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Veröffentlicht am 14.12.2023

Vielseitiger Roman über Liebe, Trauer, Freundschaft, Vergebung und einen Neuanfang, der gar nicht mal so vorhersehbar ist.

Ein letzter Brief von dir
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Orla Cassidy ist Anfang 30 und lebt in Tobercree, einem kleinen Ort in Irland, während ihr Freund Simeon als Schauspieler in London am Anfang seiner Karriere steht. Das Paar führt eine Fernbeziehung, denn ...

Orla Cassidy ist Anfang 30 und lebt in Tobercree, einem kleinen Ort in Irland, während ihr Freund Simeon als Schauspieler in London am Anfang seiner Karriere steht. Das Paar führt eine Fernbeziehung, denn die Grundschullehrerin hat nichts für die trubelige Stadt London übrig. Am Valentinstag erhält sie wie erwartet einen Brief von Sim, doch bevor sie ihn öffnen kann, erfährt sie, dass Sim vor wenigen Augenblicken an einer Lungenembolie gestorben ist.
Orla, die eigentlich mit einer Verlobung am Valentinstag gerechnet hatte, ist am Boden zerstört. Um ihre Trauer um ihre große Liebe zu verarbeiten, reist sie nach London, um dort seine Wohnung auszuräumen und sein Tagebuch zu finden, das ihr mehr über Sim offenbaren könnte.
Anders als erwartet, bleibt Orla länger als die geplanten zwei Tage in London. Sie freundet sich mit Sims lebensälteren Vermieterin an, findet eine Arbeit als Englischlehrerin, hält den Brief von Sim aber weiterhin verschlossen. Auch sein Tagebuch bleibt unauffindbar.
Dann lernt sie Marek kennen, der einen ähnlichen Schmerz wie sie durchmachen musste, fühlt sie sich illoyal gegenüber Sam, auch wenn sie spürt, dass es eine Seite an Sim gab, die sie nicht wirklich kannte. Als Orla endlich den Brief liest, werden ihre Gefühle noch einmal durcheinander gewirbelt.

"Ein letzter Brief von dir" ist aus der Perspektive von Orla geschrieben, gibt jedoch einzelne Einblicke in Sims verschollenes Tagebuch, das mehr Details über seinen Charakter offenbart. Während die trauernde Orla ihren Beinahe-Verlobten noch immer anhimmelt, zeigen seine Aufzeichnungen ein anderes, nicht gar so perfektes Gesicht von Sim. Orla ist zwar bewusst, dass Sim über eine gewisse Arroganz verfügte und sie eine leidenschaftliche, aber auch eine etwas einseitig beengende Beziehung führten, aber was er tatsächlich vor ihr verbarg, konnte sie nicht ahnen.

London wird für Orla widererwarten zu einem neuen Anfang. Nie hätte sie gedacht, dass sie es länger als nur für ein paar (Urlaubs-)tage in der Metropole würde aushalten können. Dort verarbeitet sie ihre Trauer, versucht zu heilen und findet dabei neue Freunde. Dennoch hängt sie manisch an der Valentinskarte, die sie einfach nicht öffnen möchte und stattdessen regelmäßig mit dem rosafarbenen Umschlag spricht, als wäre er Sim persönlich.
Die Ungewissheit über den Inhalt der Karte sowie das verschwundene Tagebuch, das Worte enthält, die Orla verletzen könnten, sorgen anfangs für Spannung bis der Roman eine Wende nimmt, Orla eine von Enttäuschung und Unsicherheit geprägte Wandlung macht und sich wie eine verblendete Stalkerin verhält.

Der Roman entfaltet sich innerhalb eines Jahres langsam und die naive Orla vermittelt das Gefühl, jünger als 32 Jahre zu sein. Die Nebenfiguren sind dagegen charmant, auch wenn die Geschichte sehr auf Orla und ihre Trauer und ihre Verletztheit fokussiert ist.
Es dauert bis Orla zu Erkenntnissen über Sim gelangt, die der/ dem Leser*in schon länger bewusst geworden sind. Je tiefer Orla in Sims Leben gräbt, desto mehr beginnt sie sich zu verlieren und merkt erst, als es schon fast zu spät ist, dass sie ihr neu gewonnenes Leben und die Fortschritte, die sie bereits gemacht hat, in Gefahr bringt.

