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Veröffentlicht am 28.10.2021

Film ab!

Der Traumpalast
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Seit dem großen Erfolg der Krimi-Reihe um den Kommissar Gedeon Rath von Volker Kutscher sind die Roaring Twenties auf dem Buchmarkt angesagt. Wer hat nicht vor dem heimischen Fernseher gesessen und dauf ...

Seit dem großen Erfolg der Krimi-Reihe um den Kommissar Gedeon Rath von Volker Kutscher sind die Roaring Twenties auf dem Buchmarkt angesagt. Wer hat nicht vor dem heimischen Fernseher gesessen und dauf spannende Geschehen mit angehaltenem Atem verfolgt? Großes Kino verspricht der historische Roman "Der Traumpalast - Im Bann der Bilder" von Peter Prange, der die wilden Zwanziger Jahre im Spiegel der Ufa-Traumfabrik beleuchtet.


Berlin, Anfang der zwanziger Jahre: Ein neues Lebensgefühl bricht sich Bahn - Freiheit! Es ist die Vision von glanzvollen Stars, spektakulären Großfilmen und glitzernden Kinopalästen, die Tino, Bankier und Lebemann, an der gerade gegründeten Ufa begeistert. Er riskiert alles, um mit der deutschen Traumfabrik Hollywood Paroli zu bieten. Rahel will als Journalistin Wege gehen, die Frauen bisher verschlossen waren. Als die zwei einander begegnen, ahnen sie nicht, welche Wende ihr Leben dadurch nimmt. Denn bald stellt sich ihnen die alles entscheidende Frage: Wie weit darf Freiheit gehen? In der Politik, in der Kunst – und in der Liebe.

Das ansprechende Cover weckt Assoziationen an einen Besuch in einem Lichtspieltheater, wie man es von Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den Zwanziger Jahren kennt. Man hat das Gefühl, das unbekannte Paar auf dem Schutzumschlag, das dem Betrachter den Rücker zukehrt, ins Kino begleiten zu dürfen. Durch seinen Metallic-Look wirkt der historische Roman sehr edel; in jedem Buchgeschäft wird es durch seine außergewöhnliche Aufmachung ins Auge fallen.

Das neue Buch von Peter Prange spielt in Berlin. Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Im Mittelpunkt stehen Konstantin und Rahel, zwei gegensätzlich angelegte Protagonisten, deren Lebenswege fest miteinander verwoben werden. Rahel ist eine moderne selbstbewusste junge jüdische Frau aus kleinen Verhältnissen, mit klaren Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben und großen Träumen von einer Karriere als Journalistin. Konstantin stammt aus den gehobenen Kreisen, er ist ein charmanter Lebemann mit lockeren Sprüchen und gewinnendem Auftreten, der auf eine steile Karriere in der UFA setzt.

Was für eine atemlose, temporeiche Geschichte! In beeindruckenden Bildern lässt Peter Prange die schillernde Metropole wieder auferstehen. Vor unseren Augen rollt ein packender Film ab, der uns nicht mehr loslässt. Man wird hineingerissen in die extremen politischen Auseinandersetzungen, die sich bis in das private Leben der handelnden Personen ziehen. Gleichzeitig erhält man wichtige Informationen aus der nationalen und internationalen Filmgeschichte. Niemand wird sich dem Bann dieses Buches entziehen können, das historisches Zeitgeschehen in intelligente Unterhaltung verwandelt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2021

Mental Load

Kaputte Herzen kann man kleben
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"Kaputte Herzen kann man kleben" ist der neue Roman von Kristina Günak, einer deutschen Autorin, welche die norddeutsche Küstenlandschaft gerne zum Schauplatz ihrer Romane macht.

Hebamme Luisa ist alleinerziehend. ...

"Kaputte Herzen kann man kleben" ist der neue Roman von Kristina Günak, einer deutschen Autorin, welche die norddeutsche Küstenlandschaft gerne zum Schauplatz ihrer Romane macht.

Hebamme Luisa ist alleinerziehend. Ihr Ex entzieht sich seinen Verpflichtungen, wo er kann. Als Luisas Rücken die Notbremse zieht, muss sie mit ihrer kleinen Tochter eine Auszeit nehmen: bei der exzentrischen Tante in St. Peter-Ording. Die geschickten Hände des verschlossenen Physiotherapeuten Tom helfen ihr wieder auf die Beine, doch die Seele will nicht recht nachziehen. Bis sie am Strand auf ein Grüppchen Frauen trifft, das es sich zum Motto gemacht hat, fünfe gerade sein zu lassen. Und auch Tom ist auf einmal nicht mehr so verschlossen ...

