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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Sumpf von Intrigen und Korruption

Totenvogel
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Wien in den frühen Morgenstunden. Ein Toter wird zwischen zwei geparkten Autos gefunden. Es handelt sich um keinen Geringeren als den Innenminister. Österreich ist schockiert. Den Fall übernimmt Oberst ...

Wien in den frühen Morgenstunden. Ein Toter wird zwischen zwei geparkten Autos gefunden. Es handelt sich um keinen Geringeren als den Innenminister. Österreich ist schockiert. Den Fall übernimmt Oberst Radek Kubica. Er ist gerade erst wieder nach einer Verletzungspause zum Leiter der Mordkommission Wien ernannt worden. Seine Ermittlungen fördern jede Menge Dreck zu Tage. Innenminister Liebermann war involviert in ein Geflecht aus Korruption, Machtmissbrauch, Sex und Gier. Da mangelt es nicht an potentiellen Tätern…

Es ist bereits der zweite Fall für Oberst Radek Kubica. Den Vorgänger „Donauwölfe“ kannte ich leider nicht. Dadurch hatte ich anfänglich Probleme mit der Vielzahl der Figuren, die mir nicht vertraut waren. Doch mit ein paar Notizen ging es dann und sobald die Charaktere gefestigt waren, wollte mich die Geschichte gar nicht mehr loslassen und ich mochte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Spannungsbogen lag die ganze Zeit hoch.

Der Prolog beginnt mit dem Auffinden der Leiche im Mai. Danach springt die Geschichte ein halbes Jahr zurück und zeichnet die Ereignisse auf, die sich vor dem Tod Liebermanns ereigneten. Liebermann log und betrog wo es nur ging, Intrigen wohin man nur schaute. Doch die Obrigkeiten halten auch nach seinem Tod noch die schützende Hand über ihn, schließlich sind auch die anderen darin verwickelt. Kubica bekommt so manchen Stein in den Weg gelegt.

Auch privat läuft es nicht gerade rund für Kubica. Mit seiner Freundin Margot liegt er im Dauerclinch. Hinzu kommen noch ständige Telefonate mit seiner Ex Anne, die mit dem gemeinsamen Sohn in London lebt.
Ein wirklich gelungener Wien-Krimi. Nicht nur die Figuren waren gut ausgearbeitet und wirkten sehr authentisch, zudem hat der Autor auch jede Menge Lokalkolorit einfließen lassen.

Sehr angenehm und kurz fand ich die Kapitel. 134 Kapitel auf 286 Seiten sprechen für sich. Dadurch wechselte nicht nur ständig die Perspektive, sondern man fühlt sich selbst angetrieben noch ein weiteres Kapitel zu lesen.

Wer also eintauchen will in einen Sumpf von Machtmissbrauch, Affären und Gier, dem sei dieser Krimi dringend ans Herz gelegt. Unterhaltung vom Feinsten, einfach zurücklegen und genießen. Für das nächste Jahr ist ein weiterer Kubica angekündigt. Ich werde mich solange mit dem Vorgänger über Wasser halten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend bis zur letzten Seite

Die Strömung
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wegen eines Anrufs ins Haus gegangen war, wurde dem Mädchen auf brutale Weise das Genick gebrochen. Kurze Zeit später wird ein weiteres Kind, der kleine Aram in der Nähe von Stockholm auf dieselbe Weise ...

wegen eines Anrufs ins Haus gegangen war, wurde dem Mädchen auf brutale Weise das Genick gebrochen. Kurze Zeit später wird ein weiteres Kind, der kleine Aram in der Nähe von Stockholm auf dieselbe Weise ermordet. Olivia Rönning vermutet einen rassistischen Hintergrund. Emilie war adoptiert und stammte aus Ghana, während die Mutter des Jungen aus dem Iran kam. Zudem finden sich in der Region um Höganäs viele Anhänger des „Schwedisch-Arischen Widerstands“ einer rechtsgerichteten Vereinigung, die den Hass auf Ausländer schürt. Beide Eltern wurden im Vorfeld bedroht.

Zeitgleich rollt Tom Stilton einen alten Fall wieder auf. Der ehemalige Kriminalkommissar bekommt neues Material zu einem Mord an einer Prostituierten vor acht Jahren. Ein Fall, der er damals nicht lösen konnte und ihn schließlich zum Ausstieg aus seinem Beruf zwang. Und nun scheinen sich die Fälle zu kreuzen…

Es ist bereits der dritte Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Nachdem ich bereits „Die Springflut“ und „Die dritte Stimme“ mit Begeisterung gelesen habe, konnte auch „Die Strömung“ mich voll und ganz überzeugen. Sicher ist es möglich auch ohne Vorkenntnisse das Buch zu lesen, das Einhalten der richtigen Reihenfolge ist jedoch empfehlenswert.

