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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2023

Atmosphärisch, aber wenig spannend

Das Buch Eva
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"Das Buch Eva" von Meg Clothier, übersetzt von Edith Beleites, ist ein historischer Roman mit phantastischen Elementen und hat mich sofort angesprochen, als ich gesehen habe, worum es geht: Im Italien ...

"Das Buch Eva" von Meg Clothier, übersetzt von Edith Beleites, ist ein historischer Roman mit phantastischen Elementen und hat mich sofort angesprochen, als ich gesehen habe, worum es geht: Im Italien der Renaissance findet Beatrice, die Bibliothekarin eines Klosters, ein rätselhaftes Buch - das, was wir heute als Voynich-Manuskript kennen, geschrieben in einer Sprache, die niemand zu verstehen scheint. Doch nach und nach kommt Beatrice seinen Geheimnissen auf die Spur und muss sich dabei vor denjenigen retten, die sich ebenfalls für den scheinbar ketzerischen Text interessieren...

Die italienische Renaissance und ein Kloster als Schauplatz, Christentum, Volksglaube, Mystik - das musste ich einfach ausprobieren. Ich finde es spannend, das Thema Schrift/ Schriftarten mit einem phantastischen Ansatz zu bearbeiten.

Besonders gut gefallen hat mir das Miteinander der Frauen im Kloster, der Schutz, den sie anderen Frauen geben und der Mut, den sie sich gegenseitig zusprechen. Generell war es ein sehr atmosphärisches Leseerlebnis, ich habe mich richtig in das Setting hineinversetzt gefühlt. Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen - man konnte ihn gut lesen, aber irgendwie war er doch etwas eigenwillig und sehr, sehr ruhig, was ich mag.

Allerdings wurde das Potential, das diese außergewöhnliche Prämisse bietet, meiner Meinung nach nicht voll ausgeschöpft. Die Umsetzung blieb da leider ziemlich blass. Ich hatte das Gefühl, dass sich der Text davor hütet, zu sehr ins Phantastische abzugleiten, denn das hätte in eine ziemlich gruselige Horror-Richtung gehen können. Ich hätte mir MEHR gewünscht, mehr Spannung, mehr Konsequenzen, mehr verzwickte Rätsel... weshalb ich tatsächlich nur 2,5 Sterne vergeben kann.

Unterm Strich bleiben mir das Setting und die Atmosphäre definitiv im Gedächtnis, aber insgesamt kann ich das Buch nur bedingt empfehlen. Zum Beispiel, wenn man wirklich, wirklich auf italienische Renaissance steht.

Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Was für ein Stadtsetting!

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)
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Meister der Dschinn hat mich positiv überrascht! Ich bin nämlich eigentlich kein großer Fan von Krimi-Plots und hier handelt es sich um eine Murder-Mystery, aber: Dieses World Building war einfach fantastisch.

Wir ...

Meister der Dschinn hat mich positiv überrascht! Ich bin nämlich eigentlich kein großer Fan von Krimi-Plots und hier handelt es sich um eine Murder-Mystery, aber: Dieses World Building war einfach fantastisch.

Wir befinden uns in einer alternativen Geschichte im Steam-Punk-Kairo, 1912. Nachdem der legendäre Magier al-Jahiz vierzig Jahre zuvor den Schleier zwischen dieser und der Welt der Magie durchbrach, wurde Kairo zu einer pulsierenden Weltmetropole - und ein Hub für alle Arten von Dschinns, magischen Wesen und alten Gottheiten… Doch eines Tages wurden Mitglieder einer geheimen Bruderschaft ermordet aufgefunden und der mächtige Magier scheint wieder auferstanden zu sein.

P. Djèlí Clark ist (wahrscheinlich) kein Meister der Dschinn, aber ein Meister im detailliertem und vielfältigem World Building. Wie unglaublich viele Ebenen er gekonnt miteinander verwoben hat, wo andere Einzelbände kläglich dran scheitern - großartig. Alles funktioniert und greift ineinander wie gut geölte Zahnräder. Wesen aus islamischer, arabischer, altägyptischer, jüdischer und christlicher Mythologie und Märchen kommen vor, es wurden Religionen und Religiosität mit eingebracht, ein Jazzclub, der von Jim-Crow-Geflüchteten aus den USA betrieben wird, dient als Treffpunkt - und dabei hatte ich nie das Gefühl, dass diese Punkte nur Oberfläche waren, sondern wirklich eine Bedeutung hatten. Sie hatten Gewicht. Außerdem wurden diverse -ismen bearbeitet und Kolonialismus des Britischen Commonwealth, insbesondere spielt die “Egyptomania” der Briten, also das massenhafte Sammeln und Rauben ägyptischer Kunst und kulturellen Gegenständen, eine tragende Rolle.

