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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2020

Schwer verdaulich und absolut lesenswert

Mein Ein und Alles
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Die Halbwaise Turtle kennt nur das Leben mit ihrem egomanischen Vater in der Abgeschiedenheit der Wälder. Sie hat keine Freunde und ist in der Schule eine Außenseiterin. Die körperlichen und brutalen Übergriffe ...

Die Halbwaise Turtle kennt nur das Leben mit ihrem egomanischen Vater in der Abgeschiedenheit der Wälder. Sie hat keine Freunde und ist in der Schule eine Außenseiterin. Die körperlichen und brutalen Übergriffe ihres Vaters und gleichzeitig seine abgöttische Liebe halten sie in einem doppelbödigen Abhängigkeitsverhältnis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Das scheue und traumatisierte Mädchen kann zu niemanden Vertrauen fassen und versucht, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Doch sie scheitert ein ums ander Mal an der Macht und Durchtriebenheit ihres Vaters, der jeden ihrer Schritte vorauszuahnen scheint. Als sie am Ende sich auch noch für andere verantwortlich fühlt, wächst sie über sich hinaus.

Die einzigartige Sicht durch Turtles Augen, die auch immer wieder ihre dissoziativen Zustände deutlich macht, ist grandios geschildert. Das so gezeigte Leid des Mädchens ist schwer verdaulich und gleichzeitig wächst die Bewunderung vor ihrem Mut und ihrer Leidensfähigkeit.

Die Sprache des Buches ist Turtles Sprache, ihr Blick auf die Welt und das Leben - sehr bildhaft, naturverbunden und manches Mal ordinär und naiv. Die Erzählung macht ihr Leiden real, gräbt sich in mein Bewusstsein und lässt mich auch nach dem Ende lange nicht los. Jeder Gedankengang ist nachvollziehbar und zeigt brutal und offen Turtles Hilflosigkeit und gleichzeitig die schamhaft wegschauenden Gesellschaft. Es brauch ein bisschen sich einzulesen, dann kann man das Buch nicht mehr weglegen.

Fazit: Bilder, vor denen man die Augen verschließen möchte. Eine Geschichte, die nicht ungelesen bleiben darf. Schwerverdauliche Kost, die noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Entwichlungsgeschichte mit pschycholgischer Tiefe

Zwei Königskinder
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Das Leben der 13jährigen Käthe ist schwierig. Ohne Mutter und mit einem in sich zurückgezogenen Vater fehlen ihr die Orientierungspunkte im Leben. Sie ist eine Außenseiterin, kann in der Schule nicht Fuß ...

Das Leben der 13jährigen Käthe ist schwierig. Ohne Mutter und mit einem in sich zurückgezogenen Vater fehlen ihr die Orientierungspunkte im Leben. Sie ist eine Außenseiterin, kann in der Schule nicht Fuß fassen, sucht Anschluss bei den falschen Menschen. Als sie Gefühle für die sensible Johanna entwickelt, scheint dies ihr neuer Ankerpunkt zu sein. Doch keine kann der anderen die Sicherheit geben, die beide für ihre Entwichlung ins Erwachsenenleben bräuchten. Sie schlingern zwischen Anziehung und Angst, ständig unter der Macht der Erwachsenen leidend, treffen falsche Entscheidungen und wollen doch nur glücklich sein.

Die Geschichte berührt und lässt mich nachdenklich zurück. Ungeschönt und mit sehr viel Einfühlungsvermögen erzählt die Autorin von den fragilen Schritte der 13-Jährigen auf ihrer Suche nach Liebe und Sicherheit. Ich wünsche ihr ein Happyend und werde ungebremst mit der feindlichen Realtiät konfrontiert. Das Leben gehorcht keinem inszenierten Plot.

Fazit: Ein Roman der unter die Haut geht.

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Ich wäre gerne länger in Aeland geblieben

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Selten war ich so schnell in einer Fantasy-Geschichte. Toller Erzählstil. Wundervolle Atmosphäre. Glaubhafte Charaktere und ein mega-spannender Plot. Fantasy, Polithriller, queere Romanze und Krimi in ...

Selten war ich so schnell in einer Fantasy-Geschichte. Toller Erzählstil. Wundervolle Atmosphäre. Glaubhafte Charaktere und ein mega-spannender Plot. Fantasy, Polithriller, queere Romanze und Krimi in einem.

Alle Infos über Gesellschaftsordnung, Historie und Charaktere wurden optimal in die Handlung eingewoben, so dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, ich muss mich hier einarbeiten und Begriffe und Zusammenhänge pauken, um die Geschichte überhaupt verstehen zu können. Die Autorin hat mich an die Hand genommen und sicher durch ihre Welt und die Geschichte geführt.

Fazit: Ein absolutes Lesevergnügen.Einzges Manko: Es war zu kurz.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Feminismus versus traditionellem Indien

Die englische Hebamme
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Kit Smallwood nutzt nach dem Kriegsende die Chance, durch ihren Einsatz beim Aufbau eines Entbindungsheims in Indien ihrer dominaten Mutter zu entkommen. Angekommen in Indien merkt sie rasch, dass ihre ...

Kit Smallwood nutzt nach dem Kriegsende die Chance, durch ihren Einsatz beim Aufbau eines Entbindungsheims in Indien ihrer dominaten Mutter zu entkommen. Angekommen in Indien merkt sie rasch, dass ihre britische Herkunft und ihre Ausbildung als Krankenschwester und „fast“-Hebamme nicht überall auf Willkommen und Anerkennung stößt. Sie stemmt sich gegen alle Widrigkeiten und versucht den medizinischen Fortschritt im traditionsbewussten Indien zu etablieren. Die Liebe zum indische Arzt Anto wird dabei auf eine große Probe gestellt und auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln bleibt ihr nicht erspart.

Eine gute und spannende Erzählung eines Frauenschicksals im historischen Indien kurz nach dem Unabhängigkeitskrieg. Besonders die facettenreich angelegten Charaktere bereichern die Geschichte und fügen eine ganz eigene Spannung hinzu.

Kleiner Wermutstropfen: Dem Beginn der Geschichte im alten England fehlt es an Action und Spannung. Und so war es etwas mühselig, Kit durch die Beschreibungen des grauen Alltages und der anwesenden Personen sowie die Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter zu begleiten.

Das änderte sich schlagartig, als sie in Indien angekommen war. Die Geschichte wird bunter, lebhafter, hat viel mehr Atmosphäre. Kits Kampf mit den täglichen familiären wie beruflichen Herausforderungen werden intensiv und nachvollziehbar erzählt. Das Scheitern und Wachsen der Charaktäre betrifft hier nich nur die Hauptprotagonisten, sondern jeder Charakter hat seine ganz eigene Entwicklung. Das hat mich besonders fasziniert.

Fazit: Kits feministischer Kampf in einem noch sehr traditionellem Indien, das die Umbrüche durch den Unabhängigkeitskrieg noch nicht verwunden hat, gehört zu den guten historischen Frauenromanen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Ein innerer Kampf

Krummes Holz
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Ein Buch voller Schweiß, Schmutz und Qual. In brütender Hitze ist die Rückkehr von Georg (Jirka) auf den elterlichen Hof eine einzige Überwindung von Angst, Scham und Ekel.

Ich habe mit dem Buch von Anfang ...

Ein Buch voller Schweiß, Schmutz und Qual. In brütender Hitze ist die Rückkehr von Georg (Jirka) auf den elterlichen Hof eine einzige Überwindung von Angst, Scham und Ekel.

Ich habe mit dem Buch von Anfang bis Ende gekämpft, vermutlich genauso lange wie die Erinnerungen und Eingeständnisse gebraucht haben, um sich an die Oberfläche von Jirkas Bewusstsein zu kämpfen. Ich schlingerte zwischen Jetzt und Erinnerung, zwischen ausgesprochenen Andeutungen und missverständlichen Gedanken.

Es war als müsse die Geschichte unter der Hitze schwären, bis alle wulstigen Narben aufbrachen und sich der Inhalt alter eitriger Wunden ergoss.

Ich kann nicht sagen, dass es mir gefallen hat, dafür war mein Widerwille gegen einige Inhalte zu groß und die Art des Transports zu diffus. Bis auf die Sprache, diese ist wirklich großartig ist.

Fazit: Eine Geschichte, die mir nicht lag und auch niemals gefallen kann, die aber die Anstrengung wert war.

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