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Veröffentlicht am 13.05.2019

Ein Sommer voller Himbeereis

Ein Sommer voller Himbeereis
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Esst ihr gern Eis? Besonders im Sommer in der größten Hitze erfrischen die kalten Köstlichkeiten. Ich mag Schokoladeneis, aber es sind für mich ab und an auch die Sorten Eis interessant, die nicht dem ...

Esst ihr gern Eis? Besonders im Sommer in der größten Hitze erfrischen die kalten Köstlichkeiten. Ich mag Schokoladeneis, aber es sind für mich ab und an auch die Sorten Eis interessant, die nicht dem klassischen Schema entsprechen und mit ausgefallenen Zutaten (Extreme allerdings ausgeschlossen) aufwarten. Beispielsweise jene, die Pauline in ihrem „Eishimmel“ kreiert. Da gibt es nämlich neben Himbeereis auch Rosmarinparfait mit Hibiskusblüten, Basilikumeis, Kokosmilch-Limette oder Sanddorn-Passionsfrucht-Sorbet.

Überhaupt ist Pauline eine aktive junge Frau. Mit ihrem Eiscafé hat sie sich einen Traum erfüllt, nachdem sie in ihrer Ausbildung zum Patissière in Paris kläglich gescheitert ist. Kuchen liegt ihr nicht, jedoch hat sie ein magisches Händchen für Eis und Dekoration und probiert immer wieder neue Rezepte aus. Mit ihrer Freundin Florence, die den backenden Part im Café übernommen hat, bildet sie ein gutes Team, und in ihrer Nachbarin Anna, der Betreiberin eines Antiquitätengeschäfts hat sie nach dem Tod ihrer Großmutter Toni, die in ihren Bestrebungen stets unterstützte, einen liebevollen Ersatz gefunden.

Leider steht Paulines Existenz auf dem Spiel. Durch einen für ihren Ex-Freund aufgenommen Kredit ist der finanzielle Spielraum sehr ausgereizt und sie hat Mühe, die monatlichen Belastungen auszugleichen. Als ob das nicht genug wäre, soll genau in ihrer am Stadtpark gelegenen Straße ein riesiges Einkaufscenter gebaut werden, für das alle alten Läden weichen müssen. Anna und Pauline ahnen nicht, dass Annas Sohn Oskar Initiator des Projektes ist und den gerade nach Deutschland zurückgekehrten Neffen Christian für seine Ziele „einspannt“. Für den gestaltet sich das schwierig, möchte er doch seine Großmutter nicht hintergehen. Und die Begegnungen mit der „Eisprinzessin“ Pauline verursacht bald auch eine Menge Bauchflattern...


Persephone Haasis debütiert mit „Ein Sommer voller Himbeereis“ und kredenzt mit ihrer Geschichte einen fruchtig-leichten Liebesreigen, in dem auch handfeste Probleme ihren Platz finden. Denn sie legt ihrem Paar ein paar Stolpersteine in den Weg und lässt die beiden eine ganze Weile hoffen und bangen. Hierfür hat die Autorin einen ruhigen Erzählrhythmus gewählt, der sich dem Ort und den Personen ihrer Handlung anpasst und es möglich macht, das Geschehen jederzeit zu begleiten und den zwischenmenschlichen Empfindungen nachzuspüren.

Manchmal zieht sich das Ganze allerdings, wenn Pauline zum wiederholten Male ihren Gedanken nachhängt. Die junge Frau träumt davon, jemanden an ihrer Seite zu haben, dem sie vertraut, der sie blind versteht und dem sie nichts erklären muss. Sie erhofft sich eine Schulter zum Anlehnen, damit sie die Welt einen Augenblick vergessen kann.

Eine Weile sieht es so aus, als ob Christian dieser Mensch sein kann. Zwar haben die beiden einen schlechten Start, entwickeln indes mit der Zeit Zuneigung, ohne dies sich selbst oder dem anderen einzugestehen.

Außerdem wäre da noch das Problem, dass Christian Pauline das Wichtigste verschweigt und mehr und mehr von seinem schlechten Gewissen niedergedrückt wird.

