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Veröffentlicht am 24.02.2018

Seine Leidenschaft bis ins hohe Alter leben

Ikigai
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Die beiden Autoren Francesc Miralles und Héctor García gehen in diesem Buch der Ursache auf den Grund, warum es auf einer kleinen Insel in Japan überdurchschnittlich viele über Hundertjährige gibt. Sie ...

Die beiden Autoren Francesc Miralles und Héctor García gehen in diesem Buch der Ursache auf den Grund, warum es auf einer kleinen Insel in Japan überdurchschnittlich viele über Hundertjährige gibt. Sie begeben sich an den Ort des Geschehens und führen unzählige Interviews mit den Betroffenen. Dabei stellen sie fest, dass diese Menschen nie aufgehört haben, ihr Leben aktiv zu gestalten. Jeder lebt dort einen geregelten Arbeitsalltag, ist in einem sozialen Netzwerk eingebunden, und liefert seinen Beitrag zu diesem sozialen Gefüge. Hier gibt es keinen der sich quasi zur Ruhe setzt und tatenlos zusieht, wie der Rest seines Lebens an ihm vorbeizieht. Es wird gearbeitet, soziale Kontakte werden gepflegt und man hält sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Das Geheimnis dahinter steckt in dem kleinen Wörtchen „Ikigai“: jeder, der bis ins hohe Alter rüstig ist, hat ein persönliches „Steckenpferd“, etwas wofür seine Leidenschaft brennt und in dem er sich auch geistig verlieren kann. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein, ob sich jemand einer Kunst verschreibt, ob er dafür lebt, andern helfen zu können, oder ob er in scheinbaren Banalitäten wie etwa der Gartenarbeit aufgeht ist dabei einerlei. Wichtig ist dabei nur, dass er in seinem Tun seine persönliche Erfüllung findet.

Dieses Buch birgt so manche Erkenntnis in sich: In unserer westlichen Welt ist es Gang und Gäbe, sich nach seinem Job zur Ruhe zu setzen und das wird meist wortwörtlich genommen: Viele Pensionisten sitzen danach untätig zuhause, und wissen mit sich nichts mehr anzufangen, sie werden nicht nur körperlich sondern vor allem geistig träge. Der Verfall ist auf diese Weise schon vorprogrammiert. Dieses Buch öffnet einem die Augen, dass nicht die Arbeit an sich das Problem ist, sondern, dass man in dem, was man macht, einen Sinn erkennt und in weiterer Folge auch Freude daran empfinden kann. Dies lässt sich bis ins hohe Alter realisieren, man muss sich dabei nicht „ausbrennen“, sondern wenn man seine eigene Geschwindigkeit findet, und mit dem „flow“ geht, vermag man es sehr lange aktiv zu bleiben.

Was ich bei diesem Buch etwas entbehrlich finde, sind die abschließenden Auszüge aus verschiedenen Bereichen wie Qigong, Yoga, Tai-Chi etc. Für mich sind diese Kapitel weder Fleisch noch Fisch, entweder sollte man diese Kapitel ausführlich behandeln, was allerdings den Rahmen eines Ratgebers sprengen würde, oder man lässt diese gleich weg, mit dem Hinweis auf diverse einschlägige Literatur, was in meinen Augen zielführender wäre, so bilden diese Abschnitte eher unnötige Seitenfüller. In diesem Zusammenhang möchte ich außerdem anführen, dass ich in diesem Buch Quellenangaben vermisse, Angaben zu weiterführender Literatur wären wünschenswert gewesen!

Alles in allem finde ich diesen Ratgeber jedoch empfehlenswert, man mag dadurch vielleicht nicht sein persönliches „Ikigai“ finden, es regt einen jedoch durchaus dazu an, seine Lebensweise ein wenig in Frage zu stellen und Neues auszuprobieren!

Veröffentlicht am 24.02.2018

Rabauke Flätscher im Einsatz

Flätscher – Krawall im Kanal
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Nach einer Jam-Session des selbsternannten Meisterdetektivs und Knödelliebhabers Flätscher mit der Hinterhof O-Cliquen Band „The Beaters“ verschwindet plötzlich deren Sängerin Cloe, welche auch gleichzeitig ...

