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Veröffentlicht am 03.02.2020

Helge Timmerberg – ein Hippie und der Glaube an die Kraft der Worte

Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything
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“Bereit für alles zu sein bedeutet, keine Angst mehr zu haben, und wer keine Angst hat, keine einzige, auch nicht die klitzekleinste, ist frei, und wer frei ist, hat alle Kräfte, die von der Angst absorbiert ...

“Bereit für alles zu sein bedeutet, keine Angst mehr zu haben, und wer keine Angst hat, keine einzige, auch nicht die klitzekleinste, ist frei, und wer frei ist, hat alle Kräfte, die von der Angst absorbiert werden, zur freien Verfügung.”



Helge ist Autor, Journalist, Reiseschriftsteller und selbst ernannter Hippie. Als er vor Jahren im Annapurna-Massiv pilgerte und sich einem Yogi anvertraute, schenkte dieser ihm ein Mantra gegen seine Angst. Und seine Ängste, Aufregung, Lampenfieber waren tatsächlich recht häufig präsent – sei es durch einen nahenden Hund, einen Türsteher oder eben eine Lesung. Jedenfalls murmelt er sich nun seit etwa 15 Jahren vor schwierigen Situationen, die ihn in Stress und Angst versetzen, das Mantra vor, sein Geist beruhigt sich und er ist für diesen Moment von den bösen Gedanken befreit. Als er nun auf Lesungen immer wieder davon erzählt, würden seine Zuhörer auch gerne von diesem Mantra profitieren. Doch einfach so weitergeben, darf Timmerberg es nicht, denn das könnte das Mantra unwirksam machen.
Dies führt den Autor nun wieder zurück nach Kathmandu. Hier begibt er sich nun auf die Suche nach dem Yogi Kashinath, um ihm zu danken und gleichzeitig zu fragen, wie geheim das Mantra eigentlich ist und ob er jenes mit anderen teilen darf. Timmerberg möchte weiter gehen und darüber ein Buch veröffentlichen und genau das hält man dann mit Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything in den Händen. Dies ist seine Reise, seine Geschichte, einige Begegnungen, Gedanken, neun Tage, Kathmandu.



“Alle wissen, dass ein Mantra kein Opel ist, Mantras sind Worte, die wirken. Nicht durch ihren Inhalt, sondern ihre Lautschwingungen. Sie massieren das Gehirn von innen, sie schwingen die Stressneuronen raus, andere machen das genaue Gegenteil und putschen auf, für jeden ist etwas dabei, sie haben sogar ein Mantra, um Tiger ruhigzustellen.”



Ich gebe zu, dieses Buch entspricht nicht ganz meinen Erwartungen. Ich hatte mit einer Mischung aus spannender Reiselektüre und Weisheit fürs Leben gerechnet und wurde in dieser Hinsicht dann eher enttäuscht. Und dennoch, ist dieses Buch so unbestimmt wie das Leben selbst. Timmerberg schreibt eher locker, direkt und eigenwillig, eben so, wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Er schreibt über seine Gedanken, seine Reise, die ursprünglich auf 4 Wochen festgelegt wurde und die er dann abbrechen und auf neun Tage reduzieren möchte. Alles ist sehr ungewiss und so hat man dann auch das Gefühl, dass es für dieses Buch eigentlich keinen roten Faden gibt und doch erzählt er mit einigen Rückblenden seine Geschichte und wie ihn der Glaube an die Kraft des Mantras geholfen hat. Timmerberg macht dem Leser deutlich, dass zu viele Gedanken für eine Entscheidung nie von Vorteil sind, es eigentlich nie eine richtige Entscheidung gibt und dass alles meistens ganz anders kommt, als urpsrünglich geplant. Der Autor hatte scheinbar schon immer ein aufregendes Leben mit einigen Höhen und mehreren Tiefschlägen und doch hat er seinen Weg gefunden. Diese Geschichte ist daher ein Teil von ihm, so eine Mischung aus autobiographischem Auszug und Mantra. Sie enthält einige sehr tiefsinnige Bemerkungen, gespickt mit Witz, Leichtigkeit und einer Prise Abenteuer. Es ist ein Buch, das man locker nebenbei lesen kann, einem die Hand reicht und in seiner ganzen Ungewissheit leitet – raus aus der Gedankenspirale, hinein in die Freiheit.
Wer bei diesem Roman einen Reiseroman oder einen tiefsinnige Reise ins Land Buddhas, sowie Anleitungen Ängste abzulegen, erwartet, der ist hier sicherlich falsch aufgehoben. Für mich war es eher ein spezielles Experiment, denn wie schon gesagt, lese ich diese Art von Buch eher seltener und trotzdem hat Timmerberg mich irgendwie fasziniert und mit auf seine Reise genommen, ohne mich in irgendeiner Art und Weise zu überfordern. Das ‘beigelegte’, gesungene Mantra ist vielleicht das Highlight des Buches, aber die Geschichte lässt gerade Vieldenker, wie mich, etwas zur Ruhe kommen.



“In 30 Minuten kann viel geschehen. Sogar ein klarer Gedanke.”

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Veröffentlicht am 27.09.2019

Die Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendessen

Vielleicht wird morgen alles besser
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Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich damals das Buch "Im Meer schwimmen Krokodile" zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Es war mein erstes Buch von Fabio Geda und ich mochte es wirklich ...

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich damals das Buch "Im Meer schwimmen Krokodile" zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Es war mein erstes Buch von Fabio Geda und ich mochte es wirklich sehr gern. Umso mehr freute ich mich nun, auf seinen neuen Roman "Vielleicht wird morgen alles besser" gestoßen zu sein.

"Meine Oma starb auf dem Großmarkt, wo sie von einem Gabelstapler überfahren wurde: Ich habe sie sehr geliebt, weil sie mir das Zeichnen beigebracht hat, und obwohl ich sie erst im Sarg wiedersah, als ihr das halbe Gesicht fehlte, durfte ich ihr ein Pokémon in die Hand drücken: Squirtle. Und sonst?"

Ercoles Leben war noch nie einfach, von gut situiert, meilenweit entfernt. Seine Großeltern leben nicht mehr und auch seine Mutter hat sich eines Tages aus dem Staub gemacht. Sein Vater trinkt gerne mal einen zu viel und seine Schwester Asia schmeißt mehr oder weniger den gesamten Haushalt. Sie versuchen irgendwie den Schein einer funktionierenden Familie aufrecht zu erhalten, um nicht aufzufallen und dem Jugendamt zu entgehen. Doch eines Tages scheint alles ins Wanken zu geraten. Seine Schwester möchte ausziehen, sein Vater wird von der Polizei festgenommen und mit seiner neu gewonnenen Freundin verbockt er es. Das mühsam errichtete 'Kartenhaus' schein einzustürzen. Ercole flüchtet und macht sich anhand von Postkarten auf die Suche nach seiner Mutter, doch was er findet ist mehr, als er je erwarten konnte. Zwischen Flucht, Liebe und Unverständnis.

"Aus meiner Sicht erinnert das Leben oft an die Garderobe eines Clowns: Es hält die wildesten Farben parat - und Boxhandschuhe, die hervorschnellen, wenn man es am wenigsten erwartet. Manchmal grinse ich auch, wenn es sich eigentlich nicht gehört, und dann denken die Leute, ich würde sie auf den Arm nehmen."

Auch wenn die ursprüngliche Geschichte recht vielversprechend klang, war dieser Roman für mich kein Highlight. Neben Ercoles manchmal recht unverständlichen Reaktionen, die man vielleicht noch irgendwie aufgrund von Verlustängsten deuten könnte, machten Szenen wie die Fluchtfahrt mit dem Transporter einfach keinen Sinn. Auf einem kurzen Ausflug hatte er gerade erst das Fahren gelernt und kann bereits am Abend das Auto ganz leise von Hof stehlen und soll nun auch noch unbeschadet eine Verfolgungsjagd durch die Stadt überstehen? Vielleicht habe ich mich selbst als Fahrschüler auch nur dumm angestellt, ich konnte das jedenfalls nicht. Und so geht es dann auch weiter, im Wust der Zufälle und Möglichkeiten.
Ich hätte dieses Buch wirklich gerne gemocht, zumal ich Gedas Art zu schreiben sehr mag, aber hier fand ich dann weder die durch das Titelbild assozierte Geschichte, noch einen lange nachhallenden, im Gedächtnis bleibenden und realistischen Roman vor. Sehr schade!

Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Film, eine Erinnerung an eine scheinbar perfekte Familie und Kindheit

Sommer in Super 8
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"Wenn das Haus brennt, werde ich nach euch Kindern die Filme als Erstes retten!

"Wenn das Haus brennt, werde ich nach euch Kindern die Filme als Erstes retten!<, sagte Mama, und ich zweifelte nicht eine Sekunde an ihren Worten. Unsere Mutter, die Retterin des von Papa geschaffenen Famlienheiligtums."

"Sommer in Super 8" von Anne Müller - Ein Buch, dass für viele die 70er Jahre samt Tritop und Super-8-Filmen neu aufleben lässt. Auch wenn es nicht ganz meine Zeit war und ich somit kaum Erinnerungen an die 70er mitbringe, hat mich die Geschichte rund um Clara und die Filmerei zunächst sehr interessiert.
Nach außen hin sind sie eine ganz normale Landarztfamilie. Clara ist eins der 5 Kinder der Familie König. Eine scheinbar eher gut situierte und geschätzte Familie. Es geht um Ausflüge, den ganz normalen Alltag innerhalb der Familie, die Schule und natürlich das Schwelgen in Erinnerungen in Form von selbst gedrehten Filmen. Clara erzählt von ihren Gedanken, Wünschen, Empfindungen und wächst wortwörtlich mit jeder Seite. Irgendwann sollte allerdings alles anders werden. Ihr Vater hat Depressionen und verfällt dem Alkohol. Der glänzende Schein nach außen beginnt nach und nach zu bröckeln und einzelne Gerüchte werden laut.
Clara verliebt sich, ihr erster Kuss, ihr erster Freund. Und dann geschieht es. Es war an einem Mittwoch oder generell passiert alles bewegende in Claras Leben an einem Mittwoch und es sollte ihr 14. Lebensjahr beinahe unvergesslich machen...

"Wir Kinder ahnten nicht, dass unser so spendabler Vater mit dem weißen kurzärmeligen Hemd und unsere Mutter im neu geschneiderten Kleid dieses Jahr nicht einfach nur so mit uns über den Jahrmarkt gingen, sondern eine verzweifelte Inszenierung der Normalität lieferten..."

Am Ende muss ich dann leider sagen, ist es nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Die Idee hinter den super 8 Filmen fand ich nämlich sehr faszinierend, zumal laut Klappentext von 5 Kindern, Ausflügen an die Ostsee, abendliche r Hausmusik und aufregenden Filmen die Rede war. Aufregend war's für die damalige Zeit sicher, aber beim Lesen war es nun nicht DIE packenste Geschichte rund ums Filmemachen, Abspielen und aufwühlende Eskapaden. Es handelt sich eher um eine leichte, lockere Mädchengeschichte, zumindest hatte ich ständig das Gefühl, als es um Claras Jugendprobleme, Freundinnen und Knutschgeschichten ging, dass es eben kein Roman für mich ist und die Zielgruppe ganz klar wo anders liegt. Die wirklich erschütternden Dinge passieren eher beiläufig und ich hätte mir da ganz klar einen etwas anderen Fokus gewünscht. Das heißt nun nicht, dass es hier hauptsächlich um das harte Leben als solches gehen sollte, dennoch war die kindliche Erzählung teils recht fad und anstrengend. Es ist ein eher fluffiges Buch, ohne große Spannungsbögen. Ein Buch, über die Jugend eines Mädchens in den 70ern.
Ein Buch das recht weich, toll, schwärmerisch und schön daherkommt und doch teilweise genau das Gegenteil beinhaltet. Eine schwierige Familiengeschichte in schön quasi. Ein Film, der nur selten hinter die eigentlichen Kulissen blicken lässt und doch recht viel zeigt.
Mich selbst konnte dieser Roman nicht ganz so begeistern, noch packen. Eine kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch mit viel Geplänkel. Einzig mit dem letzten Kapitel konnte Anne Müller mich endlich emotional erreichen, doch alle anderen Erwartungen blieben leider in diesem Fall weiterhin unerfüllt.

"Seht her, das war euer Leben. Wir haben uns Mühe gegeben. Wir haben es versucht, eine glückliche Familie zu sein. Der Film ist wie ein Abschied. Von der Schärfe, vom Klarsehen, vom Leben, von der Welt."

Veröffentlicht am 27.09.2019

Mit der richtigen Ernährung, Entzündungen vermeiden.

Food Pharmacy
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Das Buch "Food Pharmacy - Essen ist die beste Medizin" ist einer der unzähligen Ratgeber, die ich nun bereits zum Thema Ernährung, Darm und Gesundheit gelesen habe. Dass Lebensmittel einen hohen Einfluss ...

Das Buch "Food Pharmacy - Essen ist die beste Medizin" ist einer der unzähligen Ratgeber, die ich nun bereits zum Thema Ernährung, Darm und Gesundheit gelesen habe. Dass Lebensmittel einen hohen Einfluss auf unsere Gesundheit und Gefühlslage haben, war mir bereits vor dem Lesen klar und gerade in diesem Bereich gibt es zahlreiche wirklich gute Bücher und Ratgeber. Neu und spannend ist für mich in diesem Fall die Ausrichtung auf den Punkt Entzündungen, die für zahlreiche weitere Symptome und Zellveränderungen, dessen schwerste Art dann auch Krebs darstellt, Einfluss nehmen. Food Pharmacy sagt also Entzündungen im Körper und damit einhergehender Müdigkeit, Schlafstörungen, Haar-, Haut- und Nagelproblemen, sowie Depressionsursachen und Co den Kampf an.

"Dann fuhren wir unsere Computer hoch und lasen, dass chronische Erkrankungen weltweit immer mehr zunehmen, dass Zucker schädlich für unsere Kinder ist, dass wir viel zu wenig Ballaststoffe essen, dass man auf der Stelle tot umfällt, wenn man eine Scheibe Bacon auch nur ansieht, und dass die Anzahl der Krebsdiagnosen bis 2050 schätzungsweise um bis zu 50 Prozent zunehmen wird."

Die Autoren Lina Nertby Aurell und Mia Clase sind, ich möchte beinahe sagen, klassische Ernährungs- und Gesundheitsbloggerinnen, die sich in Schweden seit längerem mit verschiedenen Themen auseinandersetzen. In diesem Buch geht es wie bereits gesagt, hauptsächlich um die entzündungshemmende Küche und ihre Lebensmittel im Allgemeinen. So stellen sie insgesamt 9 'Wundermittel' in Sachen Gewürze vor, die reich an Antioxidantien, Ballaststoffen und anderen wichtigen Nährstoffen sind. In einem wirklich schön gestalteten Rahmen stellen sie ihre Erkenntnisse und einige hilfreiche Rezepte für den Tag vor - vom Müsli bis zur Suppe, zuckerfrei und voller Nährstoffe.

"Bei der Jagd nach Nahrungsmitteln, die sich kostengünstig herstellen lassen, hat uns die Lebensmittelindustrie von Produkten abhängig gemacht, für die unser Körper einfach nicht geschaffen ist. Industriell vorverarbeitete Lebensmittel, die kaum Ballaststoffe, Antioxidantien und Mineralstoffe enthalten und stattdessen vor Zucker, chemischen Zusatzstoffen und schlechten Fetten strotzen."

Zu Beginn war ich von diesem kleinen Buch mehr als angetan. Für mich als Designmensch ist die Aufmachung beinahe ein Highlight in Sachen Ratgebern, wobei ich ein Hardcover in diesem Fall einfach schöner gefunden hätte, aber Kleinkram. Es ist ein sehr kluges Buch und sicherlich für viele Menschen Anreiz sich über ihre Ernährung Gedanken zu machen und es liefert ja auch den ein oder anderen Ratschlag gleich mit dazu. Allerdings war ich relativ schnell genervt. Es wird stets betont was negativ ist und einem gesagt, dass Kartoffeln, Brot, Nudeln und Reis nicht gut sind. Doch dann stellt sich bereits für mich die Frage und das gilt wahrscheinlich für die große Masse: Was wären dann die Alternativen? Was soll man Essen? Mit dem vorgeschlagenen grünen Smoothie mit Salat und zwei Avocados werde ich jedenfalls nicht glücklich.

