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Veröffentlicht am 28.12.2023

Ausgeklügelter Kriminalfall um dunkle Geheimnisse, Ängste vor Bloßstellung und Verrat vor dem Hintergrund einer bitterbösen TV-Landschaft - aber nicht ganz so fesselnd und atmosphärisch wie Band 1

Spiel der Lügner
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Eine neue Reality-TV-Show wird in Wales an der Grenze zu England gedreht. Die Kandidaten sind davon ausgegangen, dass sie sich für ein Survival Camp in den Bergen angemeldet haben, stattdessen geht es ...

Eine neue Reality-TV-Show wird in Wales an der Grenze zu England gedreht. Die Kandidaten sind davon ausgegangen, dass sie sich für ein Survival Camp in den Bergen angemeldet haben, stattdessen geht es darum, vor laufender Kamera ihr dunkelstes Geheimnis zu enthüllen. Einer der Teilnehmer nimmt deshalb schon in der ersten Nacht Reißaus und wird vermisst.
Detective Constable Ffion Morgan von der walisischen Polizei macht sich zusammen mit ihrer neuen Kollegin Georgina auf die Suche nach Ryan, der als psychisch labil und gewalttätig gilt. Unterstützung erhalten sie von den Kollegen aus England und DS Leo Brady. Mit ihm hat Ffion bereits vor 17 Monaten zusammen an einem Mordfall in der Grenzregion gearbeitet und ist ihm auch privat näher gekommen. Nachdem sie die Beziehung nicht weiter forciert hat, ist ihr Verhältnis angespannt.
Während die fragwürdige TV-Show in den Medien auf ein geteiltes Echo trifft und der Produzent öffentlich angefeindet wird, ereignet sich ein Mord, der mindestens die bereits ausgeschiedenen Kandidaten der Show verdächtig macht, aber letztlich haben sie alle ein Geheimnis, das sich als Motiv eignet.

"Spiel der Lügner" ist nach "Die letzte Party" Band 2 der Reihe "Ein Fall für Ffion Morgan".

Sieben nicht prominente Fremde treffen in den Waliser Bergen für die TV-Show "Exposure" aufeinander, um das Geheimnis der anderen zu enthüllen, bevor ihr eigenes publik wird. Wie von Reality-Shows gewöhnt und auch vom voyeuristischen Publikum erwartet, werden die Teilnehmer nicht geschont, sondern täglich unter Druck gesetzt, ausgewählt und mit ihren tiefsten Ängsten in der "Beichtkammer" konfrontiert zu werden.

Aus wechselnden Perspektiven taucht man in die Handlung ein und erhält Einblicke in die beiden unterschiedlichen Ermittler, die undurchsichtigen Kandidaten und die Zuschauer vor den Fernsehern.
Die Aufklärung des Falls, der sich von einer Vermisstensuche zu einer Mordermittlung entwickelt, ist wie schon in Band 1 unterhaltsam und humorvoll, denn Ffion ist eine eigensinnige Ermittlerin, die aneckt und zusammen mit ihrem Tierheimhund Dave unkonventionell und reichlich chaotisch auftritt.

Im Verlauf der Handlung werden die perfiden Machenschaften der Produzenten hinter der TV-Show deutlich und dass es letztlich vor allem darum geht, die Quote zu erhöhen, ohne Rücksicht auf die persönlichen Befindlichkeiten der Kandidaten zu nehmen. Die Mehrzahl der Menschen möchte solche reißerischen TV-Formate sehen, aber dennoch ist die Realityshow auch vor Kritikern nicht gefeit.

Durch die überschaubare Anzahl der Verdächtigen, die aber alle ein Mordmotiv haben, sind die Ermittlungen nicht einfach und als Leser kann man nur spekulieren, wer der Täter ist. Auch die persönliche Involvierung von Ffion, die in der Grenzregion aufgewachsen ist und sowohl Teile der Crew als auch der Kandidaten kennt, geben der Geschichte eine spannende Note. Ihr Interessenkonflikt wird ihr sogar fast zum Verhängnis.