Nach einer Jam-Session des selbsternannten Meisterdetektivs und Knödelliebhabers Flätscher mit der Hinterhof O-Cliquen Band „The Beaters“ verschwindet plötzlich deren Sängerin Cloe, welche auch gleichzeitig Flätschers Sekretärin ist, spurlos. Zugleich werden auch andere Haustiere aus der Umgebung vermisst. Flätscher kombiniert haarscharf, dass es hier einen Zusammenhang geben muss und zusammen mit seinem Assistenten Theo macht er sich an die Lösung dieses kniffligen neuen Falles. Ihre Suche nach den Vermissten führt sie zum Kanal, einem Ort, der gruseliger nicht sein könnte, doch Großmaul Flätscher kann sich diesbezüglich natürlich keine Blöße geben. Werden sie es schaffen, die verschwundenen Tiere zu befreien?

Auch im zweiten Band „Krawall im Kanal“ der „Flätscher“-Serie trifft man wieder auf alte Bekannte, wie Meisterkoch Bode, die keifende Nachbarin Knesemeier mit ihrem nicht minder widerlichen Kater Rrrasbo, die O-Clique und vor allem Flätscher und seinen treuen Assistenten Theo. Wie auch schon der erste Band wird die Erzählung brillant durch die Grafiken Jan Bricks unterstützt, welche dem Buch in unnachahmlicher Weise Leben einhauchen. Nicht nur Kinder haben dabei Freude an diesen Illustrationen, auch Erwachsene können sich deren Charme und Witz nicht entziehen, auch bei mehrmaligen Betrachten erkennt man immer noch neue, lustige Details, die einen zum Schmunzeln bringen!

Flätscher, innerlich teilweise ein echter Hasenfuß, was sich auch in einer „Ladehemmung“ seiner persönlichen „Stinkkanone“ äußert, überspielt dies mit großspurigen Sprüchen und gibt sich meist äußerst cool, nicht zuletzt, um seine Sekretärin zu beeindrucken. Dieses Auftreten in Kombination mit seinen flotten Sprüchen wirkt aber unfreiwillig komisch und macht ihn sympathisch.

Ein erfrischend anderes Kinderbuch, wenngleich ich es eher als Buch zum gemeinsamen Lesen mit Erwachsenen empfehlen würde, da sich Kinder bei gewissen Wortkreationen Flätschers logischerweise (oder besser: „logomanisch“) doch recht schwer tun…

Veröffentlicht am 24.02.2018

Spannender Krimi zur Nachkriegszeit

Tausend Teufel
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Inhalt:
Zwei Jahre nach dem Bombardement Dresdens liegt die Stadt immer noch in Trümmern, im klirrend kalten Winter fehlt es der notleidenden Bevölkerung an allem, zudem wird die Stadt von den Sowjets ...

Inhalt:
Zwei Jahre nach dem Bombardement Dresdens liegt die Stadt immer noch in Trümmern, im klirrend kalten Winter fehlt es der notleidenden Bevölkerung an allem, zudem wird die Stadt von den Sowjets kontrolliert, was die Lage für den Normalbürger nicht unbedingt einfacher macht. Um zu überleben wird denunziert und angeschwärzt, Grausamkeiten jeglicher Art stehen dabei an der Tagesordnung. Unter diesen prekären Voraussetzungen versucht Oberkommissar Max Heller seine Arbeit verrichten, als er zu einem Mord an einem russischen Soldaten gerufen wird. Doch bei dieser Leiche bleibt es nicht, neben ihr wird ein Rucksack mit dem abgetrennten Kopf eines vorerst Unbekannten gefunden. Bei seiner Ermittlungstätigkeit wird Heller von Seiten der russischen Behörden gehörig unter Druck gesetzt und kontrolliert, was es Heller ungemein schwer macht, seiner ehrlichen und rechtschaffenden Linie treu zu bleiben.

Handlung:
Wie schon der Vorgängerband „Der Angstmann“ spielt auch dieses Buch in der Nachkriegszeit, in der sich jeder selbst der Nächste ist, um sein nacktes Überleben zu sichern. Schwarzhandel, Manipulation und Vetternwirtschaft stehen an der Tagesordnung, sodass man oft nicht weiß, wem man wirklich vertrauen kann.

Schreibstil:
Der einfach strukturierte Satzbau unterstreicht sehr schön die tristen Bedingungen der Bevölkerung im zerbombten Dresden, sodass man die einzelnen Szenen nahezu bildlich vor sich sieht. Die Geschichte selbst wird aus der Sicht des Protagonisten Max Hellers erzählt, was die Figuren Medvedev, Ovtscharov oder Karaschwili noch undurchsichtiger und geheimnisvoller werden lassen, da man keinen Zugang zu deren Gedankenwelt erhält. Der Autor lässt in seinen Beschreibungen sein profundes Wissen über das Dresden der Nachkriegszeit einfließen.

