Profilbild von reni74

reni74

Lesejury Star
offline

reni74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit reni74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2023

Düstere Zukunft

Ein Fluss so rot und schwarz
0

Der Horror beginnt direkt mit dem Aufwachen. Huxley liegt auf dem Deck eines Bootes, neben ihm ein Toter mit einer Waffe in der Hand. Warum hat er sich erschossen? Was machte er auf diesem Boot? Wer ist ...

Der Horror beginnt direkt mit dem Aufwachen. Huxley liegt auf dem Deck eines Bootes, neben ihm ein Toter mit einer Waffe in der Hand. Warum hat er sich erschossen? Was machte er auf diesem Boot? Wer ist der Mann und warum zum Teufel kann sich Huxley an absolut gar nichts erinnern, nicht einmal daran, dass er Huxley heißt?

Das Buch beginnt mit einer recht unwirklichen Situation, die unglaublichen Spielraum für Spekulationen lässt. Im Prinzip kann sich das Buch in alle Richtungen entwickeln, der Leser weiß genauso viel, bzw wenig wie die Protagonisten selbst. Mit ihnen zusammen begibt man sich auf eine Reise und bekommt im selben Tempo die nötigen Informationen und Hinweise und kann sich so sein ganz persönliches Bild der Geschehnisse zusammenbauen. Durch diese Herangehensweise wird eine ganz besondere Stimmung erzeugt und obwohl man nichts von den Figuren weiß fühlt man mit ihnen, entwickelt Sympathien und Antipathien.

Dadurch das die Figuren keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit haben entsteht natürlich keine wirkliche Tiefe, man erlebt sie in einer Krisensituation und kann sie auch nur anhand ihres Handelns einordnen. Durch diese fehlenden Hintergründe sind nicht unbedingt alle Handlungen wirklich logisch und nachvollziehbar und es bleibt nicht aus, dass man rückblickend die Charaktere falsch eingeschätzt hat. Tatsächlich habe ich in dieser Hinsicht das Medium Buch nicht unbedingt als passend empfunden, als Film würde die Geschichte wahrscheinlich noch besser funktionieren, einfach weil hier das Fundament der Figur durch die schauspielerische Leistung geschaffen werden könnte. Auch im Bezug auf die enthaltenen Kampfszenen, wäre hier viel Potential, da die Geschwindigkeit beim Lesen etwas verloren geht.

Zu Beginn kann die Geschichte alles sein. Das kranke Psychospielchen eines perfiden Killers, ein Medikamententest, eine geheime Spionage Mission, eine Millitäroperation, ja sogar eine krude Spielschow, oder eine Alienentführung wäre möglich. Im Verlauf der Bootstour werden immer mehr Details bekannt und ein dystopisches Szenario zeichnet sich ab, das Ängste bedient, die gar nicht so weit weg von der Realität sind. Ein Szenario, das so, oder so ähnlich schon Gegenstand der verschiedensten Bücher und Filme gewesen ist. Kenner des Genres werden hier sicher Parallelen finden.

Die Geschichte ist spannend erzählt, zieht sich aber gerade im Mittelteil etwas in die Länge. Manchmal fehlte mir etwas die Logik hinter dem Ganzen, aber letztlich waren diese Momente recht kurz und schnell überlesen. Sicher hat die Story Luft nach oben, vielleicht wären ein paar Seiten mehr hier gut gewesen, aber im Groben eine gut gemachte Variation des Grundthemas.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2023

Witzig geschrieben

Alles Zufall im All?
0

Jeder, der schonmal ein paar Folgen "Big Bang Theorie" gesehen und über Sheldon geschmunzelt hat, kennt Schrödinger und seine berühmte Katze und natürlich die äußerst schwierige Stringtheorie, an der Sheldon ...

Jeder, der schonmal ein paar Folgen "Big Bang Theorie" gesehen und über Sheldon geschmunzelt hat, kennt Schrödinger und seine berühmte Katze und natürlich die äußerst schwierige Stringtheorie, an der Sheldon arbeitet. Erik Bertram und Dominika Wylezalek, Beide ihres Zeichens studierte Physiker mit dem Schwerpunkt Astrophysik und Kosmos, wissen natürlich sofort wovon hier die Rede ist und haben im vorliegenden Buch die Zusammenhänge auch für ottonormal Dummies wie mich verstehbar gemacht.

Das Buch ist gegliedert in drei Hauptteile, "Die Quelle des Wissens", "Das frühe Universum", "Das späte Universum". Innerhalb dieser Teile gibt es kurze Kapitel, in denen auf sehr humorvolle Weise, oft sehr spezielles Wissen anschaulich vermittelt wird, immer unterstützt von erklärenden Bildern, oder Zeichnungen. Am Ende eines jeden Kapitels werden die wichtigsten Fakten nochmals kurz zusammengefasst und natürlich dürfen auch Fußnoten nicht fehlen. Am Ende des Buches findet der Leser dann Alles, was zur weiterführenden Recherche benötigt wird.

Mir hat die Lektüre viel Spaß bereitet. Interessante wissenschaftliche Erkenntnisse werden anschaulich und leicht verständlich dargestellt. Die eingestreuten Anekdoten lockern den Text auf und machen das Lesen einfach. Wer sich schon immer für die Entstehung des Universums interessiert hat wird hier viele Antworten finden und viel Input für ganz persönliche Gedankenspiele.

Letztlich können die Autoren natürlich auch nicht alle Fragen final beantworten. Der Leser merkt recht schnell, dass wir gerade in diesem bereich der Forschung oft, sprichwörtlich, im Dunkeln tappen, trotzdem ist es faszinierend, welche Erkenntnisse wir allein durch jahrelanges Beobachten, oder theoretische Experimente gewinnen konnten und weiterhin können. Wir wissen, dass wir eigentlich nicht viel wissen und das Allein macht das Ganze spannend, denn Alles ist möglich, auch, das unser Universum wie eine Pizza aussieht und wir diese mit vielen weiteren intelligenten Lebensformen teilen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2023

Begegnungen

Gute Nacht, Tokio
0

Tokio, eine Millionenstadt, Nachttaxifahrer Matsui ist hier mit seinem nachtblauen Auto unterwegs und chauffiert die verschiedensten Fahrgäste. Wer sind diese Menschen, die Nachts um eins unterwegs sind? ...

Tokio, eine Millionenstadt, Nachttaxifahrer Matsui ist hier mit seinem nachtblauen Auto unterwegs und chauffiert die verschiedensten Fahrgäste. Wer sind diese Menschen, die Nachts um eins unterwegs sind? Da ist die Requisiteurin vom Film, die bis zum nächsten Morgen die merkwürdigsten Sachen für ein Filmset auftreiben muss und dabei eine Obstdiebin kennenlernt, die bei der Telefonseelsorge arbeitet. Der Meisterdetektiv, der seinem Vater nachspürt in dem er dessen alte Filme anschaut, oder der nachtaktive Händler in seinem Laden für kaputtes Werkzeug.

Japanische Literatur ist noch nicht allzu lange Bestandteil meiner Lesehistorie, aber in den letzten Monaten habe ich hier einige gute Bücher lesen dürfen. Von der Beschreibung zu "Gute Nacht, Tokio" habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, verschiedene Personen, deren Wege sich kreuzen, die für wenige Augenblicke, oder auch für länger ihre Träume und Wünsche miteinander teilen. Die Figuren in diesem recht kurzen Episodenroman sind alle irgendwie speziell, sie sind Außenseiter, oft einsam, desillusioniert, haben ihre früheren Träume und Ziele aufgegeben. Fast immer sind sie auf der Suche nach etwas, ohne das unbedingt immer benennen zu können.

Der Autor führt diese Figuren auf etwas verschlungenen Pfaden zueinander. Sehr ruhig und warmherzig erzählt er ihre Geschichten, oft entbehren diese nicht einer gewissen Skurrilität. Der Schreibstil ist nicht immer ganz einfach, was allerdings auch der Übersetzung geschuldet sein kann. Die verschiedenen Episoden springen in der Zeit und zwischen den Figuren, so dass es manchmal kurz stockt, weil man erstmal wieder den Anschluss finden muss. Die fremd klingenden Namen machen es dabei auch nicht unbedingt einfach.

Es ist sehr schön zu lesen, wie der Autor die einzelnen Personen und ihre Geschichten miteinander verbindet, wie sich ihre Wege kreuzen und sie sich dadurch entwickeln, verändern und zum Teil sogar ihr Leben verändern, aus anfangs unzusammengehörenden Einzelteilen wird ein Ganzes, dass sich dem Leser erst zum Ende des Buches erschliesst. Alles steht letztlich miteinander in Verbindung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2023

Kampf gegen dunkle Mächte

Der Basilisken-Thron
0

Bracke lebt recht unbeschwert in den Wäldern seiner "Großmutter", bis eines Tages Fremde auftauchen denen er als Führer dienen soll. Weit entfernt führt die juge Chrysanthe ein behütetes Leben, während ...

Bracke lebt recht unbeschwert in den Wäldern seiner "Großmutter", bis eines Tages Fremde auftauchen denen er als Führer dienen soll. Weit entfernt führt die juge Chrysanthe ein behütetes Leben, während ihr Vater, Admiral in der kaiserlichen Flotte, vor schweren Entscheidungen steht. Das Leben von Ammolit hingegen ist alles andere als behütet, wurde sie doch als Kind an einen Magier verkauft, der sie nun für seine Zwecke benutzt.

In "Der Basilisken-Thron" schafft der Autor auf etwas über 500 Seiten eine sehr komplexe Welt, zur näheren Erläuterung findet sich vorn und hinten im Einband eine Karte. Dem aufmerksamen Beobachter wird auffallen, dass es hier auffällige Ähnlichkeiten zu unserer Weltkarte gibt. Auch bei der Beschreibung zur Entstehung der verschiedenen Reiche kamen mir Ereignisse aus der Geschichte Europas in den Sinn, die zu den Dunkelsten der jüngeren Vergangenheit zählen. Vieles erinnert an den zweiten Weltkrieg, den Zusammenschluß der Alliierten, der letztlich zum Sieg über das faschistische Deutschland geführt hat und an die anschließende Aufteilung der eroberten Gebiete. Natürlich kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass das tatsächlich die Intention des Autors war, oder ob ich da etwas hineininterpretiere. Hier wurden die Feind allerdings nicht vollständig eliminiert, die Drehhu wurden in ihre Heimat zurückgedrängt und sind von hier aus weiterhin eine Bedrohung.

So wie ich hier Ähnlichkeiten zu erkennen glaube, so ist es auch in vielen anderen Bestandteilen der Geschichte. Wer viel im Fantasygenre unterwegs ist wird sicherlich Parallelen zu bekannten Büchern und Serien finden. Für mich enthält das Buch Anklänge an "The Witcher", "Das Rad der Zeit", "Shadow and Bone", aber genauso auch an Klassiker wie " Der Herr der Ringe", oder "GoT". Hier ist es immer etwas schwierig damit das Ganze nicht abgekuppfert aussieht. Der Autor hat das gut gelöst, die Parallelen sind da, aber sie sind nicht zu offensichtlich, eher ist es so, dass man bei Lesen kurz eine vage Erinnerung im Kopf hat, die aber nur so am Rand mitschwingt.

Da das Buch ein sehr komplexes Universum mit verschiedenen Ländern und zahlreichen Figuren enthält, muss man sich zu Anfang erstmal in die Geschichte einfinden. Hier fiel mir das aber überraschend leicht. Die Figuren werden sehr gut eingeführt, sind spezielle Charaktere und haben innerhalb ihrer Handlungsstränge eine wichtige Funktion. Sie alle durchleben im Verlauf der Handlung eine Entwicklung, eine Wandlung, eine Art Reifeprozess. Die Geschichte gliedert sich in drei Handlungsstränge, zwischen denen man innerhalb der Kapitel hin und her springt. Die Stränge laufen simultan und unabhängig voneinander, führen aber letztlich zum Ende zusammen. Ein Ende, dass nicht komplett abgeschlossen ist und so noch Raum für eine Vortsetzung bietet.

Ich habe das Buch, obwohl ich es toll fand, nicht mit 5 Sternen bewertet und möchte noch kurz ansprechen warum. Leider gibt es mehrer Szenen, mit denen ich nicht ganz einverstanden bin. Noch am wenigsten stört mich die Tatsache, dass die Frauen eher schmückendes Beiwerk sind und zuhause Kinder und Haus hüten, während die Männer in den Krieg ziehen und die Welt retten. Aber es hat mir schon negativ aufgestoßen, dass eine junge Frau am kaiserlichen Hof vorgeführt werden soll, sie wird extra exotisch eingekleidet, man macht sich über ihr Auftreten und ihre provinzielle Herkunft lustig und natürlich kommt diese junge Frau aus einem fernen Land und hat eine dunkle Hautfarbe. Solche Stereotypen müssen heute wirklich nicht mehr sein, ebenso wie eindeutige Wortspiele mit sexuellem Hintergrund. Natürlich kann es sein, dass die meisten Leser meine Kritikpunkte diesbezüglich nicht nachvollziehen können und das anders als ich empfinden, aber mich hat es doch beschäftigt.

Nichtsdestotrotz ein Fantasy Roman der mich seit langem wiedereinmal packen und begeistern konnte und bei dem der Autor hoffentlich eine Fortsetzung geplant hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2023

Miss Marple trifft Agatha Raisin

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
0

Judith Potts bekommt überraschend eine Einladung zum Hochzeitsempfang von Sir Peter Bailey, der reichste Mann des beschaulichen Städtchens Marlow beabsichtigt seine ehemalige Pflegerin zu ehelichen. Judith ...

Judith Potts bekommt überraschend eine Einladung zum Hochzeitsempfang von Sir Peter Bailey, der reichste Mann des beschaulichen Städtchens Marlow beabsichtigt seine ehemalige Pflegerin zu ehelichen. Judith verspürt eigentlich keine rechte Lust, eine Äußerung des Bräutigams am Telefon lässt sie allerdings aufhorchen, Sir Peter scheint doch tatsächlich Angst zu haben, Angst man könnte ihn ermorden.

Robert Thorogood liefert mit seinem zweiten Buch rund um die eigenwillige Kreuzworträtselautorin Judith und ihre Freundinnen Becks und Suzie eine lockere Mörderjagd, bei der nicht immer alles glatt läuft. Im Verlauf der Geschichte ist irgendwie jeder mal verdächtig, das übereifrige Trio schafft es aber auf unnachahmliche Weise an Informationen zu kommen und ist so der Polizei, die nicht an ein Verbrechen glaubt, immer einen Schritt voraus. Die Geschichte folgt in Stil und Umsetzung ganz seinem Vorgänger, kann aber super unabhängig davon gelesen werden. Die Figuren sind liebenswert tollpatschig, ungewollt komisch, aber hartnäckig wie ein Terrier. Neben der Geschichte rund um den Mordfall gibt es auch privat bei allen Dreien wieder die Ein, oder Andere Baustelle. So jagt Judith einen vermeintlichen Drogendealer, der seine Treffen durch die Lösungen im Kreutzworträtsel zu arrangieren scheint, Suzie vernachlässigt ihre Arbeit als Hundesitterin um im Radio Karriere zu machen und Becks hat eindeutig ein Geheimnis, dem die Freundinnen auch noch auf die Spur kommen müssen.

Das Mordszenario ist knifflig, aber recht klassisch, Sir Peter wird tot in seinem Büro gefunden, die Tür von innen verschlossen, der Schlüssel in seiner Tasche, die Fenster lassen sich nicht öffnen und es ist keine weitere Person im Zimmer. Für die Polizei ist die Sache eindeutig ein Unfall und so kommen unser Hobbydetektivinnen zum Einsatz. Durch das Beobachten und Ausfragen der beteiligten Personen werden die Ereignisse rekonstruiert und nach etlichen falschen Verdächtigungen schließlich der Mörder entlarvt. Alles immer mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Prise britischen Humors.

Das Buch passt vom Stil her gut für Fans britischer Crimeserien ala Miss Marple, Pater Brown, Inspector Barneby, Agatha Raisin, oder auch Shakespeare and Hathaway. Wer diese locker Art der Krimiunterhaltung mag ist hier genau richtig. Die Geschichte ist auf unaufgeregte Art spannend, relativ unblutig, aber sehr amüsant, leicht zu lesen und mit knapp 400 Seiten eine gute Wochenendlektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere