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Veröffentlicht am 09.01.2018

Überdrehter Liebesroman, der mich emotional überhaupt nicht berührte!

Julie weiß, wo die Liebe wohnt
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Nachdem mir "Monsieur Blake und der Zauber der Liebe" so wunderbar gefallen hat, stand für mich fest, das ich auch dieses Buch ebenfalls wunderbar finden würde. Weit gefehlt! Dabei liegt das nicht etwa ...

Nachdem mir "Monsieur Blake und der Zauber der Liebe" so wunderbar gefallen hat, stand für mich fest, das ich auch dieses Buch ebenfalls wunderbar finden würde. Weit gefehlt! Dabei liegt das nicht etwa am Schreibstil von Gilles Legardinier. Er hat die Gabe, schöne Beschreibungen zu formulieren, die sehr blumig und romantisch sind und den Leser in die Welt der Liebe eintauchen lassen.

Leider fand ich dieses Buch enttäuschend. Das liegt zum Teil an Julie selbst, die mir nicht wie eine erwachsene Frau erscheint, sondern wie ein durchgedrehter, chaotischer Teenie. Sie ist ein wenig verrückt, was man sicher sein muss, um sich in ein Namensschild zu verlieben. Da sie den Unbekannten nicht kennt, lugt sie fast ständig durch ihren Türspion, um ihn endlich zu sehen. Das ist noch verständlich und amüsiert mich, aber sie geht noch weiter und angelt Post aus seinem Briefkasten, leider bleibt sie mit ihrer Hand hängen. Doch Rettung naht, in Person von ihrem Unbekannten, Ricardo Patatras. Bis hierhin war alles noch erträglich, wenn auch sehr übertrieben. Doch dann geht es mit Julie munter so weiter. Sie wechselt sogar ihren Beruf, damit sie ihrer Liebe näher kommt.
Nun bin ich nicht unbedingt sehr romantisch, kann aber durchaus mit einer guten Liebesgeschichte etwas anfangen. Hier wurde aber die Situation auf die Spitze getrieben und selbst die Liebesszenen sind staubtrocken und ohne Leidenschaft.

Was mir gut gefallen hat, ist die authentisch beschriebene Wohngegend von Julies Quartier. Hier merkt man das französische Flair und der Zusammenhalt der Nachbarn untereinander wird sehr gut nachvollziehbar beschrieben. Besonders das Verhältnis von Julie und ihrer kranken Nachbarin ist rührend zu lesen.
Hier hätte man mehr draus machen können, dann wäre Julie mir wohl auch "normaler" erschienen. So aber war der Roman für mich nur eine etwas langweilige, überdrehte Geschichte, die ohne emotionalen Tiefgang keinen positiven bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ich muss dazu noch anmerken, dass dieser Roman das Debüt des Autors ist.

Wer gern französische Liebesromane liest, sollte lieber zu "Monsieur Blake und der Zauber der Liebe" greifen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Hat mich nicht erreicht

Die Seefahrerin
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Catherine Poulain heuerte selbst als Anfängerin auf einem Fischfangschiff in Alaska an. Jetzt erzählt sie von ihrer Faszination für diesen harten Job unter Männern.

Lili heuert auf dem Fischtrawler Rebel ...

Catherine Poulain heuerte selbst als Anfängerin auf einem Fischfangschiff in Alaska an. Jetzt erzählt sie von ihrer Faszination für diesen harten Job unter Männern.

Lili heuert auf dem Fischtrawler Rebel vor der Küste Alaskas an, als einzige Frau unter Männern. Sie liebt die Freiheit und sucht das Abenteuer. Es kostet sie viel Kraft und Durchsetzungsvermögen, sie kämpft mit den harten Witterungsbedingungen und mit der extremen Arbeitsbelastung, mit Schlafmangel und mit der Schwierigkeit, hier als Frau ihren Mann zu stehen.
Dort lernt sie auch Jude kennen, ein trinkender, rauhbeiniger Seeman, in den sie sich verliebt. Doch ihre Liebe ist unberechenbar, fast animalisch und nicht auf ein gemeinsames Leben ausgerichtet.