Während die Polizei Verdächtige und ihre Alibis überprüft und wieder verwirft, erfährt man auch durch Rückblenden immer mehr Details über die handelnden Personen und den Hintergrund der TV-Show und auf welchen Geheimnissen und Lügen die Sendung aufgebaut ist. Die Eskalation der Situation ist deshalb nachvollziehbar und macht den Fall authentisch.

"Spiel der Lügner" ist ein ausgeklügelter Kriminalfall um dunkle Geheimnisse, Ängste vor Bloßstellung und Verrat und ist vor dem Hintergrund der bitterbösen TV-Landschaft und den Intrigen zur Steigerung von Reichweite und Ruhm zudem am Puls der Zeit. Band 2 kommt nicht ganz an Band 1 heran, der fesselnder aufgebaut und atmosphärischer geschildert ist.

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Veröffentlicht am 24.12.2023

Tragikomischer Roman über Trauer und Freundschaft, in dem weniger die Verluste, sondern vielmehr das Innehalten im Moment und das Zusammenwachsen als (Schicksals-)Gemeinschaft im Vordergrund stehen.

Die Wolkengucker
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Die Freundin Margarete der fast 90-jährigen Wilma von Eidsfeld hat immer gern in die Wolken geblickt und darin Figuren und Gegenstände erkannt. Auch Wilma, ehemalige Hobbypilotin, ist fasziniert von den ...

Die Freundin Margarete der fast 90-jährigen Wilma von Eidsfeld hat immer gern in die Wolken geblickt und darin Figuren und Gegenstände erkannt. Auch Wilma, ehemalige Hobbypilotin, ist fasziniert von den Wolken und gründet in Gedenken an ihre verstorbene Freundin die Vereinigung der Wolkengucker. Jeden Sonntag trifft man sich in der Villa der älteren Dame und guckt gemeinsam in die Wolken. Anfangs nur zögerlich, kommen später immer mehr Personen dazu, denn der Club dient bald nicht nur dazu, gemeinsam die vorüberziehenden Wolken zu betrachten, sondern sich gegenseitig Halt und Unterstützung zu geben.

Wilma wird dabei liebevoll von ihrer Putzhilfe Ayla umsorgt, die den Job dringend benötigt und Wilma möglichst lange fithalten möchte. Nachbar Ferdinand Huber ist Mobbing-Opfer an seinem Arbeitsplatz und findet in dem Club eine Gemeinschaft. Besonders eifrig ist die achtjährige Mia, die mit ihrer Mutter das Phänomen der Wolken betrachtet hat und nach ihrem Tod allein mit ihrem Vater wohnt, der von der Trauer um seine Frau wie gelähmt ist.

Kristina Fritz ist ein Pseudonym der Autorin Kristina Günak, die für ihre warmherzigen Geschichten über Liebe und Freundschaft bekannt ist. Auch "Die Wolkengucker" ist eine eingängige, herzerwärmende Erzählung.
Sie wird aus wechselnden Perspektiven aller handelnden Personen beschrieben, wobei die resolute ältere Dame Wilma von Eidsfeld und ihre tatkräftige Haushaltshilfe Ayla Öztürk, die sie von ihrer Freundin Margarete übernommen hat, im Vordergrund der Handlung stehen. Alle Protagonisten haben ihr Päckchen zu tragen, haben Verluste erlitten, trauern oder fühlen sich unzulänglich.
In der Gemeinschaft der Wolkengucker finden sie einen Halt und sind nicht mehr einsam, hilflos und alleine. Es entwickeln sich Freundschaften über Generationen und jede soziale Schicht hinweg. Die Vielfalt der unterschiedlichen Charaktere sorgt für unterhaltsame Szenen. Die Geschichte ist nicht rührselig oder kitschig und auch die Weisheiten der lebensälteren Wilma wirken nicht gekünstelt oder belehrend, sondern fügen sich rund in die Geschichte ein.

