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Veröffentlicht am 08.09.2022

Ein Folterknecht der nach der Wahrheit sucht

Die Blutliste
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"Solange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück." (Heinrich Heine)
In einer verregneten Nacht findet der Kölner Friedhofsmitarbeiter Jan Willner in einem Grab ein brutal ...

"Solange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück." (Heinrich Heine)
In einer verregneten Nacht findet der Kölner Friedhofsmitarbeiter Jan Willner in einem Grab ein brutal gefolterter Leichnam. Wenig später, stellen die Ermittler fest, fehlt von der eigentlichen Toten im Sarg jede Spur. Hat der Getötete etwas mit Sonja Maurers gewaltsamen Tod zu tun? Dies ist ein Fall für Fallanalytiker Martin Abel, da ist sich Konrad Greiner sicher. Die Recherchen führen ihn zu einer brutalen Tat in die Vergangenheit. Die Zeit läuft, will Abel weitere Morde verhindern, den der Täter hat seine Blutliste erst begonnen. Er muss ihn finden, den längst ist der Fall für ihn persönlich geworden.

Meine Meinung:
Lange mussten wir auf Band vier von Fallanalytiker Martin Abel warten. Wieder in alter Schreibweise fesselt mich der Autor schon von Beginn an. Die Nacht auf dem Friedhof ist schon wieder so bizarr, grausam und großartig geschrieben, sodass ich dieses Buch kaum mehr aus der Hand lege. Der Autor hat wirklich ein Faible für ausgelassen und absonderliche Tatorte und Morde. Auch dieses Mal hat er sich wieder eine ganz heftige Geschichte einfallen lassen, die sogar Martin Abel an die Nieren geht. Unser Täter tötet erbarmungslos mit mittelalterlichen Foltermethoden. Ich frage mich, was haben diese Opfer getan, um einen Täter so wütend zu machen? Dies erfahren ich bei den Rückblenden in die Vergangenheit 4 Jahre zuvor und bei den Tötungsmethoden der einzelnen Opfer. Die hat der Autor wieder mit so Details ausgestattet, sodass selbst ich mich in den Mörder hineinversetzen konnte und seine Wut verstand. Doch dies ist noch lange nicht alles, durch Zufall wird dieser Fall nämlich noch ganz persönlich für Abel. Den er hat etwas mit Abels verunglückter Tochter zu tun, endlich erhofft er sich Antworten zu finden über Sarahs Tod. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, ist mir klar, warum es so lange gedauert hat. So ein Buch braucht wirklich viel Zeit und Recherche und ich muss sagen ich bin wieder total begeistert von den detaillierten Beschreibungen, selbst wenn sie mitunter extrem hart sind. Ich bin zwar kein Freund von Selbstjustiz, allerdings in diesem Buch konnte ich es durchaus nachvollziehen. Mit dem Täter hatte ich richtiggehend Mitleid für das, was er mitmachen musste. Bei seinem Charakter war wirklich hin- und hergerissen, ob man ihn hassen oder verstehen kann. Lediglich einen Kritikpunkt habe ich. Um Abels Lebenserhaltungstrieb wieder zu stärken, hat der Autor eine Wolfsgeschichte eingebaut, die für mich etwas zu surreal und mystisch daherkommt. Meiner Ansicht nach hätte es diesen Wolf nicht gebraucht, die Szenerie passt einfach nicht zum Plot. Ansonsten bekommt der Autor meine Hochachtung für einen wirklich krassen Thriller. Chapeau für diesen tollen Martin Abel Fall, der allerdings nicht für Menschen mit schwachen Nerven ist. Den die detaillierten Taten sind wirklich brutal beschrieben. Von mir gibt es noch trotz des Wolfs 4 1/2 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 01.05.2022

Wen der Glaube Berge versetzt und Seelen heil macht

Der kleine Laden am Meer
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"Ich, der Herr habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung." (Jer. 29;11)
Opal Gilbert renoviert alte Möbel oft für eine andere Verwendung ...

