Brutale Morde in der Provence
Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter lebt inzwischen mit Isabelle Morell, Capitaine der Polizei von Le Lavandou und ihrer Tochter zusammen. Aus Mangel an Beweisen wird ein vermeintlicher Kindermörder ...
Der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter lebt inzwischen mit Isabelle Morell, Capitaine der Polizei von Le Lavandou und ihrer Tochter zusammen. Aus Mangel an Beweisen wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen und ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante.
Dr. Leon Ritter fühlt sich wohl in seiner zweiten Heimat, er frühstückt seinen Kaffee wie ein echter Franzose im Bistro, spielt Boule, was ihm eine Menge Informationen einbringt und hat mit Isabelle und Lilou eine neue Familie gewonnen. Doch nun bekommt er einen neuen, recht unprofessionellen Kollegen, Dr. Bodin und prompt startet dieser ein Machtgerangel. Auch mit dem Polizeichef Zerna und den Beamten aus Toulon gibt es Schwierigkeiten. Doch Ritter ist wortgewandt und weiß sich durchaus zu wehren, was für amüsante Bemerkungen sorgt.
Als Paul Simon, der angeblich der Mörder seiner eigenen Tochter Amelie sein soll, aus Mangel an Beweisen frei kommt, wird er von der Bevölkerung angefeindet und bedroht. Seine Lehrtätigkeit hat er verloren und bekommt einem Hilfsjob im Supermarkt.
Eine männliche Leiche am Strand sorgt für neue Aufregung in Le Lavandou. Leons Ermittlungen führen ihn auf die Insel Porquerolles, es bleibt nicht bei einer Leiche und scheinbar ist der Täter von damals wieder am Werk. Die Beamten wollen der Sache nicht weiter nachgehen, also startet Leon zu einigen Alleingängen.
Auch dieser Band besticht durch die wunderbare Beschreibung der Atmosphäre in der Provence, von Le Lavendou und der vorgelagerten Insel Porquerolles. Fast bildhaft führt uns der Autor das Leben auf der Insel vor Augen, man erlebt Sturm und Bootsfahren und die schöne Natur. Ein wenig fehlen mir die kulinarischen Köstlichkeiten dieser Gegend, die in den ersten Bänden besonders hervorgehoben wurden.
Von den Charakteren her ist Leon Ritter wieder gut dargestellt, menschlich und manchmal etwas launisch und häufig in Alleingängen unterwegs. Auch Isabelle und Lilou sind natürlich und liebenswerte Frauen, über deren Wiedersehen ich mich gefreut haben. Es gibt einige Kinderfiguren, die schreckliche Dinge erleben, Grausamkeiten werden jedoch nicht detailgenau beschrieben und so ist auch dieser Krimi wieder relativ unblutig.
Dennoch konnte der 4. Band nicht die hohen Erwartungen erfüllen, die ich an ihn aufgrund der sehr guten Vorbände hatte. Es ist ein solider Krimi mit einem guten Prolog und einem sehr spannenden Ende, aber der Mittelteil zog sich manchmal in die Länge, es gab einige Dinge, die für die Handlung nicht relevant waren und den Heldenauftritt der Protagonisten finde ich reichlich überzogen. Warum Ritter sich auf einmal gegen Kollegen und Chef behaupten muss, kann ich nicht nachvollziehen. Und dadurch wird er zum Einzelkämpfer gemacht und bekommt die coole Heldenrolle zugeschrieben. Das ist leider nicht der Leon Ritter, den ich in den Vorbänden so mochte.
Vom Spannungsbogen her war auch ein zwischenzeitliches Absacken zu spüren, die vielen Personen und Befragungen ließen bei mir kein Mitraten nach dem Täter zu, die Personen konnte ich dazu nicht richtig einschätzen und ihre Anzahl hat mich doch überfordert.
"Das Grab unter Zedern" hat ein Setting, das Urlaubslaune weckt, die Handlung hätte etwas gestrafft werden können und Ritter war mir zuviel Held als Rechtsmediziner. Dennoch werde ich die Reihe weiter verfolgen.