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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2024

Spicy und cozy Graphic Novel

Ruined
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Mir hat diese Bridgerton-inspirierte Graphic Novel wirklich gut gefallen, mit ein paar Abstrichen. Ein großes Plus waren die Figuren! Ich war überrascht, wie inklusiv der Cast war; es gab BIPoC-Figuren, ...

Mir hat diese Bridgerton-inspirierte Graphic Novel wirklich gut gefallen, mit ein paar Abstrichen. Ein großes Plus waren die Figuren! Ich war überrascht, wie inklusiv der Cast war; es gab BIPoC-Figuren, queere Liebesgeschichten und die Repräsentation von Behinderung und psychischer Erkrankung, alles sehr auf die "casual" Art und Weise - Konflikte von außerhalb gab es kaum. Besonders die Schwester des Protagonisten, die eine Angststörung hat, habe ich sehr ins Herz geschlossen. Auch die Liebesgeschichte war einfach schön, nicht überkompliziert, aber irgendwie auch realistisch und ja, auch ein bisschen zuckrig.

ABER. Leider war es mir als Graphic Novel zu "all over the place". Ich hatte oft das Gefühl, dass Seiten fehlen, so unzusammenhangslos war das Storytelling teilweise. Ich weiß gar nicht, ob es das bei Graphic Novels gibt, aber es hätte dringend ein Continuity Editing stattfinden sollen - manchmal wusste ich nicht, wo ich mich in der Geschichte gerade befinde.
Leider war das PDF, das mir zur Verfügung gestellt wurde, falsch vormatiert oder so. Die Zeichnungen waren komplett verpixelt, weshalb ich eine genauere Bewertung zum Stil gar nicht anstellen kann.

Danke Netgalley für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Schöner, zurückgenommener Schreibstil, aber leider nicht ganz meins

Ein simpler Eingriff
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Das war wohl einfach kein Buch für mich - ich hatte erwartet, dass es doch ein bisschen in die spekulative Richtung geht, da es teilweise als Dystopie gelabelt wurde, aber das Buch spielt einfach nur so ...

Das war wohl einfach kein Buch für mich - ich hatte erwartet, dass es doch ein bisschen in die spekulative Richtung geht, da es teilweise als Dystopie gelabelt wurde, aber das Buch spielt einfach nur so ein bisschen mit der Unwissenheit, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Definitiv ein sehr zurückgenommener Roman, der mir persönlich aber irgendwie nichts gegeben hat. Als Sci-Fi- und Horror-Fan war es mir thematisch nicht tiefgehend und intensiv genug, als Romanceleserin hat es mir bei der zarten Liebesgeschichte an Charakterarbeit gefehlt. Die graue Leblosigkeit war auf jeden Fall gewollt - sprachlich auch schön - aber hat mich einfach nicht angesprochen.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Zuckrige, queere Weihnachts-RomCom

Weihnachten - nur du und ich
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Jedes Jahr im Dezember lese ich mindestens eine queere Weihnachts-RomCom. Und dieses Jahr gab es sogar eine Übersetzung (Christine und Anna Julia Strüh): Weihnachten - nur du und ich von Lizzie Huxley-Jones.
Eigentlich ...

