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Veröffentlicht am 11.01.2018

Mit Mamma Carlotta auf Verbrecherjagd

Gegenwind
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Die sizilianische Mamma Carlotta Capella, Schwiegermutter des Sylter Kommissars Erik Wolf, ist zufällig an Ort und Stelle, als ein 17-jähriger Läufer in ihren Armen stirbt. Sport ist Mord, so ihr Motto, ...

Die sizilianische Mamma Carlotta Capella, Schwiegermutter des Sylter Kommissars Erik Wolf, ist zufällig an Ort und Stelle, als ein 17-jähriger Läufer in ihren Armen stirbt. Sport ist Mord, so ihr Motto, deswegen hält sie auch nichts davon. Da sie eine echte Spürnase hat, ihre Kontakte gewieft befragt, kommt sie dem Fall schnell auf die Spur und mischt sich damit natürlich mal wieder in die Ermittlungen ihres Schwiegersohns und dessen Team. Nebenbei bekocht sie die halbe Sylter Insel, denn an ihrem Tisch geht es stets gewohnt italienisch und besonders kulinarisch zu.


Mal wieder hat mich Mamma Carlotta mit ihrer liebenswürdigen Art begeistert. Sie ist eine Seele von Mensch, versteht ihre friesischen Freunde mittlerweile hervorragend und kann sich perfekt in andere Menschen eindenken.

Die Krimihandlung ist jedoch nicht nur schmückendes Beiwerk, der Fall wirkt authentisch und lässt auch das Spannungsmoment nicht außer Acht. Einige geschickte Wendungen sorgen für mehrere Tätervermutungen und man kann bis zum Schluss miträtseln.


Mir gefällt es, wenn Carlotta vor Aufregung stets italienisch redet und ihr Wortschwall sich über die Anwesenden ergießt. Ihre Enkel liebt sie abgöttisch und auch für ihren Gast Ida hat sie immer Verständnis. Selbst für die vielen Pflegetiere, die Ida immer ins Heim der Familie Wolf schleppt. Die Tiere sorgen für zusätzliche Aufregung im Haus Wolf, denn nicht nur Eriks Katzenhaarallergie ist ein Problem, auch die Tiere passen nicht immer harmonisch zusammen.


Gisa Pauly beschreibt alle Protagonisten mit Ecken und Kanten und zeigt damit ein genaues Bild der Personen. Als Regionalkrimi erlebt man nicht nur einige reale Schauplätze wie Carlottas Feinkost Meyer, sondern auch die familiäre Atmosphäre am Esstisch der Familie Wolf. Dort bietet Mamma allerlei italienische Leckerbissen in mehreren Gängen an, bei deren Erwähnung man richtig Appetit bekommt. Zum Nachkochen finden sich im Anhang dann diverse Rezepte, z. B. für Ribollita, Spinatlasagne und Tapenade (Olivenpaste). Schon dafür lohnt es sich, das Buch zu kaufen.



Dieser Sylt-Krimi besticht durch den italienischen Touch der ermittelnden und kochenden Großmutter Carlotta. Man kann hier lockere Unterhaltung mit spannender Krimihandlung verbinden und erlebt schöne Lesestunden.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Spannende Unterhaltung mit einer raffinierten Story.

Die Frau mit dem roten Schal
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In diesem Roman gibt es romantische Stellen, die die Wünsche und Träume eines jungen Mannes mit einer Beinprothese zeigen. Aber im Buch sind vermehrt Teile eines Thrillers und Krimis zu finden. Der Leser ...

In diesem Roman gibt es romantische Stellen, die die Wünsche und Träume eines jungen Mannes mit einer Beinprothese zeigen. Aber im Buch sind vermehrt Teile eines Thrillers und Krimis zu finden. Der Leser wird in die Beobachterrolle gesteckt und muss sich ein Bild über den Protagonist Jamal machen. Denn die Grenzen zwischen Wahrheit und psychologischer Verwirrung sind fließend. Jamal wird mal als Täter und mal als Opfer gehandelt und als Leser zweifelt man, was man von ihm halten soll. Dann wieder erscheint er als verwirrt und man traut ihm die Täterrolle durchaus zu.
Zum Inhalt möchte ich nicht viel sagen, denn das ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Romans. Das Verwirrspiel hängt einfach zu stark mit dem Inhalt zusammen.

Sprachlich konnte mich "Die Frau mit dem roten Schal" leider nicht überzeugen, denn der Stil ist recht einfach gehalten und erinnert eher an einen Thriller. Für einen Roman erwarte ich einfach mehr literarischen Ausdruck und intensivere Wortwahl. Jamal erzählt seine Sicht der Dinge eher knapp formuliert wie in einem Tagebuch.

