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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2021

Manchmal passen Buch und Leser einfach nicht zusammen

Die dritte Frau
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Eigentlich klingt der Text auf der Rückseite des Buches sehr interessant: „Ein junger Romanautor versucht vergeblich, ein geheimnisvolles Gemälde des Louvre zu entschlüsseln. … Jahre später wünscht eine ...


Eigentlich klingt der Text auf der Rückseite des Buches sehr interessant: „Ein junger Romanautor versucht vergeblich, ein geheimnisvolles Gemälde des Louvre zu entschlüsseln. … Jahre später wünscht eine Nachfahrin einer der porträtierten Frauen mit ihm in Kontakt zu treten. Offenbar hat sie Antworten…“ Die kurze Leseprobe, die ich vorweg gelesen hatte, hatte mich neugierig gemacht. Aber mit dem gesamten Buch habe ich mich schwer getan, besser gesagt, ich fand darin nichts, was ich mochte.

Vielleicht lag es daran, weil ich das Vorgänger-Buch nicht gelesen habe und insofern manche Verknüpfungen für mich nicht verständlich waren. Vielleicht weil die Gesamtmischung des Sujets für mich verwirrend war. Verschiedene Zeitebenen, historische „Ausflüge“ in die Renaissance und eine Art Liebesroman – das war mir schlichtweg zu viel von allem und in der Summe nichts. Die Protagonisten bleiben allesamt ungreifbar und flach. Meine lesehungrigen Augen fanden in diesem Buch einfach keinen Ort, an dem ich gerne bleiben wollte, so als eine Art roter Faden, anhand dessen ich mich durch die „Handlung“ hindurch lesen hätte können, ohne die Lust am Buch zu verlieren. Langweilig wurde mir beim Lesen in zunehmendem Maße, und so legte ich das Buch immer wieder weg. Mag auch sein, dass ich das Buch und seine Intention einfach nicht verstanden habe trotz meines Bemühens. Manchmal passen Buch und Leser einfach nicht zusammen.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Ein Buch mit zu viel "Gschisti-Gschasti"

Die Djurkovic und ihr Metzger
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Humor ist so eine Sache. Vor allen Dingen eine ernste Sache, falls man darüber nachdenken möchte. Auf jeden Fall ist nicht jede Art von Humor für jeden Menschen in gleicher Weise geeignet, was das vorliegende ...


Humor ist so eine Sache. Vor allen Dingen eine ernste Sache, falls man darüber nachdenken möchte. Auf jeden Fall ist nicht jede Art von Humor für jeden Menschen in gleicher Weise geeignet, was das vorliegende Buch unmissverständlich beweist. Der Autor ist ein „Kult-Autor“, heißt es. Demnach gibt es viele Menschen, die seinen Humor mögen. Tja, ich gehöre leider nicht dazu.

Den Inhalt kann man kurz fassen: Die große Hochzeit des Metzger mit Danjela steht an, doch kurz vor dem Ja-Wort verschwindet diese mit einem bedrohlich aussehenden Kerl aus der Kirche. Der Metzger rappelt sich aus der Depression hoch, forscht nach und stolpert mitten hinein in einen Familienclan, dessen Machenschaften nicht sehr sympathisch sind.

Mit viel gutem Willen, zudem mit dem österreichischen Sprachductus einigermaßen vertraut begann ich das Buch zu lesen. Und fand die Anfangsszene „Vorhang auf – Vorhang zu“ noch einigermaßen vergnüglich. Aber je weiter ich las, desto verwirrter und genervter wurde ich. Walkie-Talkie-Unterhaltungen , Funkprotokolle und Anjezas Erinnerungen funken sich zwischen die eigentliche Handlung. Unvollständige Sätze und die Fülle an Ausrufezeichen machen das Lesen auch nicht leichter. Und den viel gerühmten schrägen Humor des Autors teile ich leider auch nicht. Mühsam schleppte ich mich durch die Seiten. Einzig die Vorstellung, dass ich nicht lese, sondern das Buch von einem Könner laut im Lokalkolorit vorgelesen bekomme, brachte mich einigermaßen verletzungsfrei durch die Geschichte. Aber Spaß hatte ich keinen mit diesem Buch, im Gegenteil.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Guter Schreibstil verliert sich in Unglaubwürdigkeit und Langatmigkeit

Die einzige Zeugin
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Die Zusammenfassung dieses Mal gleich zu Beginn: Bei „Die einzige Zeugin“ handelt es sich um einen gut geschriebenen, aber langatmigen Kriminalroman. Ein Kriminalroman, der während seines Entstehens wohl ...


Die Zusammenfassung dieses Mal gleich zu Beginn: Bei „Die einzige Zeugin“ handelt es sich um einen gut geschriebenen, aber langatmigen Kriminalroman. Ein Kriminalroman, der während seines Entstehens wohl vergessen hat, dass er ein Kriminalroman sein wollte und sich in Sozialkritik, privatem Herzeleid und in rumänischen Gebäudebeschreibungen verlor.

Dabei klingt der angekündigte Plot durchaus vielversprechend. Beckomberga, Stockholm: Auf dem Gelände einer ehemaligen riesigen psychiatrischen Anstalt ist eine exklusive Wohngegend entstanden. Hierhin ist Svante Levander mit seiner neuen jungen Liebe gezogen. Der Schmerz darüber wütet in Eva Levander, der Ex-Frau. Als Svante ermordet wird, fällt der Verdacht sofort auf Eva. Doch die macht sich unerlaubt auf die Suche nach der Bettlerin, die den Mord an Svante gesehen haben muss, eine Suche, die sie nach Rumänien führt.

