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Veröffentlicht am 11.05.2019

Ich bin zwiegespalten.

Unendlich mal unendlich mal mehr
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Inhalt, gemäß Verlagshomepage:
Bezaubernd, vielschichtig und in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist dieser Debütroman für Kinder ab 10 Jahren.

Petra liebt gerade Zahlen, denn die lassen sich teilen, ohne ...

Inhalt, gemäß Verlagshomepage:
Bezaubernd, vielschichtig und in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist dieser Debütroman für Kinder ab 10 Jahren.

Petra liebt gerade Zahlen, denn die lassen sich teilen, ohne sie kaputt zu machen. Sie mag Fußball, ihren Kumpel Chris und ihre beste Freundin Melika. Was sie gar nicht mag, ist Wasser: dieses unkontrollierbare Etwas, das sich in alle möglichen Richtungen bewegt. Doch dann lernt sie Thomas kennen, den Propellerjungen aus dem Schwimmbad. Ihm zuliebe wagt sie sich sogar mit dem Kopf unter Wasser – und plötzlich ergibt alles einen Sinn.

Meine Meinung – Achtung es wird aus dem Inhalt berichtet:
Petra erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive; sie „leidet“ unter Zwängen; obwohl ihr dies selber gar nicht als solches bewusst ist.
Beispielsweise kämmt sie immer fünfmal ihre rechte und fünfmal ihre linke Kopfseite damit alles gut ist. Zahlen sind ihr wichtig und sollten am besten immer gerade sein.
Richtig schlimm wurde es für sie als sie im Unterricht die Zahl PI kennengelernt hat – denn PI hat eine unendliche Anzahl an Nachkommastellen.

Ich fand es befremdlich, dass Petra von ihre Mutter nicht als „Mutter“ o.ä. spricht, sondern sie mit ihrem Namen benennt.
Auch fand ich es irritierend, dass in der Übersetzung aus dem Norwegischen die Schwimmhalle mit „Dreieck“ betitelt wurde; es hat sich mir nicht erschlossen, ob dies ein Spitzname von Petra für dieses Gebäude oder diese Gegend ist, oder was es sonst damit auf sich hat.

Es hat mir in der Seele wehgetan zu lesen wie sehr Petras alleinerziehende Mutter mit Arbeiten beschäftigt ist, so dass Petra quasi nichts von ihrer Mutter hat und die Mutter quasi nichts von ihrer Tochter mitbekommt.

Richtiggehend warm ums Herz wurde mir beim Lesen, als Petras bester Freund Chris in ein Freundschaftsbuch in die Rubrik „Bester Freund“ einen Strich einträgt; von den Mitschülern darauf angesprochen ist Chris natürlich in der Klemme; Petra jedoch erkennt die Situation und sagt „Ich bin der Strich“ und trägt ihren Namen dort ein, indem sie den Strich zum mittleren Strich in ihrem „PETRA“ macht.

Einige Formulierungen der Autorin haben mir wirklich fabelhaft gefallen:
„Hochwasser im Tränenkanal“ (S. 138)
„Als sie weg ist, vergrabe ich das Gesicht im Kissen, und das Meer in meinem Inneren quillt mir aus den Augen.“ (S. 140)

Das Hautpanliegen der Autorin ist es eine Geschichte aus Sicht eines Mädchens mit Verhaltensauffälligkeiten und magischen Gedanken zu erzählen; deshalb ist der Erzählstil sehr einfach gehalten und auf kindlich gemacht. Schade fand ich, dass vieles nicht konkret benannt wird; denn meiner Meinung nach würde dies an manchen Stellen helfen die Geschichte besser zu verstehen. Auch haben mich manche „offenen“ Stellen in der Erzählung gestört.
Das Thema „Erste Liebe“ fand ich für eine Zwölfjährige etwas verfrüht – auch wenn es eigentlich nur um den ersten Kuss geht (aber es wird ja Petras Geschichte erzählt und nicht das, was ich als Leser gut fände).

Dieses Buch kann ich mir gut, nicht nur für eine weibliche sondern auch für eine männliche Leserschaft vorstellen.

PS: Ich habe schwer mit mir gerungen, ob ich nur 3 oder doch 4 Sterne für dieses Buch vergebe.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Spannung pur.

3 2 1 - Im Kreis der Verschwörer
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Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
London. Gegenwart. Die Metropole befindet sich im Ausnahmezustand. Der britische Premierminister und der amerikanische Präsident eröffnen eine Großveranstaltung am Trafalgar ...

