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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2020

Kitschig und unrealistisch

Die Weisheit des Regenbogens
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Hübsch aufgemacht ist das Büchlein, keine Frage. Deshalb habe ich lange überlegt, wem ich das Buch schenken oder gar empfehlen würde. Vielleicht jungen Mädchen, tierlieb und romantisch veranlagt?

Das ...


Hübsch aufgemacht ist das Büchlein, keine Frage. Deshalb habe ich lange überlegt, wem ich das Buch schenken oder gar empfehlen würde. Vielleicht jungen Mädchen, tierlieb und romantisch veranlagt?

Das junge Mädchen Malin und ihre Hündin Ava sind ein eingeschworenes Team, Sina, die Mutter, hat als Alleinverdienerin wenig Zeit für ihre Tochter. Ein tragischer Unfall verändert von jetzt auf gleich alles. Malin und Ava sind schwer verletzt, Malin ist traumatisiert und lässt niemanden mehr an sich heran. An der Nordsee begegnet Sina dem Hundeflüsterer Bent, der über die Hunde einen Zugang findet zu Malin. Sina fühlt sich sehr zu ihm hingezogen, doch Bent ist gefangen in seiner eigenen tief versteckten Trauer.

Die Inhaltsangabe lässt erahnen, dass wir es mit einer gefühlsschweren Geschichte zu tun haben. Verletzte Menschen finden zueinander und dadurch zu sich selbst oder vielleicht auch andersherum? Sensible Hunde kommunizieren nonverbal und bewirken Wunderbares. Und über allem liegen die Farben des Regenbogens und schlichte „Weisheiten“ des Herzens. Wer das Büchlein einfach nur so auf sich wirken lässt und nichts tiefer hinterfragt, mag berührt sein von der Lektüre. Für mich war die Geschichte nur völlig unrealistisch und süßlich-kitschig.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Wenig Kroatien, wenig Spannung

Mord im Olivenhain
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Machen wir es kurz: Dieser Kriminalroman ist ganz nett, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Der Wunderheiler Damjan wird ermordet aufgefunden, und zwar auf seinem Anwesen, auf dem er mit mehreren sehr ...


Machen wir es kurz: Dieser Kriminalroman ist ganz nett, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Der Wunderheiler Damjan wird ermordet aufgefunden, und zwar auf seinem Anwesen, auf dem er mit mehreren sehr unterschiedlichen Menschen zusammengelebt hatte. Deshalb ist die Liste der Verdächtigen sehr lang. Neben den Mitbewohnern gibt es auch Patienten, denen Damjan nicht helfen konnte. Die Kommissarin Sandra Horvat gerät bei ihren Ermittlungen sehr unter Druck…

Das Buch ist solide geschrieben, und es ist leider langweilig. Im Grunde werden die Seiten gefüllt mit endlosen Befragungen der vielen Verdächtigen und mit Frotzeleien des Kollegenteams untereinander. Dem Leser ist es nicht möglich mitzurätseln, weil die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander und zu Damjan irgendwie unklar bleiben. Glücklicherweise gibt es am Buchanfang ein Personenverzeichnis. Ich hätte mich sonst sehr schwer getan, die Akteure mit den für mich ungewohnten kroatischen Namen auseinanderzuhalten. Weitere kroatische Begriffe werden durch Fußnoten erklärt. Doch ansonsten fehlt mir im Buch das erhoffte Lokalkolorit. Es gibt nur wenige Schilderungen von Land und Leuten, und diese wenigen waren auch nicht besonders bildhaft oder stimmungsvoll.

Das Buch hat im Gesamten auf mich gewirkt wie ein Theaterstück, in dem viele Personen nacheinander auftreten, mit den Ermittlern sprechen und wieder abtreten. Ganz zum Schluss gibt es die Szene, in der sich der Mörder zu erkennen gibt. Stück zu Ende. Vorhang zu. Von mir leider nur kurzer Applaus.