"Ich, der Herr habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung." (Jer. 29;11)
Opal Gilbert renoviert alte Möbel oft für eine andere Verwendung und hat dabei ihren Spaß und Berufung gefunden. In ihrem Laden mit dem passenden Namen "Bless This Mess" hängen die Stücke sogar von der Decke. Dringend benötigt sie Hilfe für schwere Möbel oder beim Ausliefern. Eines Tages tritt deshalb Lincoln Cole in ihr Leben. Der ehemalige Soldat wurde bei seinem letzten Einsatz schwer verletzt, sodass nicht nur sein Körper, sondern vor allem seine Seele getroffen wurde. Als nach einem Sturm Opals Laden schwer zerstört wird, bietet Lincoln seine Hilfe an. Dabei bemerkt Opal, dass er dringend Gebet braucht, die er bei ihr durch eine Muschel zugesteckt bekommt. Mit der Zeit fühlt sich Lincoln immer mehr zu ihr hingezogen. Doch bevor er eine neue Zukunft beginnen kann, muss er erst mal die Scherben aus der Vergangenheit zusammenkehren.

Meine Meinung:
Das tolle Cover mit dem Laden am Meer hat mich sofort bezaubert und neugierig auf diese Geschichte gemacht. Die Idee mit den extravaganten Möbeln, die mit viel Liebe zum Detail umgestaltet werden, überzeugt mich. Lincolns Leben hat einen leichten Bezug zur biblischen Geschichte um den verlorenen Sohn. Zu Beginn tat ich mich etwas schwer mit der Geschichte und konnte mich vor allem nicht gut in die Charaktere hineinversetzen. Opal und ihre Freundinnen habe ich mir wesentlich älter vorgestellt. Was sicher an dem Strickklub lag, bei dem sie sich immer wieder trafen und den ich eher für ältere Damen dachte. Schön finde ich, dass sie in ihrem Laden nicht nur ihre Berufung für Restauration auslebt, sondern zudem immer ein offenes Ohr für ihre Freunde und Mitmenschen hat. Dabei spielt insbesondere der Glaube eine große Rolle in ihrem Leben. Sie beschenkt Menschen, für die sie jeweils ein Gebet hat, mit einer Muschel. Der ehemalige Soldat Lincoln hingegen ist wegen einer schweren Verletzung vom Dienst ausgeschieden und sucht nun eine neue Perspektive. Eine unkontrollierte Aktion und sein Freund August hat ihn in die Einsamkeit dieser Kleinstadt geführt. Allerdings belastet es seine Seele schwer und er mutet sich viel zu viel zu, sodass er immer wieder Probleme mit seiner Knieverletzung bekommt. Opal spürt, dass er etwas mit sich herumschleppt und dringend aufgearbeitet werden muss. Doch Lincoln ist zu stolz, um sich von jemandem helfen zu lassen. Erst als er ihr bei den Schäden am Laden hilft, bekommt er nach und nach Vertrauen und es entsteht eine Freundschaft. Bis sie von seinen Schuldgefühlen erfährt, die ihn immer mehr in die Tiefe ziehen. Leider brauchte ich eine ganze Weile, bis ich mit Opals chaotischen Charakter zurechtkam. Was das Thema Arbeit und Glaube betrifft, ist sie hingebungsvoll, akribisch und genau. Doch ansonsten eher chaotisch, etwas flippig, durchgeknallt, aber liebenswert und mitunter recht speziell. Ich kann gut verstehen, wen sich Lincoln schwer mit ihr tat. Er hingegen ist ein zurückhaltender, stolzer Mann, der jedoch sein Herz am rechten Fleck hat, man muss nur erst zu ihm durchdringen. Für die Nebendarsteller hatte sie ebenfalls interessante Storys, die bedauerlicherweise nicht vertieft wurden. Ob es dazu weitere Bücher geben wird, bleibt abzuwarten. Es wäre sicherlich schön, den diesbezüglich waren bei mir am Ende noch viele Fragen offen. Überrascht und erfreut hat mich, wie sehr das Thema Glaube und Gebet in die Geschichte miteingeflossen ist. Allerdings empfand ich die Herzlichkeit der Bewohner mitunter doch etwas zu übertrieben dargestellt. Da ist manchmal weniger mehr, deshalb gibt es diesmal nur 4 1/2 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2022

Wahre Freundschaft ist wichtig im Leben

Feuerprobe
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"Viele so genannte Freunde schaden dir nur,aber ein wirklicher Freund steht mehr zu dir als ein Bruder." (HFA Spr. 18;24)
Keine einfache Zeit für Rick. Seit seine ältere Schwester Marina abgehauen ist, ...

