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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2022

Berührend und eindrucksvoll

Dschinns
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Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiß. Es ist interessant, die Geschehnisse ...

Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiß. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.

Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.

Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.

Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.

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Veröffentlicht am 16.12.2017

Aufwühlendes und spannendes historisches Porträt

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Die Geschichte dreht sich um zwei Familien in den Südstaaten der 1940er Jahre. Eine Zeit und ein Ort, die schon in anderen Erzählungen Sklaverei und Rassenhass zum Thema hatten. Historisch gesehen eine ...

Die Geschichte dreht sich um zwei Familien in den Südstaaten der 1940er Jahre. Eine Zeit und ein Ort, die schon in anderen Erzählungen Sklaverei und Rassenhass zum Thema hatten. Historisch gesehen eine bedeutende Epoche, thematisch gesehen auch bedeutend für die heutige Zeit und daher lesenswert wie nie. Nicht zuletzt, weil die Geschichte authentisch und spannend erzählt wird. Die Personen, ihre Beziehungen untereinander und die zahlreichen Probleme werden detailliert und anschaulich beschrieben, man ist den Personen schon bald sehr nah.
Auf der Baumwollplantage „Mudbound“ will Lauras Ehemann Fuß fassen. Für sie eine Herausforderung, das Leben dort ist hart und entbehrungsreich, es gibt keinen Strom und kein Wasser. Unterstützt werden die beiden von ihren farbigen Pächtern. Missstände, Missgunst und Ausgrenzung liefern eine aufgeladene Stimmung und bieten zahlreiche Konflikte.
Interessant ist auch der Aufbau der Geschichte. Man erfährt zunächst das Ende, an das man nach und nach herangeführt wird. Sehr spannend gemacht!
Das Hörbuch wird durch die unterschiedlichen hervorragenden Sprecher zu einem echten Erlebnis. Die lebendigen Schilderungen reißen mich von Minute 1 bis Minute 586 mit.

Veröffentlicht am 25.05.2023

Unterhaltsame Familienbande

Malibu Rising
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An Taylor Jenkins Read kam man in letzter Zeit nur schwer vorbei. Umso mehr habe ich mich gefreut, „Malibu Rising“ in den Händen zu halten und war sehr gespannt, was mich erwartet.
Worum geht es? Es gibt ...

An Taylor Jenkins Read kam man in letzter Zeit nur schwer vorbei. Umso mehr habe ich mich gefreut, „Malibu Rising“ in den Händen zu halten und war sehr gespannt, was mich erwartet.
Worum geht es? Es gibt zwei Erzählstränge, die sich in die Gegenwart im Jahr 1983 und die Vorgeschichte zu den Geschehnissen aufteilen. In Malibu findet die jährliche Sommerparty von Supermodel und Surfstar Nina Riva statt. Deren Stimmung ist allerdings denkbar schlecht, da ihr Mann sie kurz vor der Party betrogen hat. Doch ihre Geschwister stecken schon mitten in den Vorbereitungen und schließlich steigt die Party – Überraschungsgäste und aufkommende Familiengeheimnisse inklusive.

Zugegeben, die Riva-Geschwister klingen zunächst Malibu-stereotypisch: wir haben ein Supermodel/Surfstar, einen Starfotografen und einen Surfweltmeister. Doch gerade die Riva-Geschwister entpuppen sich als vielschichtige Charaktere und ihre Konfrontationen und Geheimnisse liefern tiefe Einblicke hinter die Kulisse. Mit der Zeit habe ich die Charaktere wirklich lieben gelernt, auch wenn das etwas gedauert hat. Hier zeigt sich mal wieder: der Schein trügt. In den Rückblicken wird die Geschichte der Eltern erzählt, die zeitweise in den Vordergrund rückt. Die Sprünge wirken dann teilweise etwas holprig und konstruiert. Zudem sind mir teilweise zu viele andere Partygäste zu ausufernd besprochen wurden, was nur abgelenkt, das Ganze unnötig in die Länge gezogen hat und letztendlich für die Kernhandlung irrelevant war.

Lohnt sich der Hype? Na ja, ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet. Bekommen habe ich: Skandale, zwischenmenschliche Verwicklungen, eine gewisse Leichtigkeit in der Stimmung die das Buch überträgt, allerdings auch eine Oberflächlichkeit und Vorhersehbarkeit. Was ich wirklich mochte, war die Atmosphäre des Buches, die durch Kulisse, Zeitgeist und Erzählstil der Autorin kreiert wurde. Ich habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und das Buch gerne gelesen, es ist allerdings etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben (die durch den Hype allerdings auch sehr hoch waren).

