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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2023

Bock!

Ich hasse meine Freunde
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Wer kennt sie nicht, die unendlichen kleinen und großen Sinnkrisen, die einen mit Mitte zwanzig verfolgen? Man stellt seinen Studiengang infrage, merkt, dass man keine Lust auf den Zukunftsjob hat, der ...

Wer kennt sie nicht, die unendlichen kleinen und großen Sinnkrisen, die einen mit Mitte zwanzig verfolgen? Man stellt seinen Studiengang infrage, merkt, dass man keine Lust auf den Zukunftsjob hat, der berühmte Beziehungsstatus „kompliziert“ schwebt nonstop über einem und die ebenso struggelnden Freunde sind auch kein sicherer Halt.
Da kommen die ambitionierten und anfangs völlig utopisch klingenden Pläne von Julians Freunden gerade recht: ein heruntergekommenes Hotel in einen hippen Urlaubstempel verwandeln. Doch wie so oft, gibt es Schwierigkeiten mit der Finanzierung, der Freundesgruppe und einem selbst.
Kann das Leben nicht einmal unkompliziert und nach Plan verlaufen?

Ich hab mich so sehr auf diesen Roman gefreut und ihn ohne mit der Wimper zu zucken direkt gekauft. Ich mag Gerald, seine Texte, seinen Vibe – es konnte also nur gut werden. Und Spoiler: Es wurde gut.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Julian erzählt, einem Jurastudenten, der an seinem bisherigen Leben zu zweifeln scheint. Ich hab mich in so gut wie jeder Sekunde komplett in Julian reinversetzen können und hatte absolute Flashbacks an meine Studienzeit (verrückterweise studierte ich auch einige Zeit Jura und wechselte aus den gleichen Gründen). Julian ist ein runder und authentischer Charakter, der einen fast vergessen lässt, dass er nicht real ist.
Auch die anderen Charaktere waren für mich schlüssig und alles andere als konstruiert. Ich hab gerne Zeit mit ihnen verbracht, ihre Probleme und Gefühlsschwankungen mit ihnen verbracht oder Parties gefeiert und den Kater am nächsten Tag durchlebt.

Auch den Schreibstil fand ich passend, leicht und angenehm lesbar. Ich mochte die Zitate, die sich Julian hin und wieder notierte ebenso gern wie die Emotionalität, die durch jede Seite spürbar war.

Kurz gesagt: Es hat einfach Bock gemacht und war genau so, wie ich es mir erhofft hatte!

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Brutal und grausam

Der Follower (Tom-Bachmann-Serie 3)
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„Er folgt dir. Er will deine Beine. Also sägt er sie ab.“
Ein neuer Psychopath ist im Umlauf. Tom Bachmann bekommt von einer Bekannten aus der Kindheit einen Anruf: Ihre Freundin ist verschwunden. Laut ...

„Er folgt dir. Er will deine Beine. Also sägt er sie ab.“
Ein neuer Psychopath ist im Umlauf. Tom Bachmann bekommt von einer Bekannten aus der Kindheit einen Anruf: Ihre Freundin ist verschwunden. Laut dem letzten Post auf dem Instagramaccount der Freundin, befindet diese sich angeblich in Dubai. Doch schnell wird klar, dass die Frau auf dem Bild tot ist.

Bereits der Einstieg in die Geschichte ließ tief auf die Geschehnisse blicken. Ich liebe Bücher, die direkt mit einem schonungslosen und brutalen Mord beginnen, durchgeführt von einem absoluten Psychopathen.
Die Leser:innen erleben die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven und mehreren Zeitebenen. Hauptsächlich wird Tom Bachmann begleitet, der sich mit der Aufklärung des Falles befasst und gegen seine inneren Dämonen kämpft. Ein anderer Blickwinkel befasst sich mit einem alten Bekannten: Aaron, Toms bestem Freund, der einer etwas unkonventionelleren Lebensweise nachgeht. Ebenso wird die Geschichte durch Kapitel aus Sicht des Mörders gespeist. Die Kapitel haben mir unwahrscheinlich gut gefallen, weil man so die Chance auf Einblicke in das kranke Hirn des Serienkillers erhält und sich nach und nach die Puzzleteile zusammensetzen.
Eine weitere Erzählweise findet in Rückblicken in die Vergangenheit von Tom und Aaron statt. Wer die ersten beiden Bücher bereits gelesen hat, weiß, dass die beiden eine nicht ganz so rosige Kindheit hatten und eher ungewöhnliche Aktivitäten auf ihrem Tagesplan standen.

