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Veröffentlicht am 22.03.2022

Viel Potential verschenkt

Das verschlossene Zimmer
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Krakau 1939 - während ihre Mitmenschen bereits in Furcht vor den Anzeichen des bevorstehenden Krieges leben, kreisen die Gedanken der siebzehnjährigen Marie um ihre Mutter, die die Familie vor vielen Jahren ...

Krakau 1939 - während ihre Mitmenschen bereits in Furcht vor den Anzeichen des bevorstehenden Krieges leben, kreisen die Gedanken der siebzehnjährigen Marie um ihre Mutter, die die Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Da ihr Vater jedes Gespräch in dieser Richtung ablehnt, beschließt Marie, sich Zutritt zu seinem immer verschlossenen Schlafzimmer zu verschaffen und dort nach Spuren der Frau zu suchen, an die sie sich kaum erinnert. Was sie findet, hilft ihr zunächst nicht weiter, doch Marie ist fest entschlossen, den Aufenthaltsort ihrer Mutter in Erfahrung zu bringen.

"Das verschlossene Zimmer" von Rachel Givney ist eine Geschichte, die sich durchaus spannend lesen lässt, meiner Meinung nach hat die Autorin das Potential aber leider nicht wirklich umfassend ausgeschöpft. Obwohl Maries Suche nach ihrer Mutter den roten Faden darstellt, der sich bis zum Ende durch die Handlung zieht, habe ich das Leseerlebnis als etwas "zerstückelt" empfunden, so als ob die Autorin zu viele Themen in einem einzigen Roman unterbringen wollte. Zum Beispiel wird kurz nach Beginn sehr eindrücklich geschildert, wie Maries Vater einen jungen Patienten mit Hilfe einer selbst entwickelten Medizin rettet, später wird seine medizinische Tätigkeit nur noch oberflächlich gestreift.

Auf mich wirkte das Buch, als ob die Autorin viele Episoden aufgereiht hat wie Perlen auf einer Kette. Jede dieser Szenen vermochte es durchaus, mich zu fesseln und sie führen (teilweise in zwei Zeitebenen) chronologisch in die richtige Richtung - dennoch fühlten sie sich für mich nicht zusammenhängend an, eher wie eine Sammlung von Kurzgeschichten mit immer gleich bleibenden Figuren.

Weder Marie noch ihrem Vater Dominik konnte ich beim Lesen wirklich nahe kommen, in dem kurzen Zeitraum, in dem ich die Protagonisten begleitet habe, wirkte auch ihr Umgang miteinander recht oberflächlich - obwohl doch von einer sehr liebevollen Beziehung geschrieben wurde. Dass Marie trotz ihrer mehrmals erwähnten überdurchschnittlichen Intelligenz stellenweise recht naiv wirkte, würde ich mit ihrer behüteten Jugend und der altersentsprechenden Unerfahrenheit entschuldigen - dass sie sich trotz vieler Warnungen und Beobachtungen überhaupt nicht bewusst ist, in welche Gefahr sie sich mir der Konvertierung zum Judentum bringt, finde ich dennoch unglaubwürdig. Insgesamt habe ich mich zwar nicht schlecht unterhalten gefühlt, aber meine Begeisterung hält sich eher in Grenzen. Trotz vieler guter Ansätze fühlt sich die Geschichte für mich nicht wirklich rund an.

Fazit: Meiner Meinung nach hat das Buch leider nicht gehalten, was der Klappentext und die spannende Leseprobe versprochen haben. Ich habe die Geschichte zwar durchaus als spannend empfunden, aber trotz des durchgängigen roten Fadens wirkte sie auf mich eher wie eine willkürlich Aufreihung verschiedener Episoden.

Veröffentlicht am 24.02.2022

Keine typische Liebesgeschichte, dennoch lesenswert

Jeder Tag für dich
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Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag nach der Arbeit am Bahnhof des Londoner Stadtteils Ealing und hält ein Schild in den Händen, auf das sie "Komm nach Hause Jim" geschrieben hat. Als die Reporterin ...

Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag nach der Arbeit am Bahnhof des Londoner Stadtteils Ealing und hält ein Schild in den Händen, auf das sie "Komm nach Hause Jim" geschrieben hat. Als die Reporterin Alice auf Mary aufmerksam wird, erhofft sie sich eine spannende Geschichte für die Reportage, die ihren Job bei der kleinen Lokalzeitung retten könnte. Und so freundet sie sich mit der einsamen Frau an und beginnt nach Jim und den Ursachen für sein plötzliches Verschwinden zu suchen. Doch ist Mary bereit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen?

"Jeder Tag für dich" von Abbie Greaves ist eine Geschichte, die durchaus romantische Elemente mit bringt, dennoch würde ich das Buch nicht als typischen Liebesroman bezeichnen. Den Sticker auf dem Cover, mit dem der Verlag für "Die unvergesslichste Liebesgeschichte des Jahres" wirbt, habe ich schlichtweg als irreführend empfunden. Sicher stellt Marys Liebe zu Jim den roten Faden dar, der die Figuren durch die Handlung begleitet, doch die Themen Einsamkeit, Depression und Trauer sehe ich als ebenso bedeutend für den Verlauf der Geschichte an.

Mary war eine Protagonistin, die ich zwar sympathisch fand, der ich aber emotional nicht wirklich nahe kommen konnte. So wie sie ihre Mitmenschen auf Distanz hält, bleibt sie auch zum Leser des Buches auf Abstand, ich konnte ihren Kummer zwar verstehen, aber nicht sonderlich intensiv mit fühlen. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, sowohl in Marys Gegenwart als auch während der früheren Jahre, die sie mir Jim verbracht hat. Dadurch setzte sich das Bild der Beziehung für mich erst nach und nach in langsamen Teilstücken zusammen. Auch durch Marys Augen betrachtet schien mir Jim zunächst kein sonderlich liebenswerter Mensch zu sein, in den Jahren ihrer Beziehung fehlte mir seine Sicht der Dinge, um mich ein wenig in ihn hinein versetzen zu können. Erst ziemlich spät im Handlungsverlauf zeigten sich die Probleme, die sein Verhalten für mich verständlich gemacht haben.

Dennoch mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen, die Spannung hielt sich meiner Meinung nach durchweg auf einem hohen Niveau. Einige Abschnitte waren aus der Perspektive der jungen Reporterin Alice dargestellt, von allen Figuren war sie diejenige, der ich emotional am Nächsten gekommen bin. Zu allen anderen Personen konnte ich keinen echten Zugang finden, sie blieben auf eine für mich typisch britische Weise distanziert. Insgesamt hatte ich ein durchaus fesselndes Leseerlebnis, das ich gern weiter empfehle - nur sollte man sich nicht auf eine idyllische Romanze einstellen, ich denke, die Richtung, in der das Buch beworben wird, weckt komplett falsche Erwartungen.

Fazit: Der Roman ist ganz anders, als ich es von der Werbung als "unvergesslichste Liebesgeschichte des Jahres" erwartet hätte - dennoch habe ich das Buch als lesenswert empfunden und spreche gern eine Empfehlung dafür aus.

Veröffentlicht am 18.01.2022

Ein Auf und Ab der Gefühle - für die Figuren und auch für den Leser

Wir zwei ein Leben lang
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Als Dominic Erin zum ersten Mal sieht, weiß er sofort, dass er diese Frau heiraten wird - nur wenige Monate später erwarten sie ein Baby und bekommen zur Hochzeit ein außergewöhnliches Geschenk. Zu dem ...

Als Dominic Erin zum ersten Mal sieht, weiß er sofort, dass er diese Frau heiraten wird - nur wenige Monate später erwarten sie ein Baby und bekommen zur Hochzeit ein außergewöhnliches Geschenk. Zu dem in Leder gebundenen Notizbuch hat Erins Vater eine Karte gelegt, auf der er eine "Gebrauchsanleitung" aufgeschrieben hat. In das Buch sollen sie schreiben, worüber sie im Alltag nicht reden können - völlig unvorstellbar für das junge Paar, dass einmal eine solche Situation eintreten könnte....allerdings nutzen sie das Geschenk tatsächlich irgendwann und tauschen sich schriftlich aus - doch auch hier bleibt manches ungesagt.