Das hübsche Cover atmet maritimes Flair und stimmt auf St. Peter Ording ein, der vielsagende Titel passt perfekt zu einem humorvollen, locker-leicht geschriebenen Frauenroman, in dem die Liebe nicht zu kurz kommen darf.

Was das Setting betrifft, hat Kristina Günak eine gute Wahl getroffen. St. Peter Ording ist ein beliebter Ferienort an der Nordsee; die kleine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein ist vielen Leserinnen aus eigener Anschauung (oder aus den einschlägigen Frauenromanen) vertraut. Mit vielen stimmungsvollen Bildern fängt Kristina Günak die landschaftliche Schönheit von St Peter Ording ein und lädt zu einer wunderschönen literarischen Traumreise an einen Sehnsuchtsort ein.

Der neue Roman "Kaputte Herzen kann man kleben" kreist um "Mental Load", die unsichtbare Denkarbeit von Frauen. Auch die in München lebende alleinerziehende, berufstätige Protagonistin Luisa zählt zu den Frauen, die immer an alles denken müssen. Als angestellte Hebamme in einem großen Klinikum steht sie unter starkem Druck, effizient arbeiten zu müssen; eine selbstbestimmte Tätigkeit als freie Hebamme in einem eigenen Geburtshaus ist ihr nicht möglich. Auf die finanzielle Unterstützung durch den leiblichen Vater ihrer Tochter kann sie nicht bauen, auch die Betreuung ihres schulpflichtigen Kindes liegt allein in ihren Händen. Aufgrund dieser extrem hohen (Arbeits-) Belastung reagiert sie psychosomatischen (Rücken-) Beschwerden; sie ist an ihre Grenzen gekommen, steht vor einem Burnout und braucht mit ihrer lebhaften kleinen Tochter eine längere Auszeit auf dem Bauernhof ihrer exzentrischen Tante.

Leider bin ich mit Luisa nicht richtig warmgeworden. Für meine Geschmack ist sie ein sperriger Charakter. Auch wenn ich ihre physischen und psychischen Probleme verstehen und nachempfinden kann, erscheint sie mir etwas zu passiv und wehleidig. Sie kann ihre Probleme klar benennen, verschließt aber die Augen vor der naheliegenden Lösung. Auch an ihrem passiv-aggressiven, schroffem Benehmen ihrer hilfsbereiten Tante Mimi und den anderen Bewohnern des Bauernhofes gegenüber habe ich mich regelmäßig gestoßen.

Dennoch hat mir meine Lektüre gut gefallen. Auch wenn es sich um einen klassischen Frauenroman handelt, liefert Kristina Günak viele wichtige Denkanstöße, unsere soziale Realität und das eigene Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen. (Frauen-) Freundschaften, Hilfsbereitschaft und Solidarität sollten keine Fremdwort in unserer heutigen Gesellschaft sein. Insoweit ist es eine schöne Lektüre für zwischendurch, nicht nur für den Strandkorb.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 24.06.2021

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben

Glück an Bord
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Nach ihrer beliebten "Apfelhof"-Reihe präsentiert Sonja Flieder ihr neues Buch "Glück an Bord", indem alle Leserinnen mit auf eine große Fahrt genommen werden, die im Zeichen von Freundschaft und Liebe ...

Nach ihrer beliebten "Apfelhof"-Reihe präsentiert Sonja Flieder ihr neues Buch "Glück an Bord", indem alle Leserinnen mit auf eine große Fahrt genommen werden, die im Zeichen von Freundschaft und Liebe steht.

Olivia ist bereit für ein neues Leben. Nachdem sie privat eine schwere Zeit durchgemacht hat, kommt ihr eine Kreuzfahrt mit ihren Freundinnen gerade recht. Doch sie war nicht darauf vorbereitet, gleich beim Eröffnungsdinner auf Alexander zu treffen - Küchenchef auf dem Luxusdampfer und ihre heimliche Jugendliebe. Je länger die Reise dauert, desto näher kommen die beiden sich, und alte Gefühle flammen wieder auf. Ganz offensichtlich empfindet auch Alex etwas für Olivia. Trotzdem haben beide Angst, sich darauf einzulassen. Doch zum Glück sind da ja noch Olivias Freundinnen, die dem Liebesglück kurzerhand auf die Sprünge helfen. Denn manchmal braucht es nur einen kleinen Schubs für das perfekte Happy End - oder?

Das in warmen Tönen gehaltene Cover ist perfekt auf den Inhalt dieses Romans abgestimmt worden. Es atmet maritimes Flair und sorgt für eine heitere Urlaubsstimmung. Wer möchte nicht in den rot-weiß gestreiften Liegestuhl sinken, auf das blaue Meer blicken und von einem unbeschwerte Urlaub träumen? Auch der aussagekräftige Titel verspricht Romantik pur und lässt auf ein Happy-End für alle Protagonisten hoffen.