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
London. Gegenwart. Die Metropole befindet sich im Ausnahmezustand. Der britische Premierminister und der amerikanische Präsident eröffnen eine Großveranstaltung am Trafalgar Square. Für die Geheimdienste und Sicherheitskräfte gilt höchste Bereitschaftsstufe. Alles scheint perfekt zu laufen. Doch dann peitschen Schüsse durch die Luft, und der Außenminister Matthewson bricht tödlich getroffen zusammen. Wie konnte das passieren?
Der Attentäter wird verhaftet – doch dies ist erst der Anfang!
Am nächsten Morgen wird er in seiner Zelle erhängt aufgefunden – angeblich Selbstmord. Der Mann, der ihn verhört hat, stirbt bei einem Autounfall.
Für Staranwalt Michael Devlin entbrennt ein Wettlauf um Leben und Tod: Zusammen mit der jungen Reporterin Sarah kommt er einer Intrige ungeheuren Ausmaßes auf die Spur und fordert den Kreis der Verschwörer heraus … bis zum bitteren Ende!

Meine Meinung:
Die Story lässt sich sehr angenehm lesen; sie ist sehr spannend und mit vielen Details beschrieben.
Der durchdachte Plot hat mir sehr gefallen und war wirklich facettenreich.
Man hat als Leser das Gefühl als würde man einen Film ansehen.

Auch die Sprache des Autors hat mir sehr gut gefallen:
„ 'Wenn Turner in diese Sache verwickelt ist, kann es nicht um ein simples Attentat gehen. Dann muss mehr dahinter stecken. Scheiße!' Das letzte Wort wurde geradezu energisch abgefeuert. Eine Explosion der Verzweiflung.“ (S. 172)

Fazit: Die Lektüre machte Spaß.

Veröffentlicht am 27.04.2019

„Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Zeitarbeit & Co“ (Buchuntertitel).

Arbeit und Gerechtigkeit
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Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Das Phänomen der Arbeitslosigkeit im Sozialstaat wird in der Öffentlichkeit überwiegend politisch oder fachlich-wissenschaftlich interpretiert. Philosophisch-praktisch, ...

Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Das Phänomen der Arbeitslosigkeit im Sozialstaat wird in der Öffentlichkeit überwiegend politisch oder fachlich-wissenschaftlich interpretiert. Philosophisch-praktisch, also bezüglich Fragen der Gerechtigkeit und Handlungsmotiven der betroffenen Menschen, kommt das Thema nur punktuell in den Blick. Georg Grund-Groiss, Leiter einer AMS-Geschäftsstelle, und Journalist Philipp Hacker-Walton betrachten aufgrund konkreter Erfahrungen von Menschen am Arbeitsamt grundsätzliche Fragen zum Thema Arbeit und Gerechtigkeit: Welche Arbeit ist zumutbar? Welche Umschulungen sind mit Blick auf das Gemeinwohl „gerecht“ – und was kann man Arbeitslosen gerechterweise abverlangen? Dabei erkunden sie auch die Frage, was wohl Aristoteles zu Hartz IV sagen würde.

Hint:
„Wir gehen zunächst immer von den österreichischen Verhältnissen aus. Aufgrund der engen (geschichtlichen, strukturellen und systematischen) Verwandtschaft von Arbeitsmarkt und Sozialsystemen ist eine gute Übertragbarkeit auf Deutschland und die Schweiz gegeben. Wenn zusätzliche Perspektiven und Erkenntnisse erwartbar sind, wird eigens auf Deutschland oder die Schweiz Bezug genommen.“ (Fußnote, S. 12)

Meine Meinung:
Prinzipiell hat mir die Idee einer fiktiven Talkshow-Runde sehr gut gefallen:
„Wir fragen unter anderem: Würde Aristoteles es für gerecht halten, wenn Langzeitarbeitslose auf offene Stellen außerhalb ihres angestammten Berufsbereichs vermittelt würden? Was würde Immanuel Kant meinen, wenn ein Mensch verzweifelt ist, weil er sich im falschen Beruf eingesperrt fühlt und um die Förderung einer Umschulung ansucht? Hat die Allgemeinheit vor dem Hintergrund des kategorischen Imperativs die Pflicht zu helfen? Wäre der amerikanische Philosoph John Rawls einverstanden, wenn Arbeitslose in Jobs vermittelt würden, in denen sie nur mehr halb so viel verdienten wie zuvor? Was würde er zur schlechten Entlohnung von angeblich moralisch hoch angesehenen Berufen wie der Krankenpflege sagen? Würde er sein berühmtes Differenzierungsprinzip verletzt sehen?“ (S. 15)
Aber ich musste leider feststellen, dass mir diese philosophisch-theoretischen Gedankenspiele, dann auf Dauer doch zu „anstrengend“ wurden. Ich kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass andern Lesern dieses sehr viel besser zusagen würde.

