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Veröffentlicht am 24.02.2020

Orangenblüten für den Neubeginn

Orangenblütenjahr
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Dass der Titel dieses Romans Sinn macht, stellt man schon auf den ersten Seiten fest. Mit ihrem Orangenbäumchen zieht Nelly von Odenwald nach München. Der Orangenbaum mit seinen Blüten und Früchten begleitet ...

Dass der Titel dieses Romans Sinn macht, stellt man schon auf den ersten Seiten fest. Mit ihrem Orangenbäumchen zieht Nelly von Odenwald nach München. Der Orangenbaum mit seinen Blüten und Früchten begleitet Nelly auf ihrem Weg zu einem neuen Lebensabschnitt. In der Grossstadt möchte sie sich ein neues Leben aufbauen, ihr altes hinter sich lassen.

Ihre Kinder sind schliesslich schon erwachsen, ihr Mann gestorben, und ihre ehemals beste Freundin ist es für Nelly im übertragenen Sinn. Nelly fühlt sich wohl in der Stadt, ebenso an ihrer neuen Arbeitsstelle in der Apotheke ihrer Freundin Mona.

Bald schon wollen gleich mehrere Männer Nellys Aufmerksamkeit. Ihr alter Nachbar Ludwig aus Odenwald, in München der Ballonpilot und Krimiautor Gabriel und Thomas, Nellys alter Schulfreund, jetziger Anwalt, dem sie buchstäblich vor das Auto fährt.

Eigentlich könnte Nellys Neustart gut beginnen, wenn ihre Tochter Elena sie nicht komplett anfeinden würde. Als sähe Elena nicht, was ihr Vater ihrer Mutter angetan hat. Diese Kränkungen werfen Nelly immer wieder zurück in ihren Bemühungen einerseits auch von ihrer Familie verstanden zu werden und andererseits Männern wieder vertrauen zu lernen.

Nach der etwas langatmigen Geschichte in "Hortensiensommer" hat mir "Orangenblütenjahr" wieder sehr gut gefallen. Obwohl auch hier eine tragische Geschichte im Hintergrund steht, kommt der Roman viel freundlicher und positiver daher. Nelly hat gegen einige Fronten zu kämpfen, tut dies aber im Bewusstsein, endlich wieder einige glückliche Jahre vor sich zu haben - und sich diese auch verdient hat.

Ulrike Sosnitza hat in ihrem dritten Roman die Proportionen gut verteilt. Das Drama in der Vergangenheit, dessen Aufarbeitung in der Gegenwart kombiniert mit den jeweils eigenen Geschichten der anderen Charaktere wie etwa Mona, die jemanden datet, aber nicht verraten will, wen. Alles zusammen ergibt eine stimmige Geschichte, dich ich gerne gelesen haben.

Fazit: Ein schöner Wohlfühlroman um eine Frau, die nach einer grossen Enttäuschung ihr Lebensglück auch mit über 50 Jahren nochmals finden will.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Ein guter Start

Der Tote von Sines
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Auf gehts in den Alentejo! Diese Gegend im Südwesten Portugals ist geprägt von Korkeichen, Oliven und guten Weinen. Doch nichts davon spielt in "Der Tote von Sines" eine Rolle.

Oscar Lima gehört zur ...

Auf gehts in den Alentejo! Diese Gegend im Südwesten Portugals ist geprägt von Korkeichen, Oliven und guten Weinen. Doch nichts davon spielt in "Der Tote von Sines" eine Rolle.

Oscar Lima gehört zur kapverdischen Aussiedlerbevölkerung, wohnt abgelegen, sein Haus ist einer Baufirma im Weg - und wird eines Abends tot aufgefunden. Just an diesem Abend sitzt Nuno Cabral mit Mestre Gouveia in Sines, in der Pastelaria Galegos, wo er früher Stammgast war. Er ist nur wegen einer Erbsache zurück in seinem Heimatort und will so schnell wie möglich wieder weg. Zu viel erinnert ihn an seinen verhassten Vater und den Tod seiner Mutter, an dem er sich schuldig fühlt.

