zuneigung geschickt zu nutzen...
Dieser Roman ist kein Krimi im klassischen Sinne. Man erfährt bereits zu Beginn so nach und nach, wie es in Zorzis Kopf aussieht. Auf eine gewisse Art kann sie einem sogar richtig sympathisch sein, will sie im Grunde genommen doch nichts Böses. Sie hat lediglich eine mörderische Art, ihre Ziele zu verfolgen. Als Leser wird man quasi selbst zu einer Art Profiler, macht sich Gedanken über Zorzis Vergangenheit und die Gründe ihrer Entscheidungen. Der Roman ist ebenso durchzogen von mehreren Zeitsprüngen, so dass sich die Handlung nicht immer flüssig lesen lässt. Dies macht das Buch jedoch nicht weniger interessant. Was den Roman von einem klassischen Krimi am meisten unterscheidet, ist der fehlende Höhepunkt, auf den das Buch hinarbeitet, da der letzte Mord bereits sehr früh geschieht. Dies kann auch das unerwartete Ende leider nicht mehr ausreichend ausgleichen, daher ziehe ich einen Stern in der Bewertung ab.