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Veröffentlicht am 13.06.2021

Langatmig

SØG. Dunkel liegt die See
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Nina Portland ist Polizistin in einem dänischen Küstenort. Ein mysteriöser Fall aus ihrer Anfangszeit lässt die Ermitterin nicht los. Ein Frachtschiff wird führerlos entdeckt, Blutspuren an Bord deuten ...

Nina Portland ist Polizistin in einem dänischen Küstenort. Ein mysteriöser Fall aus ihrer Anfangszeit lässt die Ermitterin nicht los. Ein Frachtschiff wird führerlos entdeckt, Blutspuren an Bord deuten auf ein Verbrechen hin, von der Besatzung fehlt jede Spur. Kurz darauf wird eine Rettungsinsel mit einem russischen Crewmitglied entdeckt und der Verdacht kommt auf, dass er seine Kollegen an Bord auf brutale Weise ermordet hat. Jahre später entdeckt Nina zufällig ein Foto des Seemanns und ihre Suche nach ihm zieht bald unbeabsichtigte Kreise.

Wie man am Ende des Buches lesen kann, beruht die Geschichte um die mit einer Axt getöteten Seeleute auf einem realen Kriminalfall, der Rest der Geschichte ist frei erfunden. Der Autor verbindet hier Themen wie Spionage, kalter Krieg und Terrorismus mit dem normalen Polizeialltag und den alltäglichen Sorgen einer alleinerziehenden Mutter. Leider ist nichts davon wirklich spannend.

Die Figur von Nina bildet den Mittelpunkt der Geschichte, sie wirkt sehr sympathisch auf den Leser, allerdings auch etwas manisch, wenn es um die Geschichte mit dem Schiff geht. Im Verlauf des Buches trifft sie oft Entscheidungen, die einen kopfschüttelnd zurück lassen, die letztlich aber der Entwicklung der Geschichte geschuldet sind. Diese Entwicklung wirkte auf mich sehr konstruiert. Der Autor hat hier Elemente eines klassischen Spionageromans eingearbeitet, inklusive MI5 und MI6. Nie weiß der Leser, oder die Ermitterin, wer Freund, oder Feind ist, das Ganze ist ziemlich verwirrend und auch die auftauchenden persönlichen Verwicklungen tragen nicht unbedingt zum besseren Verständnis bei.

Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam, bis zum Kapitel neun passiert nicht wirklich viel, obwohl die anfängliche Suche nach dem russischen Seemann noch ganz spannend ablief. Der Autor verliert sich sehr in Beschreibungen des Familienlebens der Hauptfigur, ihren Problemen in Liebesdingen, oder der alltäglichen Polizeiarbeit. Ich habe tatsächlich so nach den ersten einhundert Seiten mit mir gerungen, ob ich das Buch überhaupt weiterlese. Im zweiten Teil dann hab ich stellenweise Absätze einfach nur noch quergelesen.

Mich konnte die Geschichte leider überhaupt nicht packen. Von wenigen spannenden Momenten abgesehen fand ich sie sehr langatmig und bemüht, oft viel es mir schwer mich auf das Geschehen zu konzentrieren. Es war für mich das erste Buch des Autors, auch wenn um die Ermitterin Nina Portland wohl eine Reihe geplant ist, werde ich nicht wieder dabei sein.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Nicht für mich

Tote Vögel singen nicht
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Cosinus Gauß, den Namen verdankt er seinem mathematikverrückten Vater, ist ein eher erfolgloser Anwalt, der sich meist mit recht zwielichtigen Mandanten umgibt und unter ständiger Geldnot leidet. Eines ...

Cosinus Gauß, den Namen verdankt er seinem mathematikverrückten Vater, ist ein eher erfolgloser Anwalt, der sich meist mit recht zwielichtigen Mandanten umgibt und unter ständiger Geldnot leidet. Eines Morgens wacht er neben einer übel zugerichteten Leiche in einem Hotelzimmer auf, er war dort am Abend vorher mit der Dame zugange und wurde dabei ohnmächtig, etwas das ihm öfter mal zu passieren scheint.

