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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein unnötiges Buch

Kochbuch für die Seele
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Der Untertitel „Wie die Psyche unser Essverhalten beeinflusst“ weckt große Erwartungen an das Buch. Man erwartet Informationen über die Zusammenhänge von Psyche und Physis, man erhofft Hinweise, wie man ...

Der Untertitel „Wie die Psyche unser Essverhalten beeinflusst“ weckt große Erwartungen an das Buch. Man erwartet Informationen über die Zusammenhänge von Psyche und Physis, man erhofft Hinweise, wie man sich selbst „auf die Schliche“ kommen kann, um möglicherweise sein Essverhalten zu optimieren.
Um es kurz zu machen: Das Beste am Buch sind seine originellen Kapitel-Überschriften. Der Inhalt jedoch mäandert zwischen gesellschaftspolitischen Allgemeinplätzen, plakativen Behauptungen, oberflächlichen Sichtweisen, persönlichen Vorstellungen und lediglich angerissenen möglichen psychischen Komponenten hin und her. Wahrscheinlich, vielleicht, möglicherweise, es könnte sein… die Autorin behauptet so allerlei, ohne es ernsthaft belegen zu können. Eine sehr fragwürdige „Einteilung“ in bestimmte Essens-Gruppen mit noch fragwürdigeren Ratschlägen beschließt das Buch. Weder werde ich im Anschluss an die Lektüre meinen Körper auf dem Boden liegend mit dem Stift umrunden, noch werde ich ein Plüschtier als „Ver-Körperung“ meines Körpers kaufen, geschweige denn auf Zehenspitzen stehend Zähne putzen und im Restaurant wahllos alles essen, war mir Spaß macht. Auch wird es mir nicht gelingen, „kritische Gedanken einfach wegzuschieben“, schon gar nicht meine kritischen Gedanken zu diesem unnötigen Buch.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Warum bloß ist dieses Buch entstanden?

Lebenserfahrungen einer Frau und Ärztin
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Wenn jemand sich entscheidet, seine persönlichen, privaten Notizen zwischen zwei Buchdeckel zu pressen und sie in die Welt zu entlassen, dann muss es dafür einen Grund geben. Vielleicht einen der Eitelkeit ...

Wenn jemand sich entscheidet, seine persönlichen, privaten Notizen zwischen zwei Buchdeckel zu pressen und sie in die Welt zu entlassen, dann muss es dafür einen Grund geben. Vielleicht einen der Eitelkeit oder einen der Selbstüberschätzung oder einen des Helfenwollens. Wie auch immer: In dem Moment, in dem das eigene Werk die private Schublade verlässt, muss es sich an vielerlei Kriterien messen lassen. Handelt es sich um Literatur? Zu welcher Literaturgattung ist das Werk zu zählen? Ist die Sprache gleichermaßen individuell als auch dem Thema und der Gattung angemessen? Stimmen die primitivsten Grundlagen von Grammatik und Rechtschreibung? Und welche Zielgruppe soll erreicht werden?
Ausgehend vom Buchtitel erwartet man ein vielseitiges Werk, eine autobiographische Erzählung dessen, was gewesen war, wie man geworden ist und welche Erkenntnisse man aus dem bisher gelebten Leben gezogen hat. Vielleicht wäre ein „kleinerer“ Titel, wie z. B. „Gedanken einer …“ diesem kleinen Buch eher gerecht geworden, hätte passendere Erwartungshaltungen hervorgerufen.
Die wenigen Seiten enthalten Quintessenzen, Gedanken, Erfahrungen, Erlebnisse, in bunter Folge und in leider sehr uneinheitlichem, mitunter nicht nachvollziehbarem Sprachstil. Teils sind es bewegende Einblicke, teils nüchtern-sachliche, den Leser distanzierende Sätze, teils durchaus literarisch zu nennende kurze Momentaufnahmen. Alles wirr gemischt. Die Frage muss erlaubt sein: Sind derart willkürlich zusammengestellte Sequenzen tatsächlich „Lebenserfahrungen“ zu nennen? Weil ich der Autorin gerecht werden wollte, insbesondere ihrer Intention, anderen Menschen etwas zu „geben“, las ich die Texte mehrfach, in zeitlichem Abstand. Und immer wieder erlebte ich das Gleiche: Den unbedingten Wunsch, die Autorin hätte doch aus den intuitiv hingeschriebenen Zeilen etwas geschaffen, d. h. sich für eine Stilform entschieden und entsprechende sprachliche Arbeit hineingesteckt. Tagebuchnotizen vielleicht (hier hätte die Ich-Bezogenheit seinen richtigen Platz). Oder Lyrik (hier wäre die Reduktion auf das Bildhafte, Symbolische angebracht). Oder Geschichten erzählen (Geschehnisse in logischer Folge verständlich darstellen). Zumindest ein Lektorat wäre dem Büchlein zu wünschen gewesen, wenn es denn unbedingt ein Buch hat werden müssen. So hätten wenigstens die Rechtschreibfehler, die falschen Satzbezüge und grammatikalischen Unrichtigkeiten ausgemerzt werden können zum einen, ein guter Lektor hätte aber auch die richtige literarische Form anregen können. So wie das Büchlein vorliegt, handelt es sich letztlich nur um ein paar private Notizen, die sicherlich der Schreibenden geholfen haben, die aber besser in der privaten Schublade hätten verbleiben sollen.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Lesen darf doch keine Qual bereiten?

