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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2019

Aristoteles hat seinen eigenen Kopf

Immer dieser Kater!
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Und zwar einen Katzenkopf, denn er ist ein Kater und zwar einer, der genau weiß, was er will. Und das bedeutet, vor allem sein Personal um sich zu scharen, um nach Strich und Faden verwöhnt zu werden. ...

Und zwar einen Katzenkopf, denn er ist ein Kater und zwar einer, der genau weiß, was er will. Und das bedeutet, vor allem sein Personal um sich zu scharen, um nach Strich und Faden verwöhnt zu werden. Allen voran von Anna, der er gehört. Naja, soweit ein Kater jemandem gehören kann - eigentlich ist es ja eher umgekehrt, zumindest nach Aris (so wird er genannt) Ansicht.

Und nun hat Ari besonderen Grund zur Freude, denn das Personal erweitert sich: die Oma zieht zur Familie: nicht nur temporär, nein, sie wird ein Teil von ihr. Und zwar einer mit einem mindestens ebenso starkem Willen wie Ari - wegen ihr wird das Fernsehprogramm umgestellt, Ari darf nicht mehr in die Küche und es gibt noch weitere aus seiner Sicht ausgesprochen unerfreuliche Veränderungen. Denn die Oma hat es nicht so mit Katzen.

Doch nun fährt Annas Familie in Urlaub und die Oma bietet sich an, für Ari zu sorgen. Wirklich? Oder führt sie etwas im Schilde?

Eine nette Geschichte, doch eigentlich geschah nichts allzu Überraschendes - nach der Ankündigung hätte ich mehr erwartet. Was aber nicht bedeutet, dass dieses hübsche Kinderbuch mit niedlichen Bildern nicht lesens- und bestaunenswert ist. Nein, es ist trotz der eher absehbaren Geschichte sehr zu empfehlen für KuK - in diesem Falle lautet die Übersetzung Kinder und Katzenfreunde!

Veröffentlicht am 30.05.2019

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Nichts weniger als ein Wunder
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Markus Zusak, der Schöpfer der Bücherdiebin, setzt in "Nichts weniger als ein Wunder" anstelle des Todes einen durchaus irdischen Erzähler ein, nämlich Matthew, den ältesten der fünf Dunbar-Brüder. Um ...

Markus Zusak, der Schöpfer der Bücherdiebin, setzt in "Nichts weniger als ein Wunder" anstelle des Todes einen durchaus irdischen Erzähler ein, nämlich Matthew, den ältesten der fünf Dunbar-Brüder. Um sie geht es in diesem Buch, ebensosehr jedoch um ihre Eltern Penny und Michael.

Penny kam aus Polen - wir Leser lernen es nur als Osteuropa kennen und wird erst in den neuen Welt zu Penny. Aus der alten Welt nimmt sie nur die Liebe zu ihrem Vater und zum Klavierspiel mit, alles andere ist ein Neubeginn, zu dem - allerdings erst nach etlichen Jahren auch die Liebe und die Ehe mit Michael Dunbar gehört, der allerdings eine eigene Geschichte hatte.

Fünf Brüder werden geboren, jeder ein ganz eigener Typ. Aus meiner Sicht pflegt Zusak in diesem Buch seinen aus der Bücherdiebin bekannten, fabel- bzw. märchenhaften Stil noch um einiges stärker, aber es kann auch sein, dass er mir stärker ins Auge fällt, weil die Handlung diesmal eine durchaus irdische ist. Es geht um Liebe, aber auch um Trennung, um Vertrauen und Unterstützung und um eine Brücke, die der Vater der Jungen bauen will. Weit weg von ihnen - er bittet sie um Hilfe, doch sie halten sich fern von dem Vater, den sie jetzt Mörder heißen - warum wohl?

Die Zusammenhänge erfährt der Leser in zig Sprüngen und Rückblenden - mir war es schon bald zu umständlich und zu langatmig.

Aber der große Zusak hat mich trotz kleiner Einbrüche zwischendurch gut am Ball halten, rühren und bewegen können, aber dennoch: ich werde jetzt erstmal eine ganze Weile kein Buch von ihm in die Hand nehmen, da ich sonst ganz schnell von seinem ganz speziellen Stil übersättigt wäre, denn kurz davor bin ich schon. Ein eindringliches Buch, das mich trotz Lesefreude an meine Grenzen brachte - fast jedenfalls.

Wenn es den Begriff naive Schriftstellerei gäbe, würde ich Zusak darunter einordnen. So würde ich sagen, er ist für die Literatur das, was Henri Rousseau für die Malerei ist.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Das Wort ist Mord

Ein perfider Plan
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Das vorliegende Werk von Anthony Horowitz ist im Stil eines True Crime Falles geschrieben und der Clou - wenn man es denn so betrachten will - besteht darin, dass sich der Autor quasi als Watson ...

Das vorliegende Werk von Anthony Horowitz ist im Stil eines True Crime Falles geschrieben und der Clou - wenn man es denn so betrachten will - besteht darin, dass sich der Autor quasi als Watson neben den eigentlichen Ermittler Hawthorne, also Holmes, in die Handlung einbezogen hat. Und zwar durchaus als Hauptfigur, zumal die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt wird.

Hawthorne, ein ehemaliger Polizist, der auch jetzt noch von dieser gelegentlich zur Unterstützung von Ermittlungen herangezogen wird, von zahlreichen früheren Kollegen aber auch als unliebsamer Nebenbuhler gesehen wird, ist einem besonders eigenartigen Mordfall auf der Spur. Eine ältere Dame hat beim Bestatter alles für ihre Beerdigung geregelt und wird noch am selben Tag ermordet. Zur Beerdigung reist dann auch ihr Sohn, ein berühmter Filmschauspieler aus den Vereinigten Staaten an.

Hawthorne kennt Horowitz bereits von der Arbeit an Drehbüchern und möchte diesen nun als Autor heranziehen, der diesen Fall verewigen soll. Horowitz ist zwar nicht sonderlich begeistert, lässt sich dann aber doch darauf ein und wird mehr und mehr zum Ermittelnden - was Hawhtorne nicht gerade mit Begeisterung aufnimmt.

Die Figuren sind allesamt eindringlich beschrieben, merkwürdigerweise entpuppen jedoch eigentlich alle bei näherer Betrachtung als wahre Unsympathen, allen voran Hawthorne.

Sicher war das nicht unbedingt die Absicht des Autors, doch auch er selbst wirkt nicht unbedingt durchgehend als Sympathieträger. Ein bisschen kommt mir diese Einbeziehung der eigenen Person als Effekthascherei oder gar als versteckte Werbekampagne vor zumal andere Werke des Autors durchaus Erwähnung finden.

Ein wenig ärgerlich ist, dass zum Ende des Buches der originale Buchtitel (Titel dieser Rezension) zum Thema der Handlung wird. Er ist leider in der deutschen Übersetzung nicht übernommen worden, was ich überhaupt nicht verstehen kann.

Dennoch, das Buch ist spannend, die Auflösung überraschend und ich konnte es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen, zumal der Stil des Autoren ausgesprochen angenehm zu lesen ist.

Veröffentlicht am 29.04.2019

In Fuseta angekommen

Weiße Fracht
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ist Leander Lost nun auf allen Ebenen - er fühlt sich unter seinen portugiesischen Kollegen und nicht zuletzt in Gesellschaft von Soraia, der Schwester seiner Vorgesetzten Graciana, einfach pudelwohl. ...

ist Leander Lost nun auf allen Ebenen - er fühlt sich unter seinen portugiesischen Kollegen und nicht zuletzt in Gesellschaft von Soraia, der Schwester seiner Vorgesetzten Graciana, einfach pudelwohl. Zu blöd, dass er auf Basis eines einjährigen Austausches an der portugiesischen Algarve gelandet ist und es offenbar keine Möglichkeiten gibt, seinen Aufenthalt zu verlängern.

Dabei ist der Mann, der aufgrund des Asperger-Syndroms nicht lügen kann, nicht nur für seine Kollegen unentbehrlich geworden. Gerade jetzt, nach der Entdeckung einer Leiche - eines toten deutschen Aussteigers, der wie Leander Lost aus Hamburg kommt und wie sich herausstellt, durchaus Verbindungen zu dessen früherem Umfeld hatte. Einer Leiche, der wie sich zeigt, noch mehrere folgen.

Spuren führen ins Drogenmilieu und zwar nicht nur in das lokale, sondern auch über die Grenze nach Spanien. Und dann tauchen noch zwei frühere Kollegen von Lost aus Hamburg auf, nach denen er sich nicht gerade gesehnt hat!