Doch da er den Notartermin verpennt, ist er gezwungen, die nächsten Tage hier zu verbringen. Also kann er ja auch gleich mit zum Tatort, schliesslich ist er ja Kommissar - nur hat er seine Marke abgegeben, was vor Ort noch niemand weiss. Als klar ist, dass sein Widersacher Leonel Bernardes, der Typ, der an allem was in Nunos Leben mies gelaufen ist Schuld ist, für den Fall verantwortlich ist, ist Nunos Ehrgeiz gepackt. Zusammen mit einigen Alteingesessenen und einer Journalistin macht er sich dran, den Fall zu lösen.

Der Krimi ist gut aufgebaut und der Fall schlüssig. Er kam mir stellenweise aber ein wenig düster rüber, denn Cabral ist die meiste Zeit schlecht drauf. Es passt aber gut zu seinem, sagen wir mal, Werdegang in diesem ersten Band - ich gehe davon aus, dass es weitere Bände geben wird. Bis zum Ende hat er nicht nur den Fall gelöst, sondern auch seine Vergangenheit aufgearbeitet.

Ich bin gespannt, wie es mit Cabral und wohl auch zusammen mit der Journalistin Joana Meireles weitergeht. Ein gutes Team geben sie auf jeden Fall ab. Ob ich die Serie weiter verfolgen werde, hängt vor allem vom weiteren Verlauf in einem möglichen zweiten Fall ab. So ganz überzeugt bin ich noch nicht, aber das ist vor allem dem Thema geschuldet, weswegen Oscar sterben musste.

Fazit: Alles in allem ein guter Anfang - interessant wird es erst, wenn man sieht, in welche Richtung sich das Ganze zukünftig entwickelt.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Zwei Seelenverwandte

Die Diva
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Nach ihren Romanen über Coco Chanel und Edith Piaf schreibt Michelle Marly nun über das Leben der legendären Sopranistin Maria Callas. Wie bereits in den eben genannten Vorgänger-Romanen wird auch hier ...

Nach ihren Romanen über Coco Chanel und Edith Piaf schreibt Michelle Marly nun über das Leben der legendären Sopranistin Maria Callas. Wie bereits in den eben genannten Vorgänger-Romanen wird auch hier nur ein Teil von Maria Callas Leben erzählt.

Und zwar der Part, der für die Diva wahrscheinlich der Wichtigste in ihrem Leben war. Es ist die Zeit, in der sie Aristoteles Onassis kennen und lieben lernte. Wir bewegen uns in dieser Geschichte in der Zeit zwischen 1958 und 1969 und geografisch zwischen Venedig, Mailand, Paris, Monte Carlo und New York.

Doch hauptsächlich begleiten wir in "Die Diva" Maria und Aristo bei einem dreiwöchigen Segeltörn durch die Ägäis. Hier lernten die zwei sich besser kennen und verliebten sich ineinander, obwohl Marias Mann Battista und Aristos Frau Tina, sowie Winston Churchill und weitere Gäste mit an Bord waren.

Die beiden griechischen Kosmopoliten fanden ineinander ihren Seelenverwandten. Man muss die zwei nicht mal unbedingt mögen, um zu spüren, dass von beiden eine spezielle Anziehungskraft ausging. Die Faszination, die Maria und Aristo füreinander empfanden, spürt man beim Lesen deutlich. Autorin Michelle Marly nimmt den Leser mit auf die Segelreise - es ist, als sässe man in den langen, warmen Mittelmeernächten mit dabei als Anstandswauwau und nehme an der Reise selbst teil.

Man merkt aber klar, dass die Callas im Gegensatz zu der Piaf oder zu Coco Chanel weniger leidenschaftlich und immer um Contenance bemüht war, sogar in der schmerzhaften Trennungsphase. Auch diesen Umstand skizziert die Autorin bildhaft und legt uns somit ein interessantes und wahrscheinlich sehr authentisches Porträt über die Primadonna assoluta in die Hände.

Leider rissen mich die enorm vielen Zeitenwechsel - vor allem jene im ersten Drittel - aus dem Lesefluss. Ich musste wirklich bewusst die Kapitelüberschriften lesen, damit ich wusste, wo und wann die Geschichte auf den nächsten Seiten gerade spielt, ob 1959, 1968 oder viel früher oder irgendwo dazwischen.