Gern habe ich mein persönliches Ticket für eine Kreuzfahrt eingelöst. Sonja Flieder hat die besondere Atmosphäre an Bord perfekt wiedergegeben; ich fühlte mich gleich an meine letzte Kreuzfahrt im Dezember 2019 erinnert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Olivia, die vor zwei Jahren ihren Mann durch einen tödlichen Verkehrsunfall verloren hat. Nun wollen Chiara und Rike, ihre zwei besten Freundinnen, ihr helfen, das schlimme Trauma zu bewältigen, einen neuen Anfang zu wagen und ihr Leben auf einer mehrwöchigen Kreuzfahrt rund um die Welt zu genießen. An amüsanten Abenteuern an Deck und interessanten Landgängen fehlt es nicht; auch die Liebe kommt nicht zu kurz, denn sie trifft auf einen guten Freund aus ihrer Kindheit, der für Schmetterlinge in ihrem Bauch sorgt.

Leider habe ich Probleme mit der Protagonistin. Emotional gesehen, ist Olivia ziemlich unreif. Sie verhält sich eher wie ein verliebter Teenager als eine erwachsene Frau, wenn sie ständig vor Alex die Flucht ergreift. Verbalen Auseinandersetzungen geht sie aus dem Weg. Statt über ihre Probleme zu sprechen, rennt sie auf ihr Zimmer, bricht in Tränen aus und weint ganze Nächte durch.

Sonja Flieder ist ein unterhaltsamer Wohlfühl-Roman für zwischendurch gelungen, der unbeschwertes Lesevergnügen garantiert und den Wunsch nach einer eigenen Kreuzfahrt weckt. Dank der einfachen Sprache und kurzen Kapitel liest sich ihr neues Buch sehr flott, und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Leider war diese literarische Traumreise für meinen persönlichen Geschmack viel zu kurz. Dürfen wir uns auf ein Wiedersehen mit dem munteren Quartett (plus den dazu gehörigen Partnern und Kindern) in Deutschland freuen?

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Unverhofftes Wiedersehen...

Mittsommerliebe
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Nach ihrem Roman "Winterküsse in Schweden" legt Lina Hansson die Fortsetzung "Mittsommerliebe" vor, der ihre Leser in den schwedischen Frühling mitnimmt.

Wie jedes Jahr feiert Jule mit ihren Freunden ...

Nach ihrem Roman "Winterküsse in Schweden" legt Lina Hansson die Fortsetzung "Mittsommerliebe" vor, der ihre Leser in den schwedischen Frühling mitnimmt.

Wie jedes Jahr feiert Jule mit ihren Freunden die Walpurgisnacht. Aber sie fällt aus allen Wolken, als ausgerechnet Lasse auf der Party auftaucht - der Typ, den sie nach einem One-Night-Stand eigentlich nie wiedersehen wollte. In einer Kurzschlussreaktion stellt sie ihm Björn, den sie gerade erst kennengelernt hat, als ihren festen Freund vor. Obwohl sich ihre Freunde darüber wundern, spielen sie mit. Jule will Lasse in Zukunft aus dem Weg gehen, doch natürlich kommt es anders: Er ist plötzlich überall. Und je mehr Zeit sie in seiner Nähe verbringt, desto stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen ...

Das hübsche Cover mit einem verliebten jungen Paar verbreitet eine heitere gelöste Stimmung. Es lässt sich durchaus in Schweden verorten. Denn im Hintergrund kann man ein typisch skandinavisches Holzhäuschen ausmachen, das in dem klassischen Farbton „Falu Rödfärg" gestrichen ist.

Auch wenn es sich um den zweiten Teil einer Reihe handelt, ist mir der Einstieg nicht schwergefallen. Meiner Ansicht nach richtet sich dieser Roman in erster Linie an eine junge (oder junggebliebene) Zielgruppe. Die Protagonisten sind lebenslustige Menschen, welches das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürften. Die sorglose Lebenseinstellung spiegelt sich in den ausgelassenen Partys, die von Alkohol, Drogen und Sex geprägt sind und hin und wieder aus dem Ruder laufen. Es liegt halt an ihrem Alter.

Dennoch sind mir alle Protagonisten recht sympathisch in Erinnerung geblieben. Jule setzt auf unverbindliche sexuelle Kontakte und neigt zu spontanen Überreaktionen, während ihre beste Freundin längst in festen Händen ist und einen wesentlich reiferen Eindruck macht. Auf das unvermutete Wiedersehen mit Lasse, einem One Night Stand, reagiert sie mit Panik und verstrickt sich in ein Netz von Lügen, das sich immer enger um sie zusammenzieht.