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Ein gelungenes Wiedersehen in der Kinderklinik Weißensee

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Wir sind mittlerweile in einem Berlin der Zeit angekommen, in der die NSDAP immer weiter in den Vordergrund tritt. Neben dem politischen Wandel gerät auch das berufliche und private Leben der beiden Schwestern ...

Wir sind mittlerweile in einem Berlin der Zeit angekommen, in der die NSDAP immer weiter in den Vordergrund tritt. Neben dem politischen Wandel gerät auch das berufliche und private Leben der beiden Schwestern ins Wanken. Die emotionalen Höhen und Tiefen beider Figuren werden sehr authentisch und nachvollziehbar geschildert, sodass der Leser einen Eindruck von der damaligen Zeit mit all ihren Herausforderungen bekommt. Es ist Antonia Blum wieder einmal sehr gut gelungen, geschichtliche Hintergründe mit einer fiktiven Geschichte zu verbinden. Besonders spannend finde ich den medizinischen Background, so bekommen wir zum Beispiel auch die Erfindung des Penicillins mit.

Da ich Weißensee gut kenne, hat mir die Lektüre besondere Freude bereitet und ich hatte die Gegend beim Lesen immer vor Augen. Dazu hat auch der flüssige, bildhafte und sehr angenehme Schreibstil der Autorin beigetragen.

Die Bücher stehen zwar für sich und können unabhängig voneinander gelesen werden, ich würde aber trotzdem empfehlen, bei Band eins zu beginnen und die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Die Kenntnis der Entwicklung und des Werdegangs der Figuren empfinde ich als sehr hilfreich, um die Geschichte voll und ganz nachvollziehen zu können.

Nachdem ich die ersten beiden Bände der Reihe verschlungen habe, habe ich mich schon sehr darauf gefreut, auch in diesem dritten Band der Reihe wieder Marlene (Lene) und Emma Lindow begleiten zu dürfen. Mein Kritikpunkt: Besonders Marlene ist mir oft zu naiv und gutgläubig. Ich habe mich immer versucht zu sagen, dass das damals eben eine andere Zeit war, aber stellenweise war es mir einfach zu viel und kaum nachvollziehbar. Außerdem kommt das Happy End in allen Bereichen gegen Ende sehr plötzlich, viele Probleme lösen sich wie durch Zauberhand einfach in Luft auf und zurück bleibt eine etwas zu schöne „Friede, Freude, Eierkuchen“-Stimmung. Ich habe mich trotzdem sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch jedem empfehlen, der ein paar Stunden Unterhaltung sucht.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Spannender Einblick in einen ungewöhnlichen Werdegang

Kochen am offenen Herzen
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Max Strohe war mir zugegeben nur ein Begriff, da ich ihn aus diversen Fernsehauftritten kannte. Schon da dachte ich: Interessanter Typ, gerne mehr davon. Umso erfreuter war ich, als ich sein Buch in den ...

Max Strohe war mir zugegeben nur ein Begriff, da ich ihn aus diversen Fernsehauftritten kannte. Schon da dachte ich: Interessanter Typ, gerne mehr davon. Umso erfreuter war ich, als ich sein Buch in den Händen hielt.
Mir gefällt die offene und witzige Weise zu schreiben und die Art, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Kochen kann der Herr Strohe und in seinem Buch zeigt er, dass er auch schreiben kann.

Ungeschönt, authentisch und offen erzählt der Koch und Autor von seinem Werdegang und lässt dabei auch seine Ausschweifungen als Jugendlicher nicht außen vor – Sex, Alkohol und Drogen inklusive. Wer hätte das gedacht – der heutige Spitzenkoch fliegt aus seiner ersten Kochlehre, kämpft mit Armut und Obdachlosigkeit. Ich mag diese Art und Herangehensweise, allerdings war die Sprache und Detailliertheit selbst mir manchmal etwas too much. Trotzdem war es beeindruckend, seinen Weg mit all den Hürden und Stolpersteinen zu verfolgen.

Ich habe das Buch gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt. All jenen, die mit der Ausdrucksweise und Offenheit umgehen können, kann ich es uneingeschränkt empfehlen.

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