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Veröffentlicht am 02.04.2024

Zu viel vom großen Ganzen, zu wenig vom Leben

i fell in love with hope
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Krankheit, Zeit und Tod sind die größten Feinde des Menschen. Niemand weiß das besser als die Menschen, die in dieser Geschichte wandeln. Fünf Kinder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und ...

Krankheit, Zeit und Tod sind die größten Feinde des Menschen. Niemand weiß das besser als die Menschen, die in dieser Geschichte wandeln. Fünf Kinder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und mehr miteinander verbunden waren, als sonst jemand auf dieser Welt. Jeder von ihnen ist gebeutelt von Krankheit und doch fühlen sie sich miteinander lebendiger als vorher.
Alles beginnt mit dem Erzähler Sam, der einen großen Verlust erlebt, was ihn ziemlich aus der Bahn wirft. Danach lernen wir durch Sams Augen die weiteren Charaktere kennen. Anfänglich wirkten alle noch etwas blass. Erst im Laufe der Geschichte, nachdem man mehr über sie und ihre Hintergrundgeschichten erfuhr und sie selbst zu Wort kamen, bekamen sie mehr Kontur und wuchsen mir ans Herz. Jedenfalls so weit, sodass mir ihre Schicksale sehr nahe gingen und ich mir mehr für sie gewünscht hätte. Die Geschichte der fünf Freunde wird immer wieder durch Sams Rückblicke auf seine eigene Vergangenheit unterbrochen. Meist ließen mich diese Passagen und Sams Gedankengänge verwirrt zurück. Oft konnte ich die Zusammenhänge nicht erfassen. Sam an sich war für mich auch nicht wirklich greifbar und wirkte eher wie Außenstehender. Mit seiner Rolle in der Geschichte wurde ich einfach nicht warm. Es wirkte vieles zu gewollt poetisch, wodurch ich oft den Faden zur Geschichte verlor. Ich bewundere Menschen, die derart mit Worten spielen können aber hier war es mir einfach zu viel, sodass mich die Philosophie dahinter mehr bremste als davon trug. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin sich mehr dem Ausbau der Geschichte gewidmet hätte, als dem philosophischen Wordbuilding. Hätte der Fokus wirklich auf Sony, Neo, Coeur und Hikari, sowie deren Miteinander gelegen, dann hätte ich mein Herz an sie verloren. Ich hätte mit ihnen gelacht, geweint und gelitten. Ich wollte mich in ihren Geschichten verlieren, nicht in den Grundfragen des Lebens. Leider war es nicht ganz mein Buch. Es artete in eine Richtung aus, mit der ich mich einfach nicht anfreunden konnte. Optisch gesehen ist aber bisher das Schönste, dass ich je gesehen habe.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Starke Motive mit schwächelnden Charakteren

Das Mörderarchiv
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Wer sucht schon seinen eigenen zukünftigen Mörder? Na klar, eine verrückte alte englische Dame, die dazu auch noch sehr reich ist. Frances Gravesdown wurde in ihrer Jugend geweissagt, dass eines Tages ...