"Ein letzter Brief von dir" ist ein Roman über Liebe, Enttäuschung, Tod und Trauer, aber auch über Neuanfänge, Freundschaft und Vergebung, der eine gewisse Grundspannung entwickelt, aber phasenweise langatmig geschrieben ist. Dafür überrascht er mit einer nicht allzu vorhersehbaren (Liebes-)geschichte, die sich frei von Kitsch anders entwickelt als die typischen Erzählungen über junge Frauen, die ihren Liebsten verlieren und sich nach einer Phase der Trauer und Rückbesinnung auf sich selbst neu verlieben.

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Heftige emotionale Geschichte über eine Entscheidung, die eine Familie (innerlich) zerreißt

Beim Leben meiner Schwester
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Anna Fitzgerald war als jüngere Schwester Zeit ihres Lebens für Kate da, denn Kate hat Leukämie und Anna stand als passende Spenderin jederzeit für jedweden Eingriff, Entnahme von Blut, Stammzellen und ...

Anna Fitzgerald war als jüngere Schwester Zeit ihres Lebens für Kate da, denn Kate hat Leukämie und Anna stand als passende Spenderin jederzeit für jedweden Eingriff, Entnahme von Blut, Stammzellen und Gewebe zur Verfügung. Doch Kate hat immer wieder Rückschläge erlitten und der Blutkrebs kehrt hartnäckig zurück. Als Anna dreizehn Jahre alt ist, soll sie ihrer Schwester, deren Organe allmählich versagen, eine Niere spenden - und hat genug. Sie nimmt sich einen Rechtsanwalt, um ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung gegen ihre Eltern einzuklagen.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert, darunter die Fitzgeralds bis auf Kate, Annas Anwalt Campbell Alexander und ihrer Vertrauensperson und Verfahrenspflegerin im Rechtsstreit Julia. Die Handlung ist auf wenige Tage in der Gegenwart beschränkt, die Sicht der Mutter Sara gibt die Vergangenheit und die ganze Leidensgeschichte der kranken Kate wieder.

Jodi Picoult entwirft dabei ein erschreckendes und beklemmendes Szenario auf, das ethische und moralische Fragen aufwirft. Durch die Perspektivenwechsel und die eindringliche Schilderung dieser erschütternden Familientragödie fällt es leicht, sich in die Hauptfiguren hineinzuversetzen und ihr Verhalten zu verstehen.
Die Eltern möchten ihr ältestes Kind retten und haben für diesen Zweck ein weiteres Kind gezeugt, das sie zwar auch innig lieben, das aber nur existiert, da es mit dem passenden Genpool als Organspenderin geplant war. Je älter Anna wurde, desto mehr spürt sie den Druck, der auf ihr lastet und dabei das Gefühl zu haben, nur zweite Wahl zu sein. Der Bruder Jesse fühlt sich von seinen Eltern überhaupt nicht wahrgenommen und rebelliert auf seine Weise. Brian und vor allem Sara setzen all ihre Hoffnung in die Genesung von Kate und verlieren dabei ihre anderen beiden Kinder aus den Augen. Anna hat neben Kate wohl das schwerste Los. Sie liebt ihre Schwester und hat bisher buchstäblich alles für sie gegeben, möchte als Teenager aber nun ihre eigenen Entscheidungen treffen und ist nicht bereit, das lebensrettende Organ für Kate zu spenden. Mit ihren Eltern kann sie nicht darüber reden und holt sich deshalb Hilfe bei einem Anwalt, der ihr zu ihrem Recht auf körperliche Selbstbestimmung verhelfen soll.
Eine Wende kommt nicht ganz überraschend, macht die Lösung des Konflikts aber auch nicht leichter. Was Kate möchte, bleibt außen vor. Ob die Eltern Angst vor ihrer Entscheidung haben oder ihre Tochter vor Aufregung schützen möchten, ist schwer einzuschätzen.
Das Ende ist hochdramatisch, weicht damit aber einer Entscheidung aus, was nach der intensiven Auseinandersetzung mit allen Argumenten unbefriedigend ist.