Die Erzählperspektive Jamals zeigt seine Nachforschungen und wird unterbrochen durch weitere Perspektiven wie Polizeiberichte oder Briefe. Die Polizeiberichte lasen sich nicht wie solche, der reale kriminalistische Jargon fehlte völlig. Doch das hat der Verwirrung des Lesers durch die Vermischung von Vermutung und Wahrheit keinen Abbruch getan. Die Suche nach der Wahrheit ist durch immer wieder neue Erkenntnisse auf den Kopf gestellt.
Der Handlungsverlauf ist verwirrend und ständig ist neues Mutmaßen angesagt. Ein toller Spannungsroman, der im Nachhinein betrachtet durchaus logisch aufgebaut ist und mit einem überraschenden Ende erneut verwirrt.

Dieser Roman erfüllt mehrere Kriterien: etwas Romantik und Liebe, eine fesselnde Krimiermittlung und dahinter ein mysteriöses Geheimnis, dem man als Leser unbedingt auf die Schliche kommen will. Spannende Unterhaltung mit einer raffinierten Story.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Niedliche Geschichte aus der Sicht eines Hundes!

Dackelblick
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Dieses Buch beschreibt eine lockere und sehr amüsante Liebesgeschichte mit romantischen Stellen, aber auch mit sehr komischen, wenn Herkules die Welt mit Dackelaugen betrachtet.

Herkules ist eigentlich ...

Dieses Buch beschreibt eine lockere und sehr amüsante Liebesgeschichte mit romantischen Stellen, aber auch mit sehr komischen, wenn Herkules die Welt mit Dackelaugen betrachtet.

Herkules ist eigentlich von angesehenem Dackeladel, doch er ist ein Mischling und sein Stolz auf seine Abstammung ist deswegen fehl am Platz. Er ist dennoch ein echter Dackel, anhänglich, tollpatschig und recht pfiffig. Was er nicht in den kurzen Beinen hat, das hat er im Kopf und so findet er stets Mittel und Wege, sich in der Menschenwelt durchzusetzen und für sein geliebtes Frauchen Carolin den geeigneten Mann zu finden. Dazu setzt er sogar gekonnt krankhaft wirkende Anfälle ein, die von den Menschen für Epilepsie gehalten werden.

Man kann bei dieser Geschichte wirklich schmunzeln, dieser Dackel erobert auch Herzen von Nicht-Hundebesitzern. Wie er als Dackel mit körperlichem Einsatz arbeitet, ist schon beachtlich. Das zeugt schon von einer großen Leistung, wenn ein Dackel vom Balkon in die Tiefe springt, denn elastisch wie eine Katze ist er ja nun nicht gerade.

Aber auch die Neben-Charaktere sind vielfältig gezeichnet und man hat sie deutlich vor Augen. Dabei ist Carolin mit ihrem Liebeskummer gut getroffen und auch die anderen Figuren haben mir gut gefallen.

Frauke Scheunemanns Schreibstil ist angenehm und schön zu lesen und führt locker durch die Handlung. Mit kurzen Kapiteln wird das Buch spielend zum Pageturner.

Das Besondere ist die Betrachtung der Menschenwelt aus der Sicht eines Hundes. Wonach suchen die Menschen bei ihrem Partner und warum muss es unbedingt die große Liebe sein, wo doch für Hunde der Paarungsakt im Vordergrund steht.

Es ist ein Buch für Hundefreunde, an erfährt auch einiges über das Jagdverhalten von Dackeln, über strenge Zuchtvorgaben und über das Wesen eines Dackels.

Eine süße und unterhaltsame Geschichte, die mit viel Liebe für die Rasse der Dackel geschrieben ist.


Veröffentlicht am 09.01.2018

Engagierte Ermittler und ein aufsehenerregender Fall

Blumenkinder
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Nora ist BKA-Ermittlerin und Johan ist Profiler. Sie werden zur örtlichen Kripo hinzugezogen, was nicht auf allgemeines Wohlwollen stößt. Somit haben beide eine Art Außenseiterrolle inne, die sie aber ...

Nora ist BKA-Ermittlerin und Johan ist Profiler. Sie werden zur örtlichen Kripo hinzugezogen, was nicht auf allgemeines Wohlwollen stößt. Somit haben beide eine Art Außenseiterrolle inne, die sie aber zusammen schweißt. Beide leben für ihren Job, Privatleben wird bewusst verdrängt und das lässt sie zu einem Team zusammen wachsen.