"Viele so genannte Freunde schaden dir nur,aber ein wirklicher Freund steht mehr zu dir als ein Bruder." (HFA Spr. 18;24)
Keine einfache Zeit für Rick. Seit seine ältere Schwester Marina abgehauen ist, kapselt sich Zwillingsschwester Elena immer weiter ab von ihm und dem Glauben. Außerdem ist der neue Schüler Jim ebenfalls etwas eigenartig. Zwar scheint er bei vielen beliebt zu sein, doch lässt er niemanden zu nah an sich heran und beobachtet jeden und jedes. Doch Rick ist sich sicher, dass er einen wirklichen Freund und Gott braucht. Wäre da nicht jene Nacht, die alles verändert, seine Vergangenheit ihn wieder einholt und für die beiden zur großen Gefahr wird.

Meine Meinung:
Am Cover sieht man sofort, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Allerdings wusste ich da noch nicht, dass dieses Buch erst der Auftakt zu weiteren Folgen ist. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam, spannend und in mehrere Kapitel eingeteilt. Es geht dabei um die Zwillinge Rick und Elena Anderson und Jim Dunlap. Jim ist von seinen Adoptiveltern zu seinem Onkel Walter und Tante Grace geschickt worden, weil sie mit ihm nicht mehr zurechtkamen. Als Heimkind hat er eine schwierige Kindheit erlebt und lässt dabei niemanden so richtig in sein Innerstes blicken. Immer wieder kommt es zu Konflikten und Problemen. Wobei ich entsetzt bin über seine Adoptivmutter, der es sehr an Herzlichkeit fehlt. Irgendetwas muss vorgefallen sein, weshalb er jetzt so eine Art Strafversetzung bekommen hat. Dass er in Rick einen echten Freund finden würde, damit hätte er niemals gerechnet. Das Buch fängt eigentlich recht harmlos und unterhaltsam an. Durch die kurzen Kapitel bleibt man am Buch dran, besonders da sich die Spannung im Laufe der Geschichte immer weiter zuspitzt. Dabei hab ich zu Beginn gar nicht erwartet, dass es so abenteuerlich und spannend wird. Keinesfalls geht es nur um Freundschaft, sondern außerdem um Vertrauen, Glaube, Mobbing und Geheimnisse. Die Settings sind gut gewählt, nicht nur die amerikanische Kleinstadt in den Bergen, sondern auch Partyszene und die Glaubensgemeinschaft Teeny spielen immer wieder eine Rolle und sind gut ausgearbeitet. Ebenso die Charaktere, da ist Familie Anderson, eine gläubige Familie, die vor allem vom Verschwinden der ältesten Tochter gezeichnet sind. Der Glaube gibt ihnen weiterhin Halt für die Zukunft. Elena dagegen wirkt eher verloren, frech, ablehnend und provokant. Ihr Bruder Rick ist gefestigt, sympathisch und nett, was sicher an seinem tiefen Glauben liegt. Seine große Leidenschaft ist das Zeichnen, bei dem er auf ein Stipendium hofft. Allerdings gerät er und die Teenys immer wieder mit ihren Schulkameraden aneinander, weil diese die Gläubigen als sonderbar empfinden. Jim ist ein Heimkind und hat nie eine richtige Familie erlebt. Bei Onkel und Tante fühlt er sich zu Beginn wohl, was ganz besonders an Grace herzlicher, angenehmer Art liegt, die ihn so annimmt, wie er ist. Schade fand ich nur, dass man gerade von Jims Vergangenheit viel zu wenig erfährt. Selbst dann nicht, als es gefährlich wird. Da hätte ich mir eindeutig mehr gewünscht und hoffe, im nächsten Band noch etwas mehr darüber zu erfahren. Gut gefallen hat mir, dass den Autoren das Thema Glaube wirklich wichtig ist, weil er viel Raum in der Geschichte einnimmt. Zwar mag ich sonst keine Bücher mit offenem Ende, doch hier bin ich jetzt neugierig darauf, wie es weitergeht. Den es sind noch viele Fragen offengeblieben. Deshalb gibt es von mit 4 1/2 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2021

Eine Lehrerin, zwei Dörfer, eine Grenze und ein Familiendrama

Die Dorfschullehrerin
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"SBZ. Sowjetisch besetzte Zone. Es war eine amtliche Bezeichnung, doch zugleich spiegelte es auch wider, wer sie war – ein Flüchtling, eine Davongekommene." (Buchauszug)
Helene Werner beginnt 1961 als ...

