Platzhalter für Profilbild

giselaslesehimmel

Lesejury Star
offline

giselaslesehimmel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit giselaslesehimmel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Weil ich an uns glauben wollte

Weil ich an uns glauben wollte
0

Meine Meinung

Droge Nummer 1 spielt in diesem Drama die Hauptrolle. ALKOHOL!
Er ist raffiniert und unberechenbar. Er tarnt sich in Gesellschaft als Stimmungsmacher. In Krisenzeiten als Seelentröster. ...

Meine Meinung

Droge Nummer 1 spielt in diesem Drama die Hauptrolle. ALKOHOL!
Er ist raffiniert und unberechenbar. Er tarnt sich in Gesellschaft als Stimmungsmacher. In Krisenzeiten als Seelentröster. Und in aggressiven Phasen als brutale Bestie!

Hannah Beckerman hat dieses Thema total identisch rübergebracht. Ich kannte eine Frau deren Mann Alkoholiker war. Oftmals sah ich diese Frau in Bex Verhalten wieder.
Die Geschichte um Bex und David fängt eigentlich sehr harmonisch an. Sie heiraten und bekommen einen Sohn. Bex illustriert Kinderbücher. Ihr Traum ist es, auch einmal die Texte selber zu schreiben. David hat einen gut bezahlten Job und muss oft auch an den Wochenenden arbeiten. Beide genießen gerne zusammen ein Glas Wein. Beide besuchen gerne mal eine Party. Da trinkt David dann gerne mal einen über den Durst. David der Partylöwe. David der sympathische Stimmungsmacher.
Da ist es doch wirklich nicht schlimm, wenn David am nächsten Tag mal seinen Rausch ausschläft.

Eine ganze Zeit lang verfolgt man das harmonische Eheleben der beiden. Doch bald schon findet man heraus, dass wir das Leben aus der Sicht von Bex kennen lernen. Das hat so gar nichts gemein mit der Realität. Nach einer Party zu Davids 40. Geburtstag muss sich Bex langsam aber sicher der Realität stellen.

Der Schreibstil der Autorin ist magisch. Man lebt das Leben der beiden. Man kennt sie. Bald schon durchschaut man die Lügen, die sich Bex selber erzählt. Sie verschließt die Augen vor dem Alkoholproblem ihres Mannes. Erst als David seinen Sohn bei einer Theateraufführung total blamiert, fängt Bex an sich dem Problem zu stellen.

Bex wird oft von stechenden Kopfschmerzen geplagt und hat unschöne Visionen, für die sie keine Erklärungen hat. Ihren Vater hat sie als kleines Kind bei einem Autounfall verloren. Sie kann sich an ihn kaum noch erinnern. Sie spürt, dass ihre Mutter Geheimnisse hat. Sie will wissen, was es mit den Bildern aus ihrer Kindheit auf sich hat, die bei Kopfschmerzen erscheinen.

Abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht von Bex und ihrer Mutter erzählt.
Man erfährt auch viel von Davids Problemen.
Ich fand es total traurig, was der Alkohol aus diesem Mann gemacht hat.

Mein Fazit

Mir ging dieses Drama durch und durch. Um einem Alkoholiker zu helfen gibt es nur einen Weg. Der hat mich traurig gestimmt. Der familiäre Hintergrund von Bex und David ist problematisch.
Kinder werden belogen, um ihnen keinen Schaden zuzufügen. Jedoch habe genau diese Lügen DAS getan.

Ob mir das Ende gefallen hat? Ja und nein. Irgendwie geht es immer weiter.

Das ist nun das zweite Buch welches ich von der Autorin gelesen habe. Auch dieses Mal war ich von dem detaillierten und einfühlsamen Schreibstil gefesselt. Man kann mit den Protagonisten mitfühlen.

Danke Hannah Beckerman.

Veröffentlicht am 22.03.2024

Yellowface

Yellowface
0

Meine Meinung:

Dieses Buch wurde ja von Anfang an sehr gehypt. Gefühlte 1000 mal ist es mir alleine schon auf Instagram begegnet. Bei mir war es der Klappentext, der mich zum Kauf überreden konnte. Eine ...