Was mir trotz der interessanten Location mit den Hippies und dem außergewöhnlichen Fall Probleme bereitet hat, ist die Person der Nora. Sie ist arbeitswütig und gibt für den Fall alles, doch ihre Person wirkt sehr verschlossen, ich kann sie nicht durchschauen. Ihr Privatleben bleibt unbekannt und sie schleppt irgendein Problem aus ihrer Vergangenheit mit sich herum, das im Buch nicht aufgeklärt wird. Sicherlich kommt das im Folgeband näher zur Sprache, für mich hat sich aber dadurch kein eindeutiges Charakterbild aufbauen lassen. Nora bleibt mir merkwürdig fremd.



Der Schreibstil ist sehr bildhaft, erklärend und ausführlich gehalten. Für einen Krimi finde ich die Sprache recht außergewöhnlich, klare Ermittlungsbeschreibungen und Gedankengänge befragter Personen erscheinen mir für einen Kriminalroman interessanter und passender. Das hat sich jedoch nicht in der Sternevergabe bemerkbar gemacht.

Ich hätte gern selbst die Chance gehabt, den Täter zu erraten. Hier wurde er letztendlich als neue Figur eingeführt, sofort als Täter benannt und in einem ohne Frage fesselnden Finale dingfest gemacht. Diese Präsentation finde ich schade. Das Motiv war mir schon früh bewusst, jedoch konnte ich keine Person mit diesem Problem benennen.

Zeitlich und inhaltlich ist der Prolog für mich nicht einzuordnen. Eine Pforte aus Licht, eine Mutter und ihr Kind bei einer Sekte. Ich habe gehofft, am Ende des Buches hier mehr zu erkennen, aber es gelang mir nicht.

Dieser Krimi hat mich gefesselt und mitgerissen, ein paar Kleinigkeiten muss ich aber bemängeln. Deswegen vergebe ich 4 Sterne und bin gespannt auf den Nachfolgeband und die Klärung von Noras Geheimnis.


Ein mitreißender Krimi, der eine ominöse Sekte aus dem Hippie-Milieu im ländlichen Lüneburg beleuchtet.

Veröffentlicht am 31.12.2017

Von der Konkubine zur Kaiserin

Das Mädchen Orchidee
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Dieser Roman beschreibt eine Welt, die uns Europäern lange Zeit verschlossen und dadurch unbekannt war. Sie führt uns nach China um 1852 hinter die Mauern des Kaiserpalastes in Beijing und zeigt das Alltagsleben ...

Dieser Roman beschreibt eine Welt, die uns Europäern lange Zeit verschlossen und dadurch unbekannt war. Sie führt uns nach China um 1852 hinter die Mauern des Kaiserpalastes in Beijing und zeigt das Alltagsleben unter den Frauen des Kaisers Xianfeng, erklärt den Einfluss der Eunuchen und die traditionellen Zeremonien bei Hofe.

Viel mehr aber geht es um das Schicksal der jungen Tsu Hsi, die der chinesischen Adelsdynastie der Mandschu angehört und als Nebenfrau des Kaisers in der Verbotenen Stadt leben musste.
Sie liebt ihren Cousin, der in der kaiserlichen Garde dient. Von der heimlichen Liebe darf niemand erfahren, es hätte tödliche Konsequenzen für beide.
Tsu Hsi bekommt einen Sohn und muss später um ihrer beider Leben bangen. Der Platz auf dem Thron bedeutet Einfluss, die Intrigen bei Hofe sind gefährlich.
Doch mit vorausschauendem Blick festigt Tsu Hsi ihre Position und dank ihres Geschicks wird sie stellvertretend für ihren minderjährigen Sohn Kaiserin.

Dieser Charakter wird von Pearl S. Buck mit viel Intensität und Nähe beschrieben. Man erlebt wie Tsu Hsi mit Einfühlungsvermögen und Geschick, aber auch mit Machtbewusstsein ihre Chancen bei Hofe für den eigenen Aufstieg nutzt.
Interessant ist auch die politische Darstellung Chinas zu dieser Zeit. Das starre Festhalten an Traditionen und isolierte politische Stellung wird deutlich. Doch die isolierte Position ist nicht länger haltbar, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Die Taiping-Revolte, der Boxer-Aufstand und der äußere Druck von Europäern und Japanern zwingen China, sich zu verändern und fremden Einflüssen zu öffnen.

Wie gewohnt zeigt die erfolgreiche Autorin ihren beeindruckenden Schreibstil auch in diesem Roman unterhaltsam und mit viel Gespür für fremde Kulturen. Man erlebt eine Liebesgeschichte, politische Einsichten und eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, sondern ihre Position immer mehr bis zum Kaiserthron ausbaut.


Dieser Roman bietet eine gute Gelegenheit, sich mit der chinesischen Geschichte und deren Andersartigkeit zu beschäftigen. Der Blick auf die Darstellung Tsu Hsis macht die Haltung der Chinesen deutlich und ermöglicht den Blick in die Verbotene Stadt.