Die Charaktere haben mir wirklich gut gefallen. Auch wenn viele von ihnen relativ blass geblieben sind, auch wenn sie viel Raum eingenommen haben (z. B. Lisa), mochte ich es, Tom und Aaron wiederzutreffen. Und auch wenn man denkt, man „kennt“ die beiden inzwischen, waren da doch noch einige Geschehnisse, die das bereits gefestigte Bild ins Wanken gebracht haben.

Nachdem ich den ersten Band total gern gelesen hab, den zweiten aber viel zu konstruiert, überzogen und stellenweise langweilig fand (die es zum Lesen des dritten jedoch nicht braucht) hatte ich ein wenig Angst, dass der dritte dem zweiten folgen könnte. Weit gefehlt. Ich hab eine brutale, sehr gut konstruierte und schlüssig erzählte Geschichte serviert bekommen, die mich in den Abgrund der Menschlichkeit hat blicken lassen. Es war detailliert, erschreckend, eklig und einfach nur gut!

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Fesselnd und gut konstruiert

Going Back – Wo fing das Böse an?
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Es ist tiefste Nacht als Jen am Fenster steht und auf die Rückkehr ihres Sohnes Todd wartet. Als sie ihn kommen sieht, merkt sie schnell, dass er nicht allein ist. Sie spürt das etwas nicht stimmt und ...

Es ist tiefste Nacht als Jen am Fenster steht und auf die Rückkehr ihres Sohnes Todd wartet. Als sie ihn kommen sieht, merkt sie schnell, dass er nicht allein ist. Sie spürt das etwas nicht stimmt und beobachtet die beiden. Ein paar Sekunden später hat sich alles verändert: Ihr lieber Sohn, der wissbegierig, lebensfroh und zugänglich ist, hat einen Fremden ermordet.
Nachdem ihr Sohn verhaftet wurde, sie sich den Kopf zermatert, was ihn zu dieser Tat geführt hat, schläft sie ein. Als sie am nächsten Tag aufwacht, ist gestern. Danach vorgestern. Sie reist immer weiter in die Vergangenheit zurück und macht sich auf die Suche nach dem Auslöser dieses für sie unbegreiflichen Verbrechens.

Ich muss zugeben, dass ich anfangs ein wenig skeptisch gewesen bin. Das Konzept des Buches hörte sich für mich zu fantastisch an, als dass es mir gefallen könnte. Wird das Stilmittel des Übernatürlichen einmal benutzt, sind andere Gegebenheiten damit schnell begründet. Aber so war es ganz und gar nicht. Sobald ich mich drauf eingelassen habe, habe ich mich in einer smart konstruierten Geschichte wiedergefunden, die mich nicht mehr losgelassen hat.

Das Buch wird aus Jens Perspektive erzählt, die immer wieder einen Tag in der Zeit zurückreist, sobald sie sich schlafen legt. Anfangs selbst damit überfordert, merkt man von Seite zu Seite, wie sie ihr Schicksal immer mehr akzeptiert und sich auf das Abenteuer einlässt.
Der Zwiespalt in ihr wird sehr deutlich. Man merkt, dass sich ihre logische Seite gegen das Geschehene sträubt, weil es doch keine Zeitreisen gibt, und ihre emotionale Seite einfach nur den Ursprung finden möchte, um ihren Sohn davor zu bewahren, einen Menschen zu töten.
Ich fand es super spannend, die kleinen Nuancen aufzusaugen, die Jen erst beim zweiten Durchleben der Situation bemerkte. Die kleinen, aber feinen Veränderungen, die ihr Bild zum Knacksen bringen und die Erkenntnis darüber, dass sie zu sehr in ihrer eigenen Blase gelebt hat, um rauszufinden, dass sowohl ihr Sohn als auch ihr Mann anders sind, als sie es immer wahrgenommen hat.

Der Schreibstil hat mir unwahrscheinlich gut gefallen. Ich hab noch nie ein Buch über Zeitreisen gelesen, aber im Thrillergenre ist dieses Konzept für mich auf jeden Fall neu. Immer, wenn man denkt, man hat alles gesehen, kommt eine neue spannende Idee ins Spiel, die einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Auch die ständigen Wendungen und Erkenntnisse von Jen kamen für mich sehr überraschend, waren toll konstruiert und fügten sich logisch zu einer Auflösung zusammen, die ich lange nicht erwartet habe.

Ein Thriller mit einem ungewöhnlichen Erzählkonzept, der eine spannende Geschichte und vielschichtige Charaktere beinhaltet. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Subtile Bedrohung

Wenn sie wüsste
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Ein Neuanfang ist genau das, was Millie gerade braucht. Die Stelle als Haushaltshilfe für die elegante Nina kommt ihr da wie gerufen. Doch kaum ist Millie in das teure Haus eingezogen, zeigt Nina eine ...