Meine Meinung:

Dieses Buch wurde ja von Anfang an sehr gehypt. Gefühlte 1000 mal ist es mir alleine schon auf Instagram begegnet. Bei mir war es der Klappentext, der mich zum Kauf überreden konnte. Eine berühmte Autorin stirbt. Ihr Autorenfreundin schnappt sich daraufhin ihr Manuskript, bearbeitet es und veröffentlicht es als ihr eigenes Buch. Kann das gutgehen, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Sonst wäre doch das Buch, lange vom Erscheinungsdatum, nicht so ein Bestseller geworden. Ist denn der Hype gerechtfertigt, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Es handelt sich hier um ein gutes Buch. Jedoch bei weitem nicht besser als manch anderes Buch, das ich gelesen habe. Bis auf das Ende gefiel es mir gut. Ich wollte einen größeren Knall!

Bei der Diebin handelt es sich um die erfolglose Autorin June Hayward. Geklaut hat sie das Manuskript von der qualvoll verstorbenen Athena Liu. Die erfolgreiche Halbchinesin wollte mit June einen schönen Abend verbringen.
Ich konnte die Kaltblütigkeit von June manchmal nicht mehr ertragen. Im Affekt stehlen! Soso. Athena und June galten in der Öffentlichkeit als beste Freundinnen. Was ich jedoch gelesen habe, erzählt etwas Anderes.
Die weiße Frau June wird jedoch schon bald von der Öffentlichkeit zerissen. Dies in einer Sprache, die Instagram und Co leider oftmals gerecht wird. Besonders auf Twitter bricht ein Shitstorm gegen sie aus, der jeden Menschen mit einem Hauch Gewissen zu einem verheulten Geständnis bringen würde. June nicht. Die verlogene Möchtegernautorin bringt zwar aus eigenem Antrieb keine passable Geschichte zustande, aber windet sich wie ein Aal aus den Beschuldigungen. Der Verlag spielt mit. Das ganze Theater sorgt für gigantische Verkaufszahlen.

Angeblicher Rassismus wird dem Buch der Verstorbenen Athena Liu Juniper Song ( Künstlername) vorgeworfen. Als kleines Zuckerle wird am Fließband gegendert: Autor*in.

Nach anfänglicher Beliebtheit bekommt June viel Zeit zum Nachdenken. Einladungen zu Lesungen usw bleiben aus. Ihre Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Sie weint viel. Hat Angst; aber nicht so viel, dass es für ein Geständnis reichen würde. Mensch Mädel. Das kann doch nicht gut gehen, hab ich mir gesagt.

Fazit:

Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen. Viel über die Literaturszene erfahren. Einen Blick in die Verlagswelt werfen dürfen. Mobbing im Internet miterlebt. Das meiste davon wusste ich schon. Hab ich mir doch selbst schon mal beim großen A ein Plagiat heruntergeladen, welches dann, nebst Autorin, auf einmal im Nirwana verschwunden ist. Ist so was richtig, habe ich mich gefragt. Nein, hab ich mir gesagt.

Eine Empfehlung von mir für Yellowface. Das Buch konnte mich von Anfang an mitnehmen. Okay, manchmal wurde ich richtig sauer. Aber bringt ja nichts, hab ich mir gesagt.

Danke Rebecca F. Kuang

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2024

Spannend und tragisch

Marschlande
0

Meine Meinung:

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1580, in der Abelke Bleken alleine einen Hof in den Marschlanden führt.

Einmal in der Gegenwart, in der Britta Stoever um ein selbstbestimmtes ...

Meine Meinung:

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1580, in der Abelke Bleken alleine einen Hof in den Marschlanden führt.

Einmal in der Gegenwart, in der Britta Stoever um ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Obwohl durch Jahrhunderte voneinander getrennt, verspürt Britta eine starke Verbundenheit zu Abelke. Die Geografin recherchiert über Abelkes Leben und wird immer tiefer in deren Sog gezogen.

Mir hat besonders der Part in der Vergangenheit gefallen. Im Nachwort erklärt die Autorin, wie wenig ernsthafe Beachtung der Hexenverbrennung lange Zeit entgegengebracht wurde. Mir gingen daraufhin Hexenfeste durch den Kopf, die regelmäßig gefeiert werden. Kostümiert als Hexen, tanzen Frauen um ein Lagerfeuer. Die Besucher gönnen sich Bratwürste, Bier und andere Leckereien. Jetzt, wo ich dieses Buch gelesen habe, empfinde ich derlei Feste als reinen Spott.