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Veröffentlicht am 15.03.2019

Ein recht schlichtes Lesevergnügen

Eiskalt weggewischt: Theres´ und Frau Schäufeles erster Fall
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Meine Leseerwartungen an ein Buch, dessen Untertitel „Ein Putzfrauen-Krimi“ lautet, waren auf heitere Spannung ausgerichtet. Denn die Verlagsankündigung klingt verlockend: „Da prallen Welten aufeinander: ...


Meine Leseerwartungen an ein Buch, dessen Untertitel „Ein Putzfrauen-Krimi“ lautet, waren auf heitere Spannung ausgerichtet. Denn die Verlagsankündigung klingt verlockend: „Da prallen Welten aufeinander: Theres Fugger, Reinigungskraft in der Polizeidirektion Heidelberg, genoss bislang ein sehr entspanntes Dasein. Doch dann wird ihr eine neue Kollegin zur Seite gestellt – Frau Schäufele, eine Schwäbin mit manischem Putzzwang und mehr als pingelig! Da gerät plötzlich deren Tochter unter Mordverdacht. Sie soll in den dunklen Gängen des Heidelberger Schlosses ihren Kunstprofessor getötet haben. Nun müssen sich die beiden unterschiedlichen Putzkräfte zusammenraufen und beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln. Beherzt begeben sie sich in Gefahr, um den Ruf von Frau Schäufeles Tochter reinzuwaschen …“
Doch meine Erwartungen wurden leider, leider schnell enttäuscht. Theres und Frau Schäufele sind Figuren wie aus dem Kölner Karneval. Gleich steigen sie in die Bütt und schwingen Feudel und dumme Sprüche, denkt man. Und doch wollen sie eigentlich als Protagonisten in einem Krimi ernst genommen werden. Und genau in dieser gletscherspaltentiefen Diskrepanz liegt meines Erachtens das Problem dieses Büchleins. Durch die teilweise geradezu grotesken Überzeichnungen, durch die Bedienung aller nur denkbaren Klischees und Oberflächlichkeiten sackt die Geschichte so tief, dass die leidlich spannende Krimi-Handlung gar nicht zum Zuge kommt. Beim Lesen schweiften meine Gedanken immer wieder ab: Warum so viele beim Lesen auf die Nerven gehende schwäbische Original-Laute aus dem Mund von Frau Schäufele, ihrer Tochter und dem Beinahe-Schwiegersohn und warum redet stattdessen eine kurpfälzische Putzfrau astreines Hochdeutsch? Was soll uns das sagen? Warum haben alle Protagonisten, egal ob mit oder ohne Putzlappen, allesamt so ganz und gar nichts Sympathisches an sich (außer die beiden Hunde Bonny und Clyde, die einzig „Echten“ in diesem Buch)? Und wo bleibt der vom Verlag versprochene Humor? Wer hat beim Korrigieren der sprachlichen Unsauberkeiten versagt? Das ging mir durch den Kopf, während ich mich beim Lesen langweilte. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte glücklicherweise etwas Fahrt auf, alles löst sich letztlich in Wohlgefallen auf. Spätestens jetzt ist dem Leser klar: Dies war der Auftakt zu einer Krimi-Reihe. Oweh! Wer leichte Kost mag und wen Klischee-Ansammlungen und schwäbischer Dialekt erheitern, dem mag das Buch gefallen. Mir leider gar nicht.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Klischee, Klischee und nochmal Klischee

Mein Mann, der Rentner, und dieses Internet
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Vorweg: Das Cover hatte mich verlockt, der Titel auch. Beides weckte meine Erwartungen auf ein Buch, das mich zum Lachen bringt. Gelächelt habe ich auch dann und wann…
Das Ehepaar Schmidt soll so ein ...