"SBZ. Sowjetisch besetzte Zone. Es war eine amtliche Bezeichnung, doch zugleich spiegelte es auch wider, wer sie war – ein Flüchtling, eine Davongekommene." (Buchauszug)
Helene Werner beginnt 1961 als Lehrerin in einem streng katholischen Kirchdorf in der Rhön und nahe an der Grenze zur DDR. Ursprünglich kommt sie aus Berlin, wo sie zuvor im Osten der Stadt unterrichtet hat. Doch nun möchte sie im Westen ein neues Leben beginnen. In ihre Vergangenheit lässt sie vorerst niemanden blicken, zu sehr dominieren noch ihre Ängste. Ihr Kollegen dagegen sind skeptisch, ob die neuen Unterrichtsmethoden gut ankommen. Allerdings kann sie die Kinder in der Schule schnell für sich gewinnen. Zudem versucht sie, den althergebrachten, strengen Erziehungsstil der Lehrer zu verändern, was nicht gerade einfach ist. Einen guten Vertrauten und mehr findet sie in Landarzt Tobias Krüger und mit Hebamme Isabella bekommt sie eine gute Freundin. Helenas Geheimnis, weshalb sie ausgerechnet nach Kirchdorf gekommen ist, führt sie immer wieder zu Wanderungen an die grenznahe Natur.

Meine Meinung:
Mit diesem Buch beginnt Eva Völler eine neue historische Saga. Diesmal geht es zurück zu den Jahren kurz vor dem Mauerbau in eine Grenzregion der Rhön. Für Dörfer und Bewohner, die durch die Grenze abgeschnitten sind, ist es keine einfache Zeit. Plötzlich werden Familien und gute Freunde voneinander getrennt, nur weil die einen im Westen und die anderen im Osten leben. Doch was keiner ahnt, ist, dass sich die Lage am 13. August 1961 mit dem Bau der Mauer weiter zuspitzt. Die junge Helene begleite ich bei ihrem Neuanfang in einer kleinen Dorfschule, bei der es vorne und hinten an Lehrern mangelt. Oft werden mehrere Klassen zusammengesteckt, sodass ein Lehrer nicht selten über 60 Kinder zu unterrichten hat. Die hier gut aussehende Lehrerin war mir mitunter allerdings etwas zu übertrieben dargestellt. Nicht nur ihre Unterrichtsmethoden empfand ich zu modern, sondern dazu noch ihr extremes Engagement. Es gibt sicherlich kaum Lehrer, die so viel Zeit opfern, um sich dem Einzelnen zu widmen und sogar noch nach einer Lehrstelle suchen. Ich selbst bin in dieser Zeit aufgewachsen und habe so ein Engagement nicht erlebt und kann es mir bei so vielen Kindern kaum vorstellen. Dagegen sind die Kollegen von Helene deutlich stimmiger dargestellt. Aber wahrscheinlich muss sie sich als Hauptprotagonistin irgendwie hervorheben. Doch in diesem Buch geht es um weitaus mehr als nur um das Leben einer Dorflehrerin. Es lüftet überdies Helenes Vergangenheit und ihr Geheimnis. So weit verrate ich, dass es dabei um Ost und West geht. Dieser besondere historische Part ist berührend, emotional und überaus spannend dargestellt, sodass mich der Nebenstrang fast noch mehr berührt hat. Was sicher daran liegt, dass mich die Begebenheiten in der DDR schon immer neugierig macht. Dazu sorgt der ständige Szenenwechsel für zusätzliche Spannung. Ich hätte nicht vermutet, dass mich hier so eine Nebenhandlung erwartet. Dabei finde ich insbesondere die Charaktere sehr gut ausgearbeitet und dargestellt. Nur allein mit der Darstellung einer Dorflehrerin wäre der Plot sicherlich nicht so interessant gewesen. Von daher Chapeau an die Autorin wieder einmal alles richtig gemacht. Schade ist nur die Übertreibung bei Lehrerin Helene und dass mir in der Handlung die Überraschung einer Fortsetzung genommen wird. Von mir gibt es deshalb einen kleinen Abzug und nur 4 1/2 von 5 Sterne für das Buch.