Es ist eine tragikomischer Roman über Trauer und Freundschaft, der eine Wohlfühlatmosphäre schafft, denn es stehen weniger die Verluste, sondern vielmehr das Innehalten im Moment, das Zusammenwachsen in einer Gemeinschaft und ein optimistischer Blick in die Zukunft im Zentrum der Geschichte. Der Blick in den Himmel und die Beobachtung der Wolken ist dabei mehr symbolisch und ein Auftakt für Freundschaft und Zugehörigkeit, auch wenn man im Rahmen der Geschichte einzelne Fakten über Wolken dazulernen kann.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Ereignisreicher dritter Band um den "Puderkrieg" und Sophias weiteren Lebensweg, in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden. Dramatischer und spannender Abschluss der Trilogie.

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
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Sophia päppelt ihre opuimsüchtige beste Freundin Henny wieder auf, nachdem diese ihr damals in Paris treu zur Seite gestanden hatte. Nach der Kündigung von Miss Arden steht Sophia vor einer beruflichen ...

Sophia päppelt ihre opuimsüchtige beste Freundin Henny wieder auf, nachdem diese ihr damals in Paris treu zur Seite gestanden hatte. Nach der Kündigung von Miss Arden steht Sophia vor einer beruflichen Neuorientierung, träumt weiterhin vom Abschluss ihres Chemiestudiums und einer Selbstständigkeit. Zur Finanzierung ihrer Träume bewirbt sie sich erneut bei Helena Rubinstein und wird von ihrer unter der Bedingung neben Chemie auch noch Wirtschaft zu studieren wieder eingestellt.
Unterstützung erhält sie von ihrem frischen gebackenen Ehemann Darren. Doch als die Ehe kinderlos bleibt und sich Darren 1942 freiwillig für die US-Army meldet, ziehen dunkle Wolken auf, die Sophia vor mutige Entscheidungen stellen.

"Sophias Triumph" ist nach "Sophias Hoffnung" und "Sophias Träume" der abschließende dritte Band der Reihe "Die Farben der Schönheit" um die fiktive Figur Sophia Krohn, die in den "Puderkrieg" zwischen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein gerät.
Band 3 schließt nahtlos an Band 2 an und handelt von 1934 bis 1946.

Der Roman ist sehr ereignisreich. In Sophias Leben passiert in den zwölf Jahren viel - beruflich und privat. Sie hatte sich bereits in den Jahren davor weg von einer naiven jungen Studentin entwickelt und ist spürbar erwachsen geworden. Sie ist beruflich erfolgreich und hat weiterhin Ambitionen, die unberechenbaren (Ex-)Chefinnen Elizabeth Arden, Helena Rubinstein und ihren unermüdlichen Konkurrenzkampf hinter sich zu lassen. Sie liebt ihren Ehemann, der sie zunächst auf Händen trägt, aber der Verlust ihres Sohnes und die Kinderlosigkeit stehen plötzlich über allem, was Darren zu einer übereilten Entscheidung drängt.

Die fiktive Geschichte um Sophia Krohn enthält viele historische Details zum Leben der beiden Kosmetikvorreiterinnen und versetzt einen zudem bildhaft nach New York City in die 1930er- und 1940er-Jahre. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, ihre Entwicklung nachvollziehbar. Die Schicksale bewegen und die vielen großen und kleinen Dramen, Höhen und Tiefen, die Sophia erleben und erleiden muss, machen die Geschichte unterhaltsam und lassen in diesem Band keine Längen aufkommen. Beruflich und privat gibt es unaufhörlich neue Impulse, die jedoch nicht überzogen oder aufgesetzt wirken.

Sophia ist ein Charakter, den man gerne begleitet. Spannend und unterhaltsam zugleich, verfolgt man ihr Schicksal, ihre Entscheidungen und erntet ein versöhnliches Ende, in welchem alle noch offenen Fragen geklärt werden und freut sich über "Sophias Triumph".

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Vielseitiger Roman über Liebe, Trauer, Freundschaft, Vergebung und einen Neuanfang, der gar nicht mal so vorhersehbar ist.

Ein letzter Brief von dir
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Orla Cassidy ist Anfang 30 und lebt in Tobercree, einem kleinen Ort in Irland, während ihr Freund Simeon als Schauspieler in London am Anfang seiner Karriere steht. Das Paar führt eine Fernbeziehung, denn ...

