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Veröffentlicht am 17.12.2023

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Der flüsternde Abgrund
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Granite Creek, ein verschlafenes Kaff in Australien. Die wenigen Einwohner hier leben unter drückender Hitze und endlosen Regenfällen, dicht am undurchdringlichen Regenwald, um den sich eine düstere legende ...

Granite Creek, ein verschlafenes Kaff in Australien. Die wenigen Einwohner hier leben unter drückender Hitze und endlosen Regenfällen, dicht am undurchdringlichen Regenwald, um den sich eine düstere legende rankt. Aus den zerklüfteten Felsen ertönt ein Flüstern und wer es hört verschwindet in den unheimlichen Tiefen des Abgrunds. Auch Callum hat in seiner Jugend mit dieser Legende gelebt und sie sogar am eigenen Leib zu spüren bekommen, nun ist er zurück in seiner Heimatstadt, den wieder ist Jemand dem Flüstern gefolgt und verschwunden.

Als ich die Kurzbeschreibung zum Buch gelesen habe, habe ich direkt an ähnliche Geschichten denken müssen, die ich bereits gelesen, oder auch als Serie bzw Film gesehen habe. Es gibt ja öfter Szenarien rund um das spurlose Verschwinden von Personen, da das Buch in Australien spielt, kommt mir hier natürlich direkt "Das Picknick am Valentinstag" in den Sinn.

Die Autorin erzeugt direkt zu Beginn eine recht düstere, bedrückende Stimmung, die durch den fast das ganze Buch über andauernden Regen sehr betont wird. Der undurchdringliche Regenwald macht seinem Namen hier alle Ehre und der Leser kann die Feuchtigkeit und die stickige Luft fast spüren. Mit Callum hat man zudem eine Hauptfigur, die selbst ein eher melancholisches Gemüt hat. Er ist ein Einzelgänger, gezeichnet durch seine Vergangenheit, gefangen in seiner verklärten, von Verbitterung geprägten Erinnerung. Als Ich Erzähler führt er den Leser durch die Ereignisse und so erfährt man eben nur, was Callum bereit ist preiszugeben, in der Form in der er es preisgeben möchte. Callum ist hierbei ein sehr voreingenommener Erzähler, der die Geschehnisse subjektiv und einseitig darstellt, was es dem Leser nicht gerade leicht macht.

Die Geschichte entwickelt sich nicht geradlinig, man bekommt immer wieder Hinweise vorgelegt, bildet sich seine Meinung, entwickelt eine Theorie und direkt auf der nächsten Seite gibt Callum wieder ein Detail preis, dass die ganzen Überlegungen hinfällig macht. Das ist oft ziemlich frustrierend, macht einem Callum als Hauptfigur nicht unbedingt sympatisch, sorgt aber für eine unterschwellige, stetig anhaltende Spannung. Man wird immer gedrängt die nächste Seite zu Lesen, um die Vermutungen bestätigt zu bekommen, oder eben auch nicht. Während es vordergründig um das erneute Verschwinden eines Einheimischen geht, spannt sich durch Callums Erinnerungen der Bogen zu seiner Jugend, den damaligen dramatischen Ereignissen und wieder zurück ins Heute.

Der Thriller entwickelt sich im Verlauf immer mehr zu einem Familiendrama, das dem Leser Gänsehaut beschert. Obwohl man relativ schnell eine Ahnung vom Geschehen bekommt, bietet das Buch mit all seinen Wendungen letztlich eine überraschendes Ende, das vielleicht etwas konstruiert wirkt.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Familientreffen der tödlichen Art

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Ernie Cunningham reist zu einem Familientreffen in ein abgelegenes Skiresort. Gern gesehen ist er hier nicht, ist der Grund des Treffens doch die Entlassung seines Bruders aus dem Gefängnis, in das Ernie ...

Ernie Cunningham reist zu einem Familientreffen in ein abgelegenes Skiresort. Gern gesehen ist er hier nicht, ist der Grund des Treffens doch die Entlassung seines Bruders aus dem Gefängnis, in das Ernie Selbigen gebracht hat. Die Stimmung ist, wie auch die Temperaturen, recht eisig und plötzlich gibt es einen Toten.

Familie kann man sich nicht aussuchen und diese hier ist wirklich eine ganz spezielle. Zwei Brüder, der eine begeht direkt im Prolog einen Mord, der andere hilft irgendwie dabei, kann die Beobachtungen aber nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und geht zur Polizei. Für seine Familie und besonders seine Mutter ist er damit ein Verräter, den mit der Polizei redet man als Cunningham nicht.

Auf dieser Grundlage baut die Geschichte rund um das Familientreffen auf. Der Leser ist durch Ich Erzähler Ernie immer beim Geschehen dabei und erfährt in Rückblenden auch einiges aus der Familiengeschichte, die letztlich auch die aktuellen Ereignisse beeinflusst. Ernie, seines Zeichens Autor von Sachbüchern zum Thema Krimi, führt recht unkonventionell durch die Geschichte, seine Erzählweise ist nicht unbedingt gradlinig, sehr sprunghaft, aber unfreiwillig komisch und, wie er immer wieder betont, absolut ehrlich. Als Leser verwirrt einen das manchmal schon ein wenig, den Überblick zu behalten fällt schwer und das Miträtseln ist gar nicht so einfach. Immer wenn man glaubt der Lösung auf der Spur zu sein, kommt ein neuer Fakt hinzu und gibt der Story eine neue Wendung.

Das Buch hat Anklänge an klassische Kriminalromane im Stil von Agatha Christie und Co. Eine kleine Gruppe von Personen, versammelt am gleichen Ort, es gibt eine Leiche und irgendwie hat jeder ein Motiv. Sogar die Auflösung des Falles bedient sich an diesem Szenario, wenn zum Showdown alle Beteiligten in der Bibliothek zusammenkommen und die Ereignisse rekonstruiert werden.

Benjamin Stevenson hat einen recht eigenwilligen Stil seinen Kriminalfall zu erzählen, seine Hauptfigur ist eigentlich der typische Loser, er stolpert recht planlos durch die Geschichte und trotzdem findet man ihn direkt sympatisch. Mehr als einmal musste ich angesichts der fast hanebüchenen Ereignisse schmunzeln, sowas muss man natürlich mögen. Wer einen (Achtung Wortspiel) todernsten Krimi mit strengen Regeln erwartet, wird hier enttäuscht werden, wer Kriminalgeschichten mit schwarzem Humor mag wird sich dafür um so besser unterhalten fühlen. Da der Autor es aber selbst für meine Verhältnisse manchmal etwas übertrieben hat, muss ich schlussendlich einen Punkt abziehen.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Witziges für zwischendurch

Man müsste mal – Nix gemacht und trotzdem happy
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Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe bisher noch kein Buch von Tommy Jaud gelesen. Asche auf mein Haupt. Hier fand ich dann aber das Lama auf dem Cover süß und irgendwie war mir grad mal nach ...

Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe bisher noch kein Buch von Tommy Jaud gelesen. Asche auf mein Haupt. Hier fand ich dann aber das Lama auf dem Cover süß und irgendwie war mir grad mal nach etwas leichtem, witzigen für zwischendurch. Und genau das habe ich dann auch bekommen.

Es ist herrlich schräg, wenn der Autor hier Szenen seines Alltags beschreibt, man ihn zum Beispiel beim Umtausch eines ungleichen Paar Schuhe begleitet, oder man mit ihm zusammen auf den Monteur für den Backofen wartet. Viele Leser werden sich sogar in der ein, oder anderen Geschichte wiedererkennen, etwa wenn es um das Sammeln von Payback Punkten geht, oder das fast unmögliche Unterfangen seinem Partner einen unvergesslich romantischen Tag zu bereiten.

Mir haben die einzelnen Episoden wirklich gut gefallen und ich habe mehr als einmal herzlich gelacht. Natürlich muss man auf diese Art Humor, die oftmals etwas drüber ist, stehen. Letztlich ist es aber genau das, was das Ganze so witzig macht, dieses Überdrehte und auf die Spitze getriebene Alltagsgeschehen. Für die Frau des Autors und auch die beiden Familienkatzen hoffe sehr, der Autor ist im wahren Leben nicht ganz so aufgedreht.

Locker flockige Lektüre, die einem auch mal den Tag retten kann.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Düstere Zukunft

Ein Fluss so rot und schwarz
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Der Horror beginnt direkt mit dem Aufwachen. Huxley liegt auf dem Deck eines Bootes, neben ihm ein Toter mit einer Waffe in der Hand. Warum hat er sich erschossen? Was machte er auf diesem Boot? Wer ist ...

Der Horror beginnt direkt mit dem Aufwachen. Huxley liegt auf dem Deck eines Bootes, neben ihm ein Toter mit einer Waffe in der Hand. Warum hat er sich erschossen? Was machte er auf diesem Boot? Wer ist der Mann und warum zum Teufel kann sich Huxley an absolut gar nichts erinnern, nicht einmal daran, dass er Huxley heißt?

Das Buch beginnt mit einer recht unwirklichen Situation, die unglaublichen Spielraum für Spekulationen lässt. Im Prinzip kann sich das Buch in alle Richtungen entwickeln, der Leser weiß genauso viel, bzw wenig wie die Protagonisten selbst. Mit ihnen zusammen begibt man sich auf eine Reise und bekommt im selben Tempo die nötigen Informationen und Hinweise und kann sich so sein ganz persönliches Bild der Geschehnisse zusammenbauen. Durch diese Herangehensweise wird eine ganz besondere Stimmung erzeugt und obwohl man nichts von den Figuren weiß fühlt man mit ihnen, entwickelt Sympathien und Antipathien.

Dadurch das die Figuren keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit haben entsteht natürlich keine wirkliche Tiefe, man erlebt sie in einer Krisensituation und kann sie auch nur anhand ihres Handelns einordnen. Durch diese fehlenden Hintergründe sind nicht unbedingt alle Handlungen wirklich logisch und nachvollziehbar und es bleibt nicht aus, dass man rückblickend die Charaktere falsch eingeschätzt hat. Tatsächlich habe ich in dieser Hinsicht das Medium Buch nicht unbedingt als passend empfunden, als Film würde die Geschichte wahrscheinlich noch besser funktionieren, einfach weil hier das Fundament der Figur durch die schauspielerische Leistung geschaffen werden könnte. Auch im Bezug auf die enthaltenen Kampfszenen, wäre hier viel Potential, da die Geschwindigkeit beim Lesen etwas verloren geht.

Zu Beginn kann die Geschichte alles sein. Das kranke Psychospielchen eines perfiden Killers, ein Medikamententest, eine geheime Spionage Mission, eine Millitäroperation, ja sogar eine krude Spielschow, oder eine Alienentführung wäre möglich. Im Verlauf der Bootstour werden immer mehr Details bekannt und ein dystopisches Szenario zeichnet sich ab, das Ängste bedient, die gar nicht so weit weg von der Realität sind. Ein Szenario, das so, oder so ähnlich schon Gegenstand der verschiedensten Bücher und Filme gewesen ist. Kenner des Genres werden hier sicher Parallelen finden.

Die Geschichte ist spannend erzählt, zieht sich aber gerade im Mittelteil etwas in die Länge. Manchmal fehlte mir etwas die Logik hinter dem Ganzen, aber letztlich waren diese Momente recht kurz und schnell überlesen. Sicher hat die Story Luft nach oben, vielleicht wären ein paar Seiten mehr hier gut gewesen, aber im Groben eine gut gemachte Variation des Grundthemas.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Witzig geschrieben

Alles Zufall im All?
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Jeder, der schonmal ein paar Folgen "Big Bang Theorie" gesehen und über Sheldon geschmunzelt hat, kennt Schrödinger und seine berühmte Katze und natürlich die äußerst schwierige Stringtheorie, an der Sheldon ...

Jeder, der schonmal ein paar Folgen "Big Bang Theorie" gesehen und über Sheldon geschmunzelt hat, kennt Schrödinger und seine berühmte Katze und natürlich die äußerst schwierige Stringtheorie, an der Sheldon arbeitet. Erik Bertram und Dominika Wylezalek, Beide ihres Zeichens studierte Physiker mit dem Schwerpunkt Astrophysik und Kosmos, wissen natürlich sofort wovon hier die Rede ist und haben im vorliegenden Buch die Zusammenhänge auch für ottonormal Dummies wie mich verstehbar gemacht.

Das Buch ist gegliedert in drei Hauptteile, "Die Quelle des Wissens", "Das frühe Universum", "Das späte Universum". Innerhalb dieser Teile gibt es kurze Kapitel, in denen auf sehr humorvolle Weise, oft sehr spezielles Wissen anschaulich vermittelt wird, immer unterstützt von erklärenden Bildern, oder Zeichnungen. Am Ende eines jeden Kapitels werden die wichtigsten Fakten nochmals kurz zusammengefasst und natürlich dürfen auch Fußnoten nicht fehlen. Am Ende des Buches findet der Leser dann Alles, was zur weiterführenden Recherche benötigt wird.

Mir hat die Lektüre viel Spaß bereitet. Interessante wissenschaftliche Erkenntnisse werden anschaulich und leicht verständlich dargestellt. Die eingestreuten Anekdoten lockern den Text auf und machen das Lesen einfach. Wer sich schon immer für die Entstehung des Universums interessiert hat wird hier viele Antworten finden und viel Input für ganz persönliche Gedankenspiele.

Letztlich können die Autoren natürlich auch nicht alle Fragen final beantworten. Der Leser merkt recht schnell, dass wir gerade in diesem bereich der Forschung oft, sprichwörtlich, im Dunkeln tappen, trotzdem ist es faszinierend, welche Erkenntnisse wir allein durch jahrelanges Beobachten, oder theoretische Experimente gewinnen konnten und weiterhin können. Wir wissen, dass wir eigentlich nicht viel wissen und das Allein macht das Ganze spannend, denn Alles ist möglich, auch, das unser Universum wie eine Pizza aussieht und wir diese mit vielen weiteren intelligenten Lebensformen teilen.

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