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Veröffentlicht am 05.12.2023

Gibt es Glück in diesem zerrissenen Land?

Das Glück hat seine Zeit
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Der Originaltitel lautet A spell of good things - Ein Zauber oder Bann der guten Dinge. Das Cover zeigt die Hauptfiguren in starken lebensfrohen Farben, in gegensätzliche Richtungen blickend – das Glück ...

Der Originaltitel lautet A spell of good things - Ein Zauber oder Bann der guten Dinge. Das Cover zeigt die Hauptfiguren in starken lebensfrohen Farben, in gegensätzliche Richtungen blickend – das Glück suchend? Die Gliederung in vier Teilen beschreibt zunächst etwas langatmig die Lebensbedingungen der Hauptfiguren, des 17-jährigen Schülers Eniola und der 28jährigen Assistenzärztin Wuraola. Mit ihren Familien leben sie in sehr verschiedenen Welten: hier äußerste finanzielle Not, Hunger, Betteln, dort ein privilegiertes Leben im korrupten Nigeria rund um Ibadan. Ist zunächst der Zusammenhalt innerhalb beider Familien trotz aller Probleme noch ein positives, taktvolles Miteinander, entwickelt sich die Szenerie zu einem zerstörerischen, machtvollen Strudel, dem beide Familien nicht entkommen – ohne Gnade und Erlösung. Thematisiert werden Depression und Selbstmord durch Arbeitslosigkeit, fehlende Sozialdienste, schlechte gesellschaftliche Zustände nicht nur im Schulsystem, Misshandlung und häusliche Gewalt bei Frauen, Druck auf Frauen durch starre, traditionelle Normen, Mord und Korruption in der Politik. Besonders die weiblichen Charaktere treten als starke, weise Figuren hervor. Beide unterschiedlichen Welten der tragischen Hauptfiguren treffen sich schließlich, Zusammenhänge klar einfühlsam beschreibend. Zahlreiche typisch nigerianische Begriffe wie Wax Prints, Agbalumo, Aso-Oke, Harmattan, Gari etc. lassen die Kultur der Yoruba lebendig werden. Die Botschaft der Kritik am dortigen gesellschaftlichen und politischen System ist klar verständlich, eine ganz andere Welt als unsere westeuropäische.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Tuổi trẻ thiếu tinh thurong. Kindheit ohne Liebe.

All die ungesagten Dinge
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Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie ...

Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie erlebt. Dort wohnen vorwiegend asiatische Flüchtlingsfamilien wie Familie Tran mit den Kindern Ky und Denny, deren Werte und Verhaltensweisen typisch sind für Immigranten aus Vietnam. Vieles wird nicht ausgesprochen, weder Gefühle noch die Wahrheit, wie hier zu Denny Trans Tod. Rund um sein schockierendes Schicksal ergreift seine große Schwester Ky die Initiative, um mehr über den Tathergang zu erfahren. Die Polizei zeigt großes Desinteresse an Problem-Migranten wie sie und ihren Migrantenproblemen, Zeugenbefragungen enden in mageren Stellungnahmen, meist in Lügerei. Deutlich werden dabei der Rassismus und die Ungerechtigkeiten, denen Asiaten in Australien damals ausgesetzt sind. Die tiefe Freundschaft Kys zu Minnie mit ihren bedrohlichen familiären Verhältnissen ohne Liebe überlebt trotz sehr verschiedener Lebenswege. Der schmerzhafte Verlust von Heimat, von Zugehörigkeit, von Selbstvertrauen spiegelt sich im Trauerverhalten von Kys Eltern wider, wohl übertragbar auf alle Flüchtlinge weltweit. Ihre Religion, der Buddhismus, und ihre Trauerrituale nach den Konfuzius-Regeln besonders in Tempeln werden ebenso wie die Mondneujahrsfeierlichkeiten mit den Löwentanzgruppen thematisiert. Insgesamt wird ein authentisches Bild über das Leben asiatischer Einwanderer in Australien gezeichnet.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Über die Frauen, die wir waren, die wir sind – heiter bis tiefsinnig.