Fazit: Michelle Marly gewährt uns mit ihrem Roman "Die Diva" einen tiefen Einblick in die verbundenen Seelen von Maria Callas und Aristoteles Onassis.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Meine neueste Lieblingskrimiserie?

Signora Commissaria und die dunklen Geister
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Vor dem Lesen einer neuen Krimiserie bin ich immer ein wenig aufgeregt. Man weiss nicht, auf was man sich einlässt, hat scheue hohe oder keine Erwartungen. Schliesslich weiss man ja nicht, ob der neue ...

Vor dem Lesen einer neuen Krimiserie bin ich immer ein wenig aufgeregt. Man weiss nicht, auf was man sich einlässt, hat scheue hohe oder keine Erwartungen. Schliesslich weiss man ja nicht, ob der neue Krimi ein Flop oder vielleicht sogar die nächste Lieblingsserie wird.

Bei "Signora Commissaria und die dunklen Geister" könnte es doch tatsächlich Letzteres sein. Der Kriminalfall hat mich positiv überrascht, auch wenn ich das Ende nicht ganz so gelungen fand. Doch von Anfang an:

Als die Polizei in Florenz eine Leiche verliert - sie ist spurlos verschwunden - schickt das Innenministerium Giulia Ferrari an die Stadt mit der berühmten Brücke über dem Arno. Sie darf sich selbst ein Team auswählen und will den besten Mann vor Ort. Den findet sie im ehemaligen Kommissar Luigi Battista. Bald auch mit zur Partie gehört Enzo Aleardi, ein junger und blinder Polizist, der bisher vor allem Bürodienst machte.

Der Krimi ist gut aufgebaut, es geht rasant und humorvoll zu und her. Die Ermittlungen sorgen immer wieder für Überraschungen, angefangen beim Moment als Giulia ihre Mitstreiter eruiert, bei der Suche nach der verschwundenen Leiche und den Zeugenvernehmungen im Juweliermilieu, bis zum Ende, als man endlich alles über den Toten herausgefunden hat und dem Mörder auf der Spur ist.

Die Auflösung ist zwar schlüssig gelöst und stimmig und kommt real so wohl öfters vor. Für mich war der Schluss aber ein wenig unrund, einen klitzekleinen Hinweis auf gewisse Ereignisse hätte ich als Leser gerne früher bekommen und deshalb verteile ich gute vier Punkte - bis vor der Auflösung hätte ich sogar 5 gegeben.

Neben dem spannenden Fall werden auch die Hintergründe der drei Ermittler erzählt. Giulia kennt Florenz und Sante Croce, wo Luigi wohnt, nur allzu gut. Doch sie spricht nicht darüber und erst nach und nach gibt sie, bzw. der Erzähler preis, wieso Giulia eigentlich nie mehr zurück wollte. Luigi gefällt sein neues Leben als Wirt, vermisst zwischendurch sein Commissario-Leben, will aber unter keinen Umständen mehr einen Fuss ins Polizeipräsidium setzen. Enzo freut sich, dass er nun auch endlich mal Aussendienst machen kann und zeigt seine Fähigkeiten am Computer, die auch Sehende gerne hätten. Ich mag die drei total gut! Nicht zu vergessen Luigis Hund Tulipan, der zwischendurch auch als Polizeihund amten darf.

Der Krimi wird wahrscheinlich auch allen "Madame le Commissaire"-Fans gefallen. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass der Autor derselbe ist und hier einfach unter einem anderen Pseudonym schreibt - der Vorname ist gleich, einfach italienisch anstatt französisch. Aus der "Madame le Commissaire" wird "Signora Commissaria", beide schickt das Innenministerium, beide Damen haben spezielle Assistenten - mich würde es deshalb wirklich nicht wundern, wenn es so wäre. Die "Signora Commissaria" kommt allerdings eine Spur witziger daher.