Orla Cassidy ist Anfang 30 und lebt in Tobercree, einem kleinen Ort in Irland, während ihr Freund Simeon als Schauspieler in London am Anfang seiner Karriere steht. Das Paar führt eine Fernbeziehung, denn die Grundschullehrerin hat nichts für die trubelige Stadt London übrig. Am Valentinstag erhält sie wie erwartet einen Brief von Sim, doch bevor sie ihn öffnen kann, erfährt sie, dass Sim vor wenigen Augenblicken an einer Lungenembolie gestorben ist.
Orla, die eigentlich mit einer Verlobung am Valentinstag gerechnet hatte, ist am Boden zerstört. Um ihre Trauer um ihre große Liebe zu verarbeiten, reist sie nach London, um dort seine Wohnung auszuräumen und sein Tagebuch zu finden, das ihr mehr über Sim offenbaren könnte.
Anders als erwartet, bleibt Orla länger als die geplanten zwei Tage in London. Sie freundet sich mit Sims lebensälteren Vermieterin an, findet eine Arbeit als Englischlehrerin, hält den Brief von Sim aber weiterhin verschlossen. Auch sein Tagebuch bleibt unauffindbar.
Dann lernt sie Marek kennen, der einen ähnlichen Schmerz wie sie durchmachen musste, fühlt sie sich illoyal gegenüber Sam, auch wenn sie spürt, dass es eine Seite an Sim gab, die sie nicht wirklich kannte. Als Orla endlich den Brief liest, werden ihre Gefühle noch einmal durcheinander gewirbelt.

"Ein letzter Brief von dir" ist aus der Perspektive von Orla geschrieben, gibt jedoch einzelne Einblicke in Sims verschollenes Tagebuch, das mehr Details über seinen Charakter offenbart. Während die trauernde Orla ihren Beinahe-Verlobten noch immer anhimmelt, zeigen seine Aufzeichnungen ein anderes, nicht gar so perfektes Gesicht von Sim. Orla ist zwar bewusst, dass Sim über eine gewisse Arroganz verfügte und sie eine leidenschaftliche, aber auch eine etwas einseitig beengende Beziehung führten, aber was er tatsächlich vor ihr verbarg, konnte sie nicht ahnen.

London wird für Orla widererwarten zu einem neuen Anfang. Nie hätte sie gedacht, dass sie es länger als nur für ein paar (Urlaubs-)tage in der Metropole würde aushalten können. Dort verarbeitet sie ihre Trauer, versucht zu heilen und findet dabei neue Freunde. Dennoch hängt sie manisch an der Valentinskarte, die sie einfach nicht öffnen möchte und stattdessen regelmäßig mit dem rosafarbenen Umschlag spricht, als wäre er Sim persönlich.
Die Ungewissheit über den Inhalt der Karte sowie das verschwundene Tagebuch, das Worte enthält, die Orla verletzen könnten, sorgen anfangs für Spannung bis der Roman eine Wende nimmt, Orla eine von Enttäuschung und Unsicherheit geprägte Wandlung macht und sich wie eine verblendete Stalkerin verhält.

Der Roman entfaltet sich innerhalb eines Jahres langsam und die naive Orla vermittelt das Gefühl, jünger als 32 Jahre zu sein. Die Nebenfiguren sind dagegen charmant, auch wenn die Geschichte sehr auf Orla und ihre Trauer und ihre Verletztheit fokussiert ist.
Es dauert bis Orla zu Erkenntnissen über Sim gelangt, die der/ dem Leser*in schon länger bewusst geworden sind. Je tiefer Orla in Sims Leben gräbt, desto mehr beginnt sie sich zu verlieren und merkt erst, als es schon fast zu spät ist, dass sie ihr neu gewonnenes Leben und die Fortschritte, die sie bereits gemacht hat, in Gefahr bringt.