Eine Frau behauptet sich als Fischerin und lebt das harte Leben auf See neben harten Männern. Selbstbeweis, Freiheitsdrang und wohl auch ein paar zu viele männliche Hormone. Was treibt sie an, warum tut sie sich diese Drangsalen an? Wie hält sie das aus, täglich mit dem Fischschleim, Fischblut und dem beißenden Geruch beim Ausnehmen der glitschigen Fische, den vor Kälte und Salzwasser starren Händen? Zum Schlafen lediglich einen Schlafsack und einen Platz am Boden? Irgendwie ist sie in ihrem Freiheitsdrang voller Mut und Arbeitskraft, das habe ich bewundert. Aber ich kann es trotzdem nicht verstehen, denn ihre Kollegen sind wortkarg, rau und einfach harte Kerle.

Von diesem Roman habe ich mit anfangs noch faszinieren lassen, denn Lily ist eine extreme Figur mit großem Freiheitsdrang, couragiert und verwegen bei ihrem Arbeitseinsatz auf See. Ihr Charakter imponiert mir zunächst, doch ihr Leben erscheint mir nicht so frei wie sie es gern leben würde. Wo ist da die Freiheit, wenn man ständig den Zwängen an Bord des Trawlers unterworfen ist und ständig auf der Hut vor den männlichen Kollegen sein muss. Geht es ihr um die Anerkennung der Männer? So wie sie beschrieben wird, kann ich es nur erahnen.

Neben Lily werden die anderen Charaktere nur äußerlich abgewickelt. Mir fehlt die Tiefe durch Gedanken und der nähere Zugang zu anderen Figuren. Die Männer werden als hartgesottene Fischer dargestellt, grob, ständig trinkend und mit Träumen von einem Leben, dass sie wohl nie erreichen werden.

Was aber mein größter Kritikpunkt ist, der Schreibstil liegt mir einfach nicht. Er ist fast eine stetige Folge und Aufzählung von Vorkommnissen und Handlungsabläufen. Die Sätze sind sehr einfach, es wird viel bildhaft beschrieben, aber die Texte wirken teilweise wie abgehackt. Dabei wurde dieser Roman 2016 für den Prix Goncourt du Premier nominiert und ist mehrfach ausgezeichnet. Von der Sprache her bin ich richtig enttäuscht.

Interessant finde ich einige Abläufe an Bord, Deck schrubben, wie geht es in der Kombüse zu, die verschiedenen Fischarten und das Verarbeiten der Fische. Es gibt viele ekelhafte Szenen beim Töten und Ausnehmen der Fische. Auch der raue Ton an Bord ist gewöhnungsbedürftig, der depressive Beigeschmack zieht mich runter. Wieso hält man es als Frau an der Seite dieser Männer aus? Freiheit bedeutet doch auch andere Alternativen als zur See zu gehen.
Außerdem geht mir die ständige Sauferei der Männer auf die Nerven. Wie kann Lily es mit ihnen aushalten? Wo sind die Gespräche mit gleichgesinnten Partnern? Auch Jude ist irgendwie wie ein Tier beschrieben, Jack ein Volltrottel im Dauersuff.

Dieses Buch zieht mich neugierig an, stösst mich aber auch mit den Charakteren und Fischverarbeitungsszenen auch ab. Der zweite Teil zieht sich ziemlich, die Liebe zu Jude ist irgendwie sehr leer.

Von diesem Abenteuer einer Seefahrerin konnte ich mich nicht anstecken lassen. Freiheit kann man als Frau auch anders erleben.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Dieses Buch hat mich leider enttäuscht zurück gelassen! Die romantische Geschichte ging in der Spiritualität unter!

Ein Engel zum Verlieben
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Zu Beginn des Romans lernt man Ted und Angel kennen, erkennt wie unterschiedlich sie doch sind und freut sich auf ein sympathisches Paar. Dank etwas Humor und romantischer Annäherung war ich auch schnell ...

Zu Beginn des Romans lernt man Ted und Angel kennen, erkennt wie unterschiedlich sie doch sind und freut sich auf ein sympathisches Paar. Dank etwas Humor und romantischer Annäherung war ich auch schnell gefangen in der unterhaltsamen Geschichte der Beiden. Leider entwickelt sich der Roman dann jedoch in eine völlig andere Richtung. Es wird ein Lebensratgeber mit fraglichem Anspruch.

Der Autor baut einfach neben die Liebesromanze einen weiteren Handlungsstrang unter dem Überbegriff Lebensratgeber ein und plötzlich beschäftigt sich das Liebespaar mit Weisheiten des Lebens. Die frische Beziehung zwischen Ted und Angel plätschert weiter vor sich hin und Angel nimmt Ted als spirituellen Schüler auf. Damit verpufft der flotte Schwung der Romanze zu einer ziemlich esoterischen Geschichte, die von den Religionen der Welt, indianischer Traumdeutung und anderen Weisheiten vollgepackt wird. Diese Ansichten werden dann so ausführlich und buchfüllend weiter erzählt, dass es nur noch uninteressant und sehr ermüdend wirkt.