Frauen wie Abelke wurden aufgrund von Lügen bei lebendigen Leib verbrannt. Abelke hatte alles getan, um nach einem Dammbruch ihr Land zu retten. Jedoch wurde ihr Hilfe, die ihr zugestanden hätte, nicht zuteil. Albeke ging mir sehr nahe. Ihr Scheitern mitzuerleben hat mich sehr bedrückt.

Die Gegenwart konnte mich nicht komplett überzeugen. Brittas Ehe scheitert und sie muss ihr Leben neu sortieren. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Brittas Ehemann blieb mir zu blass. Von ihrem Sohn Ben habe ich auch kein klares Bild vor Augen. Der Tochter Mascha wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das junge Mädchen mit ihren Problemen, hatte ich genau vor Augen. Bei Britta selbst bin ich mir nicht sich ganz sicher, ob ich ich sie mag. Bei Albeke spürte ich viel mehr Emotionen.

Eins haben beide Erzählstränge gemeinsam. Zwei Frauen müssen unter der Dominanz von Männern leiden. Sich behaupten um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von Albeke weiß man ja, dass es ihr nicht gelungen ist. Das Ende in der Gegenwart lässt genügend Raum für eigene Gedankengänge. Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte das Gefühl durch Marschland zu spazieren. Weiß nun, was es mit dem Spruch es regnet Frösche auf sich hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sich Britta für die raue und stellenweise karge Landschaft erwärmen. Vor allem die Nachforschungen um Albeke bieten ihrem Leben eine willkommene Abwechslung.

Fazit:
Eine spannende Geschichte um Hexenverbrennung und die Natur in Marschlande. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Einzig der Part in der Gegenwart gefiel mir nicht komplett. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Trotz dem einen Kritikpunkt habe ich diese spannende und traurige Geschichte sehr gerne gelesen.

Von mir eine Empfehlung. Danke Jarka Kubsova

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2023

Gelungener Auftakt der schwedischen Krimireihe.

Schwarzvogel
0

Meine Meinung:

Gelungener Auftakt der schwedischen Krimireihe.

Eine junge Frau hetzt panisch aus dem Wald auf einen zugefrorenen See. Innerhalb von Sekunden bricht das Eis. Für die Frau gibt es keine ...

Meine Meinung:

Gelungener Auftakt der schwedischen Krimireihe.

Eine junge Frau hetzt panisch aus dem Wald auf einen zugefrorenen See. Innerhalb von Sekunden bricht das Eis. Für die Frau gibt es keine Rettung mehr ...

Mit Fredrika Storm hat die Autorin eine Ermittlerin geschaffen, die oftmals ziemlich unsicher daher kommt. Sie ist wieder in ihren Heimatort Harlösa zurück gekehrt; sich jedoch nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Ihre Familie scheint sehr viele Geheimnisse aus der Vergangenheit zu haben, die eventuell mit dem Fall zu tun haben. Henry Calmet ist Fredrikas Kollege. Bei ihm wusste ich eine Zeit lang nicht, wie ich in einordnen soll. Arroganter Schnösel oder netter Kerl?

Der Thriller ist über weite Strecken spannend. Das ist jedoch nicht nur dem Tod der jungen Frau geschuldet. Vielmehr wirft die Familie von Fredrika viele Rätsel auf. Es gab sehr viele Verdachtsmomente, die ich jedoch genauso schnell wieder verworfen habe. Stellenweise kommt die Geschichte etwas gemächlich daher. Diese stille Phase dauert aber nicht lange an. Der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf. Durch den bildlichen Schreibstil hatte ich die schwedische Landschaft vor Augen. Mich durch dichten Nebel bewegt. Die Kälte im Januar gespürt. Vor allem die unsichtbare Bedrohung hat mir eine Gänsehaut beschert.

Etwas klischeehaft muten Fredrika und Henry an. Von Ermittlern, die ein privates Päckchen zu tragen haben, liest man gefühlt in fast jedem Krimi oder Thriller.

