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Veröffentlicht am 30.08.2022

Die Wahrheit liegt dazwischen

Sturmrot
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Vor dreiundzwanzig Jahren hat Olof den Mord an Lina gestanden, er war damals vierzehn Jahre alt. Olof war seitdem nicht mehr in seinem Elternhaus, der Zufall führt ihn wieder dahin. Zu seinem Entsetzen ...

Vor dreiundzwanzig Jahren hat Olof den Mord an Lina gestanden, er war damals vierzehn Jahre alt. Olof war seitdem nicht mehr in seinem Elternhaus, der Zufall führt ihn wieder dahin. Zu seinem Entsetzen findet er seinen Vater tot in der Dusche vor, ermordet mit einem Jagdmesser. Die Polizistin Eira ist eine der ermittelnden Beamten. Sie war zum Zeitpunkt des Mordes an Lina neun Jahre alt und erinnert sich noch gut an diese schreckliche Zeit.

Dieses Buch hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, tatsächlich habe ich mich durch die ersten hundertfünfzig Seiten regelrecht quälen müssen. Der Schreibstil ist trocken, zurückhaltend und für mich persönlich ein wenig emotionslos, dabei hat das Buch alles, was ich normalerweise sehr mag; ein Toter, ein Verdächtiger und dazu ein alter Mordfall, eine Kleinstadt, viele Geheimnisse und eine Ermittlerin mit Ecken und Kanten, die Probleme hat, wie sie fast alltäglich in vielen Familien auftauchen. Dennoch wollte lange der Funke nicht überspringen und ich dachte schon, dass es so bleibt, als es plötzlich eine Wendung des Falles gab, die mein Interesse weckte und zusätzlich auch meinen Täterradar. Nun gab es für mich kein Halten mehr, die Spekulationen und Verdächtigungen meinerseits gingen in einige Richtungen und schlagartig war der Schreibstil nicht nur zweitrangig, ich fing auch an, Gefallen daran zu finden.

Die Richtung, die der Fall dann nahm, hat mich sehr überrascht, genauso wie der Umstand, dass ich das Buch nun nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die erneute Wendung in der Ermittlung hat mich kalt erwischt, auch das Handeln der beteiligten Personen habe ich so nicht erwartet. Die Auflösung, die keine war, hat für mich persönlich gut zu der Geschichte gepasst. Ich freue mich nun sehr auf den zweiten Teil der Trilogie, der glücklicherweise bald erscheint. Vier Sterne gibt es von mir und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Grausame Realität

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Kayleigh hat bei Hexa gearbeitet, dem Subunternehmen einer bis zum Schluss namentlich nicht genannten Firma, die eine Plattform betreibt, auf der Texte, Bilder und Videos gepostet werden können. Die Angestellten ...

Kayleigh hat bei Hexa gearbeitet, dem Subunternehmen einer bis zum Schluss namentlich nicht genannten Firma, die eine Plattform betreibt, auf der Texte, Bilder und Videos gepostet werden können. Die Angestellten von Hexa sehen sich diese Einträge an und entscheiden nach festgelegten Richtlinien, ob diese gelöscht oder stehen gelassen werden können, sobald diese von Nutzern oder Bots dieser Plattform gemeldet wurden, weil sie zum Beispiel anstößig sind. Keine leichte Aufgabe, denn was man da zu sehen bekommt, variiert zwischen ekelhaft, grausam und abartig.

Diese knapp hundertseitige Geschichte wird erzählt in Form eines Briefes von Kayleigh an einen Anwalt namens Stitic. Dieser Anwalt möchte die Protagonistin dazu bringen, sich seiner Klage gegen Hexa anzuschließen, was diese aber nicht möchte. Die Gründe dafür legt sie in dem Brief dar und erläutert ausführlich, was geschehen ist. Natürlich geht es um Hexa und ihre Tätigkeit für dieses Unternehmen, aber vorrangig dreht sich der Brief um die Liebesbeziehung zwischen Kayleigh und Sigrid sowie die Auswirkungen, die die Sichtung der Einträge auf der Plattform auf sie hatte.