Charaktere:
Die Figuren des Max Hellers wie auch seiner Frau Karin werden sehr integer und ehrlich gezeichnet, sie gehen ihren rechtschaffenden Weg ohne Wenn und Aber, und helfen kompromisslos den Ärmsten der Armen, auch wenn sie sich dadurch selbst in höchste Gefahr begeben. Das macht die beiden ungemein sympathisch, sie stehen im krassen Gegensatz zu Menschen wie etwa Frau Schlüter, oder auch Herrn Gutmann, die auch allem ihren persönlichen Nutzen ziehen wollen. Auch die Russen Ovtscharov und Medvedev, wie auch der Georgier Karaschwili wirken verschlagen und durchtrieben und traut ihnen die hinterhältigsten Aktionen zu.

Cover:
Passend zum Inhalt ist auch das Cover eher schlicht gehalten, am Rande ist halb verdeckt das Mädchen mit einem Rucksack zu sehen, welcher vermutlich den abgetrennten Kopf des Ermordeten enthält. Alles überragend der Titel des Buch, der per Hand hingepinselt zu sein scheint!

Autor:
Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren, und lebt ebendort als Maler-und Lackierermeister mit seinen beiden Zwillingen.

Sprecher:
Mit Heikko Deutschmann als Sprecher wurde die ideale Besetzung für dieses Hörbuch gefunden, Seine mitreissende und doch auch sehr angenehme Stimme lässt das Ganze zu einem echten Ohrenschmaus werden!

Meinung:
Ein historisch sehr gut recherchierter Roman, bei dem man sich beim Hören manchmal dabei ertappt, dass man selbst zu frieren beginnt, weil die Erzählung so realistisch ist, dass man sich selbst in der klirrenden Kälte des kriegsgebeutelten Dresdens wähnt. Während des Hörens wird man dermaßen in seiner Denkweise, was die russischen Soldaten betrifft, beeinflusst, dass man ihnen alles zuzutrauen beginnt, was die Geschichte umso spannender macht.

Persönlicher Kritikpunkt:
Ich habe mir „Tausend Teufel“ als Hörbuch angehört, und fühlte mich anfangs durch die Fülle an schwer zu merkenden russischen Namen doch ein wenig überfordert. Bei einer Printversion des Buches ist dieser Effekt sicherlich nicht so groß wie bei der Hörvariante. Vielleicht würde ein Verzeichnis der Namen mit der jeweiligen Funktion im Inneren des Hörbuchs den Einstieg in die Erzählung ein wenig erleichtern?

Fazit:
Ein sehr berührender Kriminalroman, der in der Nachkriegszeit spielt, der aber auch erschreckenden Bezug zur Armut in der Gegenwart herstellt. Zudem wird das Hörbuch perfekt dargeboten von einem überragenden Heikko Deutschmann.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Originelle Buchidee

Und du kommst auch drin vor
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Inhalt:
Als die 15jährige Kim zusammen mit ihrer Schulklasse eine Autorenlesung besucht, ist sie wie vom Donner gerührt: Als Protagonistin dieses Buches wird eindeutig sie beschrieben, in diesem Buch ...

Inhalt:
Als die 15jährige Kim zusammen mit ihrer Schulklasse eine Autorenlesung besucht, ist sie wie vom Donner gerührt: Als Protagonistin dieses Buches wird eindeutig sie beschrieben, in diesem Buch scheint die Autorin Leah Eriksson bestens über ihr Leben Bescheid zu wissen, denn bis auf die Namensgebung stimmt in der Geschichte alles mit dem tatsächlichen Leben Kims überein! Kims Neugierde ist geweckt, doch als sich herausstellt, dass die Geschichte für einen von Kims Klassenkameraden tödlich ausgeht, setzt Kim alles daran, zusammen mit ihrer recht exzentrischen Freundin Petrowna, die Autorin kennenzulernen, um diese zu einer Änderung des Schlusses zu bewegen, um irgendwie das vermeintliche Schicksal des Jungen zu beeinflussen.