Davon abgesehen jedoch fand ich dieses Sachbuch sehr innovativ.
Denn die Autoren stellen wirklich sehr interessante Überlegungen an und beleuchten (System-)Zustände und die (Lebens- bzw. Arbeits-)Situation von Menschen in einem, für mich gänzlich, neuen Licht.
Und diese Überlegungen sind es, meiner Meinung nach, auf jeden Fall wert in die öffentliche Diskussion getragen zu werden.

Veröffentlicht am 26.04.2019

„Ein Gentrifizierungskrimi“ (Buchuntertitel).

Selbst gerächt
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Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Erschüttert über den Tod einer alten Frau, die nach einer Zwangsräumung einen Herzinfarkt erlitt, beschließen vier Frauen, gegen die kriminellen Machenschaften korrupter ...

Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Erschüttert über den Tod einer alten Frau, die nach einer Zwangsräumung einen Herzinfarkt erlitt, beschließen vier Frauen, gegen die kriminellen Machenschaften korrupter Immobiliengesellschaften anzugehen.
Des Nachts suchen sie sich besonders böse Immobilienmakler und hängen sie kopfüber im Park auf. Die Opfer können stets schnell gerettet werden und so werden die Parkhenkerinnen zunächst nur belächelt. Doch dann hängt eines Morgens ein Miethai tot im Baum …

Trotz seines ernsten Themas ist „Selbst gerächt“ ein durchaus humorvoller Kurzkrimi, der dafür sorgt, dass man inmitten horrend steigender Mieten, künstlicher Wohnraumverknappung, Zwangsräumungen und Verdrängung noch etwas zu lachen hat.

Meine Meinung:
Bei Amazon ist das Buch mit „Gesellschaftsroman“ und „Zeitgenössische Frauenliteratur“ getagged – ich finde, das trifft es ganz gut.
Der Roman spielt in Berlin – ich finde, das passt.

Nette, leichte, lustige Unterhaltung, die man nicht allzu ernst nehmen sollte.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Selbstfindungstrip.

Erwachen
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Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Paula ist 17 Jahre alt, hat Liebeskummer und eine Menge Probleme in der Schule. Daran muss sich endlich etwas ändern. Eines Tages entdeckt sie eine Einladung im Internet, ...

Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Paula ist 17 Jahre alt, hat Liebeskummer und eine Menge Probleme in der Schule. Daran muss sich endlich etwas ändern. Eines Tages entdeckt sie eine Einladung im Internet, die ihre Aufmerksamkeit erregt: „Visionssuche am Mittelrhein, für Jugendliche: Das Geheimnis und die Schönheit in einer Visionssuche durch Fasten, Alleinsein und Ausgeliefertsein in der Natur bestehen darin, dass das Beste in den Initianten zum Vorschein kommt. In der Leere und der Einsamkeit bleibt euch allein die Wahl, soweit zu gehen, wie ihr vermögt. Die Helden in euch kommen zum Vorschein und lassen euch Dinge vollbringen, die ihr selbst nicht für möglich gehalten hättet. (...)“ Das klingt verrückt, aber vielleicht braucht es etwas Verrücktes, um wirklich etwas zu verändern. Paula nimmt die Einladung an.
In dem Sommercamp im Siebengebirge trifft sie fünf Jugendliche, die sich auch dafür entschieden haben, an der Visionssuche teilzunehmen. Einer von ihnen ist Michael, der auf alles und jeden wütend zu sein scheint. Doch Paula entdeckt bald, dass Michael noch eine andere Seite hat, die sie magisch anzieht. Insgesamt verbringen sie neun Tage im Siebengebirge: Drei Tage lang werden die jungen Leute auf die Zeit der Visionssuche vorbereitet, drei Tage und drei Nächte soll jeder für sich allein in der Natur verbringen und weitere drei Tage haben sie Zeit, das Erlebte gemeinsam zu verdauen. Diese Erfahrung wird Paulas Leben von Grund auf verändern. Roberta White, eine Schamanin aus Kanada, und Klaus Lechner, Sozialpädagoge aus Koblenz, begleiten die jungen Leute auf diesem Abenteuer.

Meine Meinung:
Ich finde dieser Jugendroman ist ehrlich und aufrichtig geschrieben;
sie gibt Einblicke in die Vorgeschichten und das Innenleben der Jugendlichen.
Schön fand ich, dass nicht nur Paulas sondern die inneren Verwerfungen und Schwierigkeiten aller beleuchtet wurden.