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Veröffentlicht am 04.08.2022

Sozialkritischer Krimi

Dog Donator
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„...Die Konzerne fördern die Korruption, weil es ihre Macht sichert. Sie nehmen Umweltschäden in Kauf, weil sie so günstiger produzieren können. Für die verursachten Schäden werden sie ja seit Jahrzehnten ...

„...Die Konzerne fördern die Korruption, weil es ihre Macht sichert. Sie nehmen Umweltschäden in Kauf, weil sie so günstiger produzieren können. Für die verursachten Schäden werden sie ja seit Jahrzehnten nicht verantwortlich gemacht...“

Das ist nur eines der aktuellen Themen, die im Buch angesprochen werden. Bei aller Sozial- und Gesellschaftskritik aber handelt es sich bei dem Buch um einen spannenden Thriller.
Auf der Ferieninsel Sylt werden die Schoßhündchen von reichen Besitzern entführt, um von ihnen Geld zu erpressen. Das ist auf ein besonderes Konto zu überweisen, will heißen, der oder die Erpresser bereichern sich nicht selbst.
Der Fall landet bei Katja Jansen und Bernd Borcherts. Normalerweise kann der Täter mit der Sympathie der Bevölkerung rechnen, denn scheinbar trifft es die Richtigen. Als Leser erfahre ich jedoch ziemlich schnell, dass sein Umgang mit den Hunden weniger freundlich ist. Das kostet ihm Sympathiepunkte.
Der freie Journalist Basti durchleuchtet die Hintergründe der Opfer. Dabei stößt er auf die dunklen Seiten unserer so gelobten Marktwirtschaft, sei es die Entsorgung von Plastik in Südostasien oder die Erdölförderung im Nigerdelta, um nur zwei Dinge anzusprechen.
Der Schriftstil entspricht dem Zeitgeist. Er ist ziemlich leger. Bei den gesellschaftlichen Themen aber wechselt er ab und an in ernstere Formen. Hinzu komme gut ausgearbeitete Dialoge. Im Gespräch zwischen Katja und Bernd bringt es letztere auf den Punkt:

„...Bei uns ist doch alles genauso korrupt wie überall auf der Welt! Du spielst mit! Ich spiele mit! Wir alle spielen mit“! Mach dir doch nichts vor!...“

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass uns der Autor an vielen Stellen einen Spiegel vorhält. Die kritischen Themen werden gut in die Handlung integriert. Sie wirken nie wie aufgesetzt.
Als Leser war mir relativ schnell klar, wer der Täter ist. Doch vorsichtig, nichts ist, wie es scheint. Das Offensichtliche muss nicht das Richtige sein.
Mir gefallen die ab und an eingestreuten Weisheiten wie diese:

„...Drei Dinge im Leben sind unwiederbringlich,der vom Bogen geschossene Pfeil, das in Eile gesprochene Wort und die verpasste Gelegenheit!...“

Gut herausgearbeitet sind die zwischenmenschlichen Beziehungen. Während der eine vor Überheblichkeit und Selbstbewusstsein strotzt, kommt ein anderer in ruhiger und kontinuierlicher Arbeit zu überraschenden Ergebnissen. Ein Blick hinter die Kulissen der Reichen und Schönen zeigt eine Scheinwelt, die manchmal zu menschlichen Wracks führt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat auch das überraschende Ende beigetragen. Das Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden.

„...Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Gewinne im Westen privatisiert, aber die Kosten auf die Umwelt und die Menschen in den wehrlosesten Teilen der Welt abgewälzt werden...

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Hebamme in schwieriger Zeit

Schicksalhafte Zeiten
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„...Sie ist eine hervorragende und erfahrene Hebamme, die jedes meiner acht Kinder auf die Welt geholt und mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Ohne sie hätte ich oftmals nicht gewusst, wie ...

„...Sie ist eine hervorragende und erfahrene Hebamme, die jedes meiner acht Kinder auf die Welt geholt und mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Ohne sie hätte ich oftmals nicht gewusst, wie es weitergehen soll...“

Mit diesen Worten stellt sich eine Mutter an die Seite von Luise, die von einer anderen gerade gerügt wurde, weil sie ihr zu einem liebevollen Umgang mit dem Kind geraten hat.
Wir schreiben das Jahr 1942. Gefragt ist Härte und regimetreue Mütter beginnen damit schon nach der Geburt.
Seit dem letzten Teil der Reihe sind circa 10 Jahre vergangen. Edith ist sicher in der Schweiz. Luise hat ihre Stellung als Oberhebamme unter dem neuen Direktor verloren.
Sehr gut werden die Zeitverhältnisse wiedergegeben. Das betrifft insbesondere den Umgang mit den Ostarbeitern, aber auch die schwierigen Verhältnisse durch die Bombenalarme. Mit dem Fortschreiten des Krieges sind Geburten im Kellr die Regel, nicht die Ausnahme.
Allerdings habe ich in dem Band den Eindruck, dass die Beschreibung der vielen Geburten manchmal als Füllstoff genutzt wird.
Spannend wird es, wenn die Freundinnen unter sich sind. Das ist manch offenes Wirt möglich.

„...Man muss nur irgendwie durchkommen und dabei sein Gewissen bewahren. Wir sind Hebammen, wir holen das Leben auf die Welt, wert oder unwert gibt es bei uns nicht...“

Margot entscheidet sich deshalb, die Klinik zu verlassen. Sie arbeitet als freie Hebamme, muss sich aber trotzdem an gewisse Regeln halten. Außerdem ist jedes falsche Wort eins zu viel.
Gerade Luise wird von der neuen Oberhebamme sehr kritisch beobachtet. Erst als die mit einem Teil der Klinik aufs Dorf evakuiert wird, hat Luise etwas mehr Freiraum.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was durch Mut und Einsatzbereitschaft möglich war.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Komplexer Krimi

Krügers Fälle / Verstrickt
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„...Aber wie auch immer, eine dermaßen kuriose Geschichte habe ich noch nie erlebt. Und das will etwas heißen! Ein Skelett aus der Jungsteinzeit mit modernen Amalgamfüllungen in den Backenzähnen?...“

Für ...

„...Aber wie auch immer, eine dermaßen kuriose Geschichte habe ich noch nie erlebt. Und das will etwas heißen! Ein Skelett aus der Jungsteinzeit mit modernen Amalgamfüllungen in den Backenzähnen?...“

Für Freddy war es eine große Überraschung, als bei einer seiner Skelette plötzlich ein Füllung heraus kullerte. Die Tote konnte nicht so alt sein, wie es schien. Der Fall landet bei Kommissar Krüger.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Es ist der 10. Fall des Kommissars. Obwohl ich die ersten Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Geschichte zu folgen.
Der Schriftstil passt zum Genre. Einerseits darf ich an den Ermittlungen teilnehmen, andererseits werden mir viele zusätzliche Informationen geboten. So wird ein einem Gespräch zwischen einem Professor und Krüger genau dargelegt, wie es zu diesem Lapsus kommen konnte. Ausschlaggebend ist unter anderem die Beschaffung des Bodens.
Doch Krüger hat einen weiteren Fall zu bearbeiten. Eine verstorbene Magd beschuldigt den Weinbauern Lorenz Kocher, seine Frau umgebracht zu haben. Die gilt seit 28 Jahren als vermisst. Dessen Einstellung zu Frauen ist allerdings gewöhnungsbedürftig.

„...Das Ziel unserer Ehe war Nachwuchs, nicht romantische Liebe. Wenn die Frau nicht liefert, muss ich mich nach einer anderen umsehen. Ein Grundprinzip meines Standes...“

Mittlerweile hat sich der Weinbauer neu orientiert. Seine Zukünftige bringt einen Jungen mit in di Ehe. Noch ahnt Kocher aber nicht, dass sie durchaus ihren eigenen Kopf hat, der für seine Pläne nicht günstig ist.
Im Falle der toten jungen Frau meldet sich die beste Freundin Helene Huber. Man ist damals davon ausgegangen, dass Jenny, so hieß sie, mit ihrem Freund in Afrika verschollen ist. Krüger macht der Frau klar, dass sie als Zeugin in Gefahr sein könnt, falls der Mörder noch lebt. Helene verschweigt ihm aber wichtige Details.
Gekonnt werden in diesem Krimi außenstehende Personen mit in die Ermittlungen einbezogen. Sie haben Möglichkeiten, die den Beamten verwehrt bleiben. Auch Nadja, Krügers Mitarbeiterin, gibt sich manchmal eine andere Identität.
Das Besondere des Krimis besteht darin, dass es nicht nur darum geht, die Fälle aufzuklären, sondern dass damit gleichzeitig Lebensgeschichten erzählt werden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Lesenswerte GEdichte

Traumfängergedichte
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„...Intensiv
das Leben
die Liebe erfahren
in die Seelen blicken.
Partnerschaft...“

Das ist eines der kürzeren Gedichte der Autorin. Die Überschrift entspricht der ersten Zeile. Es hat einen optimistischen ...