Wer sucht schon seinen eigenen zukünftigen Mörder? Na klar, eine verrückte alte englische Dame, die dazu auch noch sehr reich ist. Frances Gravesdown wurde in ihrer Jugend geweissagt, dass eines Tages ermordet werden wird. Dies führte unteranderem dazu, dass sie ihr ganzes Leben damit verbrachte ihren zukünftigen Mörder finden zu wollen. Ihr Leben lang sammelte sie mögliche Tatverdächtige und Motive. Annie hat ihre skurrile Großtante Frances noch nie persönlich kennengelernt. Umso verwunderlicher, dass ausgerechnet Annie in Frances Testament mit aufgenommen werden sollte. Am Tag des ersten Treffens scheint sich die Weissagung zu erfüllen und Frances wird ermordet. Mit ihrem letzten Willen verfügte sie, dass unteranderem Annie den Fall lösen muss, um an das Erbe zu gelangen. Annie scheint im Nachteil zu sein, da ihr im Vergleich zu ihren Mitstreitern, das nötige Hintergrundwissen fehlt. Meist gibt es 4 klassische Tatmotive für einen Mord. Habgier, Rache, Leidenschaft oder Rache. In diesem Fall mangelt es außerdem nicht an Verdächtigen, da wirklich jeder in ihrem Umfeld einen mehr oder weniger guten Grund hatte, Frances nach dem Leben zu trachten. Annie steht ein kniffliges Unterfangen bevor, bei dem es die Ereignisse aus Vergangenheit und Zukunft miteinander in Verbindung zu setzten, gilt. Denn, wenn sie den Mörder ihrer Tante Frances finden will, muss sie nicht nur die Weissagung entschlüsseln, sondern auch ein Jahrzehnte zurückliegendes Verbrechen aufklären. Durch Frances Mörderarchiv hat sie zwar alle möglichen Puzzelteile, doch diese richtig zu kombinieren, erweist sich als äußerst kompliziert. War es doch selbst Frances nicht möglich 60 Jahre lang des Rätsels Lösung zu finden.
Die Grundidee hat mich von Anfang an begeistert und erinnerte mich inhaltlich an die alten Agatha Christie Filme mit ihrem morbiden englischen Charme. Die Geschichte brauchte eine Weile, um in Fahrt zu kommen und überraschte dann mit einigen Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Die Umgebung wurde sehr ausführlich und bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles vorstellen konnte. Die Motive jedes einzelnen waren für mich schlüssig, nachvollziehbar und gut kombiniert. Die Brotkrumen waren erstaunlich gut gestreut. Mit dem tatsächlichen Täter habe ich so nicht gerechnet, da die Hinweise mich auf eine falsche Fährte führten. Mit den Charakteren hatte ich dagegen so meine Schwierigkeiten. Typisch für die Art Story ist, die große Anzahl an handelnden Personen. Und ja, quasi das ganze Dorf scheint involviert zu sein. Genau aus diesem Grund musste ich immer wieder innehalten, um im Kopf die entsprechenden Beziehungen noch ein Mal nachzuvollziehen. Außerdem fehlte es mir Tiefe bei den Charakteren, deren Dialoge etwas flach waren. Viele wirkten teils blass und langweilig. Eine Person war sogar so nichtssagend, sodass ich beim besten Willen nicht mehr wusste in welcher Beziehung sie zum Gesamten stand. Auch mit der Hauptperson Annie wurde ich nicht ganz warm. Sie wirkte auf mich noch sehr unreif und naiv. Frances war mir von allen am sympathischsten, auch wenn ich nicht ganz verstand, warum sie so an ihrer toxischen Freundin Emily hing. Ohne das Tagebuch von Frances wäre Annie wahrscheinlich nie auf den wahren Täter gekommen. Sprachlich gefielen mir die Tagebucheinträge besser, als die Darstellung der Gegenwart. Die Charaktere hatten dort mehr Tiefe und es herrschte eine ganz eigene düstere Dynamik und Stimmung.
Trotz einiger Kritikpunkte habe ich mich gut unterhalten gefühlt, da nichts wirklich vorhersehbar war.
Ein Cozy-Crime Roman für alle die Aghatha Christie und Cluedo mögen und auch mit schwächelden Charakteren leben können.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Der Sommer ihres Lebens

The Fort
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Evan, Jason, Mitchell und C.J. kennen sich schon ihr ganzes Leben und sind unzertrennlich. Ricky ist eher zufällig mit dabei, als sie alle gemeinsam im Wald zufällig einen Bunker entdecken. Bestens ausgestattet ...