Es klingt jetzt vielleicht etwas seltsam im Kontext eines Fantasybuches, aber für mich war das einer der realistischen magischen Stadtsettings, die ich bisher gelesen habe.

Die Figuren fand ich auch super. Okay, die Antagonist*innen hätten mehr ausgearbeitet werden können, aber die Protagonistinnen? Ich mochte sie - insbesondere wie unterschiedlich sie waren. Gepaart mit der visuellen, fast superhelden-artigen Action war es ein fast perfektes Buch. Außerdem gibt es einen ziemlich coolen sapphischen Subplot, yeah 🙂

Fast perfekt deswegen, weil ich mit dem Plot nicht warm geworden bin. Ich fand ihn zwar interessant, aber stellenweise zu vorhersehbar, wobei ich schon mit der Erwartung reingegangen bin, dass der Krimianteil mich eventuell nicht vollends begeistert.

Ich freue mich auf die Novellen, die nächstes Jahr bei Cross Cult erscheinen, und gebe damit eine herzliche Leseempfehlung für Meister der Dschinn aus! 4,5 Sterne.

Eine Anmerkung: Es kommt das N-Wort und weitere r@ssistische Beleidungen vor, die auf jeden Fall auch kritisch eingeordnet werden, aber ich weiß ehrlich gesagt zu wenig über Übersetzungstätigkeit und so um das richtig bewerten zu können - aber ich wollte das nicht unerwähnt lassen.

Danke an den Verlag und Lovelybooks für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Ein versöhnliches Sachbuch über ungeliebte Insekten...

Wespen. Eine Versöhnung
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Wespen. Eine Versöhnung von Seirian Sumner, übersetzt von Andrea Schmittmann, ist ein unterhaltsames und sehr (SEHR) detailreiches Sachbuch über… Wespen. Ich war sofort neugierig: Eine Versöhnung? Mit ...

Wespen. Eine Versöhnung von Seirian Sumner, übersetzt von Andrea Schmittmann, ist ein unterhaltsames und sehr (SEHR) detailreiches Sachbuch über… Wespen. Ich war sofort neugierig: Eine Versöhnung? Mit den fiesen Biestern, die uns im Spätsommer auf dem Balkon oder der Terrasse, beim Eisessen - ja, eigentlich überall terrorisieren - wie soll das gehen? Allein schon der Klappentext: “Wespen gelten als die Gangster der Insektenwelt, als geflügelte Mörder mit gewaltigen Stacheln, als biblische Strafe und Inspiration für Horrorfilme. Was hat zu diesem miserablen Image geführt? Und haben sie diesen Ruf verdient?”

Ich oute mich hier mal als absoluter Bienen- und Hummelfan. Gibt es was süßeres, als die dicken, flauschigen Kügelchen, die von Blümchen zu Blümchen torkeln? Nein, was Süßeres gibt es nicht. Aber ich habe gelernt: Wespen sind definitiv verdammt cool.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass es unzählige Wespenarten gibt, die alle ihren ganz eigenen Beitrag zu unserem Ökosystem leisten - manche sogar als Bestäuber für bestimmte Pflanzen? Einige von ihnen sind Einzelgänger und jagen ihre Beute gnadenlos mit einem Gift, das in der Krebsforschung Anwendung findet. Und manche Arten haben ein reges Sozialleben mit eigentümlichen Gesellschaftskonstellationen.