"Teds Lehrerin zu sein war eine gute Gelegenheit, um die buddhistische Tugend des Gleichmuts zu üben - dem Drang zu widerstehen, alle Erfahrungen als gut oder schlecht zu bewerten." Zitat Seite 114


Anfangs verfolgte ich noch die verschiedenen Religionsansätze und die gemeinsamen Spaziergänge des Paares in der wunderschönen Natur mit ihren Hunden, aber den Inhalten der Gespräche konnte ich nicht mehr viel abgewinnen. Es ist die Rede davon, wie man Schritt für Schritt seine Ziele verfolgt. Dem ist nichts entgegenzusetzten. Aber solche Halbweisheiten muss man nicht als Ratgeber ansehen.

Mich hätte aufgrund des schönen Erzählstils von Greg Kincaid die simple Liebesromanze mit der juristischen Aufklärung am Ende voll zufrieden gestellt. Leider machen die ganzen spirituellen Dinge und Ansichten über Gott und die Welt den Roman zu einer langweiligen Farce.

Hier wurde zu sehr versucht, der Liebesromanze einen esoterischen Stempel aufzudrücken. Es ist aber dadurch weder ein echter Lebensratgeber noch ein richtiger Liebesroman geworden. Wirklich schade!

Veröffentlicht am 24.11.2017

Langatmige Geschichte und fehlende Emotionen

Der Buchliebhaber
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Bei diesem Roman hat mich der historische Hintergrund um König Artus und den Heiligen Gral interessiert und ich erhoffte mir ein spannenden Einblick in die Suche nach einem kirchlichen Artefakt, in diesem ...

Bei diesem Roman hat mich der historische Hintergrund um König Artus und den Heiligen Gral interessiert und ich erhoffte mir ein spannenden Einblick in die Suche nach einem kirchlichen Artefakt, in diesem Fall das Buch der Ewolda.

"Der Buchliebhaber" ist ein Buch, das wie aus der Zeit gefallen wirkt. Ein Sprachstil mit Niveau und die Beschreibungen von Kirchgebäuden wie Hochaltar und Kreuzgang machen es zu etwas ganz besonderem. Und dennoch konnte es mich nicht überzeugen.

Der Autor hat den Roman in Kapitel eingeteilt, die eingeleitet werden durch Beschreibung von Teilen einer mittelalterlichen Kathedrale, wie Kreuzgang, Turm, Chor und weitere.

Charlie Lovett hat gut recherchiert, schreibt inhaltlich nachvollziehbar und flüssig und er lässt seine Liebesgeschichte zwischen Arthur und Bethany vor der Suche nach dem Buch der Ewolda entstehen und aufblühen.

Arthur ist ein trockener Bücherwurm, mittlerweile 40 Jahre alt und Single. Er wühlt sich durch die alten Manuskripte und lebt und arbeitet für die Bibliothek der Kathedrale von Barchester, sie ersetzt ihm Frau und Familie. Als Bethany, eine junge Amerikanerin, auftaucht, bringt sie Arthurs ruhiges Leben durcheinander. Sie möchte Teile der Bibliothek digitalisieren und sie damit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das ist für Arthur ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Bethany vermag ihn immer mehr zu überzeugen und genau diese Szenen mochte ich am liebsten lesen. Als schöne Liebesgeschichte mit Emotionen und gefühlvollem Tiefgang vermag der Roman nicht zu punkten. Es wird eher Wert auf die historischen Hintergründe gelegt und nicht auf die Figuren.

Durch Rückblenden erfahren wir vom damaligen Leben und Wirken in der Kathedrale im Mittelalter. Und so reiht sich Erkenntnis um Erkenntnis und das Rätsel Ewoldas wird Stück um Stück durch die Protagonisten Arthur und Bethany aufgeklärt. Das nimmt dem Buch allerdings die Spannung, denn diese Aufzählungen und Untersuchungen ziehen sich unheimlich in die Länge.

Auch wenn ich den Erzählstil mochte und die eingeschobenen Infos über Kirchengewerke interessiert verfolgt habe, so konnte mich das Buch nicht ohne Ermüdung unterhalten.


