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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2017

Rote Buchdeckel mit viel Originalität

Sex Story
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Sexstory, eine Kulturgeschichte in Bildern, ist der Titel dieses tollen sehr speziellen Buches und dieser Titel sagt eigentlich alles, was man bzgl. des Inhalt erwähnen muss. Daher direkt zu dem, was diesen ...

Sexstory, eine Kulturgeschichte in Bildern, ist der Titel dieses tollen sehr speziellen Buches und dieser Titel sagt eigentlich alles, was man bzgl. des Inhalt erwähnen muss. Daher direkt zu dem, was diesen Überraschungserfolg aus Frankreich ausmacht. Das Buch ist in Comicform geschrieben, mit ausreichend Text, um dem Thema mehr wie angemessen gerecht zu werden und zusätzlichen witzigen Sprechblasen, die dem Ganzen eine sicher gewünschte zusätzliche Lockerheit geben. Ob das funktioniert. Ja, tut es und wie. Flott, salopp, aber nie ohne ambitionierte Ernsthaftigkeit, erfahren wir hier eine Menge und das fachlich immer auf soliden wissenschaftlichen Beinen. Beginnend mit der Zeit unserer 'Cousins', der Affen, führt dieses Buch schließlich hinein in eine Zukunft, die zurückfindet zu dem, was wir alle uns wohl wünschen. Ummantelt mit passendem Anhang und Definitionen der wichtigsten Begriffe, ist das Werk ist mit viel Liebe, auch im übertragenden Sinne, gemacht und man lernt eine Menge relevanter sehr interessanter Dinge, die bisher noch nicht so wirklich öffentlich gemacht wurden. Ein sehr erfrischendes lehrreiches Erlebnis mit dem passenden Maß an Humor und Lockerheit.

Veröffentlicht am 04.10.2017

So kann leben sein, Hoffnung und Wahrheit

In einem anderen Licht
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Miriam lebt in Hamburg und ist dort Journalistin, bei der Annabel, einer sehr renommierten Frauenzeitschrift. Zur Zeit betreut sie das Projekt rund um die Preisverleihung des Sartorius-Preises für Zivilcourage, ...

Miriam lebt in Hamburg und ist dort Journalistin, bei der Annabel, einer sehr renommierten Frauenzeitschrift. Zur Zeit betreut sie das Projekt rund um die Preisverleihung des Sartorius-Preises für Zivilcourage, gestiftet von der Mäzenin Dorothea Sartorius, einer angesehenen Persönlichkeit der Hamburger Gesellschaft. Die Zusage für eines der sehr seltenen persönlichen Interviews mit dieser hat Miriam nach langem beharrlichen Nachfragen erhalten. Denn so will sie das Porträt, das die Annabel im Vorfeld der eigentlichen Verleihung herausbringen will, vervollständigen, und sie ist gut vorbereitet auf diese Begegnung, inklusive der Frage nach 'Marguerite', denn jeden Morgen findet die Journalistin einen Brief in ihrer Post mit nur einem Satz 'Fragen sie Dorothea nach Marguerite'. Nachdem Dorothea Sartorius selbst sich zwar nicht dazu äußert, Miriam aber auffordert, die Hintergründe zu recherchieren, macht sich diese auf den Weg. In einer Mischung aus Zufall und journalistischem Können, dabei immer noch ringend mit ihrer eigenen Seelenlage, aufgrund der tiefer Trauer um ihren Mann, erfährt Miriam das Ungeheuerliche, die Einbindung dieser großen Frau in den historischen Kontext des RAF-Terrors der 70-er Jahre.
Ein Roman, der einen von der ersten Seite an einbezieht, in die faszinierende unglaubliche Geschichte der RAF-Vergangenheit einer doch so über alles erhabenen Frau und gleichzeitig in das Schicksal von Miriam und ihres kleinen Sohnes selbst, ihres großen Verlusts zwei Jahre zuvor, als ihr Mann, ein Kriegsreporter, auf einer seiner Reisen getötet wird und sie fassungslos zurücklässt. Der Roman lässt einen mitfühlen, mitleiden und miterleben, wie die eigentliche Geschichte Miriam hilft, sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen, vielleicht sogar versehen mit der Hoffnung auf mehr, auf das Gefühl der Liebe für sie und auch ihren kleinen Sohn. Mich hat dieses Buch mitgenommen auf diese Reise. Und ich hoffe, viele weitere Leser bald auch.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Ein Buch der Extraklasse

Underground Railroad
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Cora ist Sklavin auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Ihre Großmutter wurde einst aus ihrer Heimat Afrika per Sklavenschiff in die USA verschleppt. Ihre Mutter Mabel flüchtete, als sie noch ein Kind ...