Handlung:
Eine sehr gruselige Vorstellung, sein eigenes Leben, bis ins kleinste Detail erzählt, in einem Buch vorzufinden! Verständlich, dass einen diese Erkenntnis erstmal völlig aus der Bahn wirft. Kim sieht sich von der Autorin ihres eigenen Lebens beraubt und versucht mit allen Mitteln, dem vorgegebenen Schicksal zu entrinnen, was sie zu recht kuriosen und erfrischend einfallsreichen Methoden greifen lässt, zu denen nur Teenager imstande sind. An diesem Punkt beginnen Realität und Fiktion zu verschwimmen, als Leser fragt man sich, inwieweit bildet sich das Mädchen alles nur ein, oder vermag die Autorin tatsächlich Einfluss auf Kims Leben zu nehmen?

Schreibstil:
Alina Bronsky bedient sich hier einer sehr modernen Sprache, von der ich mir vorstellen kann, dass sie sehr gut von Jugendlichen angenommen wird. Die Geschichte selbst wird in einer recht einfachen, aber sehr lockeren und erfrischenden Art aus der Sicht einer typischen 15jährigen erzählt, und wirkt dadurch sehr authentisch, sodass ich die 190 Seiten dieses Buches „in einem Rutsch“ gelesen habe.

Charaktere:
Die aus reichem Haus stammende Protagonistin Kim mit ihrer doch recht ich-bezogenen Art wirkt nicht unbedingt sympathisch, zumal sie die Tendenz hat, die Schuld für alles Negative, das ihr in ihrem bisherigen Leben passiert, bei anderen zu suchen und in keinster Weise bereit ist, Eigenverantwortung für ihr Tun zu übernehmen. In krassem Gegensatz dazu steht ihre beste Freundin Petrowna, die ganz augenscheinlich zwar daran zu knabbern hat, aus sehr ärmlichen Verhältnissen zu stammen, dies aber mit viel Originalität und Einfallsreichtum überspielt. Obwohl gleich alt, scheint sie in ihrem Tun wesentlich reifer zu sein als Kim, nicht zuletzt aufgrund ihrer Intelligenz und ihrem Empathievermögen, die denen einer durchschnittlichen 15jährigen weit übersteigen.

Cover:
Das Cover wirkt verspielt und dem Inhalt entsprechend jugendlich gestaltet. Sehr originell die Verwendung einer silbernen Spiegelfolie, mit der man den Titel hinterlegt hat, durch die Reflexion des eigenen Spiegelbildes hinter dem Schriftzug wirkt dieser wie ein versteckter Hinweis, der direkt an den Leser gerichtet ist.

Autorin:
Alina Bronsky wurde 1978 im russischen Jekaterinburg geboren, verbrachte ihre Jugend in Marburg und Darmstadt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Berlin-Charlottenburg.

Meinung:
Ich fand die Idee für diese Geschichte sehr originell, in ein Buch mit seinem eigenen Leben konfrontiert zu werden. Trotz aller - zum Teil wirklich grotesken - Situationen, in die Kim hier gerät und die einen schmunzeln lassen, wird in diesem Buch aber auch ganz alltäglichen Teenager-Problemen Raum gegeben. So bekommt man Einblick in die Gedankenwelt eines Trennungskindes, das versucht mit den neuen Lebenspartnern der Eltern klarzukommen, und in das Gefühlschaos, in das Heranwachsende bei ihren ersten Kontakten mit dem anderen Geschlecht geworfen werden.

Fazit:
Ein Jugendbuch mit der Botschaft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, um es aktiv zu gestalten und sich nicht irgendwelchen widrigen Umständen schicksalsergeben zu unterwerfen, und damit seine Möglichkeiten zu verspielen, in den Fluss des Lebens korrigierend einzuwirken.

Veröffentlicht am 08.05.2022

Systematisches Doping oder doch Sabotage?

Ein Grab für zwei
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Inhalt & Handlung:
Selma Falck, einst selbst Spitzensportlerin, verliert ihre Zulassung als Anwältin und wird von Jan Morell, dem Vater von Norwegens derzeit bester Langläuferin, beauftragt, die Unschuld ...

Inhalt & Handlung:
Selma Falck, einst selbst Spitzensportlerin, verliert ihre Zulassung als Anwältin und wird von Jan Morell, dem Vater von Norwegens derzeit bester Langläuferin, beauftragt, die Unschuld seiner Tochter zu beweisen, welche des Dopings durch das Steorid Clostebol bezichtigt wird. Die Lage spitzt sich zu, als auch noch Norwegens bester männlicher Langläufer tot aufgefunden wird und in seinem Blut ebenfalls Spuren von Clostebol gefunden werden. Geht es hier um einen skandalträchtigen Dopingskandal, der die gesamte Elite aus dem norwegischen Langlaufnationalteam betrifft, oder handelt es sich hier um einen Sabotageakt?