„...Intensiv
das Leben
die Liebe erfahren
in die Seelen blicken.
Partnerschaft...“

Das ist eines der kürzeren Gedichte der Autorin. Die Überschrift entspricht der ersten Zeile. Es hat einen optimistischen und hoffnungsvollen Grundton.
Das ist nicht bei allen Gedichten so. In vielen steckt eine Prise Melancholie. Gleichzeitig spüre ich eine Spur innerer Zerrissenheit. In anderen klingt Sehnsucht an. Einige Gedichte zielen auf die Vergangenheit und die Erinnerung.

„...Weißt du noch? Vor Tag und Jahr,
wie unser erstes Treffen war?
Septembersonne schien recht warm...“

Mein Lieblingsgedicht ist „Um Punkt Acht in der Heiligen Nacht“. Das empfinde ich als sehr intensiv und lebensnah.
Gedichte zu beurteilen, ist immer schwierig. Sie entstehen häufig aus persönlichen Befindlichkeiten und geben einen mehr oder weniger tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Poeten. Das empfinde ich auch bei diesem Buch so. Nicht zu unterschätzen ist das Alter dessen, der sie schreibt und der sie liest. Ich vermute, dass gerade mein Lieblingsgedicht vor allem die ältere Generation ansprechen wird, weil da die entsprechende Erfahrung dahintersteht.
Die äußere Form ist unterschiedlich. In wenigen Gedichten nutzt die Autorin Reime. In zwei Fällen bringt sie ihre Gedanken in die Form eines Haiku.
Ab und zu sind Schwarz-Weiß-Zeichnungen ins Buch eingebettet. Die Überschriften werden in Großbuchstaben und besonderer Schriftart hervorgehoben.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Fesselnder Thriller

Noah
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„...Es kam aus Gott selbst, denn Gott, unser Schöpfer, ist Licht, und wo sein Licht aufleuchtet, entsteht Leben. Jede Finsternis, ja, selbst der Tod muss vor ihm weichen...“

Lamech erzählt seinem Sohn ...

„...Es kam aus Gott selbst, denn Gott, unser Schöpfer, ist Licht, und wo sein Licht aufleuchtet, entsteht Leben. Jede Finsternis, ja, selbst der Tod muss vor ihm weichen...“

Lamech erzählt seinem Sohn Noah die Schöpfungsgeschichte. Der Knabe mag sie und hat sie sich gut gemerkt. Lamech ist ein Nachkomme von Seth, dem dritten Sohn Evas. Mittlerweile aber herrschen auf der Erde die Kainiten.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Dafür hat sie sich die Erzählung um Noah als Grundlage genommen und füllt dabei auch die Jahre aus, die Noah vor dem Bau der Arche gelebt hat.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung und den hohen Spannungsbogen. Die Geschichte ist in drei Abschnitte gegliedert.
Sehr gut wird das Leben zur damaligen Zeit beschrieben. Da darüber nur wenig bekannt ist, waren der Phantasie der Autorin keine Grenzen gesetzt. Das Regime der Kainiten besteht aus Götzenanbetung und Grausamkeit. Lamech drückt das so aus:

„...Du hast keine Ahnung, wozu Menschen fähig sind, wenn sie sich vom Schöpfer abwenden. Ihre Bosheit kennt keine Grenzen...“

Die Tierwelt enthält einige besonders überraschende Exemplare. Menschenopfer und Spiele in der Arena, im Buch nennt die sich Krater, sind an der Tagesordnung. Die Bekenntnis zu Gott, dem Schöpfer, kommt einem Todesurteil gleich.
Während mich die ersten beiden Abschnitte schnell in ihren Bann gezogen haben, hätte ich im dritten meine Probleme. Dort geht es um den Bau der Arche. Gerade hier aber gibt es mehrere Szenen, die sich nicht mit den biblischen Text vereinbaren lassen. Mag sein, dass dadurch die Spannung erhöht wurde, mich aber hat es gestört. Auch das Gottesbild, das dabei vermittelt wird, ist nicht stimmig.
Als Noah sich fragt, warum gerade Gott ihn auserwählt hat, obwohl er auch seine Fehler und Schwächen hat, gibt ihm sein Großvater die Antwort:

„...Er sucht sich nicht Menschen aus, die besonders stark oder besonders klug sind oder die nie zweifeln. Er sucht Menschen, die ihm blindlings vertrauen wie ein Kind...“

Das Buch enthält zu Beginn eine Karte, wie die Welt zur Zeit Noahs ausgesehen haben könnte. Im Nachwort geht die Autorin darauf ein, warum sie sich zu manchen Themen für eine bestimmte Variante entschieden hat. Die Stellen, die ich selbst kritisch hinterfragt und oben in meinen Ausführungen angedeutet habe, waren nicht dabei.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Der Wert von Glauben und Vertrauen wird gekonnt in eine fesselnde Handlung eingebettet.

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