Evan, Jason, Mitchell und C.J. kennen sich schon ihr ganzes Leben und sind unzertrennlich. Ricky ist eher zufällig mit dabei, als sie alle gemeinsam im Wald zufällig einen Bunker entdecken. Bestens ausgestattet bietet er weit mehr als einen geheimen Treffpunkt. Es soll ihr Geheimnis bleiben. Dies beinhaltet leider auch Ricky, den niemand wirklich dabei haben will aber aufgrund des gemeinsamen Geheimnisses ein Teil dieser Gemeinschaft wird. Es hätte ein Sommer voll grenzenloser Freiheit und Abenteuer werden können. Doch jeder von ihnen schleppt sein eigenes Päckchen mit sich herum, die einige Ereignisse in Gang setzten. Die Jungs müssen sich mit vielschichtigen Themen wie Scheidung, häusliche Gewalt, Zwangsstörungen und Außenseitertum auseinandersetzten.
Die Bewertung dieser Geschichte fällt mir dieses Mal schwerer als sonst. Dies ist einfach dem geschuldet, dass ich mich altersmäßig nicht mehr ganz zur Zielgruppe zähle. Damit möchte ich keinesfalls etwas Negatives ausdrücken oder der Zielgruppe etwas Absprechen. Deshalb wird mein persönliches Empfinden dieses Mal nicht so sehr in die Gesamtbewertung einfließen wie sonst. Begründen möchte ich dies damit, dass der Autor ja nichts dafür kann, dass ich mich in der Altersgruppe völlig vergriffen habe. Ich wusste zwar, dass es sich um einen Jugendroman handelte, aber mir war nicht ganz bewusst, dass die Charaktere dann doch so jung sind. Dies war einfach mein Fehler. Für Kinder ab 11 Jahren ist dieser Roman genau richtig so wie er ist. Die Story an sich war spannend, mit einem gewissen Nervenkitzel und einem guten Spannungsbogen. Die dargestellten Problematiken empfand ich als äußerst wichtig und altersgerecht beschrieben. Die Handlungen und Gedankengänge der Charaktere waren in meinen Augen sehr authentisch und nachvollziehbar. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und liest sich demnach sehr flüssig. Hervorheben möchte ich, dass jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt wurde und man dadurch viel mehr in die Gedankenwelt aller Charaktere eintauchen konnte.
Für mich wäre dieser Roman ideal als Schullektüre. Ein Coming-of-Age Roman, der zeigt wie wichtig Freundschaft ist und das Zuhause kein Ort, sondern ein Gefühl ist.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Stimme eriner verlorenen Generation

Demon Copperhead
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Es scheint, als haben einige Menschen von Beginn an ihres Lebens, ein schwereres Los als andere.
Einer dieser Menschen ist ein Junge namens Damon Fields, von allen nur Demon Copperhead genannt.
Damon selbst ...