Allein diese Vorstellungen hat mich total angesprochen, ich liebe verkorkste und verpeilte Figuren und habe mit einer interessanten und spannenden Lektüre gerechnet. Spannend wurde es dann nur bedingt, interessant dafür schon, aber eher im negativen Sinne.

Eigentlich würde ich mich als recht hartgesotten beschreiben, was die sprachlichen Auswüchse mancher Autoren betrifft. Ich bin da echt nicht zartbesaitete, es muss allerdings zum Kontext passen und sollte nicht zu platt und vulgär rüber kommen. Hier bekommt der Leser seitenweise die sexistischen, rassistischen, stereotypen und empathielosen Gedanken und Aussagen des Ich-Erzählers Gauß präsentiert. Die eigentliche Geschichte, durchaus mit Potenzial, dümpel ziemlich vor sich hin, um dann recht kurz vor Schluss wenig nachvollziehbar aufgeklärt zu werden.

Während der ganzen Lektüre, die trotz allem recht flott vonstatten ging, dachte ich - ein typisches Männerbuch. Um so erstaunter war ich, am Ende zu lesen, dass doch mehrere Frauen bei den Testlesern dabei waren. An meinem Urteil zum Buch hätte der Autor wohl keine Freude gehabt, vielleicht habe ich aber auch einfach nur alles missverstanden. Sorry, nicht meins.

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Veröffentlicht am 05.10.2019

Wissen ist Macht

Nenne drei Streichinstrumente: Geige, Bratsche, Limoncello
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Meine Schulzeit liegt schon einige Jahre zurück, die meiner Kinder noch nicht so lange. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich sehr, das ihre Antworten im Unterricht weniger peinlich ausgefallen sind.

Ich hab ...

Meine Schulzeit liegt schon einige Jahre zurück, die meiner Kinder noch nicht so lange. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich sehr, das ihre Antworten im Unterricht weniger peinlich ausgefallen sind.

Ich hab schon ähnliche Bücher geslesen, manchmal steht mir der Sinn nach etwas leichtem für zwischendurch, das mich erheitert und die Zeit vertreibt. Früher haben mir solche Fundstücke auch viel Spaß gemacht, bei diesem Buch war ich allerdings schnell gelangweilt. Ist eine Antwort aus der Situation heraus zwar falsch, aber komisch, bringt es einen zum schmunzeln. Hier erscheint mir aber oft die Antwort absichtlich falsch, entweder um die Klasse zu erheitern, oder den Lehrer zu ärgern. Ich hoffe zumindest, dass mich dieser Eindruck gerade bei den höheren Klassen nicht täuscht, sonst ist mein Glaube an das deutsche Schulsystem endgültig dahin. Das Ganze wäre dann nämlich echt nur noch zum Fremdschämen.

Das Buch enthält einige Sprüche, die gut in eine Fortsetzung von Fuck you Goethe passen würden, witzig wenn man 16 ist, danach eher weniger.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Schade

Die einzige Zeugin
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Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, ...

Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, oder etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Als nächstes drehe ich das Buch um und lese die Kurzbeschreibung auf der Rückseite. Bei diesem Buch klang das recht spannend, in der Nähe einer ehemaligen psychiatrischen Anstalt wird ein Mann ermordet, seine Ex -Frau gerät unter Verdacht und versucht nun eine verschwundene Zeugin zu finden, um ihre Unschuld zu beweisen.


Gestartet ist die Geschichte dann auch sehr gut, es gab einen Rückblick in die letzten Tage der Klinik und der Leser verfolgt Eva dabei, wie sie ihren Ex und dessen neue Liebe stalkt, bis es zum schon erwähnten Mord kommt. Die Zeugin, die Evas Unschuld beweisen könnte ist eine Bettlerin, eine Roma, und plötzlich spurlos verschwunden.