Cora ist Sklavin auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Ihre Großmutter wurde einst aus ihrer Heimat Afrika per Sklavenschiff in die USA verschleppt. Ihre Mutter Mabel flüchtete, als sie noch ein Kind war, und scheint eine der wenigen Sklavinnen zu sein, die es tatsächlich geschafft haben, von den Sklavenjägern nicht wieder eingefangen zu werden und tatsächlich in die Freiheit zu entkommen. Eines Tages beschließt nun auch Cora, das grausame Leben auf der Plantage nicht mehr länger zu ertragen, und zu fliehen, zusammen mit Caesar, ebenfalls Sklave auf der Farm, an ihrer Seite. Und sie kommt weit, dank der Underground Railroad, einer unterirdischen Eisenbahn, von Menschen organisiert und betrieben, die ihre Überzeugung vom Recht auf ein freies Leben für Menschen aller Hautfarben, auf diese Weise tatkräftig umsetzen. Es birgt ein großes Risiko und viele verlieren für ihre Sache das Leben, brutal ermordet von der weißen Bevölkerung der Südstaaten und einiger Nordstaaten auch. Coras Odysee in die Scheinfreiheit eines Grenzstaates scheint zu glücken, doch ihr eigentlich unbeschreibbares Schicksal über die Zeit, ihr Kampf um ein Leben, das es erlaubt, frei zu denken und zu leben, es scheint letztendlich ein Ende zu finden, ein grausames Ende.
Wie nun kann man als Leser diese so realistische, gnadenlose Geschichte überhaupt ertragen, ohne sich gequält abzuwenden und einfach nicht weiter zu lesen. Es ist die literarische Kunst des Autors Colson Whitehead, die dies ermöglicht. Sein zart melancholischer Schreibstil, seine prägnante auch große Spannung schaffende Geschichtenführung und sein unerschütterliches Statement für das Recht der Menschen auf Freiheit im Denken und Leben, machen 'Underground Railroad' für mich erst einmal zu einem sehr guten Buch, bis zum 'langen Ende', dem letzten Drittel der Geschichte. Hier bekommt es ohne Wenn und Aber seinen 'Pulitzer Preis 2017', absolut verdient.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Ein neuer junger Zauber und seine Abenteuer

Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow Roman
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Endlich ist der Sommer vorbei und Simon Snow kehrt zurück an die Zauberschule Watford.
Es ist sein letztes Schuljahr bis zum Abschluss und er macht sich Gedanken darüber, wo danach wohl sein Platz sein ...

Endlich ist der Sommer vorbei und Simon Snow kehrt zurück an die Zauberschule Watford.
Es ist sein letztes Schuljahr bis zum Abschluss und er macht sich Gedanken darüber, wo danach wohl sein Platz sein wird in der magischen Welt, vorausgesetzt dass er dann überhaupt noch lebt. Denn er ist ein besonderer junger Zauber, es wurde prophezeit, er würde eines Tages die Welt der Magie retten und schon seitdem er die Zauberschule besucht, wird er gejagt von den bösen Kräften dieser mystischen Welt, mit dem Ziel, ihn zu töten. Das letzte krasse Abenteuer war eigentlich noch in vollem Gange, nur die Sommerferien haben bezüglich der gefährlichen Attacken auf seine Person zu einer Pause geführt. Doch schon auf der Anfahrt zur Schule geht es wieder los. Ein Kobold versucht Simon auszuschalten, wird jedoch von diesem einen Kopf kürzer gemacht. Und kaum, dass wir ihn, seine Freunde, den Obermagier und die Lehrerschaft etwas kennengelernt haben, nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf.
Ein wunderbar fantastisches Abenteuer, gefüllt mit jeder Menge prall gefüllter Zauberwelt beginnt.

Veröffentlicht am 30.07.2017

So ist Leben, beeindruckend erzählt, unaufgeregt und echt

Swing Time
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Zwei kleine Mädchen lernen sich beim kostenlos angebotenen Tanzunterricht kennen und werden beste Freundinnen. Zusammen verbringen sie ihre Kindheit und leben ihren gemeinsamen Traum, Tänzerin zu werden. ...

Zwei kleine Mädchen lernen sich beim kostenlos angebotenen Tanzunterricht kennen und werden beste Freundinnen. Zusammen verbringen sie ihre Kindheit und leben ihren gemeinsamen Traum, Tänzerin zu werden. Doch nur eine der beiden, Tracey, hat das nötige Talent, wechselt als Jugendliche auf eine entsprechend ausgerichtete Schule und wird tatsächlich Tänzerin. Die andere namenlos gelassene Ich-Erzählerin dieses Romans geht einen anderen Weg. Sie studiert und wird dann, eher durch Zufall, Assistentin der berühmten Sängerin Aimee. Für viele Jahre besteht ihr Dasein darin, um die Welt zu jetten, und ein Leben zu leben, das nicht ihr eigenes ist. Eine für sie persönlich besondere Rolle darin spielt ein Projekt Aimees, eine Mädchenschule in Westafrika aufzubauen und zu unterhalten. Irgendwann ist dieser Lebensabschnitt schließlich vorbei und ein neuer beginnt. Der Kontakt der beiden Freundinnen kommt dabei über die Jahre nahezu zum erliegen, reißt aber nie ganz ab. Meist zufällig treffen sie immer mal wieder aufeinander und sind sich dabei doch noch sehr vertraut.
Viel Zeit lässt sich die Autorin in diesem Roman beim Erzählen. Der geradezu sachliche, unaufgeregte und doch sehr intensive Schreibstil, mit der sie die Realitäten des Lebens dieser beiden Mädchen und ihres Umfelds beschreibt, hallt lange nach. Das Kämpfen, Siegen und Scheitern, das Enden und die damit verbundene Chance, neu anzufangen, die Frage nach den eigenen Wurzeln und dem 'was ist überhaupt Glück', dies alles 'swingt' mit in diesem beeindruckenden Buch.