In ihrem ersten Roman hat Persephone Haasis viel Augenmerk auf die Gestaltung ihrer Protagonisten gelegt und verdeutlicht gelungen deren Entwicklung.

Pauline und Christian sind sich zunächst nicht sympathisch und lernen sich gezwungenermaßen näher kennen. Dabei stellt Pauline fest, dass Christian in einem Moment fürsorglich ist, im anderen aufgebracht und abweisend, was ihn anfänglich schwer einschätzbar für sie macht.

Pauline hingegen ist eine emotionale Person mit viel Herzblut. Sie gibt selten klein bei und ist äußerst schlagfertig, aber voller Befürchtungen, wieder verletzt zu werden. Tatsächlich zweifelt Pauline oft an sich und Christian und reagiert heftig und bei allem Verständnis angesichts der mit ihrem Ex-Freund erlebten Enttäuschung ein wenig überzogen.

Dabei kann sie viel offener sein. Sie steckt voller Ideen und Freundlichkeit, die sie an die Menschen weiterreichen möchte. So schreibt sie kleine Briefchen und wunderschöne Nachrichten und versteckt diese an den unterschiedlichsten Plätzen in Annas Laden und verhilft sich letzten Endes damit selbst zum Glück und dem Leser zu einem Wohlfühlende.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Liebe nicht erlaubt

Liebe nicht erlaubt
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Charlotte, die im Unternehmen ihres Vaters beschäftigt ist, soll mit einer entsprechenden Crew eine große Yacht von Triest nach Zypern überführen. Es ist das Verlobungsgeschenk für einen der Colfer-Brüder. ...

Charlotte, die im Unternehmen ihres Vaters beschäftigt ist, soll mit einer entsprechenden Crew eine große Yacht von Triest nach Zypern überführen. Es ist das Verlobungsgeschenk für einen der Colfer-Brüder. Charly hat keine angenehmen Erinnerungen an Dorian und Devin, sondern spürt nur pure Abscheu. Denn bereits als Kind war sie den Hänseleien und bösartigen Streichen der beiden ausgesetzt.

Tatsächlich wird Dorian seinem Ruf als Fiesling auf jeden Fall gerecht. Devon jedoch entpuppt sich wider Erwarten nicht als der Mann, den Charly erwartet hat. Vielmehr wirft seine anfänglich Reserviertheit sie total aus der Bahn, so dass sie hinter seine Fassade sehen will. Sein melancholischer Blick berührt ihr Herz. Devin scheint ernsthaft an ihr interessiert und nicht nur daran, sie als Lustobjekt zu betrachten, wie es Dorian mit jeder Frau, die in seine Reichweite gelangt, tut. Devin ist nicht nur behutsam und zurückhaltend, sondern auch energisch und zielorientiert, und Charly kann sich seinem Charme nicht entziehen. Er verspricht ihr nichts, und Charly ist bewusst, dass eine Beziehung mit Devin nicht von Dauer sein wird. Da sie aber längst Feuer gefangen hat, beginnt sie eine Affäre mit ihm und versinkt bald in einem Strudel ihrer Sehnsucht. Sie vermutet, dass das Ende der Reise schmerzhaft ist, und ahnt nicht, wie sehr sie verletzt wird...


„Liebe nicht erlaubt“ mutet zunächst wie eine klassische Liebesgeschichte an, in der die Liebe – wie es der Titel bereits aussagt – nicht erlaubt ist. Doch Manuela Fritz gestattet sich, der aus Sicht von Charly und Devin erzählten glaubhaften Geschichte neben leichten und frischen Szenen zudem einen ernsten Hintergrund mit durchaus traurigen Momenten zu geben.

Die Autorin lässt ihre Figuren vor allem auf beschränktem Raum der Yacht agieren und ihre Gefühle entwickeln. Im Verlauf der Ereignisse bindet Manuela Fritz ebenso die Umgebung mit ein und punktet hier mit Lokalkolorit.

In der Handlung gibt es viele Andeutungen, doch wenn es um den Akt als solches geht, blendet Manuela Fritz das Geschehen aus. Damit macht sie deutlich, dass nicht die Erotik im Vordergrund steht, sondern die Emotionen ihrer Protagonisten. Vielleicht hätte sie Charly und Devin zumindest eine Szene gönnen sollen...