"Beim Leben meiner Schwester" ist eine heftige, emotionale Geschichte, die alle Seiten betrachtet und einen schier unlösbaren Interessenkonflikt schildert. Die Handlung zieht in ihren Bann, stimmt nachdenklich, während die Familie zwischen Schuld und Hoffnung regelrecht zerrissen wird.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Warmherzige Geschichte während der Corona-Pandemie und des Lockdowns über eine "Bücherapotheke", die Menschen Halt und Zuversicht bietet.

Hoffnung auf Papier
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Loveday Cardews Antiquariat "Lost for Words" in York hat schon bessere Tage erlebt. Loveday schafft es kaum ihre Geschäftsführerin Kelly zu entlohnen, geschweige denn sich selbst ein Gehalt zu bezahlen. ...

Loveday Cardews Antiquariat "Lost for Words" in York hat schon bessere Tage erlebt. Loveday schafft es kaum ihre Geschäftsführerin Kelly zu entlohnen, geschweige denn sich selbst ein Gehalt zu bezahlen. Während der Corona-Pandemie und des Lockdowns ist es nachvollziehbar noch ruhiger geworden. Nach einem Brief eines älteren Ehepaares, das um die Zusendung für sie passender Bücher gebeten hatten, hat Loveday eine Idee zur Gewinnung neuer und alter Kunden. Sie veröffentlicht eine Anzeige für ihre Bücherapotheke mit Bestellung von Büchern auf Rezept. Neben einem Katalog für Bücher für jede Stimmungslage oder bestimmte Sehnsüchte, können die Kunden sich auch persönlich mit Wünschen nach einer individuell passenden Lektüre an das Antiquariat wenden.

"Hoffnung auf Papier" ist eine Fortsetzung von "Ich treffe dich zwischen den Zeilen", kann aber auch ohne Vorwissen des Romans als eigenständige Geschichte gelesen werden.
Das Buch handelt in einem Antiquariat, das nostalgisch anmutet, schildert jedoch auch die Situationen verschiedener Menschen in York und Umgebung, die sich mit der neuen Situation einer Pandemie im Jahr 2020 auseinandersetzen müssen.
Einsamkeit aufgrund Lockdowns und Vereinzelung, Angst vor Ansteckung, Unsicherheit für die Zukunft, Geldnöte, Herausforderungen an Paarbeziehungen und Sorgen um geliebte Angehörige sind vorherrschende Gefühle, weshalb der Roman zunächst eine beklemmende und melancholische Stimmung verbreitet. Gerade in unsicheren Zeiten, wenn die Menschen den Halt von Freunden und Familie brauchen, können diese nicht für sie da sein. Bücher können zwar kein Ersatz für eine Umarmung, Zweisamkeit und körperliche Nähe sein, aber sie können Trost und Hoffnung spenden, eine Flucht aus der Realität bieten und Langeweile, Ängste und Einsamkeit für den Moment vertreiben.

Auch wenn die vielen einzelnen kleinen Geschichten und Schicksale, die der Roman enthält, nicht in die Tiefe gehen können und man gerne mehr über den ein oder anderen Charakter und Familienkonstellation erfahren hätte, handelt er von Themen und Sorgen, die während der Hochphase der Pandemie alle Menschen betrafen, weshalb es leicht fällt, sich in die handelnden Figuren hineinzuversetzen und ihre Situation nachzuempfinden. Einzelne Personen wie das ältere Ehepaar Rosemary und George, die junge Mutter Zoe, die nach Hilfe suchende Jennifer oder auch Kelly und Loveday in dem Antiquariat rücken mehr in den Vordergrund, weshalb ihre persönlichen Geschichten auch mehr berühren.

