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Veröffentlicht am 09.12.2019

(K)Ein Idyll

Die Tränen von Triest
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Der neue Roman von Beate Maxian führt uns in eine wunderschöne Gegend - nämlich geradewegs in die norditalienische Stadt Triest. Allerdings zu einer Zeit, in der sie noch als Teil der KuK-Monarchie zu ...

Der neue Roman von Beate Maxian führt uns in eine wunderschöne Gegend - nämlich geradewegs in die norditalienische Stadt Triest. Allerdings zu einer Zeit, in der sie noch als Teil der KuK-Monarchie zu Österreich gehörte, nämlich vor und während des Ersten Weltkriegs. Wir befinden uns in Gesellschaft derer, die unter dessen Folgen besonders zu leiden hatten (wenn man es überhaupt so ausdrücken kann), nämlich der österreichischen Oberschicht. Die verlor in diesem Krieg nämlich nicht nur ihre Söhne, sondern auch ihre Titel und in vielen Fällen auch ihren Besitz.

Familie Silcredi musste nach Wien umsiedeln und das bedeutete vor allem für die Tochter des Hauses, Afra, einen Neustart unter schwersten Bedingungen: nämlich quasi als Witwe und das schon vor der Hochzeit! Ihr Liebster war nämlich ebenso wie ihr Bruder gefallen - und dazu hatten die beiden ehemals besten Freunde auf verschiedenen Seiten gekämpft!

Vom genauen Hintergrund all dieser Geschehenisse hatte ihre Urenkelin Johanna, ebenso wie ihre Eltern und Großeltern nicht die geringste Ahnung, was sich ändert, als sie von ihnen eine Reise nach Triest geschenkt bekommt. Und zwar in ebendieses Haus, das ehemals der Familie gehörte und jetzt eine schicke Pension ist. Durch diese Reise wird sich nicht nur ihr eigenes Leben radikal ändern..

Ein historischer Roman, den ich sehr genossen habe. Ich schätze die Autorin Beate Maxian schon länger gerade wegen ihrer gut recherchierten historischen Details, die ihren Romanen einen ganz besonderen Pfiff geben. Und eine tolle Atmosphäre. Was den Inhalt anbelangt, hat sie es an einigen Stellen diesmal allerdings zu bunt getrieben. Aber nur ein bisschen. Insgesamt ist dies ein gelungener historischer Roman mit einer weiteren Zeitebene in der Gegenwart. Ich empfehle ihn allen, die gerne in der Vergangenheit schmökern, dabei aber nicht auf einen gewissen Anspruch verzichten wollen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2019

Abnehmen im Wandel der Jahreszeiten

WW - Genial saisonal!
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Rank und schlank - wer von uns wäre das nicht gern. Aber Ach: wie schwer fällt es manchmal oder ehrlich gesagt, sogar oft, auf die ein oder andere Leckerei zu verzichten.

Seit Jahrzehnten ziehen ...

Rank und schlank - wer von uns wäre das nicht gern. Aber Ach: wie schwer fällt es manchmal oder ehrlich gesagt, sogar oft, auf die ein oder andere Leckerei zu verzichten.

Seit Jahrzehnten ziehen die Weight Watchers mit ihrem pragmatischen Punkte-Programm zahlreiche Abnehmewillige auf ihre Seite, teilweise durchaus von Erfolg gekrönt.

Der bekannte Koch Andi Schweiger, dem die Problematik des Abnehmens offenbar selbst fremd ist (so schlank, wie er auf den Fotos erscheint), versucht in seinem neuen WW-Kochbuch, das Problem an der Wurzel zu packen. Denn eine der zentralen Lockungen sind sicher saisonale Leckereien, auf die man sich den Rest des Jahres freut. Hier zeigt er, wie diese kalorienarm und dabei sehr lecker zubereitet werden können. Und das auch noch (relativ) schnell und unkompliziert.