"Wir zwei ein Leben lang" von Fionnuala Kearney hat begonnen, wie es der Klappentext versprochen hat, über viele Seiten hinweg habe ich die alltäglichen Szenen einer Ehe verfolgt und kam auch mit den Zeitsprüngen ganz gut zurecht (denn die Handlung fängt viele Jahre nach der Hochzeit an und springt dann durch Dominics Erinnerung zu dem Tag der Trauung zurück). Im Lauf der Geschichte wechseln sowohl die Perspektiven zwischen den Ehepartnern als auch die Zeiten immer wieder, dabei konnte ich Erin emotional nicht so nahe kommen, wie ich es bei Dominic empfunden habe.

Ziemlich lange war ich gespannt darauf, auf welches Geheimnis der Klappentext anspielt, was hat Dominic getan um seine Ehe derartig an den Abgrund zu bringen? Bis die Protagonisten von einem Schicksalsschlag getroffen werden, der mich beim Lesen eiskalt erwischt hat, zum ersten Mal habe ich mir bei einem Buch eine Triggerwarnung gewünscht - sicherlich wäre dadurch Einiges verraten worden, aber es hätte meine Vorstellung von dem Roman sehr verändert und ich wäre im Nachhinein weniger enttäuscht gewesen. Dadurch war meiner Meinung nach die Spannung total verpufft und als Erin Jahre später erfuhr, welches "Vergehen" Dominic in das Buch geschrieben hatte, kam es mir im Vergleich zu dem, was sie schon durchgemacht haben, so nichtig und unbedeutend vor (obwohl es das natürlich nicht ist).

Von dem Zeitpunkt an hat sich die Geschichte für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen und ich habe das Leseerlebnis als zähe und langweilig empfunden. Erst kurz vor dem Ende hat mich die Autorin noch einmal sehr überraschen können, so dass ich das Gefühl bekam, es hat sich für mich gelohnt, bis hierhin durchzuhalten, dennoch kann ich trotz des guten Schreibstils keine Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen.

Fazit: Es ging auf und ab, sowohl im Leben der Protagonisten, als auch mit meiner Begeisterung für diese Geschichte. Leider hat das Buch für mich nicht gehalten, was der Klappentext versprach, zwischendurch hatte ich mit einigen Längen zu kämpfen, so dass mich die Lektüre nicht wirklich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 13.12.2021

Weihnachtsgeschichte, die mich nur bedingt überzeugen konnte

Bonobo Moussaka
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Wie in jedem Jahr ist die alleinerziehende Erzählerin zu Weihnachten bei ihrem Cousin mit dessen scheinbar heiler Familie eingeladen, schließlich sollen ihre Kinder das Fest im trauten Kreis der Verwandten ...

Wie in jedem Jahr ist die alleinerziehende Erzählerin zu Weihnachten bei ihrem Cousin mit dessen scheinbar heiler Familie eingeladen, schließlich sollen ihre Kinder das Fest im trauten Kreis der Verwandten verbringen können. Auch die Familie eines befreundeten Bankers ist mir von der Partie, doch anstatt idyllischen Weihnachtsfriedens wird der Tag von heimlichem Konkurrenzkampf und verbalen Spitzen dominiert. Die Erzählerin beobachtet das Geschehen und denkt sich ihren Teil dazu.....

"Bonobo Moussaka" von Adeline Dieudonné stellt eine Szene dar, die sich so ähnlich tausendfach in der Weihnachtszeit abspielt und in die sich sicherlich jeder Leser hinein versetzen kann. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht so ganz überzeugen, die namenlose Erzählerin ist mir fremd geblieben. Die Schreibweise der Autorin kenne ich schon aus dem Roman "Das wirkliche Leben", auch dort hat sie das Stilmittel der namentlichen Anonymität für ihre Protagonistin verwendet, was für mich gut zur Handlung gepasst hatte. Bei "Bonobo Moussaka" hingegen fand ich ich die erzählende Hauptfigur austauschbar, möglicherweise lag das an ihrer Rolle als Beobachterin des eigentlichen Geschehens. Daher konnte ich auch die wunderbare sprachliche Gestaltung nicht in dem Maß würdigen, wie sie es verdient hätte, das Buch hat mich einfach nicht gepackt.

Obwohl der Roman aus der Sicht der Protagonistin erzählt wird und ich beim Lesen ihre Gedanken und Gefühle direkt übermittelt bekam, habe ich mich emotional weit entfernt von ihr gefühlt. Die gedanklichen Abschweifungen in pubertäre Zeiten (die auch den zunächst seltsam erscheinenden Titel erklären) dienen sicherlich dazu, das Machtgefälle zwischen den anwesenden Personen zu verdeutlichen, für meinen Geschmack waren diese Gedankenreisen etwas zu viel des Guten. Wenn ich bedenke, dass dieser Text als Theaterstück geplant war, sehe ich zwar die spitzfindigen Szenen, die sich zwischen dem Cousin, seinem Freund und den Familien abspielen vor mir, allerdings wird ein großer Teil der Handlung von den Gedankengängen der Erzählerin dominiert, so dass ich mir die Umsetzung auf einer Bühne recht schwierig vorstelle. Insgesamt habe ich mich jetzt nicht wirklich schlecht unterhalten gefühlt, aber es ist auch kein Buch, das ich unbedingt weiterempfehlen muss.

Fazit: Für mich ist "Bonobo Moussaka" eine Geschichte, die man lesen kann, aber nicht muss. Trotz des wunderbaren Schreibstils und der wortgewandten Darstellung konnte mich die Handlung nicht so recht fesseln, auch die Hauptfigur war meiner Meinung nach zu wenig greifbar.

Veröffentlicht am 30.11.2021

Ganz netter Cosy-Krimi, ich hätte mir etwas mehr Spannung gewünscht

Frau Maier macht Dampf
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Frau Maier lässt sich von ihrer Freundin Elfriede überreden, deren gewonnenen Wellnessurlaub anzutreten. Zunächst ist sie wenig begeistert von der Aussicht, ihr Häuschen am See und die Katze zu verlassen, ...

Frau Maier lässt sich von ihrer Freundin Elfriede überreden, deren gewonnenen Wellnessurlaub anzutreten. Zunächst ist sie wenig begeistert von der Aussicht, ihr Häuschen am See und die Katze zu verlassen, doch in dem luxuriösen Hotel fühlt sie sich bald wohl - besonders da es auch eine Aufgabe für ihren kriminalistischen Spürsinn gibt, der ehemalige Hoteldirektor ist spurlos verschwunden und es dauert nicht lange, bis Frau Maier die erste Leiche findet.

"Frau Maier macht Dampf" von Jessica Kremser ist der fünfte Fall für die umtriebige Hobby-Detektivin, für mich war es das erste Buch, das ich aus der Reihe gelesen habe. Vielleicht ist das der Grund, warum mir die Protagonistin fremd geblieben ist, obwohl sie in ihrer gemütlichen Art sicherlich das Potential mitbringt, Sympathien beim Leser zu wecken. Da sie in diesem Buch die erste Urlaubsreise ihres Lebens antritt und die Handlung sich beinahe komplett im und um das Wellnesshotel abspielt, kommt auch die vom Titelbild her erhoffte Katze nur in Frau Maiers sehnsüchtigen Gedanken vor.

Die Geschichte gehört meiner Meinung nach eindeutig ins Genre Cosy Crime, die Spannung hielt sich für mich eher in Grenzen. Wie das Wasser im Wellnesstempel plätschert die Handlung sanft vor sich hin, so dass sich der Roman zwar ganz nett und unterhaltsam lesen lässt, aber nicht zu der Sorte Buch gehört, die ich zwischendurch kaum aus der Hand legen mag. Für Neueinsteiger in die Serie empfehle ich diesen Krimi daher nicht, weil mir hier der Zugang zur Hauptfigur etwas gefehlt hat. Für Leser, die Frau Maier bereits kennen und mögen, ist die Geschichte bestimmt ein angenehmes Wiedersehen mit der eigenwilligen Hobbydetektivin.

Fazit: Langsam und gemütlich entwickelt sich die Handlung, für mich hätte es etwas mehr Spannung sein dürfen und als Neueinsteiger in die Reihe bin ich mit der Hauptfigur nicht so ganz warm geworden.