Es scheint, als haben einige Menschen von Beginn an ihres Lebens, ein schwereres Los als andere.
Einer dieser Menschen ist ein Junge namens Damon Fields, von allen nur Demon Copperhead genannt.
Damon selbst tritt hier als Ich-Erzähler auf und erzählt uns ungeschönt seine Lebensgeschichte. Er scheint bereits am Ende der Geschichte zu stehen und versucht den Auslöser für das Fallen nachzuvollziehen. Dabei bemerkt er, dass es nicht nur ein konkretes Ereignis war, sondern die Summe seines Lebens. Schon seine Geburt war ein reiner Kampf, der sich durch sein ganzes Leben ziehen sollte. Dabei war aber nicht alles immer nur schlecht. Auch wenn die ersten Jahre seiner Kindheit entbehrungsreich zu sein schienen, so waren sie doch relativ glücklich. Seine Mutter war zwar nicht immer in der Lage sich vollumfänglich um ihn zu kümmern, doch schufen die Freiheit der Umgebung und die Fürsorge der Nachbarsfamilie einen guten Ausgleich.
Durch eine Reihe unglücklicher Umstände gerät Damon ins Pflegesystem und lernt nicht unbedingt dessen positive Seite kennen. Durch die Erfahrungen in dieser Zeit entwickelte sich ein unglaublicher Hunger in ihm. Dabei rede ich nicht nur vom körperlichen Empfinden. Seine Seele hungert förmlich nach Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit. Dies führte zu einer Vielzahl von ungünstigen Entscheidungen und Co-Abhängigkeiten. Zwischenzeitlich scheint sich das Blatt für Damon zum Guten zu wenden, doch wer hochsteigt, kann auch tief fallen. Und in seinem Fall ist es die Medikamentenabhängigkeit. Wieder aufzustehen fällt schwerer, als wieder liegenzubleiben.
Durch Damon als Erzähler ist der Sprachstil sehr flüssig zu lesen und durch die Umgangssprache sehr authentisch. Damons Gedankengänge und Ausdrucksweise gingen mir sehr nahe, da sie schonungslos ehrlich und direkt war. Und trotz all der Tragik gibt es dennoch einiges zum Schmunzeln.
Der Name Demon Copperhead hat in meinen Augen einen sehr symbolischen Charakter. Zum einen erinnert er natürlich an die Romanvorlage David Copperfield. Demon deutet an, dass sein Schicksal ihm schon vorherbestimmt zu sein scheint. Und Copperhead scheint sich nicht nur auf seine markante Haarfarbe zu beziehen, sondern auch auf die gefährlichen Giftschlangen der Region. Von der er nie eine zu Gesicht bekommen hat. Man hört immer nur von den Verlierern des Systems aber man sieht sie meist nie oder erst, wenn es zu spät ist. Neben dem Hunger hat auch das Meer eine ganz große Bedeutung für Damon. Trotz vieler Versuche hatte er nie die Möglichkeit es hautnah zu erleben. Für mich drückt diese Suche seine Sehnsucht nach Freiheit aus und seine Sorgen einfach fortzuspülen.
Ich glaube, dass Damons Leben ganz anders ausgegangen wäre, wenn nicht derart viele Resilienzfaktoren vorhanden gewesen wären. Er hat die Fähigkeit in seinen Zeichnungen Dinge zu verarbeiten und eine Handvoll Menschen, die immer an seiner Seite waren.
Barbara Kingsolver hat mit Demon Copperhead aber nicht nur einen Roman geschaffen, der von einer verkorksten Kindheit erzählt. Es geht nicht nur um Damon allein, sondern auch um die Menschen um ihn herum und gar eine ganze Region im vergessenen Herzen Amerikas.
Eine ganze Generation und die nachfolgende wurden, egal ob wissentlich oder unwissentlich, kaputtgemacht und im Stich gelassen. Das besondere Lebensgefühl der Menschen Appalachiens wird hier auf ganz besondere Weise zum Ausdruck gebracht. Sie mögen zwar nicht so fortschrittlich sein, wodurch lange auf sie herab geblickt wurde, doch ist ihr Gemeinschaftssinn ihr größtes Gut. Nicht umsonst käme dort niemand auf die Idee sein Haus oder Auto abzuschließen. Umso schlimmer ist es, wie diese Menschen behandelt wurden. Neben Ausbeutung und Perspektivlosigkeit, herrscht ein Mangel Schulbildung und das desaströse Gesundheitswesen ebnete der Profitgier der Pharmaindustrie den Weg, um eine wahre Opioidepidemie auszulösen. Eine Kettenreaktion, für die sich niemand mehr verantwortlich fühlt, obwohl sie dafür sorgte, dass 15-35% der Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen konnten und vergessen wurden.
Das relativ offene Ende lässt den Leser selbst entscheiden, welche Abfahrt Demons Leben letztendlich nehmen könnte.
Dass Barbara Kingsolver selbst aus Appalachien stammt, macht diese ganze Geschichte für mich noch authentischer. Für mich ist dieser Roman eine längst überfällige Aufarbeitung der Geschehnisse in Appalachien und er gibt den Menschen eine Stimme, die lange überhört wurden.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Zeitreise mit einer besonderen Sicht auf die Dinge

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Häufig trifft man auf Reisen Menschen, mit denen man auch ins Gespräch kommt. Und bei einer dieser Begegnungen trefft ihr auf einen Mann, der euch so abenteuerliche Geschichten aus seinem Leben und einer ...