Eine halbe Ewigkeit
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Das farbenfrohe Cover gewährt einen weiten Blick durch ein weit geöffnetes Fenster auf die Ostsee, in sommerlich angenehmem Ambiente – sehr ansprechend. Nach dem tristen, deprimierenden Buchanfang am Papiercontainer ...

Das farbenfrohe Cover gewährt einen weiten Blick durch ein weit geöffnetes Fenster auf die Ostsee, in sommerlich angenehmem Ambiente – sehr ansprechend. Nach dem tristen, deprimierenden Buchanfang am Papiercontainer mit einem Tagebuch voller Erinnerungen, geschrieben vor 25 Jahren, blickt die Hauptfigur Cora Hübsch zurück, bereits bekannt aus dem ersten Roman der Autorin: Mondscheintarif. Sowohl ernste Themen wie z. B. Sterbehilfe, das in die Jahre gekommene Eheleben voller Gewohnheiten, die Rückbesinnung auf ehemalige Träume auch hinsichtlich der ersten, großen Liebesbeziehung werden in gebührendem Schreibstil angesprochen als auch heitere, sehr humorvolle Episoden über Frauen um 55 Jahre. Besonders das Wochenende am Meer outet sich als Zerreißprobe. Da sind die immer noch tiefen Schuldgefühle gegenüber der lange verstorbenen Freundin. Dieser alte Schmerz lässt sie das letzte, befreiende Kapitel im Tagebuch schreiben. Neben dieser wichtigen Entscheidung des Loslassens geht es auch um das unerwartete Zusammentreffen mit ihrer ersten, großen Liebe, um körperliche und seelische Veränderungen, um Abschiede und Neuanfang während einer solchen halben Ewigkeit. Auch die weiteren Figuren sind liebevoll, humorvoll, skurril in ihrer Diversität porträtiert. Viele Frauen-Themen des Lebens werden derzeit auch als Show zu diesem Buch angeboten, als lebendiges Bühnenerlebnis mit zwei Frauen, mit ehrlichem Blick zurück und nach vorn.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Die dramatische Verzweiflung von Eltern – ein realistischer Plot?

Stunde um Stunde
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Das Cover in Schwarz und Rot zeigt eine zerbrochene, wohl Blut verschüttende Ampulle neben weiteren aufgereihten, mit roter Flüssigkeit gefüllten Ampullen– eine doch düstere Atmosphäre passend herauf beschwörend. ...

Das Cover in Schwarz und Rot zeigt eine zerbrochene, wohl Blut verschüttende Ampulle neben weiteren aufgereihten, mit roter Flüssigkeit gefüllten Ampullen– eine doch düstere Atmosphäre passend herauf beschwörend. Denn als wichtiger Tatort sticht das Labor 21 im Hertzberg-Davis Institut für Forensische Forschung in Los Angeles heraus, denn in diesem Labor lagern viele Proben, auch sogenannte One-Shots, die für die Aufklärung wichtiger Fälle existenziell sind. Man hat also nur eine einzige Chance für die Auswertung der Probe zur möglichen polizeilichen Aufklärung, danach ist alles verloren. Ein Cold-Case, aufgeklärt in 24 Stunden, bildet den spannenden Rahmen zur Vorstellung von Undercover-Detective Charlie Hoskins und der frischgebackenen Polizistin Lynette Lamb. Das verzweifelte Ehepaar Delaney, Geiselnehmer von 3 Personen, zerstört zunächst alle zwei Stunden eine solche einzigartige Probe, wenn man nicht ihr seit zwei Jahren vermisstes Kind findet. Im Verlaufe dieses Geiseldramas kommt es zu Verletzten und Getöteten, bei denen die Einsatzkräfte vor Ort der Polizeichefin kräftig in den Rücken fallen, während sich der enttarnte Undercover-Agent Charly Hoskins und die noch vor Dienstantritt geschasste Polizistin Lamb auf die Suche nach diesem Kind machen. Stunde um Stunde werden nun unwiederbringliche Beweise anderer ungeklärter Fälle im Labor vernichtet. Die beiden Hauptcharaktere ermitteln unter Zeitdruck aus unterschiedlichen Motiven: Charlys Proben aus 5-jähriger Undercover-Arbeit über eine äußerst kriminelle Rockerbande drohen auch die Vernichtung im Labor 21, Lynette möchte als Polizistin bei der LAPD eingestellt werden. Die zwei Handlungsstränge das Schicksal des vermissten Kindes Tilly und das Geiseldrama betreffend werden durch drei Erzählperspektiven aufgelockert: Sicht der Geiseln und Geiselnehmer, der Polizei rund um die Geiselnahme, während Charles Rückblicken und beider Suche nach Beweismitteln. Besonders die originellen, sympathischen Charaktere rund um Charly wie sein Kumpel Surge oder seine große Schwester begeistern wie auch die kreativen Dialoge im ganzen Krimi. Es entwickeln sich dramatische Ereignisse mit einigen Cliffhangern, auch in etlichen, vielleicht zu vielen Nebenschauplätzen, mit einem ebensolch überraschenden Ende. Für unrealistisch halte ich die Aufklärung eines solchen Cold Cases innerhalb von 24 Stunden. Die Polizeiarbeit mit ihren ungenügenden Ermittlungsmethoden sowie deren Loyalität gegenüber der Vorgesetzten sorgen in ihrer Beschreibung für Nachdenklichkeit.
Insgesamt ist das kreative Setting, die verschiedenen Charaktere, der Plot vielfältig gelungen.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Spiritualismus zur Zeit Königin Viktorias