Dennoch gibt es auch in Sachen Brot, Nudeln und Reis, verschiedene Formen - Hefe, Sauerteig, Weizen, Dinkel, Hafer, Natur oder Weiß - auf diese Unterschiede wird gar nicht erst eingegangen, sondern alles über einen Kamm geschert. Die Lösung: Wegwerfen! Auch eine beliebte Aussage in diesem Buch: Sofern es keine Avocado ist, weg! Dass eine Avocado zwar gesund ist, aber in Sachen Klima und Umwelt nicht gerade optimal ist... kein Wort. Eine Walnuss ist übrigens ähnlich gut und sogar regional. Auch Anekdoten, Wiederholungen und sonstige Labereien, fand ich einfach nicht toll. Man kann zwar auch online Lebensmittel bestellen, aber bitte? Wenn man auf die Ernährung und bewussten Umgang mit Lebensmitteln aufmerksam machen möchte, ist dies der falsche Weg. Die Hauptaussage war für mich am Ende ein Hauch von: Kein Zucker, lieber Smoothies und kalte Suppe, viele Gewürze und generell lieber alles kalt, maximal lauwarm.

Als generelle Ergänzungsliteratur ist es ein tolles Buch, welches dennoch auch hinterfragt werden sollte und sogar muss! Auch wenn einige Fakten und Informationen wirklich nützlich sind, würde ich in diesem Fall eher auf die Ayurvedische Küche, voller Gewürze und damit auch entzündungshemmender Zutaten verweisen. Es gibt unzählige andere tolle Ratgeber die einiges in Sachen Ernährung drauf haben und nicht gerade schwedischen Ursprungs sind. So gibt es hier z.B. Grünkohl nicht rund ums Jahr zu kaufen oder Knäckebrot als Nationallebensmittel. Ich könnte an dieser Stelle wahrscheinlich noch ellenlang weitermachen. Im Sinne der Autoren würde ich an dieser Stelle dann sagen: Weg damit, braucht kein Mensch! Wirklich schade, ich hatte mir hier einfach mehr erhofft.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Immer auf dem Sprung

Sofia trägt immer Schwarz
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"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert ...

"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert hat, habe ich mich nun auf eine ähnlich starke, aber zurückhaltende Erzählung gefreut. Und was passiert? Es ist genau das Gegenteil der Fall.

"Damals hat sie noch nicht gewusst, wie sehr sie den Ort als Heranwachsende einmal hassen wird. Mit acht wünscht sie sich einen Hund, ein Baumhaus, allein mit dem Rad die Gegend erkunden zu dürfen und dass sich ihre Eltern wieder vertragen."

Sofia ist nämlich die Geschichte eines rebellisch, anders denkenden Kindes, welches sich nicht in eine Schublade stecken lässt und sich im Hin- und Herschieben des Lebens, sei es von Seiten der Eltern, der Tante oder der allgemeinen Umstände etwas verliert, ausbricht und sich nicht wirklich findet. So wie ihre zwei ungleichen Augen und Gesichtshälften, so ist auch sie selbst, gefangen im Wunsch nach Freiheit und doch ständig auf der Flucht. Sie flieht vor den Krisen der Eltern, will unbedingt Schauspielerin werden, verrennt sich allerdings in der Magersucht. Von Mailand, über Rom bis New York, Sofia ist überall und nirgends so wirklich zuhause...

"Ich hasse die ganze Welt, aber vor allem mich selbst.[...] Dich kenn ich nicht. Aber ich warne dich! Am besten, du hältst dich da raus."

Bereits zu Beginn hatte ich irgendwie das Gefühl nicht wirklich in diesen Roman 'herein zu kommen' und leider hat sich dies dann auch in der weiteren Entwicklung gezeigt. Sofia ist eine sehr bemerkenswerte junge Frau, die mich während des Lesens phasenweise stark bewegt hat , aber so wirklich warm wurde ich mit ihr nie, sei es ihrem unsteten Wesen geschuldet oder diesen manchmal etwas zerrupften Erinnerungen und Begegnungen. Es fehlte mir oftmals der rote Faden, die Leichtigkeit und das Leben über den Tellerrand Sofias hinaus. Dies macht Cognettis Werk nicht unbedingt schlecht, denn für mich bildet der Text eine Verkörperung Sofias mit all ihrer Sprunghaftigkeit auf der Suche nach dem großen Ganzen und gerade das macht es wieder so faszinierend. Jedes Kapitel schildert eine neue Erzählung, eine weitere Eigenschaft, die es zu entdecken gilt. So lässt mich dieses Buch am Ende dann auch recht unschlüssig zwischen begeistert und unglücklich zurück.