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Veröffentlicht am 14.11.2020

Anfangs wurde ich mit dem Buch nicht warm, aber dann...

Ich geh dann mal nach Tibet
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Der Autor erzählt hier von seiner Reise. Zu Fuß von Deutschland über Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Iran und über die Türkei nach Indien, Nepal nach Tibet. Diese ...

Der Autor erzählt hier von seiner Reise. Zu Fuß von Deutschland über Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Iran und über die Türkei nach Indien, Nepal nach Tibet. Diese Reise tritt er am Tag nach seinem 31. Geburtstag am 11. März 2012 an, am 31. Oktober 2015 kommt er nach 1.329 Tagen in Lhasa an.

Anfangs brauchte ich etwas, um mit dem Buch warm zu werden. Es war zuerst von Gedanken und auch vom Jakobsweg die Rede, die eigentliche Reise begann erst auf Seite 31. Als er zwischen München und Mühldorf am erstbesten Haus vorbeikommt und fragt, ob man ihm seine Wasserflasche auffüllen kann, ertappe ich mich dabei mich zu fragen ob die Reaktion „Kein Problem“ Jahre später die gleiche gewesen wäre – man hört ja viel von Trickdieben und jetzt kommt ja auch die Corona-Pandemie hinzu, wo man ja so viel Abstand wie möglich halten sollte.

In den ersten Tagen seiner Reise kam mir der Autor auch etwas überheblich vor. In Marktl fragt er in Gasthäusern und Pensionen nach kostenloser Übernachtung und erzählt seine Geschichte, in Burghausen spricht er Passanten danach an. Das macht ihn mir etwas unsympathisch – nachdem er seine Wohnung gekündigt hat, müsste er ja Geld zum Übernachten übrig haben? Da kommt er mir schon als Schnorrer vor, zumal sein Arbeitgeber (Globetrotter) ihn sponsert und seine Ausrüstung zur Verfügung stellt. Aber vielleicht kommt man ja auch wirklich leichter mit Menschen ins Gespräch, wenn man einen 30-Kilo schweren 75-Liter-Rucksack trägt. Jedenfalls denkt er auf Seite 52 darüber nach, seinen Rucksack später mal mit leichtem Verpackungsmaterial zu füllen und in der Gegend rumzulaufen, einfach nur um Leute kennenzulernen. In Gars am Inn bezieht er auf Kosten der Gemeinde ein kleines Zimmer in einer Wallfahrtsherberge und wird zum Abendessen ins Gasthaus eingeladen, so dass er nicht im Zelt, das er im Rucksack dabei hat, übernachten muss.

Nein, er ist kein Schnorrer. Er geht einfach gerne auf Menschen zu. Für ihn ist der Weg das Ziel. Nicht einfach nur laufen, sondern z. B. auch 13 Tage in Wien verbringen. Ein anderer läuft 35 – 50 km pro Tag, er gibt sich mit weniger km pro Tag zufrieden. Er hat am 84. Tag seiner Reise 1.222 km hinter sich, was durchschnittlich 14 km pro Tag entspricht. Für ihn sind unterwegs sein und die Menschen wichtig. Und er nimmt nicht nur, er gibt auch. In manchen Ländern wird er zum Lehrer, entweder vor einer ganzen Schulklasse oder verdient Geld bzw. Übernachtung sogar mit Einzelunterricht. Und den Kindern wird bewusst, was ihnen die Beherrschung einer Fremdsprache bringt.

Nebenbei lerne ich in seinem Reisebericht einiges über die anderen Länder. Im Iran versucht er sich als Anhalter, kommt aber mit der deutschen Geste nicht weit. Dort hat der Daumen nach oben eine andere Bedeutung, hier muss er mit der Handfläche nach unten winken. Ich leide mit ihm, als in Indien das Essen zu scharf gewürzt ist und er in Tibet sogar die Suppe mit Stäbchen essen muss. Beim Reis hat jemand mal ein Einsehen und bringt ihm einen Keramiklöffel.

Am Ziel angekommen, erfolgt seine Rückreise nach Deutschland deutlich schneller – statt zu Fuß geht es mit dem Flugzeug zurück in den Iran, dann per Anhalter weiter und von Bulgarien nach Deutschland nimmt ihn ein Trucker mit.

Das Buch wird mit einigen Fotos aufgelockert und manche sagen auch mehr als tausend Worte. Wie das Bild der überdachten Wüstendörfer, weil es dort fast 40 °C hat.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Mit ausgelegten Büchern die Liebe finden?

Buchstäblich Liebe
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Frankie arbeitet in einer Buchhandlung und hat auch selbst ein paar Bücher geschrieben. Den Mann fürs Leben hat sie allerdings noch nicht gefunden. Den möchte sie allerdings mit in Zügen und Straßenbahnen ...

Frankie arbeitet in einer Buchhandlung und hat auch selbst ein paar Bücher geschrieben. Den Mann fürs Leben hat sie allerdings noch nicht gefunden. Den möchte sie allerdings mit in Zügen und Straßenbahnen ausgelegten Büchern im australischem Melbourne finden. Hierzu schreibt sie ziemlich ganz hinten in die ausgelegten Bücher

„Du hast einen großartigen Geschmack, was Bücher angeht. Möchtest Du ein Date mit mir? Schreib mir eine E-Mail! Scarlett O. hello@buchstabenliebhaberin.com

Sie bekommt einige Rückmeldungen und trifft sich mit diesen Leuten, schreibt auch unter falschem Namen einen sehr erfolgreichen Blog darüber. Doch der richtige ist immer noch nicht dabei – Kunde Sunny wäre es schon eher, nur was den Geschmack seiner Bücher angeht, darüber ist sie anderer Meinung. So einer kann nicht ihr Mann fürs Leben sein. Oder etwa doch?

Als die beiden sich annähern und sogar schon vier Monate zusammen sind, holt Frankie ihre Vergangenheit ein. Sunny weiß nichts vom Blog und auch nicht von den Dates mit den Buchliebhabern, als er Frankie seinen Freund Miguel vorstellt. Der hat Frankie allerdings wegen eines Buches angeschrieben und vor kurzem haben sich beide auch getroffen. Enttäuschung bei Sunny, Wut auf sich selbst bei Frankie. Kann sie ihre Beziehung zu Sunny retten?

Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben, zum Beispiel antwortet Miguel auf die Frage wie er dazu gekommen ist, als Beruf Akrobat zu wählen, „nein, ist überhaupt nicht quälen“.

Frankies Blogs sind gut als solches im Handlungsverlauf des Buches erkennbar, denn er ist in einer anderen Schriftart geschrieben. Zusätzlich zum Blog tauchen im Buch immer wieder Messages und Mails auf, die wunderbar in die Handlung passen.

Die Bücher, die im Buchverlauf erwähnt werden, tauchen am Ende nochmals in einer Bücherliste auf. Viele davon kenne ich nicht bzw. nur dem Namen nach, aber „Pu der Bär“, „Fünf Freunde essen glutenfrei“ und einige andere habe ich schon gelesen und „Wunder“ und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zumindest schon als Film gesehen.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Hat mir sehr gut gefallen

Das Glück umarmen
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Johanna (29) ist gerade auf einem Achtsamkeitsspaziergang unterwegs, als sie auf den einige Jahre älteren Leon trifft, der sich eben mit dem Auto überschlagen hat und eingeklemmt wurde. Sie leistet erste ...

Johanna (29) ist gerade auf einem Achtsamkeitsspaziergang unterwegs, als sie auf den einige Jahre älteren Leon trifft, der sich eben mit dem Auto überschlagen hat und eingeklemmt wurde. Sie leistet erste Hilfe, verständigt den Notarzt und meint, es ist der eine, den sie nie wieder loslassen darf. Und dann bringt sie ihn nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ins Haus ihrer an Demenz erkrankten Oma Marceline, bis er wieder in seine Wohnung im 5. Stock ohne Aufzug einziehen kann.

Von der Buchrückenbeschreibung hatte ich erwartet, dass es zwar auch um Marceline, aber vor allem auch mehr um Leon geht. Dies ist anfangs nicht der Fall, erst später nimmt Leon mehr Raum ein. Allerdings ist es für den weiteren Handlungsverlauf auch wichtig zu wissen, was es mit dem Asylbewerber Kio auf sich hat.