Häufig trifft man auf Reisen Menschen, mit denen man auch ins Gespräch kommt. Und bei einer dieser Begegnungen trefft ihr auf einen Mann, der euch so abenteuerliche Geschichten aus seinem Leben und einer längst vergangenen Zeit berichtet. Sie kommen euch so abstrus vor, wie ein Wolkenkuckucksheim.
Dieser Mensch ist Heinz Labensky. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Brandenburg, erlebte er die Nachkriegszeit, sowie die Ära der DDR. Mittlerweile ist Heinz ein 79-jähriger Feierabendheimbewohner, der nie den Osten Deutschlands geografisch wie gedanklich verlassen hat und es bestimmt auch nie getan hätte. Eines Tages erreicht ihn aber ein Brief, der ihn dazu veranlasst, die Geschehnisse von damals zu betrachten. Auf seine ganz eigene Weise beleuchtet Heinz dabei die Geschichte der DDR und zeigt uns und seinen Mitreisenden seine Sicht auf die Dinge.
Heinzi, der bei der Hirnvergabe nicht schnell genug war, hatte kein leichtes Leben. Als förderungsunfähig nahm ihn niemand wirklich ernst. Doch aufgrund seiner Denkweise und seiner besten Freundin Rita machte ihm dies nie viel aus. Sein Beschützerinstinkt Rita gegenüber, trieb ihn sein ganzes Leben an, auch wenn er sie immer wieder aus den Augen verlor.
Heinzi war mir von Beginn an sehr sympathisch. Seine herzerwärmende Fürsorge und Loyalität, in Verbindung mit seiner kindlich naiven Denkweise, machten ihn zu einem ganz besonderen Charakter, dem ich gern persönlich zuhören würde. Aufgrund seiner einfacheren Intelligenz wird Heinzi oft nicht ernst genommen und ausgenutzt. Oft hat er die richtigen Gedankengänge, die dann aber, wie in einem Kreisverkehr, die falsche Ausfahrt nahmen. Er versteht nicht immer alles oder aber falsch. Seine Allgemeinbildung stammt quasi aus einer Frauenzeitschrift. Doch weiß er, was Recht und Unrecht ist, wodurch viele unerwartete und irrwitzige Dinge passierten. Heinz zeigt uns die Geschichte der DDR, durch seine Augen, bei der er unbewusst und in zahlreiche historische Ereignisse involviert zu sein scheint, ohne dass er wirklich etwas davon mitbekam. Auch
Auf der Suche nach seiner besten Freundin, der er sich geschworen hatte auf ewig zu beschützen. Doch Rita war ein Mensch, der es ihm nicht leicht machte, dieses Versprechen zu halten. Ich konnte nicht verstehen, wie sie den einzigen Menschen, der sich so um sie sorgte, derart behandeln konnte.
Ich persönlich habe mit dem Ausgang der Geschichte nicht gerechnet. Es gab der Geschichte einen völlig neuen Blickwinkel und hat mich tief berührt. Leider wirkten auf mich einige Dinge unlogisch, abstrus und wirkten zu konstruiert. Ein ums andere Mal wusste er selbst nicht mehr, was der Realität entsprach oder doch seinem Wolkenkuckucksheim entsprang. Beispielsweise ist Heinzi Analphabet und kann dennoch komplizierte Wörter einer Geheimakte entziffern und teilweise begreifen.
Der Aufbau der Geschichte hat mich während des Lesens sehr überrascht. Ich wusste zwar, dass es viel um die DDR gehen würde, doch ahnte ich nicht, dass dieser geschichtsträchtige Teil Deutschlands derart viel Raum einnehmen würde. Auf der einen Seite war es wirklich interessant diese Historie nachzuerleben. Aber manchmal war es einfach nur anstrengend. Des Öfteren benötigte Ich eine Pause, um das Gelesene sacken zu lassen. Manches Mal waren es, in meinen Augen, lange Aufzählungen starrer Fakten, die eher an ein Geschichtsbuch aus der 9. Klasse erinnerten. Als wäre dieses Buch eine Zeitleiste und Heinzi wäre der rote Faden darin. Auch wenn ich ein Ostkind bin, so bin ich doch zu jung, um zu sagen, wie viel Korrektheit in der geschichtlichen Abfolge steckt. Mir kam sogar der Gedanke das Buch abzubrechen. Der Schreibstil war an einigen Stellen, aufgrund vieler Geschichtsfakten, recht trocken. Doch wenn Heinzi uns seine Sichtweise dazu zeigte, war es teilweise unfreiwillig komisch und versprühte eine gewisse Ostalgie. Viele Redewendungen und Bezeichnungen weckten in mir Erinnerungen und ich frage mich, warum man nicht mehr von Fisimatenten oder Erdmöbel spricht.
Trotz Heinzis besonderer Sicht auf die Geschehnisse der DDR Geschichte, wird dennoch nichts verklärt oder beschönigt. Es wurden auch viele negative Aspekte beleuchtet und dargestellt.
Für mich persönlich hatten die Mitreisenden keinen besonderen Mehrwert. Sie waren eher ein nettes Beiwerk, die Heinzi zuhörten und ab und an die richtigen Fragen stellten. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, so hätte ich es glaube nicht geschafft, diese Unterhaltung abzubrechen, ohne das Ende der Geschichte gehört zu haben.
Auch wenn ich mich öfters zwischen all den starren Fakten verloren fühlte, bin ich froh Heinzi auf seiner Reise durch die Vergangenheit in die Gegenwart begleitet und seine Sicht der Dinge erlebt zu haben.

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