An ihrer Figurenführung gibt es bis auf kleine Abstriche nichts zu bemängeln. Mit Charlotte und Devon hat sie sympathische und ansprechende Menschen kreiert, die sich durch eine lebendige Empfindungswelt auszeichnen und neben ihren Stärken auch ein paar Schwächen besitzen.

Charly verlässt nicht gern die Wohlfühlzone ihres Schreibtisches und steht im Mittelpunkt. Sie ist geschickt, ein Organisationstalent und behält den Überblick. Der direkte Umgang mit Kunden liegt ihr nicht. Schon gar nicht, wenn es sich um solch ein arrogantes, gemeines, boshaftes und halt- und rücksichtsloses Ekelpaket wie Dorian Colfer handelt, der im Luxus schwelgt und den sie wegen der vielen Drangsalierungen in der Kindheit hasst.

Auch Devin gilt anfänglich ihre Abneigung. Doch im Gegensatz zu seinem Bruder hat er sich verändert. Er schätzt zwar die Annehmlichkeiten, die ihm auf Grund der Vermögenssituation der Familie geboten werden, verabscheut aber die Zurschaustellung, wie sie sein Bruder pflegt. Gegen den Strich geht ihm außerdem, dass er Dorians Arbeit erledigt, ohne die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erhalten, und ständig hinter diesem aufräumen muss, wenn er wieder einmal über die Strenge schlägt.

Und doch ist es Devin, der Charly etwas verheimlicht und nicht aufrichtig zu ihr ist...

Wer also eine Liebesgeschichte mit viel Gefühl und ein wenig Drama lesen will, ist mit „Liebe nicht erlaubt“ gut beraten.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Moses und das Schiff der Toten

Moses und das Schiff der Toten
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Stefan Moses sticht aus der Masse hervor, und sein Erscheinen sorgt für Irritationen. Hieran hat sich in fast fünfzehn Dienstjahren bei der Kriminalpolizei Hamburgs nichts geändert. Denn der elegant gekleidete ...

Stefan Moses sticht aus der Masse hervor, und sein Erscheinen sorgt für Irritationen. Hieran hat sich in fast fünfzehn Dienstjahren bei der Kriminalpolizei Hamburgs nichts geändert. Denn der elegant gekleidete Mann wurde in Afrika geboren, und nicht wenige begegnen ihm mit einer Mischung aus Anspannung und Misstrauen. Moses reagiert darauf mit einer gewissen Seelenruhe und Nonchalance.

Für einen neuen Fall werden er und seine Kollegen auf einen Spielplatz gerufen. Dort sitzt ein nackter Mann auf einer Bank, als würde er zur Schau gestellt werden. Auch die Todesursache gibt Rätsel auf. Offensichtlich ist der Mann im Meer ertrunken und dann nach Hamburg transportiert worden. Warum macht sich jemand die Mühe? Und was sind das für durchsichtige Kreaturen, die sich aus seinen Körperöffnungen herauswinden?

Moses ist ein akribischer Ermittler. Je schwieriger eine Nuss zu knacken ist, je raffinierter der Täter zu Werke geht, desto mehr genießt er die Jagd. Doch bei diesem Fall passt irgendwie nichts zusammen, und trotz einiger Spuren erweist sich deren Verfolgung als Sackgasse. Wenn es nur das wäre. Zurechtkommen muss Moses auch damit, dass sein Chef ihm höchstpersönlich eine neue Mitarbeiterin aufs Auge drückt.

Und noch etwas beunruhigt Moses: Eine innere Stimme sagt ihm, dass ihn dieser Fall an seine persönlichen Grenzen führt…


„Moses und das Schiff der Toten“ ist eine klassische Kriminalgeschichte, die von einem Zusammenspiel aus Ermittlungsarbeit und privaten Gegebenheiten der agierenden Personen lebt.