Seirian Sumner ist nicht nur Professorin für Verhaltensökologie, sondern auch unfassbar großer Fan von Wespen- das merkt man bei der Lektüre durch und durch. Mit ihrem britischen Humor hält sie einen bei der Stange, selbst wenn ich mich teilweise in meinen Bio-LK zurückversetzt gefühlt habe, als von Mendelschen Regeln zur Vererbung und Allelen die Rede war (solche Begriffe werden durchaus gut erklärt). Sumner ist einfach weird. Fast schon obsessiv. Und ich liebte es sehr, wie sie ihre Leidenschaft für ihre Forschung vermittelt.

Ein paar Dinge möchte ich allerdings kritisieren. So hätte ich mir gewünscht, mehr über die gesellschaftliche Rezeption von Wespen in den Medien zu erfahren, wie es der Klappentext verspricht - Bezüge außerhalb der Biologie und Ökologie gab es erstaunlich wenig. Auch das Thema Klimakatastrophe und Artensterben taucht nur am Ende am Rande auf, stattdessen verliert sich Sumner in der Mitte des Buches in einem viel zu langen “Dialog” mit Aristoteles und führt fiktive Zwiegespräche mit ihm, die ehrlich gesagt ziemlich langatmig waren.

Außerdem finde ich es schade, dass Sumner ihre Disziplin nicht einordnet und sich selbst, als britische Forscherin, nur selten reflektiert. Die Art und Weise, wie bestimmte Dinge beschrieben wurden - wenn zum Beispiel “exotischen” Wespenarten angeführt wurden, oder dass das strikte Kategorisieren der Umwelt nie in den Kontext von eurozentrischer Wissensproduktion gesetzt wurde - das würde ich durchaus kritisieren, denn Sumner gibt nie einen Ausblick auf andere Formen von Wissen als der sehr hierarchisch und kategorisierend aufgebauten europäischen/britischen.

Bleibt noch die Frage: Habe ich mich mit Wespen versöhnt? Ja, schon irgendwie. Ich habe gemerkt, wie ich an Blumenwiesen vorbei gegangen bin und eben nicht nur verträumt die pummelige Hummel oder die plüschige Biene beobachtet habe, sondern genauer hingeschaut habe, um die Vielfalt um mich herum wahrzunehmen. Denn noch ist sie vorhanden - und sie ist schützenswert.

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 06.10.2023

Solides Finale mit wunderschönem Setting und spannender Magie

Der Knochensplitterpalast
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Nachdem ich nach dem ersten Band das Gefühl hatte, dass sich die Reihe mehr in Richtung Genremix aus Fantasy, Sci-Fi und Horrorelementen entwickelt, war ich vom eher klassischen High-Fantasy-Mittelband ...

Nachdem ich nach dem ersten Band das Gefühl hatte, dass sich die Reihe mehr in Richtung Genremix aus Fantasy, Sci-Fi und Horrorelementen entwickelt, war ich vom eher klassischen High-Fantasy-Mittelband enttäuscht. Auch wenn ich mir wieder mehr Tiefe im Umgang mit dem speziellen Magiesystem, der Knochensplittermagie, gewünscht hätte, wurde ich gut unterhalten.

Vor allem die Charaktere werden mir in Erinnerung bleiben. Mit Jovis und Mephi habe ich zeitweise richtig mitgefiebert! Fans von tierischen Begleitern kommen hier wieder voll auf ihre Kosten ❤ Auch war der Band trotz der stolzen 700 Seiten relativ schnell durchgelesen. Die kurzen Kapitel, die zwischendurch eingestreuten Actionszenen und die vielen verschiedenen PoVs sorgen hier einfach für reichlich Abwechslung und regen den Lesefluss an.
Zugegeben, im Mittelteil war etwas die Luft raus und ich hatte das Gefühl, dass sich die Handlung irgendwann im Kreis drehte und ich keine neuen Infos mehr bekam. Das Finale war definitiv nicht perfekt. Die Antagonist*innen waren, wie im Mittelband, klischeehaft böse und einige Punkte waren mir zu zufällig. Insgesamt hätte ich mir mehr Konsequenzen gewünscht, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Außerdem mochte ich eine spezifische Charakterisierung eines Charakters nicht, bzw. empfand es ich als unglaubwürdig – aus Spoilergründen kann ich hier nicht mehr verraten.

