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Veröffentlicht am 11.07.2019

die düsteren Geheimnisse der Vergangenheit

Kinderspiel - Die Fesseln der Vergangenheit
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Auch wenn ein Mordfall schon viele Jahre zurück liegt, so gibt es immer Menschen, die es noch beschäftigt. Die Familie und Freunde bleiben zurück mit Trauer, Wut, Unglaube oder den quälenden Fragen, was ...

Auch wenn ein Mordfall schon viele Jahre zurück liegt, so gibt es immer Menschen, die es noch beschäftigt. Die Familie und Freunde bleiben zurück mit Trauer, Wut, Unglaube oder den quälenden Fragen, was nur wirklich passiert ist. So ergeht es auch Tobias Miller, der im Alter von sieben Jahren seine beste Freundin verloren hat. Es konnte nie geklärt werden, was wirklich mit Ilona passiert ist, an ein Überleben des Mädchens glaubt jedoch schon lange keiner mehr. Nach über 30 Jahren verschwindet nun ein kleines Kind, das Ilona zum Verwechseln ähnlich sieht. Geht nun alles von Neuem los? Was steckt hinter den mysteriösen Vorfällen und wieso wirkt es, als wüssten einige viel mehr, als sie zugeben wollen?
Für Tobias, der inzwischen Psychologe und Profiler ist, und Chefinspektor Bruno Horvath beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der unzählige Fragen und Rätsel aufwirft.

Der Schreibstil von Michael Seitz hat mir gut gefallen. Man wird von Beginn an mitgenommen, es gibt immer wieder sehr temporeiche Passagen, Momente, in denen es zwar ruhiger scheint, man aber trotzdem viel erfährt, was mit dem dramatischen Geschehen zu tun hat, bevor dann wieder Abschnitte kommen, in denen es ziemlich grausam wird.
Das Buch teilt sich in unterschiedliche Handlungsstränge auf. Zum einen gibt es die Rückblenden in unterschiedliche Jahre der Vergangenheit, die einem sowohl das Verschwinden von Ilona näher bringen, als auch eine Zeit beleuchten, die weit vor ihrer Geburt liegt. Nach und nach fügt sich zusammen, wieso man diese Abstecher in die Vergangenheit macht und erkennt, was dort schon alles für „Grundsteine“ gelegt wurden, die auf das aktuelle Geschehen Einfluss haben. Auf der anderen Seite begleitet man verschiedene Personen aus der Gegenwart, die auf unterschiedliche Weise an den Ereignissen beteiligt sind.
In den Passagen, in denen man Tobias begleitet, wird die Handlung aus der Ich-Perspektive geschildert. So erhält man einen sehr intensiven Eindruck von dem Profiler, der einige Jahre in den USA verbracht und dort in einem Todestrakt als Psychologe gearbeitet hat. Schon allein diese Vorstellung bereitet ein wenig Gänsehaut, denn man kann sich wohl deutlich schönere Arbeitsfelder vorstellen. Die Zeit hat ihn geprägt und immer wieder blickt er darauf zurück, zieht Schlüsse daraus. Tobias ist alles andere als mit sich im reinen, was ihn zu einem interessanten, facettenreichen Protagonisten macht.
Die anderen Abschnitte aus der Gegenwart werden von einem personalen Erzähler übernommen und geben damit die Möglichkeit, die unterschiedlichen Stränge, die parallel zueinander bzw. überlappend verlaufen, auch begleiten zu können. Obwohl auch in Tobias Anwesenheit schon viel passiert, sie einige düstere Geheimnisse aufdecken und ganz langsam dem Rätsel auf die Spur kommen, sind die wirklich brutalen, erschreckenden Momente eher die, die ihm zunächst entgehen. Die Fülle an Intrigen, Geheimnissen, Psychopaten und Rachegedanken ist enorm und lässt die Handlung nie zum Stocken kommen. Dennoch gab es einen Moment, in dem ich mir gewünscht hätte, dass zusätzlich die Spannung oben gehalten worden wäre, in dem dort nicht verraten worden wäre, wer hinter den zu diesem Zeitpunkt passierenden Grausamkeiten steckt. Auch wenn es der Gesamthandlung nicht direkt schadet, fand ich es etwas schade, dass man an der Stelle einen Teil der Anspannung raus genommen hat. Es hätte das Finale noch ein wenig imposanter machen können und zusätzlich den Effekt beim Leser verstärken, dass man unbedingt wissen möchte, wer hinter allem steckt und sich eigentlich auch davor fürchtet, es zu erfahren.
Die Handlung ist recht komplex und durch die unterschiedlichen Zeitebenen kommen noch mehr Zusammenhänge zu Tage, als man zunächst wohl vermuten würde. In manchen Passagen hat mir die „Gänsehautstimmung“ dann aber doch etwas gefehlt. Interessant zu verfolgen war die Geschichte jedoch zu jeder Zeit. Zwischendurch wird man in die Irre geführt, bevor sich dann weitere Puzzleteile ergeben, die die Wahrheit offenbaren.

Fazit
Ein spannender, größtenteils temporeicher Thriller, der mir gut gefallen hat. Besonders schön war die Komplexität der Handlung, die weit in die Vergangenheit reicht und noch viel mehr Zusammenhänge und düstere Geheimnisse zu Tage fördert, als man es sonst oft liest. Die Abgründe der menschlichen Seele sind unendlich und manchmal nicht unbedingt zu verstehen. In dieser Geschichte kommen zahlreiche Tiefen und Abgründe zusammen, die im Zusammenspiel für ziemliches Chaos, Brutalität und Psychoterror sorgen.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!


Veröffentlicht am 06.07.2019

facettenreiche Welt, interessante Figuren

Das Feuermädchen (Die Legenden der Jiri 1)
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Shaani ist eine Jiri und gehört damit zum Volk der Waldmenschen. Sie sollte sich der Erde verbunden fühlen und aufgrund ihres mächtigen Vaters mit diesem Element umgehen können. Doch Shaani zieht es zum ...

Shaani ist eine Jiri und gehört damit zum Volk der Waldmenschen. Sie sollte sich der Erde verbunden fühlen und aufgrund ihres mächtigen Vaters mit diesem Element umgehen können. Doch Shaani zieht es zum Meer, zu den rauschenden Wellen und blauen Weiten. Es ist den Jiri verboten zum Meer zu reisen und für Shaani ist es ganz besonders gefährlich, denn es könnte Geheimnisse zu Tage fördern, die verborgen bleiben sollten.

„Das Königsmädchen“ ist die Vorgeschichte der „Legenden der Jiri“-Reihe. Wenn man das Buch kennt, weiß man einige Hintergründe und Entwicklungen in der Welt der Völker etwas früher. Die wichtigsten Aspekte werden in „Das Feuermädchen“ jedoch auch aufgegriffen, so dass man der Handlung trotzdem gut folgen kann und nichts Entscheidendes fehlt.

Der Schreibstil von Martina Fussel ist angenehm und lebendig. Detaillierte Formulierungen machen die Welt und die Figuren greifbar. Man kann sich beim Lesen das Aussehen und die Eigenarten der Charaktere, sowie die verschiedenen Schauplätze gut vorstellen. Besonders interessant fand ich die komplexe Welt, in die man immer mehr eintaucht, mit all der Magie und den unterschiedlichen Möglichkeiten in der Ausübung und Entfaltung. Man lernt die vier verschiedenen Völker und auch einige „geschichtliche“ Entwicklungen kennen, wodurch man die Zusammenhänge, Anfeindungen und Verbote besser verstehen kann.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Ich-Perspektiven erzähl, wodurch man sehr nah an den Charakteren und am Geschehen ist. Zunächst sind es hauptsächlich zwei Ich-Erzähler, Shaani und Barein, so kann man gut in die Handlung rein finden und sich erst mal einen Überblick verschaffen. Im Verlauf des Buches kommen dann weitere Erzähler dazu, so dass es zum Ende hin fünf Ich-Perspektiven sind, aus denen man die Geschichte erlebt.
Man erhält intensive Einblicke in die Gedankenwelten, die teilweise Dinge enthalten, die sie niemandem anvertrauen wollen, und die immer intensiver werdenden Gefühle. Liebe, Freundschaft, Hass, Verzweiflung, Enttäuschung, Hoffnung und Zuversicht sind nur einige der Emotionen und Stimmungen, die im Laufe des Buches auftauchen. Auf die Charaktere kommt viel zu, jeder hat seine ganz eigenen Herausforderungen zu meistern und Grenzen zu überwinden. Durch die Ich-Perspektiven kann man die Figuren dabei intensiv begleiten, lernt viel von ihnen kennen und kann ihre Entwicklungen verfolgen. Da die Schicksale jedoch eng miteinander verbunden sind und manch einer mehr weiß, als sein Gegenüber, erfährt man als Leser teilweise schon vor den Buchcharakteren, welche Verbindungen und Verknüpfungen es gibt. Trotzdem bleibt es interessant zu verfolgen, wie die einzelnen Personen hinter die Geheimnisse kommen, auf Intrigen reagieren und sich dann für ihren weiteren Weg entscheiden.
Die meiste Zeit kann man die Perspektiven gut auseinander halten, da zu Beginn der Kapitel immer die Namen vermerkt sind. Zwischendurch wechseln die Perspektiven allerdings auch mitten im Kapitel, so dass man sich dann kurz sortieren muss, aus wessen Sicht nun erzählt wird.
Magie und Begabungen nehmen einen großen Raum in der Handlung ein und machen es noch abwechslungs- und facettenreicher. Die unterschiedlichen Fähigkeiten spielen immer wieder eine Rolle, können hilfreich oder hinderlich sein.
Die ganz großen Überraschungen bleiben aus, da man durch die Perspektivwechsel einige Dinge einfach schon früher weiß bzw. erahnen kann durch die gemachten Andeutungen. Mir hat die Geschichte trotzdem viel Freude bereitet und besonders die persönlichen und emotionalen Entwicklungen waren schön zu verfolgen.

Fazit
Eine schöne, vielseitige Geschichte mit tollen, individuellen Figuren. Man lernt die Welt, mit all der Magie und den unterschiedlichen Völkern gut kennen und taucht intensiv in die Leben der einzelnen Charaktere ein. Durch die zahlreichen Perspektiven bleiben zwar die Überraschungen ein wenig aus, trotzdem ist die Handlung interessant zu verfolgen. Auch wenn die Geschichte an sich abgeschlossen ist, macht der Schluss schon neugierig auf den nächsten Band der Reihe.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Erotik und Leidenschaft rund um die Welt

Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman
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Julie de Abbeyville gehört dem englischen Adel an und damit stehen ihr alle Türen offen. Naja fast alle, denn als Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts darf man natürlich bei Weitem noch nicht alles, was ...

Julie de Abbeyville gehört dem englischen Adel an und damit stehen ihr alle Türen offen. Naja fast alle, denn als Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts darf man natürlich bei Weitem noch nicht alles, was man heute als normal ansehen würde. Doch Julie hat sich in den Kopf gesetzt, die Welt zu erkunden. Sie möchte fremde Länder sehen und dabei Land und Leute kennenlernen. Ihre Gedanken bleiben dabei jedoch nicht nur bei normalen Bekanntschaften. Sie möchte auch erleben, wie die Menschen sich lieben.

Der Schreibstil von Johanna Söllner ist angenehm und lässt sich leicht und flüssig lesen. Einige Ausdrücke sind der Zeit angepasst, in der die Geschichte spielt, was ich als passend empfand. Die Geschichte startet im Leben von Lady Julie im Jahr 1870. Sie hat gerade ihren Mann verloren, an dem sie ohnehin nicht besonders hing. Sowohl im Bett als auch in anderen Belangen konnte er sie nicht wirklich zufrieden stellen, so dass Julie sich regelmäßig an andere Orte träumte. Nun bekommt sie die Chance, ihre Freiheit zu genießen und um die Welt zu reisen. Nicht ganz einfach für eine Frau im 19. Jahrhundert, aber mit den richtigen Argumenten hält Julie es durchaus für machbar.
So erlebt man im Laufe des Buches ganz verschiedene Orte, die alle ihre Besonderheiten haben und Julie immer wieder auf die Probe stellen. Denn es läuft nicht immer alles so glatt, wie sie sich das wünschen würde. Über manch einen Ort weiß sie zu wenig und muss dafür ordentlich büßen. Das macht ihren Weg aber auf jeden Fall auch authentischer.
Neben den sexuellen Abenteuern, die immer wieder in die Handlung eingebunden sind, erfährt man auch viel von den geschichtlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Regionen, die sie bereist. Religiöse und politische Aspekte fließen mit ein und es gibt eine gut durchdachte Rahmenhandlung. Für Julie stehen die erotischen Eskapaden zwar immer wieder im Mittelpunkt, allerdings ermöglicht ihr eben auch nicht jede Situation, das auszuleben. Manchmal steht das nackte Überleben im Vordergrund, da muss alles andere zurückstecken.

Die erotischen Passagen sind unterschiedlich gestaltet. Aufgrund der unterschiedlichen Bettgefährten, der unterschiedlichen Kulturen und Voraussetzungen gibt es immer wieder abwechslungsreiche Momente, in denen es sanft, leidenschaftlich oder ziemlich grob wird. Auch die sprachliche Ausschmückung ist sehr variabel, für mich war es manchmal schon fast ein wenig zu viel. Die Fülle an anderen Namen für die Geschlechtsteile war enorm. Es passt zu Julie und ihrem Leben, es war zwischendurch aber schon ein wenig zu viel.
Während ihrer Reise lernt Julie einige neue Spielarten und Praktiken kennen. Nicht für jede ist sie sofort offen und empfänglich, aber sie ist neugierig und testet sich und ihre Gegenüber gern aus. Und auch wenn sicher nicht jede Möglichkeit punkten kann, so kann sie am Ende doch sagen, dass es nicht wirklich langweilig geworden ist. So ähnlich wird es vermutlich auch dem Leser ergehen. Nicht jede Spielart wird einem gefallen, einen ansprechen oder liegen, durch die Vielfalt, die präsentiert wird und die Rahmengeschichte konnte ich aber gut darüber hinwegsehen. Schließlich muss Julie mit ihren Erfahrungen leben und nicht der Leser.

Fazit
Ein erotischer Roman, der neben Erotik und Leidenschaft noch einiges mehr zu bieten hat. Neben den zahlreichen lustvollen Szenen gab es eine gut ausgebaute Rahmenhandlung, die einen an sehr verschiedene Orte führt. So gibt es neben der Zeitreise ins 19.Jahrhundert, auch eine Weltreise. Bedingt durch die unterschiedlichen Stationen, die Mentalität der Leute vor Ort und den geschichtlichen Gegebenheiten wird es für Protagonistin Julie nie langweilig.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Übernatürliches wohin man schaut und Mel mitten drin

Mel – Wächterin der Dämonen
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Als eine von drei Drillingsschwestern ist Mal schon von Geburt an etwas Besonders. Sowohl optisch, als auch charakterlich hebt sie sich von ihren Schwestern ab und lässt sich nur schwer mit ihnen in einen ...

Als eine von drei Drillingsschwestern ist Mal schon von Geburt an etwas Besonders. Sowohl optisch, als auch charakterlich hebt sie sich von ihren Schwestern ab und lässt sich nur schwer mit ihnen in einen Topf stecken. Doch das ist noch nicht alles, was sie so ungewöhnlich macht. Allerdings versucht Mel ihre Andersartigkeit vor allen zu verbergen, damit sie nicht für verrückt gehalten wird. Als sie dann jedoch das alte Anwesen ihrer Großmutter erbt, kann sie sich vor ihren Fähigkeiten nicht mehr verschließen. Schon allein das heruntergekommene Haus in Schuss zu bringen, wäre eine enorme Ehrausforderung, doch was Mel in dem Gebäude erwartet geht weit über eine gewöhnliche Renovierung hinaus.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und lebendig. Ich habe mich schnell in die Geschichte eingefunden und war neugierig, was man noch so von den Figuren kennen lernen wird, die schon am Anfang präsentieren, wie verschieden sie sind. Mel fällt ein wenig aus der Reihe und das gefällt mir an Protagonisten eigentlich ganz gut. Wiedererkennungswert, Außergewöhnlichkeit und ganz eigene Ansichten machen die Charaktere individuell und die Geschichte von Beginn an zu etwas Besonderem.
Durch den Einzug in das Haus voller übernatürlicher Wesen taucht man gemeinsam mit Mel in eine Welt voller Geheimnisse ein. Mel wusste zwar, dass sie irgendwie anders ist und Dinge spürt, die nicht so normal sein können, hat jedoch bisher davon abgesehen, wieder jemandem von zu erzählen. Wer würde das schon glauben? Nun steht sie allerdings Geistern, Dämonen und anderen Wesen gegenüber und kann nicht einfach davon laufen. Stück für Stück lernt sie von Muriel, was sie wissen muss und macht sie sich mit der Magie der Runen und ihren eigenen Fähigkeiten vertraut.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Mel geschildert. So ist man stets nah bei der Protagonistin und kann hinter ihre Mauern schauen. Ihre oft sarkastischen oder ironischen Äußerungen dienen häufig wohl eher dem Selbstschutz oder um zu zeigen, wie sehr ihr das alles missfällt, was sie da erleben muss. Manchmal fand ich ihre Sprüche ganz witzig und gut platziert, ab und an gingen sie mir jedoch auch auf die Nerven. Nicht nur weil sie damit manchmal echt fies und abwertend denjenigen gegenüber ist, mit denen sie spricht. Nachdem Mel eine ganze Weile in dem „Geisterhaus“ zugebracht hat, hätte man doch erwartet, dass sie irgendwann auch mal vollständig an die ganzen übernatürlichen Ereignisse und Möglichkeiten glaubt und es nicht weiterhin in Frage stellt und mit sarkastischen, unangebrachten Aussagen um sich wirft. Schließlich ist sie auch keine 16 mehr und man würde ab und an etwas mehr Vernunft von ihr erwarten.
Verständlicherweise spielen ihre Gedanken und Gefühle immer mal wieder verrückt. Kann man ihr auch kaum verdenken, bei all den schrägen Dingen, die sie erlebt und lange Zeit hat sie niemanden, dem sie sich wirklich anvertrauen kann. Umso schöner sind dann die Entwicklungen im Verlaufe des Buches zu verfolgen. Besonders gegen Ende gab es eine weitere Wendung, die mir gut gefallen hat.
Neben Mel lernt man noch einige andere Charaktere, übernatürliche und reale, kennen, die immer wieder ihre Macken und Vorstellungen in die Handlung einfließen lassen dürfen. Dadurch wird es vor allem für Mel niemals langweilig. Es gibt Situationen zum Schmunzeln, emotional bewegende Passagen, Momente voller Wut und Zorn und immer wieder neue, teilweise gefährliche und turbulente Herausforderungen, die gar nicht so leicht zu meistern sind

Fazit
Auch wenn die Protagonistin Mel mir leider ab und an mit ihrer Art ein wenig auf die Nerven ging, hat sich das Buch sehr gut und flüssig lesen lassen. Die Kombination aus übernatürlichen Wesen, unterschiedlicher Form von Magie, den persönlichen Herausforderungen für Mel, den abwechslungsreichen Figuren, einer guten Portion Gefühl und Sarkasmus hat mir gut gefallen.


Veröffentlicht am 14.06.2019

komplex, verstrickt, sehr viel Politik, teilweise etwas langatmig

Die stille Tochter
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Es ist der vierte Fall für Tommy Bergmann, man kann das Buch jedoch auch ohne Vorwissen lesen, da es jeweils um einen eigenständigen Kriminalfall geht.

In Oslo taucht in einem See eine stark verweste ...

Es ist der vierte Fall für Tommy Bergmann, man kann das Buch jedoch auch ohne Vorwissen lesen, da es jeweils um einen eigenständigen Kriminalfall geht.

In Oslo taucht in einem See eine stark verweste Frauenleiche auf. Wer ist die Frau und wer hat sie im See versenkt? Fragen über Fragen, die nur schwer zu klären scheinen. Doch als wäre das noch nicht genug, gibt es weitere Tote, die Tommy Bergmann beschäftigen. Er gräbt tief in der Vergangenheit und stößt auf Dinge, die er wohl besser nicht erfahren hätte, um sich und die Menschen zu schützen, die ihm wichtig sind.

Tommy Bergmann als Ermittler hat mir gut gefallen. Ich kenne keine der vorherigen Bücher, in denen man vielleicht schon etwas über ihn und sein Leben erfahren hat. Es werden aber auch noch mal ein paar wichtige Punkte aufgegriffen, die zeigen, was er so hinter sich hat. Er widersetzt sich auch mal den Anweisungen und riskiert einiges, um in seinem Fall weiter zu kommen. Am Rande der Legalität kämpft er für die Aufklärung des großen Komplottes und ahnt dabei noch gar nicht, wie nah er einigen der Beteiligten bereits gekommen ist. Obwohl man dieses Verhalten sicherlich auch kritisieren könnte, mochte ich das irgendwie. Tommy arbeitet verbissen an dem Fall und auch wenn er sich zwischendurch selbst zur Schachfigur machen lässt, erkennt er dann schnell, dass etwas falsch läuft und kehrt zu dem zurück, was er selbst will.

Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Einmal gibt es die aktuelle Handlung, die 2016 spielt und bei der man Tommy Bergmann bei seiner Arbeit begleitet. Dabei begegnen ihm viele unterschiedliche Figuren und er muss zahlreiche Verknüpfungen aufdröseln. Zwischendurch springt man immer wieder in die Vergangenheit und begleitet Christel Heinze in den 70/80er Jahren. Der Strang der Vergangenheit hat Bezug zur Gegenwart und so ergeben sich nach und nach Zusammenhänge, Parallelen und Erklärungen für die Dinge, auf die Tommy bei seinen Ermittlungen stößt. Obwohl ich diese Teilung an sich interessant fand, waren mir die Abschnitte bei Christel manchmal fast etwas zu lang, da nicht immer die Spannung erhalten werden konnte.

Es gibt viele spannende Momente. Umso mehr Puzzleteile an ihren Platz fallen, umso klarer wird, wie verstrickt und komplex die ganze Geschichte wirklich ist. Es gibt einige Enthüllungen, von denen sich zwar einige im Verlauf schon andeuten, andere jedoch bis kurz vor Schluss noch recht offen sind.
Leider zieht sich die Handlung zwischendurch auch immer mal wieder. Es ist stellenweise sehr verworren und durch all die unterschiedlichen Namen und Decknamen, fiel es mir manchmal nicht leicht, dem Ganzen zu folgen. Einige Personen haben an verschiedenen Stellen andere Namen, obwohl jeweils der Gleiche gemeint ist. Da durchzusteigen ist nicht immer ganz leicht, sicher aber eben der Situation und de Aspekten der Geschichte geschuldet. Manchmal wird auch nur angedeutet, um wen es sich drehen könnte und ich habe dann immer überlegt, wer nun dieses Mal gemeint ist, wer wieder beobachtet oder beobachtet bzw. verfolgt wird. Auf der einen Seite erhöht die Unwissenheit, die damit teilweise zurück bleibt, die Spannung, auf der anderen Seite war es mir persönlich manchmal etwas zu viel Durcheinander. Da Spionage, Stasi, Politik und Geheimagenten wichtige Bestandteil der Handlung sind, ist es jedoch auch nachvollziehbar, dass nicht immer sofort alles klar ist und verraten wird. Die Einflechtung dieser Themen fand ich schon interessant, auch wenn ich nicht beurteilen kann, ob alles ganz realitätsnah ist, da ich selbst erst 1988 geboren wurde und diese Erfahrungen nie selbst gemacht habe. Man weiß ja dann nur das, was man darüber mal gehört oder gelesen hat.

Abgesehen von den manchmal verwirrenden Namen ließ sich die Geschichte recht flüssig lesen. An die norwegischen Ortsbezeichnungen und Straßennamen hatte ich mich auch schnell gewöhnt. Besonders gegen Ende nimmt das Buch noch mal an Tempo auf und für Tommy wird es immer gefährlicher. Zwischendurch gab es Passagen, die mir persönlich zu langatmig waren, wenn sie auch zur Erklärung für einige Dinge und insgesamt auch irgendwie zur Aufklärung der Zusammenhänge und des Falles beitragen. Man lernt dabei viel über Christel, ihr Leben und das System, in dem sie da steckt. Durch diese Abschnitte werden allerdings das Tempo und die Spannung immer mal wieder rausgenommen und ich war nicht durchweg gefesselt. Es blieb jedoch durchweg interessant und ich war auch neugierig, wie sich die Auflösung gestalten wird.

Fazit
Eine interessante, komplexe Geschichte mit vielen politischen und geschichtlichen Aspekten, die nach und nach aufgedeckt werden. Mir persönlich war es zwischendurch ein wenig zu langatmig, vielleicht auch etwas zu politisch und verworren, auch wenn es nie ganz uninteressant war. Ich hätte mir manchmal etwas mehr Tempo und weniger Rückblenden in die Vergangenheit gewünscht, damit die Spannung erhalten bleibt. Tommy Bergmann als Ermittler hat mir aber gut gefallen, ich könnte mir vorstellen, mir auch die anderen Fälle von ihm etwas genauer anzusehen.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!