Schreibstil:
Anne Holt hat die Tendenz in ihren Ausführungen – oft unnötigerweise - sehr ins Detail zu gehen, was auf Kosten der Länge des Buches geht. Die Fülle an Charakteren wird von ihr stets mit vollem Namen angeführt.

Charaktere:
Protagonistin Selma Falck hat neben ihrer Ermittlungstätigkeit stets vor allem auch gegen ihre eigenen Dämonen in Form ihrer Spielsucht, die sie sich nicht eingestehen will, zu kämpfen. Aufgrund dieser Sucht verliert sie ihre Konzession als Rechtsanwältin und macht sich dadurch für Erpressung angreifbar, sondern sie verliert mit einem Schlag auch ihre Familie, die sie durch ihre Spielleidenschaft in finanzielle Probleme stürzt. Ansonsten erweist sie sich als akribisch arbeitende, schlaue Ermittlerin. Sie wird in ihrer Arbeit durch Einar unterstützt, einem ihrer ehemaligen Klienten, der als karrieretechnisch gestrandeter Polizeichef zum Aussteiger und Outlaw der Gesellschaft geworden ist, der jedoch nach und nach zu ihrem einzigen Vertrauten und Mentor wird. Im Gegensatz zu der recht kühl agierenden Selma Falck erscheint Einar sehr warmherzig und altruistisch.

Cover:
Das Cover ist themabezogen und zeigt eine Langlaufloipe, wobei die Farbgebung in Rot, Schwarz und Weiß recht karg ausfällt. Einzig die ungewöhnliche Art der Beschriftung fällt auf, ansonsten fällt das Cover relativ unspektakulär aus.

Autorin:
Anne Holt studierte Rechtswissenschaften in Oslo und Bergen. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin, danach im Polizeidienst und als Rechtsanwältin. Die Erfahrungen bei diesen Tätigkeiten ließ sie später in ihre Werke einfließen. 1996 wurde sie zu Norwegens Justizministerin ernannt, musste dieses Amt jedoch krankheitsbedingt im Jahr darauf zurücklegen. Heute lebt sie als Autorin in Oslo.

Meinung und persönliche Kritikpunkte:
Ich habe das Buch in der Hörbuchfassung, gelesen von Katja Bürkle „konsumiert“. Dieser Sprecherin mit ihrer angenehmen Stimme und ihrem Geschick, den einzelnen Figuren Leben einzuhauchen, ist es zu verdanken, dass man über etliche Längen, die das Buch aufweist, hindurchgerettet wird. Diese Längen ergeben sich durch zum Teil unnötige Beschreibungen, die für die Geschichte völlig irrelevant sind. Was bei diesem Hörbuch erschwerend hinzukommt, ist die unglaubliche Fülle an verschiedenen Personen, durch die es zum Teil wirklich zum Spießrutenlauf wird, der Geschichte problemlos zu folgen. Was mir ebenfalls eher unangenehm aufgefallen ist, ist die fortwährende Benutzung der vollständigen Namen der Personen, die wie ein Mantra ständig wiederholt werden. Bereits beim ersten Zusammentreffen des Lesers mit Selma Falck, kommt in einer reinen Beschreibung dieser Person in jedem einzelnen Satz ihr Name vor, bei längeren Doppelnamen wie etwa Hege Jean Morell, wird dieses Prozedere wirklich mühsam bis enervierend, wenn man den Namen gebetsmühlenartig ständig in voller Länge wiederholt bekommt.

Was die Geschichte selbst betrifft, bin ich vom Plot sehr angetan, zumal sie mich stark an einen realen Dopingfall aus dem Jahre 2016, als die Athletin Therese Johaug aus dem im norwegischen Langlauf-Team ebenfalls mit Dopingvorwürfen durch Clostebol konfrontiert wurde; mag sein, dass das Buch auch an diesem Fall Anleihen genommen hat. Was mich allerdings ein wenig enttäuschte, war die Auflösung dieses Kriminalfalles, welche für mich zu konstruiert war. Gerade beim Schluss wäre wesentlich mehr möglich gewesen!

Fazit:
Ein Buch, das durch einen realen Bezug an Aktualität gewinnt, das phasenweise sehr spannend ist, aber durch sein Ende enttäuscht!