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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein bisschen wie 'Des Kaisers neue Kleider', aufgebauscht und doch sehr nackt

Ich verliebe mich so leicht
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Manchmal sind ja eher schmal gehaltene Bücher wahre Schätze, Kleinode mit literarischer Exklusivität, die einem regelrecht ans Herz wachsen und ein besonderes Plätzchen im Bücherregal finden. Zumindest ...

Manchmal sind ja eher schmal gehaltene Bücher wahre Schätze, Kleinode mit literarischer Exklusivität, die einem regelrecht ans Herz wachsen und ein besonderes Plätzchen im Bücherregal finden. Zumindest im Ansatz ging meine Erwartung bei dieser Geschichte in diese Richtung, zumal dem Buch im Vorfeld doch schon ein beachtliches Maß an sehr wohlwollender Aufmerksamkeit zuteil wurde. Doch es kam anders.
Die Geschlechterrollen sind ausgewogen verteilt, pari pari gibt es hier 'Held' und 'Heldin'. In Paris hattten die beiden, er um einiges älter wie sie, ein leidenschaftliches Verhältnis. Dass sie in eine feste Beziehung eingebunden ist, war bekannt. Und nun sitzt der inzwischen eher als abserviert anzusehende Mann im Flugzeug nach Schottland, um sie dort zu überraschen. Sie wird sich sicher freuen, ihn zu sehen, das redet er sich zumindest ein. Als sie sich dann treffen, gibt sie ihm eindeutige Signale, dass so etwas wie Liebe nie im Raum stand und dass sie seinen Besuch lästig und sehr daneben findet. Und so setzt sich der auf dem Hinweg noch von Liebesflügeln getragene Mann erneut ins Flugzeug und macht sich, dieses Mal deutlich niedergedrückt, aber noch nicht hoffungslos, auf den Weg, zurück nach Hause.
Das ist die Geschichte, eine kleine Episode im Leben zweier Menschen. Sprachlich gibt es hier nichts auszusetzen, dem Humor ist der Autor reichlich zugetan und manchmal wird regelrecht mit Worten jongliert. Aber irgendwie ist die Motor nicht richtig durchgestartet, es geht doch um die Liebe und wenn man das Gefühl hat, jetzt ist der Anfang für eine gute Geschichte gemacht, ist die Fahrt auch schon zu Ende.
Mir hat das einfach nicht gereicht. Aber vielleicht kann man ja in diesem Fall auch sagen, die Erwartungen nicht zu hoch setzen, dann klappts auch mit dem Lesen.

Veröffentlicht am 05.08.2022

Wenn ein Kind stirbt und dann als Engel nach dem Rechten sehen will

Holly im Himmel
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Hollys Eltern haben sich getrennt und Mama hat jetzt einen neuen Freund, der bei ihnen wohnt. Ihr Bruder hat damit kein Problem, sie aber schon. Sie versucht verzweifelt, ihre Eltern wieder zusammenzubringen, ...

Hollys Eltern haben sich getrennt und Mama hat jetzt einen neuen Freund, der bei ihnen wohnt. Ihr Bruder hat damit kein Problem, sie aber schon. Sie versucht verzweifelt, ihre Eltern wieder zusammenzubringen, doch das endet in einer Katastrophe. Es kommt zu einem Unfall und Holly stirbt dabei. Aber nach dem Dunkel geht es weiter. Sie findet sich im Himmel wieder und hier ist echt was los. Doch Holly möchte vor allem eins, zurück auf die Erde, um nachzusehen, wie ihre Familie klarkommt. Aber dafür müsste sie ein Engel sein, wie ihr ihre neue Freundin Frida erklärt. Und die Zustimmung vom Oberengel bräuchte sie auch und nett ist dieser ganz und gar nicht.
Was sich daraus entwickelt, ist ein richtiges Abenteuer, das einen gut unterhält, trotz der schweren Thematik rund um Tod und Trauer. Die Geschichte hat so ihre ganz eigenen Art, sich damit auseinanderzusetzen und an das kindliche Lesepublikum heranzutreten. Diese beim Lesen durch einen Erwachsenen zu begleiten, ich würde mich dann wohler fühlen, wenn auch die Handhabung der Emotionen, man hätte hier ein wenig mehr Tiefe erwartet, für die jungen Leser vielleicht sogar einen Ansatz bieten, Ängste zu vermeiden und das Thema ohne Scheu zu erleben.