Ein Neuanfang ist genau das, was Millie gerade braucht. Die Stelle als Haushaltshilfe für die elegante Nina kommt ihr da wie gerufen. Doch kaum ist Millie in das teure Haus eingezogen, zeigt Nina eine zunächst verborgene Seite: Sie verwüstet das Haus, unterstellt Millie Dinge, die sie nicht getan hat und widerspricht sich ständig. Ein absoluter Horror, wenn man Millie fragt. Ebenso Ninas Tochter behandelt Millie ohne jeglichen Respekt. Nur Ninas Mann Andrew, ein äußerst attraktiver Mann, ist freundlich zu Millie und bringt ihr Respekt entgegen. Von ihm muss sie sich aber aufgrund von Ninas Eifersucht so gut es geht fernhalten. Wieso wurde Millie angestellt, wenn sie jetzt nur noch schikaniert wird? Lauert dort etwa ein dunkles Geheimnis?

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hab es in einem Rutsch weggelesen. Ich mochte den Schreibstil, der durchweg bedrohlich war und mir von Seite zu Seite ein immer beklemmenderes Gefühl gab. Ich mochte die wachsende Bedrohung, die sich nach und nach an die Oberfläche gedrängt hat und mich mit Millie mitfühlen ließ. Man ahnt bereits auf der ersten Seite, dass irgendwas gleich zum Vorschein kommt und ist nonstop angespannt.

Millie hatte es mir sowieso echt angetan. Ich konnte direkt eine Bindung zu ihr aufbauen, bewältigte mit ihr ihren Alltag und ging mit ihr gemeinsam durch die Hölle, die ihr neues Umfeld ihr kreierte. Sie war für mich durchweg authentisch, weswegen ich ihr gerne über die Schulter sah.

Ich ahnte relativ schnell, in welche Richtung es denn gehen könnte, um mich komplett zu täuschen, auf eine neue Bahn einzuschießen und damit recht zu haben. Das Rad wurde nicht neu erfunden, dennoch hatte ich wirklich Spaß an dem Twist und an der Atmosphäre der ganzen Geschichte.

Ein atmosphärischer Thriller, der zwar nicht durch Action, jedoch durch subtile Bedrohung besticht.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine geballte Ladung Emotionen

Der Gesang der Flusskrebse
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Ein Mord in einer Kleinstadt. Natürlich wird die naturverbundene Außenseiterin – das Marschmädchen – dafür verantwortlich gemacht, weil sie gut darin ist, ungesehen zu bleiben. Für die meisten Bewohner ...

Ein Mord in einer Kleinstadt. Natürlich wird die naturverbundene Außenseiterin – das Marschmädchen – dafür verantwortlich gemacht, weil sie gut darin ist, ungesehen zu bleiben. Für die meisten Bewohner der Kleinstadt ist klar, wer der:die Täter:in ist. Doch ist es wirklich so einfach?

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen wiedergegeben. Der eine befasst sich mit der Vergangenheit der Protagonistin, bei dem nach und nach ans Licht kommt, warum diese allein aufwächst, wie ihr Leben bisher verlaufen ist und warum sie ist, wie sie eben ist. Der zweite setzt sich mit der Gegenwart auseinander, den Mordermittlungen und Kyas Leben, das durch äußere Einflüsse langsam auf den Kopf gestellt wird.

Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich gut in das Buch reingekommen bin. Die vielen, zunächst, belanglos erscheinenden Hintergrundinformationen über Kyas Familie führten für mich anfangs zu nichts. Ich wurde überschüttet von Emotionen, die ich keinem Charakter so wirklich zuordnen konnte und mit denen ich einfach überfordert gewesen bin, weil sie mit so einer geballten Wucht auf mich einprasselten. Ich bin aber froh, drangeblieben zu sein, denn die zweite Hälfte besticht dann mit der Aufklärung des Kriminalfalls.

Je mehr ich mich mit Kya auseinandersetzte, umso mehr wurde mir bewusst, dass es sich hier nicht nur um eine Aneinanderreihung von Klischees handelte, die dem:der Leser:in eine Protagonistin vermitteln sollte, die es möglichst schwer in ihrer Kindheit hatte. Es steckte noch so viel mehr in Kya, was mir aber erst durch die Geschichte hinweg bewusst wurde.

Ein Buch voller Trauer, Verzweiflung, Eigenständigkeit, Ausgrenzung, einer zarten Liebe, Wissensvermittlung und so vielem mehr. Eine ganz klare Leseempfehlung für jede:n, der:die bereit ist, sich komplett auf die Geschichte einzulassen.

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