"Hoffnung auf Papier" ist eine warmherzige Geschichte, in der eine schier unerträgliche und nie zuvor dagewesene Situation die Menschen verwirrt, verunsichert und vereinsamen lässt. Bücher auf Rezept gegen die negativen Auswirkungen des Lockdowns sind ein Ausweg und Motivation und zeigen anhand verschiedener Beispiele die heilende Wirkung von Büchern und fiktiven Geschichten. Trotz aller Melancholie, Krankheit und Angst stimmt der Roman deshalb hoffnungsvoll. Er ist eine Hommage an Bücher und das Lesen und eine berührende Geschichte über Freundschaft und die Achtsamkeit und Fürsorge für die Menschen um uns herum. Nebenbei erhält man ganz viele Buchtipps für alle Typen von Lesern, die neugierig auf die Titel und ihre Geschichten machen.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Berührender Roman über Selbstliebe und -akzeptanz und ein eindringliches Porträt einer essgestörten jungen Frau

GUY'S GIRL
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Ginny Murphy war schon immer ein Jungsmädchen: Mit ihren Brüdern hat sie sich besser verstanden als mit ihrer älteren Schwester und am College waren ihre besten Freunde ausschließlich Jungs. Als Ginny ...

Ginny Murphy war schon immer ein Jungsmädchen: Mit ihren Brüdern hat sie sich besser verstanden als mit ihrer älteren Schwester und am College waren ihre besten Freunde ausschließlich Jungs. Als Ginny einen Job in New York erhält, zieht sie sogar in die Wohngemeinschaft ihrer Collegefreunde und lernt dort Adrian Silvas kennen. Zu ihm fühlt sie sich auf Anhieb hingezogen und auch wenn sie schon Beziehungen zu anderen Jungs hatte, könnte es mit ihm zum ersten Mal Liebe sein. Doch Adrian hält sie auf Distanz und weist sie immer wieder von sich. Er hat durch den frühen Verlust seines Vaters kein Vertrauen in die Liebe und stürzt sich lieber in die Arbeit als Investmentbanker. Die beiden führen eine toxische On-Off-Beziehung, die vor allem für Ginny gefährlich sein könnte, betäubt sie ihre Ängste doch mit einer Essstörung, die sie vom Hungern in Minnesota zum Erbrechen in New York geführt hat, um ihr krankes Verhältnis zum Essen zu verstecken.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Ginny und Adrian geschrieben. Die Kapitel haben eine ganz unterschiedliche Länge, bestehen manchmal nur aus einer Seite oder ziehen sich über einen längeren Abschnitt.
Adrian ist als Kind aus Ungarn nach Amerika eingewandert und seit seiner Geburt mit einem Trauma behaftet. Er hat mit Mitte 20 noch nie eine richtige Beziehung geführt und hat Angst davor, sich zu verlieben und diese Liebe möglicherweise wieder zu verlieren. Auch wenn man den Grund dafür nachvollziehen kann, steht in der Geschichte vielmehr Ginny und ihre psychische Gesundheit im Vordergrund. Ginny verliebt sich leicht und sucht die Schuld stets bei sich und ihrem Körper, wenn sie zurückgewiesen wird. Sie leidet seit Jahren an Magersucht, hat aber mit der Ankunft in New York genug von der permanenten Kontrolle und der Einschränkungen. Sie möchte endlich alles essen, aber ihr guter Vorsatz mündet bald in ein anderes krankhaftes Essverhalten. Ihre Ess-Brechsucht verbirgt sie geschickt, was sie aber nicht von einem endgültigen Zusammenbruch retten kann.