Fazit: Ein tolles, und mit einem blinden Polizisten in ihrer Mitte, aussergewöhnliches Ermittler-Trio, von dem wir voraussichtlich bald wieder etwas lesen dürfen. Ich bin dann jedenfalls am Start - mi piace molto!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Der Mensch fürs Leben

Sternenblütenträume
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In ihrem vierten Roman erzählt Ulrike Sosnitza die Geschichte von Nina, die bei ihrem Vater im Fotostudio als Hochzeitsfotografin arbeitet. Die Arbeit macht ihr Spass, viel mehr als ihr früherer Job. Nur ...

In ihrem vierten Roman erzählt Ulrike Sosnitza die Geschichte von Nina, die bei ihrem Vater im Fotostudio als Hochzeitsfotografin arbeitet. Die Arbeit macht ihr Spass, viel mehr als ihr früherer Job. Nur wünschte sie sich, ihr Vater würde einer sanften Modernisierung des Studios zustimmen. Sie sitzen sich sowieso oft auf der Pelle, denn Nina wohnt nach der Trennung von ihrem Ex-Freund wieder zuhause. Eine neue Wohnung zu finden ist schwer, aber Nina gibt nicht auf. Ihre Freundin Amira bestärkt sie, wieder mal auszugehen und neue Männer kennen zu lernen, aber so richtig Lust dazu hat Nina nicht.

Bis Nina auf einer Waldlichtung denkt zu träumen, als ihr ein hübscher Mann über den Weg läuft. Ein magischer Moment für beide! Auch Felix fühlt sich von Nina angezogen. Als sie sich überraschend wieder treffen, sind beide hin und weg voneinander, es fühlt sich perfekt an - doch kann ihre frische Liebe die Folgen eines tragischen Ereignisses, das sich vor einigen Jahren ereignet hat, überstehen?

Die Autorin schildert packend die Geschichte von Nina und Felix und lässt die beiden Charaktere abwechselnd erzählen. Wie bereits bei den vorherigen Romanen lässt Ulrike Sosnitza ihre Figuren in einer ganz normalen, reellen Welt agieren, es sind Leben, wie wir Leser sie auch haben oder haben könnten. Die Bodenständigkeit gefällt mir sehr. Das gewisse Etwas packt die Autorin in ein Ereignis, das sehr tragisch ist, aber auch allen von uns passieren könnte. Jetzt geht es darum, wie die Figuren damit umgehen.

Und leider passiert gerade da etwas, was ich nicht mag. Nämlich, dass Protagonisten ihr Gegenüber nicht ausreden lassen und sich darauf der ganze Roman aufbaut - der so nicht stattfinden könnte, wenn der andere nur zwei oder drei Sätze mehr sagen hätte können. So schlimm ist es hier zum Glück nicht, aber das Ganze hätte sich wesentlich einfacher klären lassen - ohne von der Dramatik der Sache irgendetwas einzubüssen. Besagte Person bekommt gerade noch die Kurve, und merkt selbst, dass sie besser hätte zuhören müssen, aber für mich bleibt das Gefühl von "hätte anders laufen können" zurück. Nachdem die Person die Kurve kriegte, wird es aber wieder rund und stimmig. Danach beeindruckte mich der Zusammenhalt aller und einige witzige Szenen, die sich daraus ergaben.

Bis auf den oben genannten Punkt habe ich den Roman richtig gern gelesen. Die Geschichte war unterhaltend und besticht durch die sympathischen Protagonisten Nina und Felix. Die Berufsbezeichnung von Felix habe ich so noch nie gehört (das heisst bei uns anders), finde aber gut, was und wie er es macht. Schön fand ich die Verbindung, die er durch seinen Beruf mit weiteren Figuren des Romans hat. Freunde und Eltern von Nina und Felix sind ebenfalls toll gezeichnet und die Ortschaft und Locations konnte ich mir gut vorstellen. Bösewichte gibt es natürlich auch, die geben dem Roman Würze.

Ebenfalls gefallen hat mir, dass ziemlich schnell klar ist, worauf sich der Titel bezieht. Gegen Schluss machen dann auch noch die Holunderblüten auf dem Cover Sinn.

Fazit: Schöner Schmöker, den man nur allzu schnell ausgelesen hat.
4 Punkte:

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