Natürlich dürfen wir uns auf ein schönes Happy-End für Jule und Lasse freuen. Nachdem alle peinlichen Missverständnisse aufgeklärt worden sind, steht einer "echten" Beziehung nichts mehr im Wege. Alles in allem ist Lina Hansson eine leichte Lektüre für zwischendurch gelungen, die vor allem Schweden-Fans wegen der schönen (Natur-) Beschreibungen begeistern wird.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Künstlerin, Muse, Model

Die Bildhauerin
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„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? ...

„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? Isabelle Adjani hat diese außergewöhnlichen Frau aus dem Schatten des Vergessens zurückgeholt, der sich dank des Einflusses von berühmten Männern über ihr Leben gebreitet hatte. Nun wird sie in dem historischen Roman "Die Bildhauerin" gewürdigt, in dem Pia Rosenberger eine wichtige Phase im Leben der Künstlerin näher beleuchtet. Er bildet den 5. Band der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe", der im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist.

Paris, 1881. Die siebzehnjährige Camille Claudel weiß schon früh, was sie will: Bildhauerin werden. Doch als Frau bleibt ihr ein Studium an der École des Beaux-Arts verschlossen. Gemeinsam mit drei Freundinnen mietet sie ein Atelier und stürzt sich in ein Leben der Bohème. Schon bald erregt sie mit ihren Plastiken die Aufmerksamkeit des viel älteren Auguste Rodins. Dieser protegiert und unterrichtet sie, Camille wird zu seiner unentbehrlichen Mitarbeiterin – und schließlich auch zu seiner Geliebten. Doch sie wünscht sich mehr, als nur eine seiner Musen zu sein.

Das ansprechende Cover hält sich an die Gesetze eines historischen Romans. Wie alle bereits erschienenen Bände dieser Reihe ist es in Sepia-Tönen gestaltet worden. Im Mittelpunkt steht eine aparte dunkelhaarige Frau in einem roten Kleid, die tief in ihre Gedanken versunken durch Paris streift.

Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Camille Claudel (1864 - 1943) handelt, die aufmüpfige, selbstbewusste Bildhauerin und Malerin, welche sich zu einer bedeutenden Künstlerinnen des Fin de Siècle entwickeln sollte. In ihrem historischen Roman "Die Bildhauerin" konzentriert Pia Rosenberger sich auf die frühen Jahre der Non-Konformistin, welche von ständigen familiären Spannungen gekennzeichnet waren. Während ihr Vater auf seine begabte Tochter stolz war und ihre künstlerischen Ambitionen förderte, war ihre kühle Mutter dem tradierten Frauenbild verpflichtet und konnte den ausgeprägten Freiheitsdrang ihrer Tochter nicht verstehen. Camille Claudel war keine Frau, die sich den Mund verbieten ließ. Auch die Liebesbeziehung zu dem egozentrischen, chronisch untreuen, wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin war von lautstarken Auseinandersetzungen und Versöhnungen geprägt.

Alles in allem hat mir meine Lektüre gut gefallen. Pia Rosenberger hat sich tief in die Seele einer begabten, ehrgeizigen, temperamentvollen jungen Frau eingefühlt, die einen einsamen, verzweifelten Kampf gegen die tradierten Normen und Werte führt. Ihr ist ein erschütterndes, packendes Buch über eine bedeutende Künstlerin des Fin de Siècle gelungen, kenntnisreich und emotional erzählt.

Leider verschweigt Pia Rosenberger das tragische Schicksal von Camille Claudel, die für ihre Rebellion einen hohen Preis bezahlte. Nach dem endgültigen Bruch mit Auguste Rodin entwickelte sie eine Paranoia und zog sich in eine düstere Kellerwohnung zurück, wo sie nach und nach ihre eigenen Werke zerstörte. Nach dem Tod ihres wohlmeinenden Vaters (1913), der seine schützende Hand über sie gehalten hatte, folgte die Katastrophe. Die rachsüchtige Mutter ließ ihre ungeliebte Tochter, die für negative Schlagzeilen gesorgt und den guten Ruf der Familie beschmutzt hatte, mit der Billigung ihres streng katholischen Sohns in weit abgelegenen psychiatrischen Anstalten verschwinden. Trotz ihrer flehentlichen Bitten sollte Camille Claudel ihre Freiheit nie mehr wiedererlangen; sie vegetierte 30 Jahre lang unter erbärmlichen Umständen dahin, bis zu ihrem Tod an Entkräftung, Kälte und Hunger in den Wirren des Zweiten Weltkriegs.

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