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Veröffentlicht am 25.02.2023

Leben hinter Glas

Siegfried
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Wir begleiten die namenlose Hauptprotagonistin eines Morgens in die Psychiatrie. Dort nimmt sie im Wartezimmer platz und lässt ihre Gedanken in ihre Vergangenheit schweifen. Einzelne Szenen ihres Lebens ...

Wir begleiten die namenlose Hauptprotagonistin eines Morgens in die Psychiatrie. Dort nimmt sie im Wartezimmer platz und lässt ihre Gedanken in ihre Vergangenheit schweifen. Einzelne Szenen ihres Lebens werden dargestellt und stehen für ihr Sein und Werden. Mit ihrem Freund Alex hat sie eine kleine Tochter und übt das Model der glücklichen Familie. Doch schnell merkt man das hinter der ganzen Sauberkeit und Ordnung die Katastrophe lauert. Siegfried ist ihr Stiefvater und nimmt den größten Teil ihres Denkens ein. Die Geschichte wird mit leisen Tönen erzählt. Beim Lesen machte sich bei mir recht schnell ein beklemmendes Gefühl breit. Der Gang in die Psychiatrie impliziert ja bereits, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt. Und im Laufe der Geschichte verstärkt sich diese Bild, doch so richtig greifbar wird es nicht. Man hat den Eindruck ganz viel wird einfach nicht gesagt. Auch in der Familie wird nicht gesprochen. Es passieren schlimme Dinge aber niemand redet darüber. Fast autistische Züge hatten die Protagonisten. Und auch dem Leser blieben so die meisten Dinge verborgen. Ein zentrales Thema war die Scham. Häufig auch das Fremdschämen für alles und jeden. Mir fehlte die erleichternde Klarheit in der Geschichte. Etwas, das Hoffnung gibt oder zumindest aufklärt. So bleibt am Ende nur das dumpfe, beklemmende Gefühl.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Zukunftsangst

Serious Shit
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Eine Generation blickt geschockt auf den Krieg in der Ukraine und beginnt zu begreifen, dass die Welt nicht so friedlich ist wie sie bisher vermutet hat. Marlene Knobloch ist Ende zwanzig und spricht in ...

Eine Generation blickt geschockt auf den Krieg in der Ukraine und beginnt zu begreifen, dass die Welt nicht so friedlich ist wie sie bisher vermutet hat. Marlene Knobloch ist Ende zwanzig und spricht in ihrem Essay für ihre Generation. Kernaussage ist meiner Meinung nach die Zukunftsangst. Der Krieg hat deutlich gemacht, dass Europa keine heile Seifenblase ist, in der es sich rosarot leben lässt. Sondern dass der Frieden und unser Wohlstand fragil sind. Sie beschreibt aber auch die Erwartungen ihrer Generation vom Leben und Arbeiten und dem Aufbrechen von altbewährten Strukturen wie der 8h/5 Tage Woche. Ich habe Marlene Knobloch gerne zugehört und mit Verwunderung ihren Blick auf die Welt wahrgenommen. Ob sie für eine ganze Generation spricht, kann ich nicht beurteilen. Interessant fand ich es dennoch. Viel hat mich jedoch auch daran erinnert, als ich selbst in diesem Alter war und feststellen musste, dass die Welt nicht unbedingt auf mich gewartet hat. Ihre ängstlichen Gedanken haben mich jedoch auch etwas betroffen gemacht. Ich würde mir wünschen, dass diese Generation mehr Zutrauen in die Welt und in sich selbst hat. Verwundert hat mich auch, dass der Ukrainekrieg als Auslöser für diese Erkenntnis dient. Haben wir doch gerade eine Pandemie überstanden, die unsere Gesellschaft ganz schön durcheinandergewirbelt hat. Laut der Autorin sollen ältere Generationen wohl zum ersten Mal nicht neidisch auf die Zukunft der jungen Generation sein. Das erscheint mir doch sehr subjektiv. Krisen und Kriege haben auch andere Generationen schon miterlebt. Mir hätte eine neutralere Auseinandersetzung mit dem Thema doch besser gefallen. So habe ich eher das Gefühl nur einen Standpunkt gehört zu haben. Aber zugehört habe ich dennoch gerne.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Nachts in Krakau

EAST. Welt ohne Seele
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In Krakau, Ende der 1990er Jahre, wird Jan Jordis Kazanski als CIA-Agent eingesetzt um „die Witwe“ zu finden. Sie führt die größte Verbrecherorganisation Krakaus an. Doch er sucht nicht allein nach ihr. ...

In Krakau, Ende der 1990er Jahre, wird Jan Jordis Kazanski als CIA-Agent eingesetzt um „die Witwe“ zu finden. Sie führt die größte Verbrecherorganisation Krakaus an. Doch er sucht nicht allein nach ihr. Die hübsche Dänin Xenia scheint sich auch sehr für „die Witwe“ zu interessieren. Schon bald muss er feststellen, dass seine Anwesenheit in Krakau nicht unentdeckt geblieben ist, denn er entgeht nur knapp einem Mordanschlag. Doch wer will ihn tot sehen? Sind es Agenten der Gegenseite, der Verbrecherring oder gar die eigenen Leute? Immer tiefer wird er in die Machenschaften hineingezogen und verliert sich nicht nur bei hübschen Frauen, sondern auch im Alkohol.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es ist ein klassischer Agententhriller im James Bond-Stil. Es bleibt bis zum Schluss spannend und zwielichtig. Also eigentlich so wie es sein soll. Der Protagonist ist geheimnisvoll und nach einem schweren Schicksalsschlag ziemlich kaputt. Wie in einem Agententhriller zu erwarten, mischen auch die Russen ordentlich mit. Wer auf dieses Genre steht wird hier sicher begeistert sein. Ich habe für mich jedoch festgestellt, dass mich diese Art von Thriller nicht so ganz abholen kann. Hätte ich mir eigentlich denken können. Schließlich schlafe ich bei James Bond auch immer ein.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Der vergessene Valentinstag

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Es ist Valentinstag und drei Frauen warten aufgeregt auf ihr Date. Nur leider taucht Joseph Carter nicht auf. Das Frühstück wollte er eigentlich mit der Geschäftsfrau Siobhan genießen. Zum Valentins-Lunch ...

Es ist Valentinstag und drei Frauen warten aufgeregt auf ihr Date. Nur leider taucht Joseph Carter nicht auf. Das Frühstück wollte er eigentlich mit der Geschäftsfrau Siobhan genießen. Zum Valentins-Lunch war er mit der sportlichen Miranda verabredet und den Abend wollte er mit der schüchternen Jane verbringen. Nicht nur die Frauen auch die neugierige Leserin will natürlich dringend wissen, was hier gespielt wird. Doch Joseph ist ein Mann voller Geheimnisse. Und so lässt er uns lange im Dunkeln über sich und sein Liebesleben. Am Ende kam dann die große Überraschung. Und das hat mich dann auch wieder mit dem Buch versöhnt. Zwischendurch hatte es seine Längen und ich musste es auch mal weglegen. In Ruhe hat es mich aber dennoch nicht gelassen und wurde deshalb ja auch immer wieder vorgeholt. Wir erleben die Story im Wechsel aus der Sicht der drei Frauen und erfahren dabei auch so langsam welches Geheimnis die jeweilige umgibt. Denn so ganz einfach sind ihre Lebenswege bisher nicht gewesen. Und jede hat ihren ganz speziellen Charakter. Manchmal war mir dies aber auch zu plakativ, da die Figuren dadurch sehr klischeehaft wirkten. Dennoch für mich, ein Buch für den gemütlichen Couchsonntag bei Schmuddelwetter.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Spione in Berlin

Ein Präsident verschwindet
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Kriminalhauptkommisar Gerber ermittelt im Fall des verschwundenen Verfassungsschutzpräsidenten Otto John. Wir befinden und im Jahr 1954, mitten im geteilten Berlin. Der Machtkampf zwischen dem Ost- und ...

Kriminalhauptkommisar Gerber ermittelt im Fall des verschwundenen Verfassungsschutzpräsidenten Otto John. Wir befinden und im Jahr 1954, mitten im geteilten Berlin. Der Machtkampf zwischen dem Ost- und den West-Sektoren ist in vollem Gange. Die Geliebte von Philipp Gerber, Eva Herden scheint irgendwie in das Rätsel um das Verschwinden Johns involviert zu sein. Denn nach einem Treffen mit ihm, ist auch sie plötzlich verschwunden. Dann wird ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu tot aufgefunden, und auch hier führt die Spur zu Eva. Hat sie die Seiten gewechselt? Phillip kann und will es nicht glauben.
Die Zeitreise ins Nachkriegsdeutschland, ganz zu den Anfängen der BRD, fand ich wirklich spannend. Die Spionageaktivitäten zwischen Ost und West haben wirklich potential für gute Stories. Die Stimmung, die hier aufgebaut wird, wirkt authentisch. Man fühlt sich richtig in die 50er Jahre versetzt. Bestimmte Details, wie die Schreibmaschienenüberschriften der Kapitel tragen ebenfalls dazu bei. Für mich war es wirklich mal etwas anderes und ich habe mich in der Zeit sehr wohl gefühlt. Ab und an hätte ich mir aber für einen Thriller doch mehr Spannung und Nervenkitzel gewünscht. Es blieb eher seicht und gediegen. Aber auch das ist ja manchmal ganz schön.

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