Dieses rohe Handlungsgerüst ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was im Buch Platz findet. Da werden auf dem Gelände alte Knochenteile gefunden und ein Einbrecher treibt sein Unwesen, was zur Bildung einer Bürgerwehr führt. Auf der Suche nach der Bettlerin erfahren wir sehr viel über das unerträgliche Leben rumänischer Bettler und über das unterirdische Leben in Stockholm, über den früher üblichen Umgang mit geistig Behinderten, über Flüchtlingsfluten, und das Darknet spielt natürlich auch noch eine Rolle samt Bitcoins. Ach ja, da ist ja noch die schwierige Beziehung zwischen Eva und dem Sohn Filip, den Eva in Berlin aufspürt, der sie aber dennoch nach Rumänien chauffiert. Viele unglaubwürdige Details werden zu einer Geschichte zusammengesetzt, die letztlich nur noch zu Langeweile und Kopfschütteln führt.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Einfache Sprache, einfacher Inhalt

Das Buch eines Sommers
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Meine Erwartungen an das Buch waren hoch. Zum einen, weil ich den Diogenes-Verlag sehr, sehr schätze, zum anderen, weil die Werbung für das Buch viel verspricht. Was ich vorfand, war ein Roman, dem es ...


Meine Erwartungen an das Buch waren hoch. Zum einen, weil ich den Diogenes-Verlag sehr, sehr schätze, zum anderen, weil die Werbung für das Buch viel verspricht. Was ich vorfand, war ein Roman, dem es an allem fehlt, was zu einem guten Roman gehört. Und wie ich werde, wie ich bin (Untertitel), hat mir Bas Kast auch nicht verraten.

Die Handlung ist simpel: Nicolas hat die Pharma-Firma seines Vaters übernommen und arbeitet viel, sehr viel, vielleicht zu viel. Und Nicolas hatte als Kind einen Onkel, den „Spinner der Familie“, der Geschichten schrieb, unangepasst war und an Nicolas glaubte. Als der Onkel stirbt und Nicolas seine alte Villa in den Weinbergen erbt, bringt das Nicolas zum Nachdenken bzw. zum Kritzeln in seinem Notizbuch und zu imaginären Gesprächen mit einem imaginären Romanhelden des Onkels. Und ratzfatz findet Nicolas sein kleines Kind süß, nimmt die kastanienbraunen Haare seiner Frau wahr, bringt seinen Mitarbeiter durch Ernennung zum Partner zum Weinen und schon ist alles gut.

Ich kann das Buch nicht ernst nehmen.
Die Summe an Plattitüden, die hier als „philosophisch“ verkauft werden sollen, die Oberflächlichkeit der Gedanken, die pseudopsychologisch „tief“ sein sollen, finde ich erschreckend. Das alles wird in einer uninspirierten, simplen Sprache erzählt, an keiner Stelle wirklich literarisch ausformuliert, dazu versehen mit zahlreichen Wiederholungen und recht kitschigen Schilderungen. Abgedroschene Weisheiten zuhauf. Auf der Suche nach etwas Positivem fand ich nur ganz wenige Passagen bzw. Geschichten in der Geschichte, die mir gefallen haben. Nein, dieses Buch kann ich einfach nicht ernst nehmen.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Seelenlos und uninspiriert

Die Dame in Gold
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Als ich die Ankündigung las, hatte ich unendlich viele Bilder im Kopf: Die eindrücklichen Gemälde von Gustav Klimt, viel Gold, der besondere kreative Schwung des Jugendstils, das intensive kulturelle ...


Als ich die Ankündigung las, hatte ich unendlich viele Bilder im Kopf: Die eindrücklichen Gemälde von Gustav Klimt, viel Gold, der besondere kreative Schwung des Jugendstils, das intensive kulturelle Leben des Wien um die Jahrhundertwende, in dem so geniale und die Zukunft bis in unsere heutige Zeit beeinflussende Intellektuelle und Künstler einander in Salons trafen und diskutierten, wie zum Beispiel Sigmund Freud, Gustav Mahler, Reiner Maria Rilke und viele weitere.

Fin de Siècle, das schillernde Wien um 1903. Im Salon des Ehepaar Bloch treffen sich allerlei interessante Menschen. Auch Gustav Klimt taucht dort auf und betört durch seine Unangepasstheit die Damenwelt. Adele Bloch, die Hausherrin des Salon, ist eine emanzipierte junge Frau, klug, aber voller Trauer um ihr totes Kind. Als sie Gustav Klimt Modell sitzt, entspinnen sich lebendige Diskussionen zwischen den beiden, die in eine hitzige und verbotene Liebe übergehen.

Was alles hätte man aus diesem Thema machen können! Wie intensiv und bilderreich, wie atmosphärisch dicht hätte man das blühende Wien um die Jahrhundertwende schildern können, wie klug und einfühlend hätte man die herausragenden Persönlichkeiten dieser Zeit darstellen können. Und wie unendlich langweilig ist dieses Buch geraten! Es liest sich wie ein eilig hingehauenes Manuskript, ein ungeliebtes Auftragswerk, dem jegliches Herzblut fehlt. Der seelenlos hingehackte Schreibstil spricht für sich. Die Fakten mögen teils gut recherchiert sein, aber der Autorin ist es leider nicht gelungen, einen inneren Film für Zeit und Geschehnisse zu entwickeln und uns in Worte verpackt zu vermitteln.

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