Außer sich
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Auf dieses Buch war ich neugierig. Worauf ich jedoch nicht gefasst war: Dass ich allergrößte Mühe hatte. Mehrere Anläufe des Lesens und Weglegens, streckenweiser Faszination, dann wieder kopfschüttelnden ...

Auf dieses Buch war ich neugierig. Worauf ich jedoch nicht gefasst war: Dass ich allergrößte Mühe hatte. Mehrere Anläufe des Lesens und Weglegens, streckenweiser Faszination, dann wieder kopfschüttelnden Unverständnisses wechselten sich ab. Und so blieb es leider über die Wochen hinweg. Bis ich aufgab… Insofern ist diese Rezension keine Rezension, sondern ein Bericht meines persönlichen Scheiterns.
„Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.“
Soweit der Klappentext, der mein Interesse geweckt hatte. Was aber fand ich im Buch? Verwirrende Abfolgen von Szenen, aus wechselnden Perspektiven und wechselnden Zeiten geschildert. Es gelang mir nicht, diese kreuz und quer ausgekippten Mosaiksteinchen zu einem schlüssigen Bild zusammenzusetzen. Und wer ist Alissa, wer ist Ali, sind sie zwei oder eines? Sind es reale Menschen oder fiktive Selbstbilder? Die Last der politischen Gegebenheiten, des Judentums, des Fremd-Seins im Inneren wie im Äußeren sind weitere Aspekte im Verwirrspiel dieses Buches.
Anspruchsvolle Literatur lese ich gerne. Für dieses Buch jedoch bin ich offensichtlich nicht klug genug. Das Lesen war eine Qual. Und für diese Qual ist mir meine Lebenszeit zu kostbar.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Noch viel Platz nach oben

Falsche Engel küsst man nicht
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Ratlos stehe ich vor der Aufgabe, über dieses Buch eine Rezension zu schreiben. Da mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde, sollte ich dankbar sein und ein wohlwollendes Urteil abgeben. Da der Autor ...

Ratlos stehe ich vor der Aufgabe, über dieses Buch eine Rezension zu schreiben. Da mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde, sollte ich dankbar sein und ein wohlwollendes Urteil abgeben. Da der Autor mitliest, sollte ich bemüht sein, ihm ein Feedback zu geben, das ihn nicht ärgert oder gar verletzt. Das alles sollte ich. Aber das kann ich nicht. Denn ich habe das Buch wirklich gelesen, von der ersten bis zur letzten Seite, aufmerksam und fachlich-kritisch. Und ich gebe immer, immer, in meinen Rezensionen meine ehrliche ungeschminkte Meinung wieder, verfüge nicht über Gefälligkeits-Textbausteine, die zu jedem Buch nahezu das Gleiche erzählen. Tja, was mache ich nun…
Der Inhalt ist in Kurzform schnell erzählt gemäß Klappentext: Von einer internationalen Stadtentwicklungsfirma soll in Meißen ein Großprojekt umgesetzt werden. Der Oberbürgermeister, der diesem Plan im Weg stand, wird ermordet. Steffen Schröder wird beauftragt, anhand eines ähnlichen Bauprojektes, das auf Mallorca bereits realisiert wurde, gegen diese Stadtentwicklungsfirma zu ermitteln. Völlig unerwartet gerät Steffen Schröder in große Gefahr…Klingt gut, nicht wahr? Dazu ein ansprechendes Cover, wenngleich ohne jeglichen Bezug zum Buchinhalt.