Es ist eine Geschichte, die die meiste Interpretation dem Leser überlässt. Ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht und die ein oder andere Erklärung, denn Kayleigh empfand ich zuweilen als sehr anstrengend und schwankte zwischen Mitleid und Abscheu. Dies wiederum macht aber ein gutes Buch aus, anscheinend hat die Autorin die Figur mit Absicht so angelegt. Bemängeln möchte ich lediglich, dass Kayleigh gefühlt auf jeder zweiten Seite masturbiert hat, das fand ich doch arg übertrieben, unpassend und klischeehaft. Alles in allem war es aber ein unterhaltsames und durchaus lesenswertes Buch, das mich erstaunlicherweise einige Tage danach noch beschäftigt und damit vier Sterne absolut verdient hat.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Wie du mir, so ich dir

P.S. Morgen bist du tot
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Chloe Sevres ist eine von insgesamt sieben Psychopathen, die an der John Adam Universität an einer klinischen Studie teilnehmen. Wer die anderen Teilnehmer sind, weiß Chloe nicht, da diese Studie anonym ...

Chloe Sevres ist eine von insgesamt sieben Psychopathen, die an der John Adam Universität an einer klinischen Studie teilnehmen. Wer die anderen Teilnehmer sind, weiß Chloe nicht, da diese Studie anonym stattfindet, was sie allerdings nicht davon abhält, trotzdem eigene Nachforschungen anzustellen. Dies tut sie anfangs nur halbherzig, da sie aus einem ganz anderen Grund an genau diese Universität gekommen ist; sie will Rache nehmen für etwas, das ihr vor Jahren angetan worden ist. Dann passiert ein Mord und die ermordete Person ist einer der Teilnehmer der Studie, was dazu führt, dass Chloe dringend rausfinden will, wer die anderen Psychopathen sind, um sich mit ihnen gegebenenfalls zu verbünden.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, allerdings handelt es sich bei Chloe um den Hauptcharakter und die einzige Ich-Erzählerin. Sie hat ein klares Ziel, auf das sie hinarbeitet und macht schon früh klar, dass nichts und niemand sie davon abhalten wird. Die Studie selbst wird leider wenig thematisiert, was ich schade fand, denn diese hätte mich ebenfalls sehr interessiert. Dennoch waren Chloe und deren Jagd auf ihre Zielperson interessant und faszinierend genug, um meine Enttäuschung schnell zu vergessen. Die Spannung war hierbei wellenförmig, manchmal verlor sich die Geschichte in Nebensächlichkeiten und wurde etwas langatmig, um dann wieder unerwartet eine Wendung zu nehmen, die mich begeistert hat. Das letzte Drittel hat mich letztendlich für jede Länge entschädigt, die Auflösung war stimmig und das Ende mehr als befriedigend. Ich wäre mehr als begeistert, wenn es eine Fortsetzung gäbe, denn ich würde sehr gerne wissen, wie es mit Chloe weitergeht. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die außergewöhnliche Storys mögen.

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Ein Winter in Schottland

1979 - Jägerin und Gejagte
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Alison Burns, genannt Allie, ist eine junge Journalistin, die beim Boulevardblatt Clarion in Glasgow arbeitet. Sie ist jung und voller Ideale, macht sich aber gleichzeitig keine Illusionen darüber, dass ...

Alison Burns, genannt Allie, ist eine junge Journalistin, die beim Boulevardblatt Clarion in Glasgow arbeitet. Sie ist jung und voller Ideale, macht sich aber gleichzeitig keine Illusionen darüber, dass sie sich in der Welt des Journalismus als Frau behaupten muss. Es ist 1979, der Winter ist hart, neben Schneestürmen und Stromausfällen gibt es viele andere Themen, über die geschriebenen werden kann, wenn man nicht gerade eine Frau ist und zudem beim Zeitungsverlag nur zum einfachen Fußvolk zählt. Als Daniel Sullivan, Danny genannt, Allie um Hilfe bei einem Fall von Steuerhinterziehung bittet, ist dies der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit, aber auch einer Freundschaft. Noch ahnen beide nicht, in welches Wespennest sie stoßen werden, als Allie durch Zufall auf eine Verschwörung stößt.

Mit diesem Buch fängt die Autorin eine neue Reihe um die Journalistin Allie Burns an. Jeder Teil wird zeitlich ein Jahrzehnt auseinanderliegen und wie beim vorliegenden Band wichtige historische Fakten berücksichtigen. Ich finde, dass dies eine wunderbare Art ist, geschichtlich etwas dazulernen zu können. Es gab einige Informationen, die mir absolut neu waren und die dazu geführt haben, dass ich die ein oder andere Bildungslücke schließen konnte. Hauptsächlich betrifft dies Schottland, wo die Handlung spielt, was ich persönlich sehr interessant fand.

Die Story ist anfangs ein wenig trocken, Steuerhinterziehung ist ein ernstes Thema, das aber nicht dazu geeignet ist, mein Interesse lange zu fesseln. Das war interessant, aber spannungstechnisch blieb da viel Luft nach oben. Der Charakter von Allie hat Ecken und Kanten, so richtig einordnen konnte ich die Figur noch nicht. Ich denke aber, dass sich dies im Laufe der Buchreihe ändern wird. In der Mitte zieht die Story etwas an und die Spannung ist mehr zu spüren, als dann eine Wendung kommt, die ich befürchtet, aber nicht erwartet habe, ist der Schock dennoch groß. Durch die letzten Seiten bin ich geflogen und war fast traurig, als es zu Ende ging. Kein Buch, das man mal eben nebenher liest, ein Kriminalroman, der hervorragend recherchiert und großartig umgesetzt wurde. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung. Ich freue mich bereits sehr auf den nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Die Hoffnung ist in uns

Schnee im Mai
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Es handelt sich hier um ein Buch mit neun Kurzgeschichten, die sich fast alle um die Stadt Magadan drehen, die im äußersten Nordosten Russlands liegt. Die Wege der Menschen in diesen Geschichten kreuzen ...

Es handelt sich hier um ein Buch mit neun Kurzgeschichten, die sich fast alle um die Stadt Magadan drehen, die im äußersten Nordosten Russlands liegt. Die Wege der Menschen in diesen Geschichten kreuzen sich, das aber nicht immer offensichtlich, sodass es mir irgendwann ein großes Anliegen war, herauszufinden, in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Es erzählt ein Mann seine Lebensgeschichte und erst später passt ein Ereignis im Leben seiner Tochter dazu. Ein anderes Mal erfahre ich die Geschichte einer Frau, deren Enkelin mich viele Seiten später mit einer eigenen Episode entzückt. Da ein Onkel, da eine Oma, immer wieder ordne ich Personen ihrer Familie zu. Gar nicht so einfach, wenn die tatsächlichen Namen den Kosenamen weichen, nur der Verwandtschaftsgrad genannt wird oder ein russischer Ausdruck. Da kann das angehängte Glossar nur bedingt helfen, wenn ich es auch bei vielen Begriffen sehr hilfreich fand. Dennoch war ich nicht verwirrt, das meiste ergab sich von selbst.

Die Stories fand ich dabei sehr interessant, ganz besonders, weil diese in verschiedenen Jahrzehnten spielten. Daraus resultiert, dass ich sehr viel über die jeweiligen Umstände, die zu dieser Zeit in Russland herrschten, erfahren habe. Das war äußerst faszinierend, wenn auch manchmal sehr befremdlich, wenn zum Beispiel die sogenannte Kommunalka erwähnt wurde, bei der es sich um eine Gemeinschaftswohnung handelt, in der jede Familie ein Zimmer bewohnt und sich ansonsten Küche und Bad teilen muss. Feste Koch- und Waschzeiten natürlich inklusive. Eine Wohngemeinschaft, in der jede Person ein Zimmer bewohnt, kann ich mir vorstellen, aber dass ganze Familien so wohnen, ist für mich undenkbar.

Viele dieser Stories haben mich sehr berührt. Diese Menschen, die oft ohne viele Privilegien aufgewachsen sind, manche gänzlich ohne, die uns hier gar nicht mehr auffallen; ob warmes Wasser oder eine Toilette, dieser Luxus ist nicht jedem vergönnt, nicht einmal die eigenen vier Wände. Und trotzdem sind manche Träume und Hoffnungen so alltäglich, so schrecklich normal, dass es wehtut und das soll es wohl auch. Eine wunderbare Sammlung von Kurzgeschichten, die mir Lust darauf macht, mehr von dieser Autorin lesen zu wollen. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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