Vorweg: Das Cover hatte mich verlockt, der Titel auch. Beides weckte meine Erwartungen auf ein Buch, das mich zum Lachen bringt. Gelächelt habe ich auch dann und wann…
Das Ehepaar Schmidt soll so ein typisches Rentner-Ehepaar sein. Rosa hat mit Altenheim-Besuchen, Freundinnen -Treffen und Shoppen genug zu tun (Klischee), während Günther auf dem Sofa sitzt oder auch mal Belege sortiert (Klischee). Tochter Julia schenkt schließlich den beiden einen „flachen Computer“, den Rosa ganz deutsch „das Tablett“ nennt (Klischee). Günther fängt Feuer und mehr und mehr bestimmt Google das Leben der beiden Rentner (Klischee).
Tja, und so reiht sich Klischee an Klischee. Rentner sind halt gelangweilte Wesen, die kein Englisch können und völlig naiv in die Fallen von Facebook tappen. Es ist alles ganz nett erzählt. Teilweise kann man schmunzeln, zum Beispiel wenn der Fitness-Tracker ausfällt und das Ehepaar Schmidt deshalb „umsonst gelaufen ist“… Aber lachen? Nein, dazu ist der Schreibstil viel zu wenig pointiert. Es werden vorhersehbare Probleme breit ausgewalzt, zu breit, zu vorhersehbar, irgendwann im Verlauf des Buches ermüdend.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Weiterhin bleibe ich ohne Verständnis für ostdeutsches Befinden

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Dass der Autor erst 23 Jahre alt ist, hat mich überaus erstaunt. Zum einen wegen des Schreibstils, der eine eindringliche Wirkung hat, teilweise geradezu poetisch zu nennen ist. Aber auch wegen einer ...


Dass der Autor erst 23 Jahre alt ist, hat mich überaus erstaunt. Zum einen wegen des Schreibstils, der eine eindringliche Wirkung hat, teilweise geradezu poetisch zu nennen ist. Aber auch wegen einer über allem liegenden Hoffnungslosigkeit im Buch, die man von einem jungen Menschen wie dem Autor nicht erwarten würde.

Wir befinden uns in Sachsen wenige Jahre nach der Wende. Tobias und Philipp sind Brüder, ihre Eltern starten mit einem Hausbau in ein neues Leben. Doch die DDR-Vergangenheit lässt sich nicht leugnen. Sie scheint über das Land einen permanenten Schatten der Perspektivlosigkeit geworfen zu haben, der die Menschen in eine uneingestandene Angst treibt, was nicht zuletzt am Thema Flüchtlinge in Wut umschlägt.

Ich konnte mit dem Buch wenig anfangen, auch wenn es gut zu lesen war. In seiner Tristesse war es mir als immer schon im Westen lebend keine Hilfe, auch nur einen Funken Verständnis zu entwickeln für die geschilderten Probleme der Menschen im Osten. Im Gegenteil. Das Buch machte mich zornig. Diese immanent passive Erwartungshaltung, „es“ möge besser werden, irgendwie, irgendwann, irgendwer soll es richten, das bessere Leben, das macht mich zornig. Das Leben selbst in die Hand zu nehmen statt nur Bier zu trinken und herumzuhängen, scheint wohl keine Option zu sein. Und die Schuld sucht man bei anderen, natürlich. Auch das macht mich zornig. Der Autor schildert eine Welt, die lethargisch und stoisch auf dem Elend des Alltags beharrt. Die chronische Grausicht, dieser nicht wegwischbare Grauschleier, der über allem liegt, und diese so unreif wirkende Schuldsuche bei anderen, zum Beispiel beim Thema Flüchtlinge, wurde mir vom Autor nicht wirklich nachvollziehbar erklärt. Ich weiß nicht, wofür dieses Buch gut sein soll. Höchstens vielleicht als Chronik des Scheiterns, wenn Menschen nicht gelernt haben, selbstverantwortlich zu handeln, sich Ziele zu setzen, Idealen nachzustreben. Verständnis für ostdeutsches Befinden hat mir das Buch jedenfalls nicht gebracht, eher noch mehr Kopfschütteln…