Fazit:

Schwarzvogel besticht mit dem mysteriösen Tod einer jungen Frau und einer geheimnisvollen Familiengeschichte. Ich wusste stellenweise nicht mehr wem man noch trauen kann. Das Ende hatte ich so in etwa erahnt, dennoch hielt es einige Überraschungen bereit. Insgesamt kann ich diesen schwedischen Krimi empfehlen.

Danke Frida Skybäck. Ich gratuliere zum Debüt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2023

Bis zum Ende da sein, ohne zu werten

Zwischen Mauern
0

Meine Meinung:

Bis zum Ende da sein, ohne zu werten

Dieses Büchlein erzählt in einer simplen Sprache, wie es sich anfühlt, das erste Mal einen Menschen sterben zu sehen. So manch einer erwartet etwas ...

Meine Meinung:

Bis zum Ende da sein, ohne zu werten

Dieses Büchlein erzählt in einer simplen Sprache, wie es sich anfühlt, das erste Mal einen Menschen sterben zu sehen. So manch einer erwartet etwas ganz Anderes. Sterben gehört zum Leben. Und im normalen Leben läuft auch nicht alles so, wie wir es uns erwarten und wünschen. Meta ist eine junge Bankangestellte, die sich eine Auszeit nimmt. Sie möchte etwas Sinnvolles machen. Ihr Ehrenamt in einem Altenheim entwickelt sich Anfangs sehr positiv. Sie hält Nachtwache und kommt mit Herrn T. gut zurecht. Als ihr jedoch Pfleger Moses Dinge über Herrn T. verrät , ist sie sich nicht mehr sicher. Soll sie so einem Menschen die Hand halten? Ist er es wert ihm ein Stück vom Zeitkuchen abzuschneiden?

Die Geschichte kommt ruhig daher und enthält eine wichtige Botschaft. Man muss nicht großartig was machen, um einem sterbenden Menschen eine Stütze zu sein. Einfach nur da sein und aushalten können. Ferner behandelt sie wichtige Themen. Nicht genügend Pflegekräfte. Die Schließung des Heimes.

Brennpunkt in der Geschichte ist jedoch die Frage ob man jedem Menschen auf seinem letzten Weg Zuwendung zukommen lassen sollte, egal was er verbrochen hat. Die Frage wurde, für meinen Geschmack, hervorragend von Moses und Doktor Pomp beantwortet.

Die Hoffnungslosigkeit wird hier sehr gut transportiert. Vier engagierte Menschen, die ihren Job/Ehrenamt gerne ausführen. Moses, der Pfleger der immer Nachts arbeitet. Viel zu viel muss er alleine schaffen. Dennoch versucht er jedem Bewohner so viel Zuwendung wie möglich zukommen zu lassen. Pomp der Arzt, den man Tag und Nacht erreichen kann. Angelika, die Pflegerin die immer am Tag arbeitet. Sie erledigt meistens nach Feierabend noch ein paar Kleinigkeiten, um Moses die Nachtschicht zu erleichtern. Meta, die zum ersten Mal einen Menschen begleitet und sterben sieht. Die von Uringeruch Brechreiz bekommt.

Richtig deprimierend empfand ich die Baustelle vor den Fenstern, die sich größtenteils nicht mehr öffnen ließen. Da, wo einst ein Garten war. Gefüllt mit Bewohnern die noch laufen konnten. Die Schließung des runtergekommenen Heimes steht bevor. Ich hatte stets das Gefühl, das wurde von diesen vier Menschen sehr bedauert.

Fazit:

Aktuelle Themen werden hier nüchtern erzählt. Dennoch konnte ich bei jeder einzelnen Person Empathie spüren. Verzweiflung nicht zu genügen. Metas Unsicherheit bei der Begleitung von Herr T., mit dem sie nur nonverbal kommunizieren kann. Sechs Nächte, in denen sie versucht alles richtig zu machen.

Ein dringlicher Roman, der auf die Misstände in Pflegeheimen hinweist. Zeigt, wie die wenigen Pflegekräfte die es gibt, jeden Tag am Limit arbeiten. Wie wertvoll die ehrenamtliche Begleitung in Pflegeeinrichtungen ist. Das alles ist nicht neu, dennoch brandaktuell. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich noch nie richtig mit der Thematik befasst hat und mehr darüber wissen möchte.

Danke David Fuchs

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere