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Veröffentlicht am 30.10.2019

interessante und sehr vielseitige Betrachtungen

Heidnische Weihnachten
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Bereits auf der ersten Seite, direkt gegenüber des Inhaltsverzeichnisses findet sich der Hinweis darauf, dass es sich bei diesem „Buch um eine neu gestaltete Ausgabe des 2003 unter dem Titel „Weihnachtsbaum ...

Bereits auf der ersten Seite, direkt gegenüber des Inhaltsverzeichnisses findet sich der Hinweis darauf, dass es sich bei diesem „Buch um eine neu gestaltete Ausgabe des 2003 unter dem Titel „Weihnachtsbaum und Blütenwunder“ erschienenen Werks handelt“. Die „Königin von Saba“ fand ich sehr interessant und war ganz gespannt auf dieses Buch.



Christian Rätsch und Claudia Müller-Ebeling haben für dieses Buch eine fast nicht endende Menge an Schriften durchforscht; die Bibliographie im Anhang umfasst 15 Seiten und erweckt den Eindruck einer echten Fleißarbeit. Viele zusätzliche Fußnoten im Text ergänzen zudem.

Die vielschichtige Betrachtung der Bräuche, Riten und Ursprünge zu Weihnachten, der Zeit davor und auch etwas danach gehen viele Jahrhunderte zurück, bei uns und ebenso in fernen Ländern. Gemeinsamkeiten werden durchleuchtet und manchmal spannend, manchmal für meinen Geschmack auch etwas abenteuerlich ausgelegt und bewertet; aber darauf, zumindest auf ein paar Beispiele komme ich später noch zu sprechen.

Die Weihnachtsbotanik, die hauptsächlich aus grünen Pflanzen, meist mit roten Früchten besteht, heilige Bäume, Räuchergut, Gewürze und Gebäck, die Herkunft und Geschichte von Nikolaus und Weihnachtsmann, Weihnachtsdüfte und -geräusche werden durchleuchtet, genau wie die Rauhnächte, die Wiedergeburt der Sonne und die Feste Silvester, Neujahr und Epiphanie. Insgesamt waren diese Betrachtungen sehr interessant, besonders auch die Vergleiche mit anderen Regionen. Das Buch wurde ausgesprochen schön illustriert mit dem Abdruck von zahlreichen alten Postkarten, Bildern, Schnitten, Zeichnungen, herorgehobenen Gedichten. Die mit Fotos bebilderten Pflanzenportraits waren interessant und lockerten die zuweilen langen Ausführungen auf. Das gesamte Buch wurde sehr abwechslungsreich und ansprechend gestaltet.

Ich habe viel für mich Neues gelesen, beispielsweise, dass Wotan/Odin als Ahnvater Rübezahls gelte, welche Vorbilder Nikolaus und Weihnachtsmann haben sollen oder welche Bräuche in fernen Ländern bestehen. Dennoch muß ich gestehen, dass mich einige Ausführungen zweifelnd zurücklassen, beispielsweise, dass die Rauhnächte am 2.1. enden – hierzu habe ich schon mehrere Bücher gelesen und es wurde immer der 6.1. angegeben; dieses Datum wird in diesem Buch noch nicht einmal als Alternative angegeben. Manche Erklärungen fand ich sehr weit hergeholt, beispielsweise, wenn geschrieben steht, dass die rote Weihnachtsmannzipfelmütze dem Wikingerhelm ähnelt; das fällt mit selbst nachdem ich es gelesen habe nicht auf. Oder die Erklärungen, wie Fliegenpilze entstehen und wie daraus die rotweiße Kleidung des Nikolaus/Weihnachtsmannes entstanden ist, erscheint mir schwer nachvollziehbar und wirken, genau wie ein paar andere, ein wenig zu phantasievoll. Dass Venus, Freia und Frau Holle verschiedene Namen einundderselben Person sind war für mich neu, erklärt aber vielleicht, warum der heilige Baum der Frau Holle laut diesem Buch der Stechapfel ist; der Hollunder wurde in diesem Zusammenhang überhaupt nicht erwähnt. Auch die Geschichte über Kannibalen und das Schlachten des Schokoweihnachtsmannes als symbolischen Kannibalismus oder die leider falschen Belhrungen, dass Silvester sowohl mit „i“ als auch mit „y“ geschrieben würde ( kann man auch mit Y schreiben, wenn man beispielsweise in den USA lebt oder mit dem Nachnamen Stallone unterschreibt), lassen mich etwas irritiert zurück. Insgesamt waren aber die abenteuerlichen Ausführungen eindeutig in der Minderzahl und das Buch samt seiner Erklärungen schon ziemlich interessant. Sehr gut gefallen haben mir auch die Rezepte für Räuchermischungen.