Bis dahin alles sehr spannend, doch mit dem Beginn von Evas Suche nach der Zeugin ändert sich das recht schnell. Der Leser begibt sich auf eine quälend lange Fahrt nach Rumänien in den Heimatort der Zeugin.
In diesem Handlungsstrang werden die Probleme der Roma sehr ausführlich beleuchtet, im Grunde ein sehr wichtiges und oft unter den Teppich gekehrtes Problem, im Bezug auf die Geschichte aber eher der falsche Rahmen für eine Aufarbeitung und zudem sehr zäh geschrieben. Ich hatte oft das Gefühl, es ist nur dazu gedacht irgendwie die Seiten zu füllen.

Die Figuren bleiben eher flach, das trifft besonders auf das Mordopfer Svante zu. Die Hintergründe, die zur Tat führten werden nur oberflächlich abgearbeitet, genauso die Persönlichkeit und der Charakter. Dadurch fällt es mir schwet, das Szenario so anzunehmen. Der Handlungsstrang um die ehemalige Psychatrie und deren Bewohner konnte mich auch nur bedingt fesseln. Der Ansatz hierzu sehr spannend, dann aber nur am Rande in die Geschichte eingebaut und für mich unbefriedigend aufgelöst. Da war eindeutig mehr Potential drin. Schade, hab leider ganz was anderes erwartet.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Gar nicht meins

Omama
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Ich kenne die Autorin aus dem Fernsehen und fand ihre Auftritte sehr erfrischend, gemessen an dem was sonst so in diesem Bereich zu sehen ist. Teilweise vielleicht etwas grenzwertig, aber durchaus mutig, ...

Ich kenne die Autorin aus dem Fernsehen und fand ihre Auftritte sehr erfrischend, gemessen an dem was sonst so in diesem Bereich zu sehen ist. Teilweise vielleicht etwas grenzwertig, aber durchaus mutig, gerade weil sie über Themen spricht, die sonst tabuisiert werden. Als ich gesehen habe, dass sie ein Buch geschrieben hat, war ich sehr neugierig. Das Thema fand ich klasse, verbindet mich doch selbst eine tiefe Liebe zu meiner Oma, allerdings weiß ich recht wenig über ihr Leben, denn sie mochte nie viel darüber erzählen.

Die Leseprobe gefiel mir noch total gut, eigenwilliger Stil, aber sehr witzig. Super. Der Prolog war Sensationell, die Anekdote um die Verstopfung des Babys und die pragmatische Hilfestellung durch die Oma. Genauso hatte ich mir das Buch vorgestellt, eine Hommage an die Großmütter dieser Welt und an die der Autorin im Besonderen.

Leider weit gefehlt. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Russen stehen sprichwörtlich vor der Tür und der Leser lernt Helga und ihre Schwester Inge kennen und innerhalb weniger Seiten rutscht die Geschichte ab in eine Aneinanderreihung von Absurditäten und Slapstick. Eine, vermeintlich witzige, Szene jagt die nächste. Ironie und Satire wird auf die Spitze getrieben und oft darüber hinaus.

Ich muss gestehen, dass ich schon im ersten Kapitel vom Schreibstil genervt war. Natürlich kann man auch den Wirren der Nachkriegszeit etwas humoriges abgewinnen, aber hier fehlt mir quasi jeglicher Respekt vor Allen, die in dieser Zeit tatsächlich Opfer geworden sind. Es wird mir zu komödiantisch über Situationen geschrieben, die für Menschen damals tatsächlich traumatisch verlaufen sind. Zum Glück ist es der Oma der Autorin nicht so ergangen und um so weniger verstehe ich, warum dann diese Form zur Aufarbeitung der Familiengeschichte gewählt wurde.

Lisa Eckhart polarisiert mit ihren Auftritten und ist ihrem Stil auch als Schriftstellerin treu geblieben, dafür meinen Respekt. Sie schreibt tatsächlich, wie auf dem Schutzumschlag geschrieben, tabulos, intelligent, böse, komisch fand ich das Buch aber so gar nicht. Vielleicht kommt das Komische und auch die Liebe zur Oma, die ich erwartet und gesucht habe, erst im weiteren Verlauf des Buches zum Vorschein. Ich werde das nicht erfahren, denn ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch abgebrochen habe. Das passiert mir äußerst selten, aber es ging echt nicht mehr. Schade.

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