Jedes Jahr im Dezember lese ich mindestens eine queere Weihnachts-RomCom. Und dieses Jahr gab es sogar eine Übersetzung (Christine und Anna Julia Strüh): Weihnachten - nur du und ich von Lizzie Huxley-Jones.
Eigentlich ein klassischer Fake-Dating-Trope, aber mit Twist: Haf und Christopher tun so, als ob sie zusammen sind, um Christophers Familie zufrieden zu stellen und nervigen Nachfragen zu entgehen. Doch was Haf nicht ahnt: Sie verliebt sich in seine Schwester!
Natürlich konnte man es sich nicht nehmen lassen, das Cover mit regenbogenfarbenen Kugeln und Zuckerstangen zu verzieren, sonst könnte man ja nicht ahnen, dass die beiden Frauen dort verliebt sind - aber ehrlich gesagt passt es auch ziemlich gut, denn zuckrig-kitschige Szenen, die vor queeren Referenzen nur so strotzten, wurden nicht zögerlich eingesetzt.
Ich mochte nicht nur die romantische Anziehung zwischen Haf und Kit, sondern auch, wie viel Platz andere Freundschaften eingenommen haben. Das war total süß - daher ist der Untertitel “nur du und ich” eher ironisch gemeint, denn eigentlich sind immer auch viele andere Personen mit involviert, was zu einigen witzigen Situationen geführt hat.
Teilweise wurden ein paar zu viele popkulturelle Referenzen eingestreut - das war mir ein klein wenig zu millenialhaft. Auch ging mir das Fake-Dating zu lang. Da hätte ich mir eine schnellere Auflösung gewünscht.
Aber von mir gibt es trotzdem eine Empfehlung, wenn ihr in so richtiger Weihnachtslaune seid und süße, kitschige RomComs mögt! Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und befand mich stets in einem kicherigen Modus dabei 💜

P.S.: Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass daraus eine Companion-Reihe entsteht - denn wir brauchen UNBEDINGT ein Buch mit Ambrose als Hauptfigur!

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Ein Must-Read-Jugendthriller

Warrior Girl Unearthed
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Diese lose Fortsetzung, übersetzt von Petra Bös, steht Firekeeper's Daughter in nichts nach.

Es sind Sommerferien, und eigentlich will Perry Firekeeper-Birch nichts weiter als chillen und angeln gehen. ...

Diese lose Fortsetzung, übersetzt von Petra Bös, steht Firekeeper's Daughter in nichts nach.

Es sind Sommerferien, und eigentlich will Perry Firekeeper-Birch nichts weiter als chillen und angeln gehen. Doch es kommt ganz anders: Ihr Auto geht kaputt und sie muss die ganzen Sommerferien bei einem Praktikum schuften, um die Reparatur zu bezahlen. So landet sie bei dem etwas schrulligen Cooper, dem Leiter des Tribe-Museums, wo sie die Aufgabe bekommt, die Repatriierung (Rückführung/Rückgabe) des “Warrior Girls”, eines menschlichen Skellets, das in der nahe gelegenen Universität aufbewahrt wird, einzuleiten. Sie erfährt, dass das Gesetz “NAGPRA” (Native American Graves Protection and Repatriation Act) eigentlich dafür sorgen soll, dass diese so schnell wie möglich zurückgegeben werden, was aber in den seltensten Fällen geschieht.

Als immer mehr Frauen aus Perrys Community verschwinden, entwickelt sich ein spannender Jugendthriller, den ich einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Boulley zeigt auch in diesem Buch, dass sie komplexe Themen anschaulich, verständlich und vielschichtig vermitteln kann. Sie konzentriert sich darauf, wie indigene und kolonisierte Körper damals wie heute ausgebeutet und kontrolliert werden - und schreibt gleichzeitig eigenwillige, empowernde indigene Charaktere, die alles für ihre Community und ihr Überleben tun.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Szene, in der Perry “menschliche Überreste” in einer Cornflakes-Packung findet. “Überreste” - die Vorfahren von jemandem, die auf so gewaltsame Weise entmenschlicht werden. Auch in Deutschland lagern in Museen, Stiftungen, Archiven und Privathaushalten unzählige Knochen und Schädel, die während der Kolonialzeit geraubt, für rassistische Forschungszwecke missbraucht und als bloße “Objekte” betrachtet und entmenschlicht wurden (Decolonize Berlin e.V. 2022).

Fazit: Warrior Girl Unearthed hat mir, wie man wohl an dieser ausführlichen Rezension sieht, sehr sehr gut gefallen - es regt total zum Nachdenken an und ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Bücher von Boulley erscheinen werden.

Anmerkung 1: Ich schreibe “menschliche Überreste” in Anführungszeichen, da es sich um einen verständlichen Begriff handelt. Perry und ihre Community sprechen im Buch aber von Vorfahren oder Ahnen - wissenschaftlich wird im Englischen oft “ancestral remains” genutzt (Decolonize Berlin e.V. 2022).