Die Handlung springt zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her. Cliffhanger und eine äußerst flüssige Erzählweise halten die Spannung permanent auf einem äußerst hohen Niveau. Auch die Figuren sind einfach nur brillant. Herausragend vor allem Tom Stilton. Vom ehemaligen Kriminalkommissar zum Ex-Obdachlosen, der wieder zurück ins Leben gefunden hat. Und natürlich Olivia, die zweite Protagonisten, die sich gegen ihre Kollegen behaupten muss. Ebenso gibt es ein Wiedersehen mit Mette Olsäter und auch Abbas ist wieder mit dabei. Es sind zwar über 500 Seiten, doch man möchte nicht eine davon missen. Irgendwie schafft es das Autoren-Duo den Leser von Beginn an in den Bann zu ziehen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Ganz klar Leseempfehlung für alle Liebhaber von Skandinavien-Krimis. Ich freue mich schon jetzt auf den vierten Fall!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel mehr als nur ein Familienporträt

Was ich euch nicht erzählte
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Lydia ist tot. Der Beginn des Romans und auch gleichzeitig eine unumstößliche Tatsache mit der man als Leser gleich zu Beginn des Buches konfrontiert wird. Doch wer war Lydia? Lydia Lee war die 16jährige ...

Lydia ist tot. Der Beginn des Romans und auch gleichzeitig eine unumstößliche Tatsache mit der man als Leser gleich zu Beginn des Buches konfrontiert wird. Doch wer war Lydia? Lydia Lee war die 16jährige Tochter einer amerikanisch-chinesischen Familie. Der Vater James, chinesischer Einwanderer der zweiten Generation, die Mutter Marilyn eine Amerikanerin. Dazu noch zwei Geschwister: Nathan und Hannah. Doch Lydia war das Lieblingskind der Eltern, umso größer nun die Tragödie. Wie konnte es nur zu dem frühen Tod kommen? Was war geschehen?

Und dies ist auch die eigentlich zentrale Frage. Wer jetzt allerdings einen spannenden Krimi oder Thriller erwartet liegt falsch. Es ist vielmehr ein Porträt einer Familie, die zwar versuchte einander zu kommunizieren und zu verstehen, letztendlich aber daran gescheitert ist. Doch dieser Roman ist nicht minder spannend und weiß auf seine Art zu fesseln.
Es ist das Jahr 1977 als Lydia stirbt. In Rückblicken erzählt die Autorin wie sich die Familie entwickelt hat. Als James und Marilyn in den 50er Jahren heiraten, ist eine binationale Ehe noch sehr außergewöhnlich. Obwohl James als Professor für amerikanische Geschichte an der Uni unterrichtet, ist er auf der Straße immer noch ein Außenseiter und wird befremdet angesehen. Er versucht sich so gut wie möglich anzupassen und so zu sein wie all die anderen. Auch die Kinder leiden durch in andersartiges Aussehen und sind allerlei Demütigungen ausgesetzt. Die Mutter Marilyn hingegen versucht anders zu sein, aufzufallen. Ihren großen Traum Ärztin zu werden gibt sie jedoch für die Familie auf.
Die Perspektiven wechseln und so bekommt man durch die verschiedenen Sichtweisen ein gutes Bild von der Familie und weiß eigentlich mehr als die Protagonisten an sich.
Das Buch zeichnet jedoch nicht nur auf spannende Weise ein Familienporträt, sondern setzt sich mit Themen wie Rassismus und Integration auseinander. Aber auch die Frage, wie viel Eltern über ihre Kinder wissen und umgekehrt und wie schnell ein völlig falsches Bild entsteht, wird geklärt.
Was ich euch nicht erzählte ist der erste Roman von Celeste Ng. Er ist jedoch so gut gelungen, dass ich mich jetzt schon auf weitere Werke freue.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Über Gerechtigkeit und andere Dinge...

Hades
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Hades ist der Herrscher der Unterwelt. Er betreibt eine private Mülldeponie im Westen der Stadt Sydney. Er ist ein Strippenzieher, einer der dafür sorgt, dass heiße Drogenlieferungen entsorgt werden und ...