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 05.12.2021

Wenn die Vergeltung grausam zuschlägt

Im Namen der Vergeltung
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"In blinder Wut ruft der Mob schnell nach Vergeltung, wenn er Gerechtigkeit fordert." (Marcell Jähner)
Die Kripo Berlin mit Fallanalytiker Hannes Stahl stehen ratlos vor ihrem nächsten Opfer, das erhängt ...

"In blinder Wut ruft der Mob schnell nach Vergeltung, wenn er Gerechtigkeit fordert." (Marcell Jähner)
Die Kripo Berlin mit Fallanalytiker Hannes Stahl stehen ratlos vor ihrem nächsten Opfer, das erhängt von seiner Frau in der Wohnung gefunden wurde. Dass dies kein Selbstmord war, wissen sie spätestens, als es schon mal ein ähnliches Opfer gab. Stahl fragt sich nur, wie die beiden Opfer miteinander zusammenhängen und warum sie sterben mussten. Den die Zeit drängt, bevor der Täter womöglich erneut zuschlägt. Hilfe findet er beim ehemaligen Staatsanwalt Gregor Brandt, der nach dem Unfalltod seiner Frau beurlaubt ist. Seither betreibt er einen Podcast mit Fällen ungelösten Verbrechen. Zusammen mit Stahl stellt er fest das die beiden Opfer, als Schöffen bei Gericht tätig waren. Dazu waren sie außerdem noch bei einem Prozess, bei dem ebenfalls Brandt beteiligt war. Hat der Täter auch was mit dem Tod von Brandts Frau zu tun? Werden sie weiter Opfer verhindern können?

Meine Meinung:
Das Cover mit dem Strick und dem Hocker passt sehr gut zum Inhalt dieser Geschichte. Der Schreibstil ist flüssig, locker, unterhaltsam und in mehrere Kapitel unterteilt. Verschiedene Handlungsstränge lassen mich das Opfer und den Täter erleben, sowie die Ermittlungsarbeiten zum einer der Kripo aber auch von Stahl und Brandt als Team. Ich bin immer wieder erstaunt wie zwei unabhängige Autoren sich zu einem Buch vereinigen und so eine Harmonie darstellen. Der Tod von Brandts Ehefrau, den ich gleich am Anfang miterlebe, hat mich sichtlich bewegt. Ich hatte schon ein wenig die Befürchtung, dass es so aufwühlend weitergehen würde. Doch zum Glück haben mich zwar die anderen Opfer berührt, jedoch nicht so emotional wie das erste. Vergeltung oder auch Rache, ist ja kein neues Thema bei Krimi/Thriller, doch die beiden haben hier sich sehr guten Plot ausgedacht. Außergewöhnlich ist es zwar nicht, dass man mit einem Staatsanwalt zusammenarbeitet. Dass dieser jedoch beurlaubt ist, lässt das Ganze nochmals interessanter erscheinen. Allerdings hat es mich schon verwundert, dass Brandt teils sogar von seinen eigenen Kollegen, dabei wie ein Zivilist behandelt wurde, doch ich denke, dass dies durchaus regulär ist. Die Motivation des Täters, erscheinen mir zwar recht schnell klar zu sein, anderseits beim Täter persönlich blieb selbst ich bis zum Schluss ratlos. Dass es dann am Ende noch eine zusätzliche Überraschung gab, fand ich eine gelungene Intuition der beiden Autoren, mit der ich nicht mehr gerechnet hatte. Die Protagonisten waren mir bis auf wenige sehr sympathisch. Ganz besonders der Charismatische, traumatisierte Gregor Brandt, bei dem ich mit seiner ganzen Situation mitgelitten habe. Hannes Stahl dagegen ist eher der ausgeglichene, dynamische Mensch, der gerne mal das Ruder an sich reißt. Dadurch kommt es häufiger zu Streitigkeiten mit seiner Kollegin Natalie Schrader. Sie fand ich von Anfang an total unsympathisch, gerade ihre egoistische, besserwisserische Art nervte mich ungemein. Dadurch leidet auch sehr das Klima innerhalb des Ermittlerteams. Nur gut das dies wenigstens Gregor Brandt mit seiner charmanten Art wieder ausgleichen konnte. Selbst wenn für mich der Spannungsbogen noch Luft nach oben hatte, fand ich dies ein gelungenes Debüt der beiden Top Autoren. So hoffe ich das es weitere Fälle mit Stahl/Brandt als Ermittler geben wird. Von mir gibt es auf alle Fälle 4 1/2 von 5 Sterne.

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