Veröffentlicht am 08.11.2021

Eine farbige junge Frau erzählt ihre Geschichte, fiktiv

Schwarzes Herz
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Jasmina Kuhnke hat einen Roman geschrieben. Darin erzählt eine junge farbige Deutsche in der Ich-Perspektive aus ihrem Leben, von ihren massiven Erfahrungen mit Rassismus sowohl im öffentlichen Raum wie ...

Jasmina Kuhnke hat einen Roman geschrieben. Darin erzählt eine junge farbige Deutsche in der Ich-Perspektive aus ihrem Leben, von ihren massiven Erfahrungen mit Rassismus sowohl im öffentlichen Raum wie auch in ihrem privaten Umfeld und in der Familie selbst. Sie berichtet auch davon, das diese ständig erlebte Ausgrenzung und Andersbehandlung sie in die Beziehung zu einem Mann getrieben hat, einer toxischen Beziehung, aus der sie sich erst sehr spät, auch für ihre zwei gemeinsamen Kinder, hat lösen können. Das dazugehörige Hörbuch wurde von der Autorin selbst eingelesen, sehr emotional, aufgebracht, auch aggressiv, verzweifelt und dann wieder hoffnungsvoll. Da ich zuerst annahm, das es sich bei dieser Geschichte um Autobiographisches von Jasmina Kuhnke selbst handelte, fand ich es absolut selbstverständlich, das diese ihre Geschichte samt ihrer gelebten Emotionen persönlich vortragen wollte. Und mich haben ihre Erlebnisse gerade in der Schule, also sozusagen in der Öffentlichkeit, geradezu fassungslos gemacht. Einiges konnte ich zwar auch eher weniger nachvollziehen, gerade bzgl. des Märtyriums in ihrer Beziehung, wie konnte sie dies so lange erdulden, aber ich hielt es ja für ein reales Geschehen, das was sie wirklich erlebt hatte. Doch so wie ich es jetzt verstehe, ist dies tatsächlich eine rein fiktiv angelegte Geschichte. Das alles ist also vielleicht irgendwann irgendwem einmal passiert, diese Vorkommnisse gerade in der Schule hat vielleicht schlimmerweise irgendein Kind einmal erleiden müssen, aber es ist nicht die Geschichte der Autorin selbst.. Zumindest hat sie sich meines Wissens nicht entsprechend geäußert.
Rassismus ist schlimm und es gibt ihn hier in Deutschland massiv. Jeder sollte, wenn er mit dergleichen in Berührung kommt, den Mut haben, aufzustehen und etwas dagegen zu tun. Sicherlich ist dieser Roman so auch als Aufruf gedacht, Rassismus nicht hinzunehmen und er soll uns vor Augen führen, wie sehr die Betroffenen darunter leiden. Das ist gut.
Aber trotzdem kann ich mich mit dem Weg, mit der Ausgestaltung der Geschichte an der ein oder anderen Stelle, nicht so ganz anfreunden.
Aber natürlich sieht das jeder anders und auch das ist gut so.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Ein kleines Potpourri rund um den Schlaf

Calm – Die Magie des Schlafes
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Schlaf ist ein entscheidender Teil unseres Lebens. Etwas ein Drittel unserer Lebenszeit sollte dafür 'geopfert' werden, um die 18 Stunden des Tages, die wir im wachen Zustand verbringen, mit Kraft und ...