Hades ist der Herrscher der Unterwelt. Er betreibt eine private Mülldeponie im Westen der Stadt Sydney. Er ist ein Strippenzieher, einer der dafür sorgt, dass heiße Drogenlieferungen entsorgt werden und der auch mal Leichen verschwinden lässt. Diesem Schicksal entgehen die beiden Kleinkinder Eric und Eden in letzter Sekunde. Die Geschwister waren gekidnappt und sollten entsorgt werden. Hades nimmt sich ihrer an und zieht die beiden groß. Eric und Eden werden Elite-Polizisten bei der Mordkommission der Sydney Metro. Und beide legen das Konzept von „Gerechtigkeit“ auf ihre Weise aus…

„Hades“ ist der erste Teil einer Triologie und gleichzeitig das Debüt von Candice Fox. Erzählt wird überraschenderweise nicht aus der Perspektive Hades` sondern der von Frank Bennett. Er ist neu bei der Sydney Metro und ersetzt Doyle, den Partner von Eden, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Frank ist der Sympathieträger der ganzen Handlung. Eden wirkt kühl und hart, ebenso wie Eric, der zudem noch arrogant und stellenweise aggressiv daherkommt. Im aktuellen Fall jagen die drei einen Serienkiller, der schon unzählige Opfer auf den Gewissen hat. Nur durch Zufall wurde ein ganzes Depot von Opfern gefunden. Doch es ist nicht nur der Fall, der die Spannung hoch hält. Gleichzeitig brennt man auch darauf mehr über die Geschwister zu erfahren und sucht nach einer Erklärung, wie sie zu dem geworden sind, was sie heute sind. Hier erfährt man in immer wieder eingeschobenen Rückblenden mehr über die Vorgeschichte von Eric und Eden. Hades zieht die Geschwister auf recht ungewöhnliche Weise groß. Zunächst unterrichtet er die beiden selbst, schickt sie jedoch dann auf eine Schule. Seine Erziehung ist streng und auch von Gewalt geprägt. Und obwohl die Figuren eigentlich mehr negative Charakterzüge haben, so war mir Hades dennoch sympathisch, mit Eric und Eden hingegen konnte ich nicht so richtig warm werden. Auch die Täterperspektive kommt nicht zu kurz und man bekommt Einblicke, was ihn antreibt.

Ein sehr ungewöhnlicher Thriller, der auch bei mir durch die Sprache punkten konnte. Diese empfand ich als jugendlich und frisch.

Schon jetzt freue ich mich auf die Fortsetzung „Eden“, die im September erscheinen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toppt sogar noch das Debüt

Und am Morgen waren sie tot (Jan-Römer-Krimi 2)
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Im Herbst 1997 zelten im Grenzgebiet zwischen Eifel und Ardennen zwei junge Pärchen. Tage später entdeckt man die Leichen des einen Paares. Das andere bleibt verschwunden.
Der Journalist Jan Römer, zuständig ...

Im Herbst 1997 zelten im Grenzgebiet zwischen Eifel und Ardennen zwei junge Pärchen. Tage später entdeckt man die Leichen des einen Paares. Das andere bleibt verschwunden.
Der Journalist Jan Römer, zuständig für die Rubrik 'Ungelöste Kriminalfälle' berichtet Jahre später über den Fall.
Was geschah in jener Nacht in der Eifel? Tatsächlich meldet sich ein anonymer Anrufer und bietet neue Informationen. Doch das Treffen verläuft fatal. Jan beginnt nun mit seiner besten Freundin Stefanie Schneider selbst zu ermitteln. Noch ahnen die beiden nicht, mit welchem Gegner sie es zu tun bekommen'

Es bereits der zweite Fall für den Journalisten Jan Römer und seine beste Freundin Stefanie Schneider, die von allen nur 'Mütze' genannt wird. Nachdem mich bereits der Erstling 'Die Lichtung' begeistert hat, war ich sehr gespannt, ob Linus Geschke meine Erwartungen würde erfüllen können. Und das ist auf meisterliche Art tatsächlich gelungen. 'Und am Morgen waren sie tot' ist sogar noch besser als das Debüt. Eine tolle Grundidee, die auf spannende, teils atemberaubende Weise umgesetzt wurde. Jan und Mütze sind zwei sehr sympathische Charaktere, die gleichzeitig authentisch wirken. Die Schauplätze in der Eifel sind sehr gut beschrieben und wecken beim Leser die Lust die Eifel selbst für sich zu erkunden.
Besonders begeistert hat mich, dass man so schön miträtseln darf. Man folgt falschen Fährten und grübelt die ganze Zeit, wird denn der Täter sein könnte. Erst ganz am Ende lüftet sich das Geheimnis. Alles erscheint plötzlich klar und logisch und man fragt sich, wieso man nicht schon längst darauf gekommen ist.
Ein äußerst flüssiger Schreibstil mit tollen Dialogen runde das Ganze ab. Hochspannung vom Feinsten, sympathische Protagonisten und ein super konstruierter Plot. Für mich das Krimi-Highlight dieses Jahres.