Der Roman behandelt das Thema Essstörungen sehr anschaulich und intensiv. Man spürt die eigenen Erfahrungen der Autorin, was die Erzählung besonders authentisch und auch verstörend macht. Es wird deutlich, wie schwierig der Weg einer Heilung ist und dass die Betroffene diesen Weg trotz guter Absichten niemals allein schaffen kann. Der holprige Weg und die Rückschläge sind berührend und die Darstellung der Gedanken Ginnys sind hilfreich, um mehr Verständnis für die Erkrankung zu gewinnen.

Auch wenn die romantische Liebe in dem Roman nicht zu kurz kommt, stehen in der Geschichte insbesondere die Selbstliebe und Selbstakzeptanz im Fokus. Wie das Nachwort beweist, ist "Guy's Girl" ein zutiefst persönliches Buch, das nicht leicht verdaulich ist, aber hoffnungsvoll endet. Dabei ist der Schluss nicht verklärend positiv, aber auch nicht unbefriedigend offen, sondern zeigt, dass Ginny und Adrian am Anfang stehen und das der Weg von Heilung und Genesung, vom Ablegen von Ängsten und Selbstzerstörung, erst begonnen hat.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Eine Lüge und ihre mörderischen Folgen - unterhaltsame Mischung aus Familientragödie und Thriller

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Emily Brandt heiratet William Nihlzén, den sie seit ihrer Kindheit kennt - eine Traumhochzeit in einem Schloss soll es werden. William war früher der beste Freund ihres Bruders Erik, bis es zu einem verheerenden ...

Emily Brandt heiratet William Nihlzén, den sie seit ihrer Kindheit kennt - eine Traumhochzeit in einem Schloss soll es werden. William war früher der beste Freund ihres Bruders Erik, bis es zu einem verheerenden Unfall kam, der insbesondere das Leben der Familie Brandt grundlegend verändert hat.
Die Hochzeit ist ein großes Event, bei der sogar die Presse zugegen ist, weshalb Emily trotz Spannungen ihre geschiedenen Eltern Annika und Mats und ihren Bruder einlädt.
Während der Feierlichkeiten brodelt es unter den Gästen und ein Detail des Unfalls vor acht Jahren, das vertuscht wurde, drängt unaufhörlich ans Licht - bis es nach Mitternacht einen Toten gibt.

"Nur eine Lüge" wird aus wechselnden Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt. Zu Beginn erfordert es ein wenig Aufmerksamkeit, die Vielzahl an Personen und Familienkonstellationen zu sortieren, bis man die Hauptfiguren besser einordnen kann. Die Kapitel sind kurz, die Perspektivwechsel erfolgen schnell und auch der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit vor acht Jahren passiert zügig. Auf diese Weise gibt es permanent Mini-Cliffhanger und viele einzelne Puzzlestücke, die auf dem Weg zur Wahrheit ganz allmählich offenbart werden, so dass man unaufhörlich weiterlesen muss.

Die Geschichte ist auf beiden Zeitebenen spannend, da gegenwärtig von Anbeginn bekannt ist, dass es einen Toten geben wird, nicht aber klar ist, wer und warum, und im Hinblick auf die Vergangenheit eine Lüge über den Unfall schwelt.

Dass keiner der Charaktere wäre wirklich sympathisch ist und fast alles etwas zu verbergen scheinen, stört dabei nicht. Die Probleme der einzelnen Personen und ihre Motive bleiben allerdings oberflächlich.

Der Roman regt zu reichlich Spekulationen an, wer Täter und wer Opfer ist und was noch passieren muss, damit die Wahrheit über den Unfall, der aufgrund der Folgen noch immer sehr präsent ist, herauskommt.
Durch immer neue Offenbarungen ist die Geschichte spannend bis zum Schluss. "Nur eine Lüge" aus der Vergangenheit belastet zwei Familien, bis der Druck beim Zusammentreffen aller Beteiligten nicht mehr auszuhalten scheint. Es ist eine spannende, wendungsreiche Geschichte mit Thrillerelementen, die aufgrund der Kürze der Kapitel schnell zu lesen ist.

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