Die Überschriften zu den Kapiteln passen zunächst mal nicht zu den Kapiteln („Sonnenlichter, das durch Ufervegation ins Wasser fällt – Magie“), zählen aber zu besonderen Momenten die vor allem am Ende des Buches deutlich werden.

Das Buch ist recht unterhaltsam geschrieben und bringt einem zu einem kleinen Teil auch die Krankheit Alzheimer etwas näher.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Gute Fortsetzung von Sterne sieht man nur im Dunkeln

Über dem Meer tanzt das Licht
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Dieses Buch ist nicht unbedingt eine Fortsetzung von „Sterne sieht man nur im Dunkeln“, von Vorteil ist es dennoch dieses Buch vorher gelesen zu haben. Denn so kennt man schon Anni, Thies, Jan, Maria, ...

Dieses Buch ist nicht unbedingt eine Fortsetzung von „Sterne sieht man nur im Dunkeln“, von Vorteil ist es dennoch dieses Buch vorher gelesen zu haben. Denn so kennt man schon Anni, Thies, Jan, Maria, Morlen und Simon.

Maria hat zwei Töchter – Morlen (11) von Jan und Hannah (knapp 1 Jahr alt) von ihrem Freund Simon und betreibt ein Strandcafe auf Norderney. Da möchte Simon plötzlich eine kleine Auszeit und nimmt ihre jüngste Tochter einfach auf einen Urlaub mit. Maria bleibt allein mit Morlen zurück und findet Tagebücher ihrer kürzlich verstorbenen Mutter. Dort sind Briefe an Maria zu finden, die immer wieder im Buch auftauchen. Ob Maria in diesen Antworten auf ihren Vater findet?

Das Buch ist recht unterhaltsam geschrieben und teils spannend. Aus Umweltschutzgründen schön zu lesen, dass Maria in ihrem Cafe auf neue Bambustrinkhalme umstellt, die die alten aus Plastik ersetzen sollen. Am Ende des Buches gibt es Rezepte zu Holunderblütensirup, Gartenbrause und Dünenrosenzucker.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Auszeit auf Norderney

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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Annika (34) lebt mit ihrem Langzeitfreund Thies in einem hübschen Bremer Häuschen, hauptberuflich ist sie Game-Designerin und hobbymäßig entwirft sie Poster- und Postkartenmotive und verkauft sie in ihrem ...

Annika (34) lebt mit ihrem Langzeitfreund Thies in einem hübschen Bremer Häuschen, hauptberuflich ist sie Game-Designerin und hobbymäßig entwirft sie Poster- und Postkartenmotive und verkauft sie in ihrem Online-Shop. Doch dann will ihr Chef, dass sie das neue Büro in Berlin leitet. Und Thies will auf einmal heiraten. Zu dieser Zeit meldet sich ihre Jugendfreundin Maria aus Norderney, die ein Strandcafe betreibt und Anni nimmt sich dort spontan 6 Wochen Auszeit.

Wird Anni das Berliner Angebot annehmen und Ja zu Thies sagen? Erst recht, nachdem der nicht selbst auf die Idee gekommen ist („Susannes Vater meint…“). Würde der eigentlich auch nach Berlin mit umziehen? Fragen über Fragen, die im Laufe der Handlung geklärt werden.

Das Buch ist recht humorvoll („Thies sah mich so entgeistert an, als hätte ich ihm gerade vorgeschlagen, dass wir uns ein Hausschwein anschaffen) und hat einige Sinnsprüche, über die man durchaus etwas nachdenken kann. Dazu zählt z. B. „Kostbare Momente sind wie Züge. Wenn man nicht rechtzeitig einsteigt, verpasst man sie“ oder „Egal wie hell die Sonne scheint – aus dem Schatten treten musst du selbst.“

Von der Autorin gibt es mittlerweile den Folgeband „Über dem Meer tanzt das Licht“. Dieser ist zwar wohl unabhängig von diesem Buch zu lesen, jedoch ist es bestimmt besser Maria schon zu kennen

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