"Ein letzter Brief von dir" ist ein Roman über Liebe, Enttäuschung, Tod und Trauer, aber auch über Neuanfänge, Freundschaft und Vergebung, der eine gewisse Grundspannung entwickelt, aber phasenweise langatmig geschrieben ist. Dafür überrascht er mit einer nicht allzu vorhersehbaren (Liebes-)geschichte, die sich frei von Kitsch anders entwickelt als die typischen Erzählungen über junge Frauen, die ihren Liebsten verlieren und sich nach einer Phase der Trauer und Rückbesinnung auf sich selbst neu verlieben.

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Heftige emotionale Geschichte über eine Entscheidung, die eine Familie (innerlich) zerreißt

Beim Leben meiner Schwester
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Anna Fitzgerald war als jüngere Schwester Zeit ihres Lebens für Kate da, denn Kate hat Leukämie und Anna stand als passende Spenderin jederzeit für jedweden Eingriff, Entnahme von Blut, Stammzellen und ...

Anna Fitzgerald war als jüngere Schwester Zeit ihres Lebens für Kate da, denn Kate hat Leukämie und Anna stand als passende Spenderin jederzeit für jedweden Eingriff, Entnahme von Blut, Stammzellen und Gewebe zur Verfügung. Doch Kate hat immer wieder Rückschläge erlitten und der Blutkrebs kehrt hartnäckig zurück. Als Anna dreizehn Jahre alt ist, soll sie ihrer Schwester, deren Organe allmählich versagen, eine Niere spenden - und hat genug. Sie nimmt sich einen Rechtsanwalt, um ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung gegen ihre Eltern einzuklagen.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert, darunter die Fitzgeralds bis auf Kate, Annas Anwalt Campbell Alexander und ihrer Vertrauensperson und Verfahrenspflegerin im Rechtsstreit Julia. Die Handlung ist auf wenige Tage in der Gegenwart beschränkt, die Sicht der Mutter Sara gibt die Vergangenheit und die ganze Leidensgeschichte der kranken Kate wieder.

Jodi Picoult entwirft dabei ein erschreckendes und beklemmendes Szenario auf, das ethische und moralische Fragen aufwirft. Durch die Perspektivenwechsel und die eindringliche Schilderung dieser erschütternden Familientragödie fällt es leicht, sich in die Hauptfiguren hineinzuversetzen und ihr Verhalten zu verstehen.
Die Eltern möchten ihr ältestes Kind retten und haben für diesen Zweck ein weiteres Kind gezeugt, das sie zwar auch innig lieben, das aber nur existiert, da es mit dem passenden Genpool als Organspenderin geplant war. Je älter Anna wurde, desto mehr spürt sie den Druck, der auf ihr lastet und dabei das Gefühl zu haben, nur zweite Wahl zu sein. Der Bruder Jesse fühlt sich von seinen Eltern überhaupt nicht wahrgenommen und rebelliert auf seine Weise. Brian und vor allem Sara setzen all ihre Hoffnung in die Genesung von Kate und verlieren dabei ihre anderen beiden Kinder aus den Augen. Anna hat neben Kate wohl das schwerste Los. Sie liebt ihre Schwester und hat bisher buchstäblich alles für sie gegeben, möchte als Teenager aber nun ihre eigenen Entscheidungen treffen und ist nicht bereit, das lebensrettende Organ für Kate zu spenden. Mit ihren Eltern kann sie nicht darüber reden und holt sich deshalb Hilfe bei einem Anwalt, der ihr zu ihrem Recht auf körperliche Selbstbestimmung verhelfen soll.
Eine Wende kommt nicht ganz überraschend, macht die Lösung des Konflikts aber auch nicht leichter. Was Kate möchte, bleibt außen vor. Ob die Eltern Angst vor ihrer Entscheidung haben oder ihre Tochter vor Aufregung schützen möchten, ist schwer einzuschätzen.
Das Ende ist hochdramatisch, weicht damit aber einer Entscheidung aus, was nach der intensiven Auseinandersetzung mit allen Argumenten unbefriedigend ist.

"Beim Leben meiner Schwester" ist eine heftige, emotionale Geschichte, die alle Seiten betrachtet und einen schier unlösbaren Interessenkonflikt schildert. Die Handlung zieht in ihren Bann, stimmt nachdenklich, während die Familie zwischen Schuld und Hoffnung regelrecht zerrissen wird.

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