Die geheime Gesellschaft
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Das Cover zeigt wohl einen oval förmigen Goldrahmen eines Spiegels ins Zentrum, der den Buchtitel perfekt hervorhebt. Eine brennende Kerze und rundum scheinbar schwebende Blüten auf neblig blauem Untergrund ...

Das Cover zeigt wohl einen oval förmigen Goldrahmen eines Spiegels ins Zentrum, der den Buchtitel perfekt hervorhebt. Eine brennende Kerze und rundum scheinbar schwebende Blüten auf neblig blauem Untergrund leiten zum geheimnisvollen Inhalt sinnvoll und kreativ hin. Das späte Viktorianische Zeitalter um 1873 mit seinen teils sehr teuren, renommierten Herrenclubs in London, Séancen und Trauerbräuchen stehen im Mittelpunkt. Weiterer Schauplatz zweier geheimnisvoller Frauen namens Vaudeline D’Allaire und Lenna Wickes, agierend als Spiritualistinnen und Wahrsagerinnen, ist Paris mit viel freieren Sitten zwischenmenschlicher Art. Die spirituelle Bewegung, zentriert um Kommunikation mit den Toten mit theatralischen, betrügerischen Darbietungen, führt hier spannend zur Lösung eines außergewöhnlichen Morddesasters. Dass Frauen als Medium in Sachen Spiritismus speziell bei Mordopfern um Kontaktaufnahme gebeten werden, wird hier praktiziert, sogar von der ausschließlich aus Männern bestehenden Geheimgesellschaft »Séance Society«. Während die Entlarvung dieser kriminellen Gentleman Society und die Aufklärung mehrerer Morde gelingen, ändern sich speziell bei Lenna auch die logischen Ansichten über Wissenschaft und nicht greifbarer Geisterwelt. Auch werden Konventionen hinsichtlich der geschätzten Brautwerbung der Londoner Gesellschaft von ihr aufgegeben, mutig für die damalige Zeit. Begriffe wie Meton-Zyklus, Lampadomantie, Geisterhörner oder Ektoplasma etc. lassen materielle Techniken der Séancen als greifbares Zeichen für das Jenseits bildlich vorstellbar werden. Die fiktiven Beschwörungsformeln aus sieben Phasen einer hier praktizierten Séance sind kreativ zusammengestellt und spannend eingeflochten bei der Mordaufklärung besonders im Londoner Wermutkeller. Alle Charaktere überzeugen, der Schreibstil unterstreicht passend den dramatischen Handlungsverlauf.

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