Schlaf ist ein entscheidender Teil unseres Lebens. Etwas ein Drittel unserer Lebenszeit sollte dafür 'geopfert' werden, um die 18 Stunden des Tages, die wir im wachen Zustand verbringen, mit Kraft und ganz viel Wohlgefühl verleben zu können. Da kann es ja nur zu unserem Vorteil sein, zu wissen, wie wertvoll Schlaf für uns ist, was im Schlaf passiert und was wir tun können, um gut zu schlafen. Und dieses Buch will uns nun dabei helfen. Die Aufmachung ist schon einmal gelungen. Man fühlt sich geradezu eingeladen, hier einzutreten und die Magie des Buchtitels schwingt hier durchaus mit. Zum Durchblättern und Verharren, wo immer einen das eigene Interesse hinführt, wird direkt zu Beginn extra aufgefordert und bei meiner Tour durch die reich illustrierten Seiten fällt mein Blick auf jede Menge amüsanter Seitenthemen, wie der Rubrik, in welchem Land schläft man auf welcher Unterlage, der Geschichte der Schlafstätte von 3600 v. Chr. bis heute, wie lange schläft welches Tier und, jetzt kommen wir dem wirklich Wichtigen schon näher, Prominente mit Schlafproblemen. Denn darum sollte es ja, so war zumindest meine Erwartung, vor allem gehen, relevante Informationen von durchaus wissenschaftlicher Natur zu dem, was Schlaf ist und Hilfe für Menschen, die Probleme mit dem Schlafen haben. Und dies nimmt dieses Buch einfach nicht ausreichend wahr. Es wird alles sehr oberflächlich abgehandelt und die Ratschläge für 'einen besseren Schlaf' sind für Leute mit echten Schlafproblemen von eher geringerem Nutzen.
Wer sich einfach bewusst machen will, dass man 'seinen Schlaf braucht', in ausreichendem Maße unter optimalen Umgebungsbedingungen und natürlich gerne auch mit einer Gute-Nacht-Geschichte, der ist hier richtig. Wer aber ernsthafte Schlafprobleme hat, der muss sich irgendwo anders Hilfe suchen.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Die unendliche Flucht eines kleinen Menschen und niemals zuhause sein

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Die Sternbergs leben im Berlin von 1933. Armanda betreibt im Erdgeschoss ihres Hauses einen Buchladen, den Buchgarten. Ihr Mann Julius hat gerade eine Arztpraxis für Kardiologie eröffnet und die beiden ...

Die Sternbergs leben im Berlin von 1933. Armanda betreibt im Erdgeschoss ihres Hauses einen Buchladen, den Buchgarten. Ihr Mann Julius hat gerade eine Arztpraxis für Kardiologie eröffnet und die beiden erwarten ihr erstes Kind. Schon zu dieser Zeit ist die Stimmung gegen die jüdische Bevölkerung zum Teil recht feindselig. Und dann dringen fanatische Studenten in Armandas geliebten Buchladen ein, holen alle Bücher heraus und verbrennen sie. Die Freunde der Sternbergs haben bereits das Land verlassen und die beiden angefleht, dasselbe zu tun. Doch für Julius kommt dies nicht in Frage, da er seine Patienten nicht im Stich lassen will. Die nächsten Jahre gehen dahin, die Repressalien werden schlimmer und Armanda wird das zweite Mal Mutter. Nun sind sie zu viert, Armanda, Julius und die beiden Töchter, die Ältere, Viera und die kleine Lina. Eines Tages wird Julius in seiner Praxis abgeholt und in ein Lager außerhalb von Berlin gebracht. Bei der Festnahme verletzt er sich und die Infektion breitet sich aus. Aber er schafft es noch, mithilfe seiner ihm dankbaren Patienten, zu organisieren, dass seine beiden Töchter über den großen Teich nach Kuba fliehen können. Dann stirbt er und seine Frau muss seinen Plan nun ausführen. Und so steht Amanda mit den beiden Mädchen in Hamburg am Hafen und muss Abschied nehmen. Und sie trifft eine Entscheidung und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die Geschichte beschreibt die unendliche verzweifelte Odysee einer jüdischen Mutter und ihrer beiden Mädchen, immer auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht und einem Zuhause. Für jeden von Ihnen hat das Schicksal eine andere furchtbare Variante des Versuchs zu überleben parat und am Ende der Geschichte schließt sich der Kreislauf eines Lebens, glücklich und herzzerreißend traurig zugleich.
In diesem Roman stehen persönliches Schicksal, Empfinden und Gefühle im Vordergrund, stellvertretend für das Leid der jüdischen Bevölkerung, von 1933, über den Krieg bis hin zur deutschen Kapitulation. Und die Personen und die Handlung sind inspiriert von tatsächlichen Ereignissen zu dieser Zeit und einer Person, die der Autor selbst hat kennenlernen und mit ihr reden dürfen.
Manche Zeitabschnitte finde ich ein wenig zu schnell erzählt. Das nimmt einem die Chance, mit der ein oder anderen Person in vollem Umfang mitzufühlen. An anderen Stellen wird länger verweilt, wie es der Geschichte gut tut. Aber alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Sehr passend auch die Anmerkungen zu den wahren Bezügen am Ende des Romans.

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