Veröffentlicht am 03.12.2018

interessante Geschichte über unterschiedliche Lebensmodelle von Frauen der 50er Jahre

Als das Leben vor uns lag
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Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen ...

Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen Verhältnissen, wurde von den Schwestern aufgenommen und ist diesen als Ausgleich stets zu Diensten. Bei den anderen Vier handelt es sich um die Zwillinge Olga und Martha, Lolita und Nina.

Olga, von der Härte der Klosterfauen inspiriert, führt die Gruppe an, initiiert ein Pfänderspiel, auch am letzten Schultag im Jahre 1950, das diesesmal ausser Kontrolle gerät und mit Julias Entfernung aus der Schule endet. Was genau geschah bzw. welche Details Julia betreffen erfährt der Leser erst später.

Nach 30 Jahren treffen sich die fünf Freundinnen wieder; zunächst essen vier von ihnen zusammen, tauschen sich aus und spielen, leicht angesäuselt, wieder das Pfänderspiel. Ich muß gestehen, dass mich diese Idee erst nicht besonders begeistert hat, denn es wirkt auf mich nicht sehr glaubhaft, dass sie mit 45 Jahren wieder dieses Wahrheits-Pfändespiel spielen wollen. Keine versucht über ihre letzte gemeinsame Nacht im Internat zu sprechen, keine bedauert irgendetwas - „wir waren noch Kinder“ - tja, so benehmen sie sich jetzt auch. Und doch war das, was während dieser Spielrunde erzählt wurde, manchmal auch ganz geschickt über Bande gespielt, sehr interessant und spannend erzählt.
Später gibt es auch das Treffen zu Fünft und eine Aufklärung der Erlebnisse vom Sommer 1950 und in der heutigen Zeit.


Die Geschichte selber fand ich ausgesprochen reizvoll, war es doch eine Zeitreise in das Rollenverständnis und die Möglichkeiten der Frauen in den 50er Jahren. Auch wenn der Roman in Spanien spielt so liest man im Hintergrund immer wieder Erlebnisse und Auswirkungen politischer Einflüsse und des Krieges mit, von Verrat, Verleugnung, Schuld und Sühne und eben auch, wie unterschiedlich Frauen ihr Leben planen und gestalten.
Wie im richtigen Leben finden sich auch in diesem Roman ganz unterschiedliche Fauenrollen wieder, unter anderem die gutsituierte Gattin, die mehreren Kindern das Leben schenkte, sich selber einen goldenen Käfig baute und sich den anderen überlegen fühlt, eine selbständige, erfolgreiche Frau oder eine, die aus vielen Hindernissen stark hervorgegangen ist und von den fünf Frauen eindeutig am meisten beeindruckt.
Die Autorin hat diese Geschichte spannend erzählt und die einzelnen Schicksale interessant verwoben; manchmal war da schon etwas zuviel an Zufall im Spiel, aber genau das passiert im wirklichen Leben ja auch. Der Roman war für mich recht stimmig und abgerundet, fesselte beim Lesen und zeigte die Möglichkeiten dieser Generation an Frauen sehr anschaulich auf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.10.2018

einige Klassiker, viele weniger bekannte Märchen

Märchen von Speis und Trank
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Schon im Vorwort erfährt man, dass die hier versammelten Märchen von „wundersamen Mitteln, die auf Wunsch das Schlaraffenland auf den Tisch zaubern, von magischen Speisen und zauberhaften Verwandlungen, ...

Schon im Vorwort erfährt man, dass die hier versammelten Märchen von „wundersamen Mitteln, die auf Wunsch das Schlaraffenland auf den Tisch zaubern, von magischen Speisen und zauberhaften Verwandlungen, von gewitzten Helden, hungrigen Hunden und schlauen Mäusen“ erzählen. Im Nachwort finden sich Gedanken über Redewendungen des Essens, dass „mehr ist als bloße Nahrungsaufnahme“....

So vereint dieses Märchenbuch insgesamt 34 Märchen, in denen das gemeinsame Essen, Begenungen und magische und heilende Speisen die Handlung beeinflussen. Ich bin mit Märchen großgeworden, kenne selbstverständlich die enthaltenen Klassiker wie das Märchen vom Schlaraffenland, Zwerg Nase, der klugen Gretl oder dem kleinen Däumling. Die meisten der hier gesammelten Märchen waren mir jedoch völlig unbekannt, wobei ich jene aus fremden Ländern ganz besonders interessant fand ( Schweiz, Tirol Romamärchen aus Schweden). Die meisten der enthaltenen Märchen stammen aus Deutschland / Mitteldeutschland; ich hätte eine zeitliche Zuordnung sehr interessant gefunden.


Insgesamt fand ich die Mischung der Texte und Rabendarstellungen vielfältig und interessant, die Aufmachung des Buches, mit Lesebändchen, sehr ansprechend.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Genuss, Geschmack, Wohlbefinden mit Kräutern, Blüten und einem Hauch von Nostalgie

Minze, Salbei, Rose
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Lily Diamond hat in „Minze, Salbei, Rose“ essbare und pflegende Rezepte mitt Kräutern und Blüten zusammengestellt, wobei sich jedes Kapitel um eine dieser Zutaten rankt.

Es finden sich also folgende Kräuterkapitel ...

Lily Diamond hat in „Minze, Salbei, Rose“ essbare und pflegende Rezepte mitt Kräutern und Blüten zusammengestellt, wobei sich jedes Kapitel um eine dieser Zutaten rankt.

Es finden sich also folgende Kräuterkapitel im Buch: Basilikum, Fenchel, Koriander, Minze, Oregano, Rosmarin, Salbei und Thymian und als Blütenkapitel: Lavendel, Jasmin, Rose und Orangenblüten. Im jeweiligen Kapitel finden sich die Rezepte für Speisen, beispielsweise Salate, Eiscremes, Kuchen, oder Getränke und auch die für kosmetische Anwendungen. Das finde ich eigentlich recht praktisch und gut geordnet. Die Rezepte, die ich ausprobieren möchte habe ich durch zwei verschiedenfarbige post-its markiert, so dass ich für mich beide Rezeptarten getrennt habe.
Bei den Kulinarschen Rezepten sprechen mich als bekennender Süßschnabel besonders die aufregenden Eiskreationen und Limonaden an; genaugenommen finde ich aber auch die anderen sehr spannend. Einzig, dass hier Galette aus Weizenmehl gebacken werden und genaugenommen sich deshalb die Bezeichnung „Galette“ ausschließt ( immerhin eine geschützte Bezeichnung für die Crèpe-Variante, die zwingend aus Buchweizenmehl zubreitet werden muß um sich so nennen zu dürfen), finde ich sehr schade, denn es hinterläßt den Eindruck, dass die Autorin sich hätte besser informieren können....
Die Kosmetikrezepte, beispielsweise für Meersalzspray oder eine Gesichtsmaske gefallen mir gut; es hat schon einiges für sich, dass wir die Zutaten, die wir an unsere Haut lassen auch essen könnten.
Immer wieder erzählt die Autorin Episoden aus ihrem Leben, von der Trauer um den Verlust ihrer Mutter, von der neuen Freundin des Vaters, vom Nacktherumlaufen auf Empfehlung eines Schamanen oder von eigenen Freunden. Ich muß gestehen, dass ich diese Passagen zu Beginn noch gelesen, später aber einfach übersprungen habe. Ich bin kein Voyeur und solche Lebensbekenntnisse haben für mich nicht unbedingt etwas in einem Koch- und Naturkosmetikbuch zu suchen.

Insgesamt gefällt mir die Zusammenstellung der gut erklärten und leicht nacharbeitbaren Rezepte ausgesprochen gut; gerade diese Kräuter und Blüten sprechen mich sehr an. Es enthält für mich soviel Nostalgie, denn einige Zubereitungen damit, beispielsweise Körperspray/Parfum mit Lavendel, Rose und Orangenwasser hat meine Großmutter schon zu meinen Kinderzeiten hergestellt und ich habe es auch schon mehrmals versucht, genauso hinzubekommen. Die vorgestellten Düfte sind Klassiker aus fast vergessenen Zeiten und beim Lesen erinnere ich mich an Gurgelwasser aus Salbeiaufguss und Anwedungen mit verschiedenen Kräutern.

Ich bin sehr froh, dieses schön gestaltete Buch in die Finger bekommen zu haben, denn neben soviel Nostalgie laden appetitliche Rezepte und kosmetische Pflegeprodukte zum Nachmachen, Ausprobieren und Geniessen ein.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Tolle Mischung aus Rezepten, Brauchtum und persönlichen Kurzportraits

Kuchen & Torten von den Burgenländischen Hochzeitsbäckerinnen
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Bernhard Wieser und Michael Rathmayer haben zehn Burgenländer Hochzeitsbäckerinnen besucht, die ein wenig über ihre Tätigkeit, die in ihrer Gegend noch üblichen sowie die fast vergessenen Bräuche und sich ...

Bernhard Wieser und Michael Rathmayer haben zehn Burgenländer Hochzeitsbäckerinnen besucht, die ein wenig über ihre Tätigkeit, die in ihrer Gegend noch üblichen sowie die fast vergessenen Bräuche und sich selber erzählen.
Zudem steuert jede der Hochzeitsbäckerinnen jeweils vier ihrer persönlichen und regionalen Rezepte von Hochzeitgebäck bei, z.B. Scherberschnitten, Malakofftorte, Glücksstern Charlotte, Kastanienreistorte, Dobostorte, Szalagari oder Fürst-Pückler-Torte.
Sehr gut gefällt mir hierbei die breit gefächerte Auswahl an feinen Torten, bodenständigen Kuchen und auch Kleingebäck, die als festlicher Augenschmaus auf der Hochzeitstafel stehen, beim Vorab-Tortenschauen verspeist oder den Nachbarn und Hochzeitsgästen als Vesper mitgegeben werden.
Spannend war es für mich auch, über die unterschiedlichen Bräuche zu lesen, die sich auch im Burgenland regional unterscheiden und größtenteils in Vergessenheit zu geraten scheinen.

Insgesamt hat mir dieses Buch äußerst gut gefallen; die Mischung an beschriebenem Brauchtum, persönlichen Portraits und Darstellung der freischaffenden Tätigkeit als Hochzeitsbäckerin sowie die insgesamt 40 ansprechenden Rezepte, finde ich ausgesprochen gelungen. Die einzelnen Rezepte wurden gut beschrieben, reichlich bebildert und häufig mit Tipps versehen, so dass ein Nacharbeiten der auch alltagstauglichen Leckereien, probemlos erfolgen kann.