Trotz des interessanten Inhalts hat mir hier die Spannung gefehlt und die Emotionslosigkeit der Figuren hat mich gestört.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Oberflächlich, zu viel Drama und wenig Weihnachtsstimmung!

Winterhochzeit
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Nach "Winterglanz"und "Inselwinter" vervollständigt "Winterhochzeit" die Reihe von Elin Hilderbrand. Alle Romane verbindet die Familie Quinn, die sich in der kleinen Pension "Winter Street Inn" auf der ...

Nach "Winterglanz"und "Inselwinter" vervollständigt "Winterhochzeit" die Reihe von Elin Hilderbrand. Alle Romane verbindet die Familie Quinn, die sich in der kleinen Pension "Winter Street Inn" auf der Insel Nantucket zur Weihnachtszeit einfinden.


Das Buch wird kapitelweise aus der Sicht von verschiedenen Personen geschildert und jeder der Familie Quinn kommt zu Wort, egal, ob ehemalige Ehefrau oder neue Freunde. Das klingt interessant und birgt die Möglichkeit, jede Figur mit ihren persönlichen Wünschen, Stimmungen und Vorstellungen näher kennen zu lernen. Das hat aber leider nicht geklappt, zu viele Sorgen, Nöte und Partnerschaftswirrungen machen mir diese Familie nicht unbedingt sympathisch. Ich hatte keine Personenprobleme durch die Menge, eher vom Inhaltlichen her sagen sie mir nicht zu.
Ich mag Charaktere, die normal sind, kleine Ecken und Kanten haben und nicht zu übertrieben dargestellt werden. Hier wird Wert gelegt auf das Besondere und auf das Äußere. Ein Beispiel möchte ich nicht vorenthalten: da geht Ava zu einem Bewerbungsgespräch für einen Job, sie möchte Karriere machen, dazu trägt sie ein Kleid von Diane Fürstenberg und ein paar Manolo Blahniks. Ihre Mutter hat gerade ein Interview bei Ellen DeGeneres, eine der bekanntesten Fernsehmoderatorinnen Amerikas. Alles ist sehr oberflächlich gehalten und inhaltliche Themen gehen nicht in die Tiefe. Da ist die Kleidung wichtiger.


Bei diesem Buch hatte ich auf eine schöne, weihnachtlich angehauchte Geschichte gehofft. Leider konnten mich die vielen problembeladenen und sehr oberflächlichen Personen nicht erreichen. Viel Drama, seichte amerikanische Soapfiguren und ein Schneesturm, der ein wenig für Winterchaos sorgte. Mehr war es für mich leider nicht. Ich bin schlicht und einfach enttäuscht von der Handlung und den nichtssagenden Figuren. Allen Personen haften zuviele Dramen und Leid an, Tablettensucht, Gefängnisstrafe wegen Betrugs und der verschollene Sohn im Afghanistan-Krieg. Und eine Tochter, die gleichzeitig zwei Freunde hat, sich nicht entscheiden kann und schließlich den neu hinzugekommenen Freund mit offenen Armen empfängt. Keine Dokusoap würde ohne diese Dramen auskommen und es ist traurig, wenn sie jetzt auch schon in Büchern angelangt sind.


Wenn ein so kleines Buch mit so vielen Hauptfiguren überfrachtet wird, die reine Normalität nur durch die Erwähnung von Designer-Kleidung und Markenlabels zur Sprache kommt, Dekoration mit Stimmung verwechselt wird, dann bleibt mir nur ein Kopfschütteln übrig.

Reine Emotionen habe ich vermisst und auf einen Zugang zu den Charakteren habe ich vergeblich gehofft. Allein Margarets beruflicher Erfolg beim Fernsehen ist wohl allen zu Kopf gestiegen. Das einzige Positive was mir an dieser Familie gefallen hat, ist der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl. So nimmt das Ende denn auch einen guten Ausgang, natürlich gerade zu Weihnachten.


Für mich war das leider ein sehr enttäuschendes Buch. Weniger Personen und weniger Probleme wären schön gewesen. Die aufwändige Brautparty und die Traumhochzeitsvorstellungen überspannen die Normalität und passen nicht zu den grundsätzlichen Problemen und der Heile-Welt-Haltung überein. Die Charaktere erscheinen mir unpersönlich und flach, mehr als 2 Sterne kann ich leider nicht vergeben, sonst würde ich andere Autoren mit ihren Werken nicht genügend wertschätzen.