Anmerkung 2: In der deutschsprachigen Übersetzung das I-Wort reproduziert. Zwar an Stellen, an denen es eingeordnet wird, aber es hätte, meiner Meinung nach, zumindest eine einordnende Anmerkung der Übersetzung gebraucht.

Decolonize Berlin Quelle: Gutachten von www.ecchr.eu/fall/human-remains-ancestors/ unter "Dokumente"

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Sie kam, sie sah, sie girlbosste

Klytämnestra
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Constanza Casati bringt hier eine der weiblichen "Randfiguren" aus der griechischen Mythologie zum Leben und gibt ihr Agency: Klytämnestra, die Schwester von Helena, Frau des Königs Agamemnon und Mutter ...

Constanza Casati bringt hier eine der weiblichen "Randfiguren" aus der griechischen Mythologie zum Leben und gibt ihr Agency: Klytämnestra, die Schwester von Helena, Frau des Königs Agamemnon und Mutter von Elektra, Iphigenie, Orestes und Chrysothemis.

Eine kurze Zusammenfassung von Klytämnestras Geschichte: Sie war eine der wenigen (oder sogar die einzige?) Frauen der griechischen Mythologie, die sich nicht vor Trauer über das ermordete Kind in einen Hund, Stein oder ähnliches verwandelt hat, sondern Rache sucht - und stolz darauf ist. Während ihr Mann Agamemnon im Trojanischen Krieg war, hatte sie Zeit, ihren Groll gegen ihn zu schüren - eine quasi jahrzehntelang gewachsene, antike weibliche Wut.

In der Popkultur ist Klytämnestra der Inbegriff der mörderischen, machtbesessenen und "verrückten" Gemahlin - inzwischen ein beliebter Archetypus. Madeline Miller schreibt in ihrem Essay: “Sexually faithless, deceitful, murderous: Clytemnestra is the incarnation of ancient anxieties about women and power”.

Konnte Casati diese Themen nun umsetzen? Meiner Meinung nach ist ihr das einerseits wunderbar gelungen, andererseits blieb ich aufgrund meines persönlichen Lesegeschmacks zu distanziert - es war mir tatsächlich ein wenig zu lasch.

Der Schreibstil hat mich schon in der Leseprobe überzeugt. Kleine Metaphern und spielerische Umschreibungen vermittelten mir eine dichte Atmosphäre. Besonders gefallen hat mir, wie detailliert die spartanische Gesellschaft gezeigt wurde - wie liebevoll, aber gleichzeitig grausam sie ist; wie die patriarchalen Herrschaftsstrukturen über Generationen hinweg durchsetzen und die Figuren beeinflussen.

Leider haperte es für mich an der Strukturierung. Insgesamt war es mir zu plotgetrieben. Teilweise hat es sich sogar wie eine Telenovela oder Familiensaga angefühlt - es passiert etwas off-screen, dann wird kurz darüber geredet, dann passiert wieder etwas und das Ganze ist gespickt mit langen Zeitsprüngen, die eigentlich dazu nötig gewesen wären, um die Figuren besser zu verstehen. Für mich persönlich wurde auch die moralische Ambiguität der Figuren, insbesondere die von Klytämnestra selbst, nicht ausreichend ausgereizt. Es ist in Ordnung, wenn aktuelle feministische Themen in solchen Büchern behandelt werden, aber hier war es mir zu simpel. Casati wollte Klytämnestra in möglichst gutem Licht darstellen - und am Ende war sie zu sehr Girlboss statt komplexe Frauenfigur. Ich hätte mir mehr Extreme und eine stärkere Ausreizung gewünscht. So blieb alles für mich recht auf einer Linie, ohne viele Höhen oder Tiefen - und gerade das wünsche ich mir von den dramatischen Geschichten der griechischen Mythologie.

Ich vergebe ausgewogene 3,5 ⭐

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