Ortwin Ramadan baut den Fall gekonnt auf, bietet eine durchdachte Handlung an realen Hamburger Schauplätzen und unter anderem einen wirklichkeitsnahen Einblick in die tägliche Routine der Kriminalkommissare, die oft von einer eintönigen Spurensuche geprägt ist. Der Autor schlägt einen wohltuend ruhigen Ton an, der zur Hansestadt und ebenso zum Ermittlerteam passt. Ferner wird der Roman sprachlich in annehmbar menschlicher Weise erzählt, mit wenigen Abstrichen wegen einiger Wiederholungen und grammatikalischer Fehler.

Moses und seine Kollegen sind trotz mancher Reibungen untereinander ein eingespieltes Team. Frischen Wind erhält das Ganze durch die Neue, Katja Helwig, die sich nach drei Jahren beim Mobilen Einsatzkommando (MEK) versetzen ließ und auffällt, nicht nur weil sie sich das eine oder andere Mal im Ton vergreift oder mit schnellen Urteilen reagiert.

Mit fortschreitenden Ereignissen erhöht Ortwin Ramadan den Spannungsfaktor und setzt auch in Puncto Emotionalität eine Schippe drauf. Das kommt genauso gut an wie das Ringen von Moses um Bekenntnisse in seiner Beziehung zu Juliane und die Auseinandersetzung mit einer Vergangenheit, von der er Albträume hat.

„Nichts war grausamer als die Stille davor. Wenn die Welt in einem einzigen stummen Schrei erstarrte und die Angst seine Seele fraß, bis allein das rasende Tier in ihm übrig blieb.“

Der Autor offeriert insbesondere mit Stefan Moses und Katja Heil interessante und ungewöhnliche Ermittler. Es ist die dunkle Hautfarbe von Moses, die bei einigen unverhohlene Abneigung hervorruft. Damit hat er gelernt umzugehen, und es gibt wenig, was ihn in Rage versetzt. Fehlende Loyalität beispielsweise.

Nach dem Unfalltod seiner Adoptiveltern ist er über Nacht zu einem wohlhabenden Mann geworden, der sich im Grunde nichts aus materiellen Dingen macht, lediglich das in den 1920er-Jahren erbaute Mietshaus am Ende der Forsmannstraße in Winterhude kaufte. Keiner der Mieter ahnt allerdings, dass dem schwarzen Polizist aus der Dachwohnung das Haus gehört.

Auch Katja Helwig entspricht so gar nicht dem Bild einer herkömmlichen Kriminalbeamtin, trägt sie doch Piercings und rappelkurze Haare. Zudem ist ihr familiärer Hintergrund – das Aufwachsen im Plattenbau bei alkoholkranken Eltern – äußerst prekär. Sie neigt in Fällen, in denen sie das subjektive Gefühl hat, ungerecht behandelt zu werden, zu diffusen Aggressionsschüben, etwas, das Moses überhaupt nicht gebrauchen kann. Entsprechend lässt sich die Zusammenarbeit zunächst nicht optimal an.

Die Nebenfiguren haben Potential, allein beim Polizeidirektor überzieht der Autor. Als Mann, der sich überaus wichtig nimmt, großspurig verhält und vor allem am eigenen Erfolg interessiert ist, wird er in ein stereotypes Bild gepresst, auf das eher verzichtet werden kann.

Insgesamt aber legt Ortwin Ramadan einen lesenswerten, traditionellen Kriminalroman vor, der mit Lokalkolorit und unkonventionellen Protagonisten punktet, die sich für den nächsten Fall noch ein paar ungelöste Geheimnisse bewahren.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Die Rose des Herzogs

Die Rose des Herzogs
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Marita Spang hat sich in den letzten Jahren als Autorin historischer Romane etabliert und in die Riege derjenigen eingereiht, die den Hintergrund mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit recherchieren und ...

Marita Spang hat sich in den letzten Jahren als Autorin historischer Romane etabliert und in die Riege derjenigen eingereiht, die den Hintergrund mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit recherchieren und eine gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion präsentieren.