Allerdings heißt lecker und kalorienarm in vielen Fällen definitiv nicht preisgünstig. Denn es kommen viele teure Zutaten wie hochwertiges Fleisch und edle Fische, teures Gemüse wie Spargel und Edelpilze wie Morcheln vor. Zwar längst nicht in jedem Rezept, aber in genug davon. Man sollte das Buch also möglichst nicht an einen Haushalt verschenken, in dem gespart werden muss. Ich jedenfalls fände es traurig, mir viele der Rezepte nicht leisten zu können, trotz der Alternativen, die oft vorgeschlagen werden. Wenn man es sich leisten kann, ist dies aber wirklich ein tolles Kochbuch - man sollte nur darauf achten, vor Begeisterung nicht das Doppelte zu verschlingen!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Lecker essen muss nicht teuer sein

Rachs Rezepte für jeden Tag
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Findet jedenfalls Spitzenkoch Christian Rach und hat in seinem neuen Kochbuch eine ganze Menge an entsprechenden Rezepten zusammengetragen.

Ich war wirklich sehr gespannt auf das Kochbuch, würde ...

Findet jedenfalls Spitzenkoch Christian Rach und hat in seinem neuen Kochbuch eine ganze Menge an entsprechenden Rezepten zusammengetragen.

Ich war wirklich sehr gespannt auf das Kochbuch, würde ich doch auch am liebsten jeden Tag was Leckeres essen. Aber daraus wird wohl nichts, jedenfalls nicht mithilfe dieses Kochbuchs, denn: soviel Zeit habe ich nicht. Es ist zwar jetzt nicht unbedingt alles opulent, aber ein Stündchen sollte man in der Regel schon einplanen, oft sogar mehr, wenn man die Garzeit mit kalkuliert.

Mir als Pendlerin fehlt dazu schlicht die Zeit: vielleicht ein-, zweimal unter der Woche, aber sonst sind mir meine drei Stunden Feierabend, die ich zu Hause verbringen kann, dann doch zu kostbar dafür. Zudem gönne ich mir gern ein bisschen Ruhe.

Dazu kommt, dass der Geschmack von Herrn Rach sich von meinem ein wenig unterscheidet: er ist nämlich, wie so einige Männer, eher der deftige Typ und es gibt viel Fleisch, viel deftiges Gemüse wie bspw. Sauerkraut - kurzerhand also "Zeug", bei dem man schon vom Anschauen satt wird.

Dennoch, es ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet viele leckere Rezepte, wobei ich mich über die Fülle üppiger Nachtische gewundert habe - unter der Woche gibt es die bei uns nie.

Auf jeden Fall ein Kochbuch mit vielen Anregungen, auf keinen Fall eines für jeden Tag!

Veröffentlicht am 19.11.2019

Ein kleines, (fast) verlassenes Dorf in Schweden

Tagebuch meines Verschwindens
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Ein Dorf, wie es auch irgendwo in Deutschland sein könnte: mitten in einem ehemaligen Bergbaurevier, in dem zudem Industrie angesiedelt war. Ich könnte mir vorstellen, dass es inzwischen dort ...

Ein Dorf, wie es auch irgendwo in Deutschland sein könnte: mitten in einem ehemaligen Bergbaurevier, in dem zudem Industrie angesiedelt war. Ich könnte mir vorstellen, dass es inzwischen dort aussieht wie an einem der vielen "Lost Places" in der ehemaligen DDR, über die inzwischen ganze Bildbände herausgegeben wurden: verwahrlost, morbide... und irgendwie auch gruselig.

Doch in diesem Dorf leben noch Menschen - auch die junge Polizistin Malin, die im Rahmen von Ermittlungen in einem "Cold Case" hierher zurückkehrt, ist in diesem Ort geboren und aufwewachsen. Ausgerechnet sie hatte damals vor vielen Jahren als Teenager selbst die Kinderleiche entdeckt. Damals wurde der Mörder nicht gefunden, nun soll die Suche wieder aufgerollt werden - nie hätte Malin gedacht, dass sie beruflich damit zu tun bekommt! Und das, obwohl sie nie ein Geheimnis aus ihrem damaligen Fund gemacht hat!