Und was schreibe ich jetzt als Fazit? Vielleicht geht es anhand positiver Empfehlungen: Als Autor soll man sein Handwerkszeug, die Sprache, perfekt beherrschen. Oder einen Lektor bemühen, der alle sprachlichen und grammatikalischen sowie Zeichensetzungs-Fehler und sämtliche inhaltlich-logischen Unrichtigkeiten ausmerzt. Zudem ist immer empfehlenswert, sich die Grundlagen kreativen Schreibens vor Augen zu führen. Einen Krimi, einen Roman, eine Erzählung zu schreiben, ist etwas ganz anderes als einen Zeitungsartikel, einen Erfahrungsbericht oder einen Aufsatz zu verfassen. Erzählend muss es gelingen, den Leser (auch) emotional zu erreichen. Dazu genügt es nicht, wenn mehr oder weniger geschickt Fakten nüchtern und verkopft aneinandergehängt werden. Sondern es braucht das Einbeziehen aller Sinne. Geschehnisse und Protagonisten werden erst lebendig, wenn der Leser sie hören, fühlen, riechen und schmecken kann. Also noch viel Platz nach oben…


Veröffentlicht am 21.11.2017

Buch hätte besser ein Film werden sollen

Totenwind
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Ein Filmemacher schreibt Krimis. Dass die anders sein müssen als Krimis von „normalen“ Schriftstellern, war zu erwarten. Wie anders jedoch, ahnte ich nicht.
Eine „abbe Fingerkuppe“ wird gefunden. Und ein ...

Ein Filmemacher schreibt Krimis. Dass die anders sein müssen als Krimis von „normalen“ Schriftstellern, war zu erwarten. Wie anders jedoch, ahnte ich nicht.
Eine „abbe Fingerkuppe“ wird gefunden. Und ein Auto an einer abgelegenen Stelle im Oberhessischen, nämlich am Vogelsberg, im Kofferraum zwei Leichen, und zwar ein betuchtes Ehepaar aus der Gegend. Und an einem zweiten „Spielort“, nämlich in Windhoek, Namibia, wird ein mit einer Drahtschlinge an einem Affenbrotbaum aufgehängter Mann entdeckt. Der schon in früheren Büchern des Autors zum Leben erweckte Kommissar Worstedt und seine Kollegin Regina Maritz haben Einiges zu ermitteln, und das tun sie unspektakulär, aber akribisch…
Gerne würde ich nun an dieser Stelle schreiben, wie gut mir der Krimi gefallen hat, für wie genial ich den Schreibstil des Autors halte usw. Aber, tja, nichts von all dem trifft auf mich zu. Den Plot empfand ich als hanebüchen, gewaltsam konstruiert, in seinen Details unglaubwürdig. Die agierenden Personen blieben für mich blutleer, an keiner Stelle konnte ich Sympathie oder Verständnis oder Abneigung empfinden. Das gesamte Geschehen lief vor mir ab, ohne eine innere Regung zu erzeugen oder gar gespanntes Weiterlesen zu provozieren. Viele unnötige Exkurse, wie z. B. die Ahnengeschichte von „Lenin“ oder die politischen Zusammenhänge in Namibia um 1900 und später, langweilen. Insbesondere, da ich keine direkte Verbindung zum Geschehen im Kriminalroman erkennen konnte. Was mir leider auch überhaupt nicht gefiel, war die Schreibweise im gesamten Buch. Die kreuz und quer angeordneten angerissenen Szenen, das Springen von einer Örtlichkeit zur anderen, ohne dass ich das dahinter liegende logische Band erkennen konnte, machten mich stellenweise regelrecht aggressiv und ich war sehr geneigt, das Buch unvollständig gelesen wegzulegen. Wortbildwiederholungen wie z. B. ein Mantel oder Kittel, dessen „Knöpfe unter bedrohlicher Spannung“ standen, amüsierten nur beim ersten Mal. Oder was hat solch eine manirierte Wortschöpfung wie „lachbegründete Atemnot“ in einem Krimi verloren? Ich könnte noch eine Fülle von Szenen auflisten, die ich als unpassend, geschmacklos, langweilig oder ärgerlich empfand. An manchen Stellen fragte ich mich, ob der Autor eigentlich wirklich einen Krimi schreiben wollte oder ob er vor seinen Lesern einfach nur einen Wäschekorb voll unterschiedlicher Szenenschnipsel auskippte in der Hoffnung, dass aus den vielen Sequenzen letztlich doch ein spannendes Buch würde. Hat leider nicht geklappt. Vielleicht hätte das Buch doch besser ein Film werden sollen.