Nun hat sie zum zweiten Mal einen Stoff mit einem wirklichkeitsnahen Geschehen gewählt. Denn „Die Rose des Herzogs“ – Charlotte de Rohan-Rochefort – lebte tatsächlich, genauso wie ihre große Liebe Louis-Antoine, Herzog von Enghien, und jene anderen Persönlichkeiten, die neben einigen erdachten Figuren in diesem geschichtsträchtigen Roman eine Rolle spielen.

Es kommt damit einem kleinen Denkmal gleich, das Marita Spang dieser in der Historie eher unbekannten Frau setzt, während ihr Geliebter zu sehr traurigem Ruhm gelangte. Mit außerordentlichem Gespür für feine Nuancen in der Sprachfindung der damaligen Zeit schildert sie unter anderem das Schicksal eines Paares, welches eng mit dem seines Heimatlandes und dessen Bevölkerung verbunden ist.

Im Frankreich des ausgehenden Jahrhunderts brodelt es. Die Unterschiede zwischen herrschender Klasse und den einfachen Menschen treten immer deutlicher zutage. Während die einen auf Kosten der anderen Unsummen verprassen und zudem ein dekadentes Leben führen, wissen viele nicht, wovon sie sich und ihre Familien ernähren sollen. So nimmt die Geschichte ihren Lauf: Die Menschen gehen auf die Barrikaden und setzen mit dem Sturm auf die Bastille, dem Beginn der Französischen Revolution, 1789 dem Königtum von Ludwig XVI. und dem Ancien Régime ein Ende.

In den Wirren des Septembermassaker von 1792 verliert die hübsche Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort ihren Verlobten Vincent und flieht wie viele andere Adelige ins Exil nach Ettenheim im Badischen.

Obwohl Charlotte geschworen hat, sich niemals wieder zu verlieben, gelingt es dem fünf Jahre jüngeren Louis-Antoine von Enghien, durch hingebungsvolle Hartnäckigkeit ihr Herz zu erobern. Doch der Großvater des Herzogs lehnt es ab, einer Heirat der beiden zuzustimmen und versucht mehrmals, seinen Enkel aus politischen Kalkül und zur Sicherung der Stammeslinie zu verheiraten.

Trotzdem können die beiden ihre Liebe und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft über viele Jahre zu bewahren...

Marita Spangs Darstellung des Geschehens folgt im Großen und Ganzen der Geschichte und ist glaubwürdig sowie mit vielen kleineren Details ausgeschmückt, die das Bild stimmig abrunden. Dazu tragen ein umfassendes Personenregister sowie ein ausführliches Nachwort mit Zeittafel, Karten, Glossar und Quellenverzeichnis ebenfalls bei.

Im ersten Drittel des Romans erlaubt sich die Autorin ein paar Freiheiten, wenn sie Vincent, den Geliebten von Charlotte, „erfindet“. Dieser Teil ist für die Entwicklung von Charlotte von Bedeutung, die Schilderung der revolutionären Ereignisse erfolgt emotional und sehr deutlich. Allerdings ist er ein wenig weitschweifig erzählt, wodurch der Lesefluss stockt.

Ihre Protagonisten versieht die Autorin mit ausgefeilten Charakteren, die Stärken aufweisen, gleichwohl Schwächen nicht vermissen lassen.

Während bei Charlotte Warmherzigkeit Offenheit und Beharrlichkeit auf Nachgiebigkeit treffen, prägen Louis-Antoine Unerschrockenheit, Mut, Loyalität und eine gewisse Unbedenklichkeit. Aber der junge Herzog ist niemand, der sein Mäntelchen in den Wind hängt.

Beide sind sich ihrer gesellschaftlichen Stellung durchaus bewusst und halten an ihren Idealen von Ehre und Treue fest, wissen dabei indes auch die „einfachen“ Menschen zu schätzen. Sie sind zudem in der Lage, sich mit den nach der auf die Revolution folgende Schreckensherrschaft, den Auseinandersetzungen zwischen der Revolutionsarmee und den Royalisten, den nach der Machtergreifung von Napoleon Bonaparte eintretenden Umbrüchen und neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und im Rahmen der Möglichkeiten anzupassen.