Nach einigen Tagen verschwindet ein Polizist und dessen Partnerin Hanne wird zwar aufgefunden, stellt sich aber als völlig dement heraus und kann deswegen keine Angaben machen. Ganz zufällig gerät auch der junge Jake, ein Teenager, der in der Nähe des einstigen Fund- und jetzigen Handlungsortes lebt, in die Ereignisse und etwas Großes und sehr, sehr Gruseliges kommt ins Rollen! Berichtet wird abwechselnd aus den Perspektiven von Malin, Hanne und Jake.

Ein toller, origineller und sehr eindringlicher Krimi - ich würde ihn nicht ungebedingt als Thriller bezeichnen, da die Entwicklung doch eine eher langsame ist und es am Ende eine wundervolle Auflösung im Stil eines klassischen Whodunnit gibt - genau wie ich sie liebe! Camilla Grebe schreibt spannungsvoll und eindringlich, wenn auch einiges sehr weit hergeholt ist, vor allem die bereits weit fortgeschrittene Demenz von Hanne, die nichtsdestotrotz noch mit beiden Beinen im Berufsleben steht, bzw. stand.

Mir gefällt die atmosphärische Darstellung sehr, ich kann mir das kleine Kaff Ormberg bildlich vorstellen. Und auch die Personen sind sehr anschaulich geschildert, die Charaktere hat man als Leser durchgehend vor den Augen. Trotz ein paar kleinerer Einschränkungen empfehle ich diesen Krimi von Herzen, er eignet sich gerade im Winter für ein paar gemütliche Abende im Warmen!

Veröffentlicht am 16.11.2019

Den Friesennerz ablegen

Laufen
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Das möchte die namenlose Frau, Protagonistin und Ich-Erzählerin dieses eigenwilligen Romans. So nennt sie die Last, die seitdem an ihr haftet, zuerst seit einem, dann seit zwei Jahren. Seitdem: das ist ...

Das möchte die namenlose Frau, Protagonistin und Ich-Erzählerin dieses eigenwilligen Romans. So nennt sie die Last, die seitdem an ihr haftet, zuerst seit einem, dann seit zwei Jahren. Seitdem: das ist der dunkelste Punkt überhaupt in ihrem Leben, der Selbstmord ihres Lebensgefährten nämlich. Der nicht nur für sie äußerst überraschend kam, auch wenn ihr bewusst war, dass sie mit einem schwer depressiven Mann zusammen lebte.

Man kommt wohl nicht umhin, in einer solchen Situation nach der eigenen Schuld an diesem traumatischen und komplett lebens- und werteverändernden Ereignis zu suchen und das tut auch diese Frau. Wobei sie durchaus in einer für viele beneidenswerten Situation ist: sie hat die richtigen Menschen an ihrer Seite, nämlich ihre beste Freundin Rike, die quasi instinktiv alles richtig macht und eine wirklich gute Therapeutin noch dazu. Aber sie begegnet viel mehr Menschen, die alles falsch machen, quasi den Finger in die Wunde legen, sobald diese sich auch nur das kleinste Bisschen schließt. Zu diesen Menschen gehört sie am Anfang auch selbst.

Der Leser folgt ihren Gedanken beim Laufen, einer Aktivität, zu der sie nach jahrelanger Pause zurückgefunden hat. Die zunächst sehr mühsam für sie ist, dann aber immer leichter von der Hand bzw. vom Fuß geht - allmählich natürlich und ebenso langsam, wie sich ihre Wahrnehmung wandelt - zunächst zur Würdigung positiver Dinge in ihrem Leben, dann auch zu vorsichtig-optimischer Planung. Es ist keine Trauerbewältigung, denn das ist - so sehe ich und ich glaube, auch sie es - nichts, was man bewältigen kann, aber sie lernt, damit umzugehen, es als Teil ihres Lebens zu sehen.

Manchmal fiel es mir schwer, dem Laufrythmus der Erzählerin zu folgen, was nur beweist, wie individuell ein solcher Verlust, der Umgang mit ihm und die Trauer jeweils ist. Stark und schwach zugleich, dabei ausgesprochen authentisch.