Es geht also rund in Fuseta und um Fuseta herum. Ein witziger, aber auch spannender Krimi mit einem absolut ungewöhnlichen Protagonisten, dessen Handlungen und Gedanken meiner Ansicht nach stellenweise etwas zu kleinteilig dargelegt werden. Dadurch empfand ich die Entwicklungen ab und an als ein wenig langatmig, hatte aber dennoch viel Freude an einem Krimi mit portugiesischem Lokalkolorit. In mir hat das Buch Sehnsucht und Reiselust geweckt - spätestens mit dem nächsten Fuseta-Krimi, der hoffentlich bald auf den Markt kommt, werde ich mich an die Algarve begeben. Habe ich mir zumindest fest vorgenommen!

Veröffentlicht am 24.04.2019

Dramatische Einzelschicksale im Ungarnaufstand

Sojus
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nen historischen Krimi, in dem der Ungarnaufstand von 1956 im Fokus steht, kannte ich bisher noch nicht. Die historische Reihe von Martin von Arnim mit den Figuren des Kommissars Eckart und des italienischstämmigen ...

nen historischen Krimi, in dem der Ungarnaufstand von 1956 im Fokus steht, kannte ich bisher noch nicht. Die historische Reihe von Martin von Arnim mit den Figuren des Kommissars Eckart und des italienischstämmigen Amerikaners und Tausendsassas Vanuzzi im Mittelpunkt auch nicht, so dass dies für mich eine doppelte Premiere war.

Der ehemalige deutsche Kommissar Andreas Eckart steht altersmäßig in den 1950er Jahren definitiv eher am Ende als am Beginn einer möglichen beruflichen Karriere, die aber sowieso bereits vor Jahren gewaltsam endete, nämlich durch den Nationalsozialismus. Zu Beginn dieses Bandes wird er aus einer psychiatrischen Klinik in den Vereinigten Staaten befreit, unter anderem durch den bereits erwähnten Vanuzzi.

Der spürt ihn dann einige Jahre später in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland auf, wo er im beschaulichen Würzburg ein ruhiges Leben führt. Zu führen hoffte, muss man nun sagen, denn Vanuzzi, der als mehr oder weniger freiberuflicher Geheimagent mehreren Herren dient, ködert ihn zur Beteiligung an einem Auftrag in Budapest: ein Dossier mit brisanten Informationen soll geholt werden. Eckart will ablehnen, wird aber ge- und verlockt mit dem Versprechen, seinen Sohn, den er bisher nicht kannte und der im gerade stattfindenden Ungarn-Aufstand eine Rolle spielt, kennenzulernen.

In Budapest angekommen, erleben Eckart und Vanuzzi im Kreise von Widerstandskämpfern die Niederschlagung des Aufstands durch sowjetische Streitkräfte. Deutllich wird, dass man niemandem trauen kann - wie Eckart schmerzlich erfährt, nicht mal seinem eigenen Sohn, der unter dem Namen "Sojus" eine ganz spezielle Rolle innerhalb der Ereignisse spielt.

Ein mitreißender und kraftvoller, aktionsgeladener Krimi oder gar Thriller - aber nur für Leser, die bereit sind, tief in nicht ganz so bekannte historische Zusammenhänge einzutauchen.

Ich kannte die Reihe bisher nicht und muss sagen, dass man auch in den dritten Band ohne Vorkenntnisse ganz gut hineinkommt. Damit meine ich aber spezifische Vorkenntnisse zu dieser Reihe - ein wenig Ahnung von den Ereignissen der Weltgeschichte und speziell der Vorgeschichte des Ungarnaufstands sollte man schon haben, sonst versteht man diesbezüglich nur "Bahnhof".

So aber ist es eine eindringliche, dramatische Story, die neben dem Kriminalfall den Ungarnaufstand von 1956 beleuchtet, ein Ereignis, das wie viele andere Aufstände gegen die sowjetische Vormacht im 20. Jahrhundert bisher viel zu wenig bekannt ist als Teil der Europäischen Geschichte und auch beim Verständnis der gegenwärtigen Position Ungarns innerhalb der EU weiterhelfen kann. Der Autor Martin von Arndt kann nicht nur spannende Geschichten erzählen, sondern beleuchtet auch detailreich historische Gegebenheiten. Ein eindrucksvolles Werk, dessen Vorgänger ich mir zu Gemüte führen werde und auf dessen Nachfolger ich mich freue!