Im Gesamtergebnis bietet Marita Spang die Beschreibung einer wahrhaftigen Liebe, die sich in der Tiefe und Tragik mit jeder erdichteten messen kann.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Mörderisches Kroatien II

Mord im Olivenhain
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Ein neuer Fall für Sandra Horvat und ihre Kollegen: Der bekannte und erfolgreiche Wunderheiler Damjan Martinović ist in dem in der Nähe von Rijeka gelegenen Dorf Malnari ermordet worden. Für Sandra gestalten ...

Ein neuer Fall für Sandra Horvat und ihre Kollegen: Der bekannte und erfolgreiche Wunderheiler Damjan Martinović ist in dem in der Nähe von Rijeka gelegenen Dorf Malnari ermordet worden. Für Sandra gestalten sich die Ermittlungen schwierig, hat sie doch so gar nichts für Menschen wie Damjan übrig, die mit Handauflegen und anderen angeblichen Heilkünsten viel Geld verdienen.

Zwar hat Damjan diversen Mitbewohnern in seinem Haus ein kostenfreie Unterkunft gewährt, sich aber andererseits nicht nur Freunde gemacht, weil sich einige seiner Versprechungen als falsch erwiesen. Auf sein Konto scheint sogar ein Toter zu gehen, weil dieser die Schulmedizin ablehnte und den Heilmethoden von Damjan vertraute, der tatsächlich geglaubt hat, er könne Menschen durch Berührung heilen.

Da Damjan eine lokale Berühmtheit ist, interessiert sich die Presse außerordentlich für den Fall. Der Druck, der dadurch entsteht, erschwert die Ermittlungen für Sandra, zumal auch die Beziehung zu ihrem Kollegen Danijel Sedlar zu keiner Klarheit gefunden hat.


In „Mord im Olivenhain“ wird dem Leser der Einstieg in das Geschehen im kroatischen Rijeka mit einem Stadtplan und einem Personenregister erleichtert. Ranka Nikolić knüpft an die Handlung von „Mord mit Meerblick“ an und behält ihre Grundlinie bei: Sie bietet dem Leser eine atmosphärische Darstellung der kroatischen Gegebenheiten in einer geruhsam, schnörkellos erzählten Geschichte, in der neben bekannten nun neue Protagonisten agieren, deren Zahl an Umfang zugenommen hat

Ranka Nicolić hat nicht nur die neu auftretenden Personen mit unterschiedlichen Wesenszügen ausgestattet, sondern auch ihre Hauptfiguren weiterentwickelt. Besonders Zelinka fällt auf. Er ist seit ein paar Wochen trockener Alkoholiker, woraus manchmal extreme Stimmungsschwankungen und Kratzbürstigkeit resultieren, die er an seinem Kollegen Milić auslässt. Auf den überempfindlichen Sarkasmus von Zelenika reagiert Milić mit derben Humor. Nach wie vor verbindet die beiden eine Art Hassliebe, was sie natürlich niemals zugeben würden. Erneut bringen die Dispute der beiden Männer eine heitere Leichtigkeit in die Geschichte, die die Ernsthaftigkeit bei den Mordermittlungen allerdings nicht unterläuft.

Sandra Horvat und ihre männlichen Kollegen arbeiten intensiv und effektiv zusammen. Das müssen sie auch, da die Liste der Verdächtigen umfangreich ist. Danijel Sedlar fügt sich inzwischen besser in die Gruppe, macht aber immer noch typische Anfängerpatzer. Allerdings bringen seine nicht im konformen Denkansätze die Ermittlungen durchaus voran. Indes sind die unterschwelligen Gefühle zwischen ihm und Sandra nach wie vor vorhanden, doch Sandra möchte keine Flirtereien mehr.

Die Beschäftigung mit Wunderheilern nutzt die Autorin zudem zur Thematisierung von Glaubensfragen – Sandra beispielsweise ist „mittelgläubig“, keine Atheistin, eher eine ewig Suchende – und zudem Einblicke in Familienkonstellationen.

Insgesamt überzeugen die Schilderung des lokalen Umfeldes und der darin handelnden Personen auf angenehme Art und Weise und verführen den Leser dazu, den Ort des Geschehens einmal selbst aufzusuchen.