Trotzdem, insgesamt hat es mir Spaß gemacht, mich im „Drowning Empire“ aufzuhalten. Das Setting der versinkenden Inseln, deren Geheimnis man zusammen mit den Figuren lüftet, und die politischen Verstrickungen, die sich daraus ergeben, waren originell und boten mir etwas Neues im Genre. Sehr gut gefallen hat mir auch, wie sensibel die Themen Kultur, Herkunft und kulturelles Erbe, und die damit verbundenen Erwartungen von außen ergründet wurden. Man merkt hier wahrscheinlich, dass die Figuren mir richtig ans Herz gewachsen sind 😊

Ich vergebe ausgewogene 3.5 bis 4 ⭐ - für Fantasy Fans ist die Reihe einen zweiten Blick wert. Ich bin nach diesem Debüt gespannt, was wir als nächstes von Andrea Stewart zu lesen bekommen – die nächste Trilogie trägt den spannenden Titel „The Gods Below“, der erste Band erscheint bereits nächstes Jahr auf Englisch. Ich hoffe, eine Übersetzung lässt nicht allzu lange auf sich warten!

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Queere Science Fiction mit interessanter Erzählperspektive

Das Raumschiff, das vom Himmel fiel
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Das Raumschiff, das vom Himmel fiel von Grace Curtis, übersetzt von Maike Hallmann, wird als sapphischer Space Western mit Herz, für Fans von Mary Robinette Kowal und Becky Chambers, vermarktet. Leider ...

Das Raumschiff, das vom Himmel fiel von Grace Curtis, übersetzt von Maike Hallmann, wird als sapphischer Space Western mit Herz, für Fans von Mary Robinette Kowal und Becky Chambers, vermarktet. Leider ein Versprechen, das meiner Meinung nach nicht gehalten wird.
Die Protagonistin, eine „Sternengeborene“, hat, wie der Titel verrät, mit ihrem Raumschiff eine Bruchlandung auf der postapokalyptischen Erde hingelegt. Ihr Ziel ist es, ihre Geliebte irgendwo in den Weiten der USA zu suchen. Auf ihrer Reise trifft sie auf unterschiedliche Figuren, die ihr mehr oder weniger wohlgesonnen sind.
Das Buch wird durchweg von den Randfiguren erzählt, das heißt, man erfährt in episodenhaften Abschnitten die verschiedenen Umstände dieser Figuren, während man nebenbei die Geschichte der Protagonistin mitbekommt. Anfangs war ich noch fasziniert, denn ich fand den Ansatz interessant und hoffte auf ein spannendes World Building. Doch leider hat sich schnell herausgestellt, dass diese Erzählweise so gar nicht für mich funktioniert, denn ich wurde konstant auf Distanz zu den Figuren und insbesondere der Protagonistin, gehalten.
Nicht einmal nach der Hälfte des Buches erfährt man ihren Namen, geschweige denn irgendwelche Charaktereigenschaften. Sie und ihre Mission blieben mir bis zum Ende komplett egal. Außerdem habe ich nicht verstanden, warum mir diese Randfiguren eigentlich wichtig sein sollten: sie waren einfach nur da, die Welt zu erklären, aber um ehrlich zu sein, hätte ich mir auch hier mehr gewünscht. Mehr neue, frische Ideen, denn so eine Reise durch ein postapokalyptisches Amerika bietet doch so viel, oder? Ich fand zwar, dass der „Western“-Charakter ganz gut rüberkam – überall gibt es Outlaws, coole Shoot Outs, korrupte Sheriffs – aber im Endeffekt habe ich Space Western in anderen Medien schon kreativer und mit mehr Witz bearbeitet gesehen: Cowboy Bebop, The Mandalorian, Outer Worlds…
Das angepriesene „Herz“ dieser Geschichte habe ich bis zum Schluss nicht gefühlt. Auch den Vergleich mit Becky Chambers, deren Geschichten so sehr von den vielschichtigen Figuren und Gesellschaften leben, sehe ich nicht. Leider kann ich an dieser Stelle nur 2.5 ⭐ vergeben.
Schade, das Buch war leider nichts für mich, obwohl ich mich sehr gefreut habe, dass hier eine queere Science-Fiction übersetzt wurde. Diese negative Rezension sollte daher als Anreiz gesehen werden: Ich wünsche mir mehr queere SF auf dem deutschsprachigen Buchmarkt!

Vielen Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

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